Wissen schafft Sprache   /     S3E7 Sprachenlernen auf den Füßen (Reihe: SprachGeschichten)

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Vokabellisten, Verbtabellen, Einsetzübungen. Für viele von uns sind das die einzigen (nicht so schönen) Erinnerungen an den Fremdsprachenunterricht in der Schule. Doch Sprachenlernen geht auch anders. Nämlich nicht am Schreibtisch, sondern auf den Füßen. Wie das geht und welche Sprachen sie so gelernt hat, erzählt uns heute Quantenphysikerin Yelena.

Subtitle
Duration
00:25:38
Publishing date
2022-12-27 07:00
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Contributors
  Verena Hofstätter
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Shownotes

Vokabellisten, Verbtabellen, Einsetzübungen. Für viele von uns sind das die einzigen (nicht so schönen) Erinnerungen an den Fremdsprachenunterricht in der Schule. Doch Sprachenlernen geht auch anders. Nämlich nicht am Schreibtisch, sondern auf den Füßen. Wie das geht und welche Sprachen sie so gelernt hat, erzählt uns heute Quantenphysikerin Yelena.

Yelena ist mit Englisch und Russisch aufgewachsen. Obwohl sie ihre gesamte Schullaufbahn auf Englisch durchlaufen hat, benutzt sie Russisch immer noch sehr oft – mit Familie, mit Freund*innen, mit Kolleg*innen. In der Schule hat Yelena außerdem Französisch als Fremdsprachen gelernt. Aufgrund ihrer vielen Reisen nach Brasilien kann sie mittlerweile auch Portugiesisch. Japanisch hat Yelena allerdings erst noch in den Zehen. Sie war zwar schon mehrmals in Japan, kann die Sprachen aber noch nicht sprechen. Auf Deutsch hat Yelena zuerst vergessen. Das musste sie nachträglich dazu malen. Das zeigt, wie selbstverständlich diese Sprache bereits für sie geworden ist. (Oder wie schlecht der Unterricht in der Schule war.) Dabei spricht Yelena nicht nur Hochdeutsch, sondern auch Dialekt.

Yelena ist ein alter Hase im Sprachenlernen. Sie weiß, dass man sich mit einer Sprache intensiv auseinandersetzen muss, um sie zu lernen. Doch in der Praxis sieht ihr Zugang zu neuen Sprachen ganz anders aus. Sie lernt mit Untertiteln im Fernsehen, Lernapps unterwegs und Musik. Das schult ihre Ohren und liefert ihr authentisches Sprachmaterial, mit dem das Lernen so richtig Spaß macht. Auch im Privatleben geht es mehrsprachig zu. Yelenas Partner ist nämlich gebürtiger Tiroler. Ihre Gespräche verlaufen irgendwo zwischen Hochdeutsch, Englisch und Dialekt. 

Deutsch ist nicht gleich Deutsch. Besonders deutlich hört Yelena die fehlende Aspiration im österreichischen Standard. Diese lässt die deutsche Sprache in Österreich für viele Ohren weicher klingen als die deutsche Sprache weiter im Norden. Aufgrund dieser und anderer Unterschiede wird das österreichische Deutsch, egal ob es sich um die Standardsprache oder eine der vielen regionalen Varietäten handelt, von Lai*innen häufig als Dialekt oder als rückständige Sprache eingestuft. Auf der anderen Seite wird es aber auch für sympathischer, höflicher und melodischer gehalten. Diese Melodie in der österreichischen Sprache erleichtert Yelena das Deutschlernen.

Was bedeutet Mehrsprachigkeit für dich?

Mehrsprachigkeit ist die Kraft des Ausdrucks. Sprachen haben auch Persönlichkeiten. Und wenn ich unterschiedliche Sprache spreche, habe ich unterschiedliche Persönlichkeiten. Mehrsprachigkeit bedeutet für mich, all diese Persönlichkeiten zu erleben und zu genießen.

Liebe Yelena, vielen Dank für diesen Einblick in dein Leben voller Sprachen. Ich freue mich sehr, dass Deutsch für dich bereits so selbstverständlich geworden ist, dass du ganz vergisst, dass du es sprichst.

Yelena findet ihr auf der Webseite des IQOQI Wien.
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Die Musik im Intro dieser Staffel stammt von lemonmusicstudio.