Gute Nachrichten – detektor.fm   /     Gute Nachrichten | FlĂŒchtlinge in Deutschland: Vier Hilfsprojekte im Portrait - Weil Diskutieren nicht hilft

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Man kann lange ĂŒber die FlĂŒchtlingssituation diskutierten - oder selbst etwas tun. Das dachten sich die Menschen hinter "ankommen.eu", "chance for science", "refugees on rails" oder bei SAP. Vier Projekte, die helfen wollen, statt zu reden.

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2015-10-07 19:17
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Ob sie uns schaden oder bereichern, ob wir das schaffen oder nicht schaffen, ob die Politik der Bundesregierung hier richtig oder falsch ist: ĂŒber die FlĂŒchtlinge, die bei uns Schutz suchen, wird viel diskutiert. Manche halten sich nicht mit reden auf, und gehen mit Gewalt, Aggression und Zerstörung gegen die FlĂŒchtlinge vor – an schlechten Nachrichten mangelt es also nicht.

Wir wollten bei all den schlechten Nachrichten auch einmal ein paar Gute Nachrichten erzĂ€hlen – und Menschen und Projekte vorstellen, die sich nicht mit diskutieren aufhalten. Menschen, die entschieden haben, etwas zu tun. Vier Projekte haben wir herausgesucht (wie man weitere Projekte in ganz Deutschland finden kann, steht hier): Marcus Engert im GesprĂ€ch mit detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt.

Gute Nachrichten - Vier Hilfsprojekte fuer Fluechtlinge im Portraithttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2015/10/gute-nachrichten-vier-hilfsprojekte-fuer-fluechtlinge-im-portrait.mp3

Kleinanzeigen fĂŒr FlĂŒchtlinge: ankommen.eu

Waschmaschine, BĂŒgeleisen, Sofa, Fernseher: wer etwas ĂŒbrig hat, bietet das nicht selten im Netz als Kleinanzeige an. FlĂŒchtlinge, die nicht mehr in einer Erstaufnahmeeinrichtung sind, haben Bedarf an so ziemlich allem. Warum also diese beiden nicht zusammenbringen? Das ist der Gedanke hinter “ankommen.eu”.

ankommen.eu – Kleinanzeigen fĂŒr FlĂŒchtlinge.

Viele Annahmestellen und freiwillige Helfen sind mitunter seit Wochen bis an die Grenzen der Erschöpfung damit beschĂ€ftigt, Spenden zu sammeln, zu sortieren und zu verteilen. Vor allem die Logistik und die kleinteilige Sortierarbeit kosten Zeit und Nerven. Auch hier könnte die Plattform helfen: wenn Anbieter und BedĂŒrftige direkt miteinander in Kontakt kommen und die Übergabe selbst organisieren, braucht es weder Lagerraum noch Sortierhelfer.

Mit Moritz, einem der vier Köpfe hinter “ankommen.eu”, haben wir ĂŒber die Idee gesprochen. Im Interview erklĂ€rt er auch, wie “ankommen.eu” bald schon in ganz Deutschland verfĂŒgbar sein soll und wie man dabei mithelfen kann.

Gute Nachrichten - Moritz stellt das Hilfsprojekt ankommen.eu vorhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2015/10/gute-nachrichten-moritz-stellt-das-hilfsprojekt-ankommen.eu-vor.mp3

Programmieren lernen mit gespendeten Laptops: Refugees on rails

Auch beim zweiten Projekt, welches wir heute vorstellen, kommt der Laptop ins Spiel. Wenn der schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, oder der Weihnachtsmann einen Neuen bringt, kann der alte Laptop bald schon ganz konkret helfen.

refugees on rails – Gebrauchte Laptops fĂŒr FlĂŒchtlinge.

“Refugees on Rails” will Programmier-Kurse und Coding-Schulen fĂŒr FlĂŒchtlinge organisieren. Der Gedanke: sind die Grundlagen einmal gelegt, springt der Funke beim einen oder anderen vielleicht ĂŒber und sie werden Programmierer.

DafĂŒr aber brauchts Laptops – und die kann man dem Projekt spenden. Wenn man also einen ĂŒbrig hat, kann man den PC dort hinschicken oder von „refugees on rails“ abholen lassen. Alle Infos dazu gibt’s hier.


Behörden UND FlĂŒchtlingen helfen: eine IT-Lösung von SAP

Im dritten vorgestellten Projekt wird schon programmiert: von niemand geringerem als dem Softwareriesen SAP. Dort arbeitet man an einer IT-Lösung. Die soll helfen, die Erstregistrierung der FlĂŒchtlinge einfacher und schneller zu machen – auch, indem sich die FlĂŒchtlinge selbst registrieren können.

Eine IT-Lösung fĂŒr FlĂŒchtlinge UND Behörden – von SAP.

