Hin und wieder Ă€rgere ich mich darĂŒber, wenn Menschen mit vermeintlich pferdefreundlichen Trainingsmethoden und positiver VerstĂ€rkung werben und fĂŒr nach meinem eigenen, heutigen VerstĂ€ndnis fast schon tierschutzrelevant handeln. Aber so dachte ich auch nicht immer, im Gegenteil. Gerade, wer den Weg des konventionellen Trainings gegangen ist, hat es nicht leicht, zu einem positiven Umgang mit dem Pferd zu gelangen, weil er an Altbekanntem festhĂ€lt â nicht immer ganz freiwillig. Und manchmal braucht es sogar mehrere [âŠ] Der Beitrag Wir sind âdie Anderenâ - Aus dem Tagebuch eines Umsteigers erschien zuerst auf Motionclick.de - Clickertraining und Zirkuslektionen mit Sylvia Czarnecki » Podcast Feed.
Sein Pferd zu lieben ist keine Frage der Trainingsmethode Hin und wieder Ă€rgere ich mich darĂŒber, wenn Menschen mit vermeintlich pferdefreundlichen Trainingsmethoden und positiver VerstĂ€rkung werben und fĂŒr nach meinem eigenen, heutigen VerstĂ€ndnis fast schon tierschutzrelevant handeln. Aber so dachte ich auch nicht immer, im Gegenteil. Gerade, wer den Weg des konventionellen Trainings gegangen ist, hat es nicht leicht, zu einem positiven Umgang mit dem Pferd zu gelangen, weil er an Altbekanntem festhĂ€lt â nicht immer ganz freiwillig. Und manchmal braucht es sogar mehrere AnlĂ€ufe, bis man âseinen Wegâ gefunden hat. SchlieĂlich gibt es jede Menge Stolpersteine und Argumente, die erst noch entkrĂ€ftet werden mĂŒssen. Ich möchte euch teilhaben lassen an unserer Entwicklung. Ich bin dankbar fĂŒr jeden einzelnen Stein, weil ich ohne jeden einzelnen heute nicht derart hinter meiner Ăberzeugung stehen könnte. Ich bin sicher, ihr findet euch an der einen oder anderen Stelle meiner ganz persönlichen âUmsteigerstoryâ wieder. Wer nicht lesen will, der kann ĂŒbrigens oben auf den âPlayâ Button oder âDownloadâ klicken und den AudioBlog hören  Aller Anfang ist schwer ⊠oder doch nicht? Vor fast 15 Jahren habe ich angefangen, mich mit dem Thema positive VerstĂ€rkung und Clickertraining zu beschĂ€ftigen. Als ich damals damit anfing, war dieses Thema in der Pferdewelt gerade in der FrĂŒhphase und fĂŒr mich genauso revolutionĂ€r wie unbekannt. Zwar habe ich immer schon, fĂŒr mein GefĂŒhl, positiv mit Pferden gearbeitet, aber wie die meisten hatte auch ich eine ganz konventionelle Reiter- und Reitschulkarriere hinter mir. Der Grund, warum ich letztlich nach weiteren Alternativen suchte, war mein hoher Leidensdruck: Mein neues Pferd funktionierte mit Druck einfach nicht. Und das, was ich davon sah und hörte, sprach mich an. Ich begann also mit dem Clicker zu arbeiten und war begeistert. Das Clickertraining eröffnete mir eine ganz neue Ebene des Pferdetrainings. Ich las, was mir in die Finger kam (und was es damals darĂŒber gab âŠ), diskutierte und tauschte mich aus, um all das Neugelernte gleich darauf auszuprobieren. Doch leider war meine Euphorie nicht von Dauer â wider erwartend lösten sich mit der Motivation meines Pferdes nicht alle Probleme in Luft auf! Trotzdem hielt ich an dem Konzept fest, bis die ersten, schwierigeren Probleme auftauchten. Das anfĂ€ngliche und nicht ganz abzustellende Betteln meines Pferdes störte mich nicht â auĂer die Male, in denen es eskalierte und mein Pferd mit geöffnetem Maul auf mich zusprang. Aber ich hatte ja schon lange mit Pferden zutun und wusste mein Pferd in seine Schranken zu weisen. WĂ€hrend ich ansonsten von auĂen immer eher belĂ€chelt