“Kein anderer Reporter wird in dieser Weise mit Unrecht und existenzieller Not konfrontiert wie der Gerichtsreporter. Wie soll er sich verhalten?“, fragt Sabine Rückert, vielfach preisgekrönte Kriminalreporterin der „Zeit“; und gibt in ihrem Workshop-Vortrag auch gleich die Antwort: Er soll sich einmischen. Er soll nicht zuschauen, wie „Unrecht im Namen des Volkes“ gesprochen wird, sondern soll Stellung beziehen - gegen Anwälte, die ihre Klienten im Stich lassen, gegen Gutachter, die lügen, Staatsanwälte, die einseitig ermitteln. So, wie sie sich eingemischt hat in den Fall Jörg Kachelmann, der in ihren Augen ein „Justizskandal“ zu werden drohte. „Es geht dem Gerichtsreporter immer wieder so wie einem, der sieht, dass sich ein Käfer in eine Pfütze verirrt hat. Er ist ja Reporter, er muss parteilos bleiben. Soll er warten, bis der Käfer ertrunken ist, oder soll er ein Stöckchen reinhalten und den Käfer rausholen? Das ist die Frage, vor der ich immer wieder stehe. Und ich habe mich entschieden, den Leuten, die mich um Hilfe bitten, zu helfen.“