Es ist etwas in Bewegung: was wir essen, wo das herkommt, was es uns wert ist - Lebensmittel-Aktivisten stellen Fragen wie diese, zunehmend und lauter werdend. Auch Hendrik Haase tut das mit wurstsack. com. Ein GesprĂ€ch ĂŒber Sinne, WertschĂ€tzung, Bewusstsein und die alte Frage: was essen?
Hendrik Haase ist gelernter Kommunikationsdesigner. Das ist insofern nicht unpraktisch, als dass er heute BĂŒcher, Videos, Performances, Fotos, Texte und Events macht. Manche nennen ihn Food-Aktivist â er selbst sagt, er sei âirgendwas zwischen KĂŒnstler, Designer und Lebensmittelaktivistâ.
FĂŒr unser Treffen wĂ€hlt Hendrik Haase die Markthalle Neun in Berlin. In Berlin gab es mal viele Markthallen, die meisten sind mittlerweile weg oder charmebefreit. Hier ist das nicht so. Und Hendrik wĂ€hlte diesen Ort, weil er wie ein Brennglas ist fĂŒr das, was Haase macht: er kĂŒmmert sich um Essen. Genauer: um unsere Beziehung zu unserem Essen.
Dass es mit unserer modernen Lebensmittelwirtschaft so ein paar Probleme gibt, das wissen mittlerweila ja die meisten. Was auf unseren Teller kommt, ist entweder moralisch bedenklich, weil dafĂŒr Mensch und/oder Tier geschunden wurden, gesundheitlich nicht eben förderlich, ökologisch zweifelhaft, Auswuchs einer bedenklich aufgeblĂ€hten Ăberversorgung oder schlicht dumm.
Man kann das alles wissen, mit wenig Aufwand sind alle diese Punkte der Suchmaschine des Vertrauens entlockt. Wenn Wissen also nicht unser Problem ist: was dann?
Die Antwort von Hendrik Haase wirkt auf den ersten Blick verwirrend: solches âneueâ Wissen, findet er, ist gar nicht unser Problem. Unser Problem ist: wir haben zu viel âaltesâ Wissen verloren. Wir wissen nicht mehr, wie unser Essen eigentlich entsteht, wie viel Arbeit es macht oder wie ein BĂ€cker, Metzger oder Bauer eigentlich arbeitet.
Und was wir auch verlernt haben: mit unseren Sinnen einkaufen â zugegebenermaĂen, im Discounter macht das auch wenig Sinn.
Mit Aktionen wie der âSauerkrautdiskoâ will der Mann hinter wurstsack.com das Ă€ndern. Food-Aktivisten wie er können kann nicht alle ErnĂ€hrungsprobleme lösen, das weiĂ Hendrik Haase auch â aber ein Bewusstsein dafĂŒr schaffen, dass die Lösung oft genug vor der eigenen HaustĂŒr liegt, das will er schon.
Ein GesprĂ€ch mit Hendrik Haase von wurstsack.com ĂŒber Sinne, WertschĂ€tzung, Bewusstsein, und die alte Frage: was essen?
Hendrik Haase sagt: eigentlich kann man alles essen - wenn man denn weiĂ, wie es entstand und wer es gemacht hat. Hendrik Haasemacht den wurstsack.com - und spricht hier auf der re:publica 2015.Helge Thomas / flickr (CC BY 2.0) Gute Nachrichten - Food-Aktivist Hendrik Haase im GesprĂ€chhttps://detektor.fm/wp-content/uploads/2015/09/gute-nachrichten-food-aktivist-hendrik-haase-im-gespraech.mp3prĂ€sentiert die âGuten Nachrichtenâ.
âGute Nachrichtenâ â unter diesem Titel stellen wir jeden Mittwoch Projekte, Initiativen und Firmen vor, die etwas besser machen wollen. Arbeit verbessern, Wirtschaft und Moral in Einklang bringen, den Umweltschutz voranbringen, fair produzieren, nachhaltig wirtschaften oder kulturell bereichern.
Redaktion: Marcus Engert