wurde mit meinen Keksen, hatte in solchen Situationen jeder einen âguten Ratschlagâ fĂŒr mich. Leider kamen diese RatschlĂ€ge selten von Menschen, die sich mit dem Thema âpositive VerstĂ€rkungâ auskannten und so endeten diese Situationen zwar erfolgreich fĂŒr mich, nicht aber immer positiv fĂŒr mein Pferd. Hilfe vor Ort gab es nicht â nur eine Handvoll Leute versammelte sich im Internet und unterstĂŒtzte sich gegenseitig. Mehr Motivation durch Futterlob Vieles funktionierte gut â vor allem die Dinge, die wir nicht schon ĂŒber die âkonventionelle Artâ ĂŒber Druck erarbeitet hatten: Tricks und Zirkuslektionen, Stehenbleiben, Tierarztuntersuchungen⊠Bei allen anderen Dingen stieĂ ich immer wieder an meine Grenzen und griff auf die ĂŒblichen Mittel zurĂŒck: Druck und wenn es sein musste auch Strafe â schlieĂlich konnte ich ja auch nicht alles durchgehen lassen. Noch war mein Kaltblut klein, aber wenn er erstmal groĂ war⊠Der Druck durch auĂenstehende Kritiker machte es mir nicht immer leicht, auf meinem Standpunkt zu beharren und lieĂ mich durchaus auch mal auch daran zweifeln. Und so durchlebten wir Höhen und Tiefen des positiven Trainings und des konventionellen Umgangs. Als mein Pferd mitten in der Flegelphase steckte und ich mit meinem Latein am Ende war, s[...]
Sein Pferd zu lieben ist keine Frage der Trainingsmethode
Hin und wieder Ă€rgere ich mich darĂŒber, wenn Menschen mit vermeintlich pferdefreundlichen Trainingsmethoden und positiver VerstĂ€rkung werben und fĂŒr nach meinem eigenen, heutigen VerstĂ€ndnis fast schon tierschutzrelevant handeln. Aber so dachte ich auch nicht immer, im Gegenteil. Gerade, wer den Weg des konventionellen Trainings gegangen ist, hat es nicht leicht, zu einem positiven Umgang mit dem Pferd zu gelangen, weil er an Altbekanntem festhĂ€lt â nicht immer ganz freiwillig. Und manchmal braucht es sogar mehrere AnlĂ€ufe, bis man âseinen Wegâ gefunden hat. SchlieĂlich gibt es jede Menge Stolpersteine und Argumente, die erst noch entkrĂ€ftet werden mĂŒssen. Ich möchte euch teilhaben lassen an unserer Entwicklung. Ich bin dankbar fĂŒr jeden einzelnen Stein, weil ich ohne jeden einzelnen heute nicht derart hinter meiner Ăberzeugung stehen könnte. Ich bin sicher, ihr findet euch an der einen oder anderen Stelle meiner ganz persönlichen âUmsteigerstoryâ wieder.
Wer nicht lesen will, der kann ĂŒbrigens oben auf den âPlayâ Button oder âDownloadâ klicken und den AudioBlog hören
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Vor fast 15 Jahren habe ich angefangen, mich mit dem Thema positive VerstĂ€rkung und Clickertraining zu beschĂ€ftigen. Als ich damals damit anfing, war dieses Thema in der Pferdewelt gerade in der FrĂŒhphase und fĂŒr mich genauso revolutionĂ€r wie unbekannt. Zwar habe ich immer schon, fĂŒr mein GefĂŒhl, positiv mit Pferden gearbeitet, aber wie die meisten hatte auch ich eine ganz konventionelle Reiter- und Reitschulkarriere hinter mir. Der Grund, warum ich letztlich nach weiteren Alternativen suchte, war mein hoher Leidensdruck: Mein neues Pferd funktionierte mit Druck einfach nicht. Und das, was ich davon sah und hörte, sprach mich an. Ich begann also mit dem Clicker zu arbeiten und war begeistert. Das Clickertraining eröffnete mir eine ganz neue Ebene des Pferdetrainings. Ich las, was mir in die Finger kam (und was es damals darĂŒber gab âŠ), diskutierte und tauschte mich aus, um all das Neugelernte gleich darauf auszuprobieren.