Das soll einerseits die Behörden entlasten, indem die FlĂŒchtlinge Stammdaten selbst bereitstellen. Gibt es schon Kontakte oder Angehörige in Deutschland? Welchen Schul- oder Berufsabschluss bringt ein FlĂŒchtling mit? Wie ist seine gesundheitliche Situation? All diese Informationen können von den Migranten selbst eingegeben werden und stehen Behörden auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene zur VerfĂŒgung. SAP erklĂ€rte auf unsere Anfrage, man arbeite an einem Prototyp, erfahre aber bereits “großes Interesse, vor allem auf Seiten der Landes- und Kommunalbehörden”.

Andererseits soll die Lösung aber auch FlĂŒchtlingen mit Informationen helfen. Wie lĂ€uft ein Asylverfahren hier ab? Wie werden die Menschen auf die BundeslĂ€nder verteilt – und wo gibt es welche AufnahmekapazitĂ€ten? Welche Hilfsangebote gibt es, z.B. fĂŒr Übersetzungen, Gesundheitsversorgung und zugehörige Öffnungszeiten? Aber auch praktische Hilfe wie Anleitungen fĂŒr den Bau einer Notunterkunft könnten in der App bereitgestellt werden.

SAP schrieb uns, man sehe sich als Unternehmen in der Verantwortung, bei der BewĂ€ltigung der FlĂŒchtlingskrise zu helfen: finanziell, integrationsfördernd und mit der Bereitstellung von IT-Lösungen. Die Mitarbeiter des Konzerns hĂ€tten 170.000 Euro gespendet, der Konzern habe diese Summe auf 840.000 Euro aufgestockt: “Das Resultat der Spendenaktion fĂŒr den SAP Solidarity Fund soll Integrationsprojekten in Deutschland zu Gute kommen.”, so eine Sprecherin. Außerdem wolle man durch Praktika fĂŒr FlĂŒchtlinge helfen: “Konkret werden wir in den kommenden 12 Monaten mindestens 100 FlĂŒchtlingen, die ĂŒber ein technisches Grundwissen verfĂŒgen, einen Praktikumsplatz in unserem Unternehmen vermitteln.”, erklĂ€rte die Sprecherin weiter.

Das alles mag man als PR abtun, oder auch nur als effektive Suche nach neuen FachkrĂ€ften – aber selbst wenn dem so sei: dass ein internationaler Konzern mit Mitarbeitern aus 80 LĂ€ndern auf diese Weise neue Talente und kulturelle Vielfalt ins Unternehmen holt, scheint nicht die dĂŒmmste Idee zu sein – fĂŒr alle Beteiligten.


Akademiker wieder zur Wissenschaft bringen: chance for science

Das Finale in unserer Vorstellungsrunde macht eine Art soziales Netzwerk fĂŒr Akademiker.

Als Wissenschaftler wĂŒhlt man sich mitunter jahrelang in ein Fachgebiet ein. Man wird Spezialist, vielleicht sogar zum Freak. Man trĂ€gt Spezialwissen in sich. Und man gibt dieses Wissen im akademischen Betrieb und in der Lehre auch an andere jĂŒngere Kollegen und Studenten weiter.

Chance for Science – fĂŒr geflohene Akademiker und Studenten.

FĂŒr Wissenschaftler auf der Flucht ist es besonders schwierig, ihr Talent und ihr Wissen weiter anzuwenden. Einmal abgeschnitten von Hochschule, Wissenschaftseinrichtungen und Bibliotheken bleibt ihnen zunĂ€chst oft nur die Erinnerung – und eine quĂ€lend lange Zeit voller Langeweile in den Erstaufnahmeeinrichtungen.

“Chance for Science” will hier helfen. Die Plattform will geflohenen Akademiker in Kontakt mit Akademikern hierzulande bringen, einfach mal wieder einen Besuch in der Bibliothek oder eine Vorlesung zu ermöglichen. Inzwischen ist das Projekt auch fĂŒr Studierende geöffnet.

Wie man dort mithelfen kann und was die Idee bewirken soll, hat uns die Initiatorin des Projekts, Prof. Carmen Bachmann, erklÀrt.

Gute Nachrichten - Carmen Bachmann stellt das Hilfsprojekt chance for science vorhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2015/10/gute-nachrichten-carmen-bachmann-stellt-das-hilfsprojekt-chance-for-science-vor.mp3

Redaktion: Marcus Engert


prĂ€sentiert die ‘Guten Nachrichten’.

“Gute Nachrichten” werden prĂ€sentiert von der GLS Bank – der ersten sozial-ökologischen Universalbank der Welt.


“Gute Nachrichten” – unter diesem Titel stellen wir jeden Mittwoch Projekte, Initiativen und Firmen vor, die etwas besser machen wollen. Arbeit verbessern, Wirtschaft und Moral in Einklang bringen, den Umweltschutz voranbringen, fair produzieren, nachhaltig wirtschaften oder kulturell bereichern.

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