"Die Bestattungsindustrie nimmt uns zu viel ab" - sagt Eric Wrede. Nachdem er zehn Jahre lang Musikmanager war, war es fĂŒr ihn Zeit fĂŒr etwas Neues. Heute ist er "Alternativer Bestatter" und will mit seinem Unternehmen "Lebensnah Bestattungen" dafĂŒr sorgen, dass man auch tatsĂ€chlich Abschied nehmen kann: zum Beispiel, indem man den Sarg selbst mit baut.
Wenn jemand stirbt, reiĂt das nicht selten eine LĂŒcke und lĂ€hmende Leere ins Leben â und bringt auch Ăberforderung. Was ist zu tun? Wer hilft einem? Was kostet das? Die Liste der zu regelnden Dinge ist schier unendlich. Was oft auf der Strecke bleibt dabei, ist das eigentliche Abschied nehmen: in aller Ruhe, im Stillen und nur fĂŒr sich.
Als Eric Wrede begann, sich ĂŒber seinen Neustart Gedanken zu machen, konnte er noch nicht ahnen, dass er einmal Menschen bestatten wĂŒrde. Es war Zeit fĂŒr einen Neustart, nachdem er zuvor zehn Jahre lang in einer ganz anderen Branche gearbeitet hat: er war Musikmanager und kĂŒmmerte sich bei Motor Music um Bands wie Selig, Polarkreis 18 oder Bodi Bill.
Und dann stand sie im Raum: die Frage, was einen abends eigentlich zufrieden ins Bett gehen lĂ€sst? Eric Wrede hatte eine lange Liste, aber kein Job wollte so recht darauf passen. Bis auf: Bestatter. âAlternativer Bestatterâ, genauer gesagt.
Nachdem er ein Jahr bei einem klassischen Beerdigungsinstitut mitarbeitet, fĂ€llt der Entschluss, etwas Eigenes zu machen. Am Ende dieses Prozesses steht âLebensnah Bestattungenâ:
Wir glauben fest daran, daà jeder Mensch eine eigene Persönlichkeit hat, die sich auch in seiner Bestattung widerspiegeln sollte. Und jeder Hinterbliebene hat das Recht sich in die Abschiednahme einzubringen und seiner Trauer Raum zu geben.
Sich einbringen, das Abschied-nehmen aktiv gestalten und Hinterbliebene mit einbinden (zum Beispiel, um den Sarg fĂŒr den Verstorbenen zu bauen), das will Eric Wrede schaffen â auch, indem er sich mit anderen vernetzt, die ebenfalls etwas verĂ€ndern wollen.
Was ihn an der Bestattungsindustrie stört, wie man Freunde einerseits und Familie andererseits zusammenbringt und was das alles kostet: Marcus Engert hat Eric Wrede bei âLebensnah Bestattungenâ besucht und mit Hugo Egon Balder darĂŒber gesprochen.
Alleine, dass wir uns abends bei einem Bier in der Kneipe darĂŒber unterhalten (...), da entsteht schon ein Wissen. Und wenn du das weiĂt, bist du schonmal rudimentĂ€r so ausgestattet, dass du dann ein paar Entscheidungen fĂŒr mich - und im besten Falle mit meiner Familie - treffen kannst.Eric WredefrĂŒher Musikmanager, heute Bestatter - empfiehlt, frĂŒh und unverkrampft mit guten Freunden ĂŒber die eigene Bestattung zu sprechen.Foto: Jule MĂŒller Gute Nachrichten - Alternative Bestatter - Eric Wrede und sein Lebensnah Bestattungenhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2015/09/gute-nachrichten-alternative-bestatter-eric-wrede-und-sein-lebensnah-bestattungen.mp3prĂ€sentiert die âGuten Nachrichtenâ.
âGute Nachrichtenâ â unter diesem Titel stellen wir jeden Mittwoch Projekte, Initiativen und Firmen vor, die etwas besser machen wollen. Arbeit verbessern, Wirtschaft und Moral in Einklang bringen, den Umweltschutz voranbringen, fair produzieren, nachhaltig wirtschaften oder kulturell bereichern.
Redaktion: Marcus Engert