Doch leider war meine Euphorie nicht von Dauer â wider erwartend lösten sich mit der Motivation meines Pferdes nicht alle Probleme in Luft auf! Trotzdem hielt ich an dem Konzept fest, bis die ersten, schwierigeren Probleme auftauchten. Das anfĂ€ngliche und nicht ganz abzustellende Betteln meines Pferdes störte mich nicht â auĂer die Male, in denen es eskalierte und mein Pferd mit geöffnetem Maul auf mich zusprang. Aber ich hatte ja schon lange mit Pferden zutun und wusste mein Pferd in seine Schranken zu weisen. WĂ€hrend ich ansonsten von auĂen immer eher belĂ€chelt wurde mit meinen Keksen, hatte in solchen Situationen jeder einen âguten Ratschlagâ fĂŒr mich. Leider kamen diese RatschlĂ€ge selten von Menschen, die sich mit dem Thema âpositive VerstĂ€rkungâ auskannten und so endeten diese Situationen zwar erfolgreich fĂŒr mich, nicht aber immer positiv fĂŒr mein Pferd. Hilfe vor Ort gab es nicht â nur eine Handvoll Leute versammelte sich im Internet und unterstĂŒtzte sich gegenseitig.
Mehr Motivation durch Futterlob
Vieles funktionierte gut â vor allem die Dinge, die wir nicht schon ĂŒber die âkonventionelle Artâ ĂŒber Druck erarbeitet hatten: Tricks und Zirkuslektionen, Stehenbleiben, Tierarztuntersuchungen⊠Bei allen anderen Dingen stieĂ ich immer wieder an meine Grenzen und griff auf die ĂŒblichen Mittel zurĂŒck: Druck und wenn es sein musste auch Strafe â schlieĂlich konnte ich ja auch nicht alles durchgehen lassen. Noch war mein Kaltblut klein, aber wenn er erstmal groĂ war⊠Der Druck durch auĂenstehende Kritiker machte es mir nicht immer leicht, auf meinem Standpunkt zu beharren und lieĂ mich durchaus auch mal auch daran zweifeln.
Und so durchlebten wir Höhen und Tiefen des positiven Trainings und des konventionellen Umgangs. Als mein Pferd mitten in der Flegelphase steckte und ich mit meinem Latein am Ende war, suchte ich nach weiteren Alternativen. Ich wollte weiterhin pferdefreundlich mit ihm umgehen â denn fĂŒr mein DafĂŒrhalten ging ich im Gegensatz zu anderen Pferdebesitzern wirklich nett mit meinem Pferd um â und kam so zum Natural Horsemanship. Und ich fĂŒhlte mich sooo verstanden. Auf einmal war mir klar, warum wir all diese Probleme hatten und ich fĂŒhlte mich im Recht, wenn ich mein Pferd maĂregelte und unter Druck setzte, denn das war doch natĂŒrlich und fair! Und grundsĂ€tzlich ist es natĂŒrlich auch fairer, Regeln aufzustellen, als einen âlaissez faireâ Umgang mit dem Pferd zu pflegen (Was ich im Ăbrigen auch heute noch so sehe â unabhĂ€ngig von der Trainingsform).
Und dann wurde es erstmal besser â mein Pferd gehorchte und ich wĂ€hnte mich in trauter Zweisamkeit. SchlieĂlich wurde ich zu einem guten FĂŒhrer fĂŒr mein Pferd! Und endlich hatte ich wieder âFreundeâ und Gleichgesinnte, Trainer und andere Pferdemenschen um mich, die mich ernst nahmen. Und unsere Kommunikation wurde âbesserâ. Zumindest klappten nach und nach auch schwierige und anspruchsvollere Lektionen, die ich zuvor nicht erarbeiten konnte. Und nun wurde ich nicht mehr belĂ€chelt, sondern unsere Leistung wurde endlich anerkannt. Das âkleine, dicke Kaltblut mit dem groĂen, dicken MĂ€dchen kann ja doch was!â.
Doch irgendwas störte mich immer wieder. Und so ganz wollte ich die âKeksereiâ auch nicht aufgeben. Also fĂŒtterte ich munter weiter und mixte mich durch den Dschungel der Trainingsmethoden. Und irgendwie stand ich irgendwann damit wieder alleine da â oder wahlweise auch einfach âzwischen den StĂŒhlenâ. Die einen sagten, die Kekse seien auch bloĂ eine âbessere Entschuldigungâ, aber keine positive VerstĂ€rkung. Die anderen erklĂ€rten ĂŒberzeugend âPferde fĂŒttern sich auch nicht!â und rieten mir, am besten gar nichts mehr aus der Hand zu geben⊠Tja und nun stand ich da in meinem Dilemma. Training ohne Futterlob? Ne, nicht mit mir⊠Dann doch lieber die âgute Seite der Macht!â und weiter Kekse verteilen.
GesprÀche unter Freunden
Und es klappte â schlieĂlich hat es ja schon mal geklappt! Und mein Pferd und ich erlebten einen ungeahnten Höhenflug. Mein Wissen aus dem Horsemanship und der Clicker waren fĂŒr uns eine gute Kombination. Naja, so ganz auf Druck konnte ich nicht in jeder Situation verzichten, manchmal ging es eben nicht ohne! Ganz, ganz selten musste es dann doch mal sein! Aber der Rest war positive VerstĂ€rkung â ganz ehrlich! (Glaubte ich jedenfalls auch weiterhin) Warum mein Pferd trotzdem immer wieder weg lief, wenn ich ohne Seil gearbeitet habe, konnte ich immer noch nicht verstehen. SchlieĂlich gab es doch bei mir die besten Leckerlis der Welt â und das auch noch reichlich. Bei anderen funktionierte das doch auch? Warum nicht bei mir? Vielleicht waren wir einfach nicht fĂŒr das Arbeiten ĂŒber reine positive VerstĂ€rkung gemacht? Vielleicht geht das einfach nicht mit jedem Pferd! Ich jedenfalls, gab immer mein Bestes, fĂŒr mein Pferd ein guter Mensch zu sein. Und trotzdem hatte ich den Eindruck, mein Pferd fĂŒhlte sich bei mir nicht immer wohl â warum sollte es sonst weglaufen. Ich war auch manchmal wĂŒtend! Wie undankbar war es doch, wo ich es doch so sehr liebte!
GlĂŒcklicherweise hatte ich jede Menge Leute um mich, die jede Menge Erfahrung auf dem Gebiet der âPferdedressurâ hatten und so nahm ich auch an Kursen teil, die mir versprachen â ganz ohne Zwang â aus mir und meinem Pferd ein gutes Team zu machen. Aber konsequent musste ich schon sein. Denn das, was ich und mein Pferd hatten, nannte sich âGentlemen Agreement!â â solange mein Pferd tun konnte, was es wollte, machte es mit. Aber wenn es schwierig wurde, brenzlig oder auch einfach nur anstrengend, dann entschied es selbst und lieĂ mich sprichwörtlich im Regen stehen und suchte das Weite. âDa muss man einmal drĂŒber weg arbeitenâ und âdurch den Druck gehenâ, damit diese Sache ein fĂŒr alle Mal geklĂ€rt war. Das habe auch mit Strafe nichts zu tun, sondern sei lediglich eine Korrektur und fĂŒr ein Pferd ganz normal und natĂŒrlich. Und ich klĂ€rte das! Ein fĂŒr alle Mal wollte ich dieses Thema beenden und mir den Respekt meines Pferdes verdienen und beweisen, dass ich Chef sein kann. Es dauerte 20 Minuten und viel SchweiĂ bis wir diese Diskussion beendet hatten und mein Pferd mir endlich auch frei folgte â âfreiwilligâ. Ich hĂ€tte weinen können vor GlĂŒck und alles war erstmal gut. Dankbarkeit â irgendwie jedenfalls â fĂŒr die Resozialisierung unserer kleinen 2-Pferde-Familie (also mich und mein Pferd).
Bei Seite geschoben waren zunĂ€chst all die Zweifel, ob es in Ordnung ist, mein Pferd unter Druck zu setzen. SchlieĂlich folgte mein Pferd mir, wohin ich auch ging. Und dieses hielt an â solange ich konsequent war und jeden Versuch meines Pferdes, sich zu widersetzen, auch tatsĂ€chlich unterbunden habe. Denn ranghohe Pferde sind immer konsequent und nur, wer angedrohte Konsequenzen im Ernstfall auch durchzog, dem konnte man vertrauen. Dabei ging es mir gar nicht darum, dominant zu sein. Und ĂŒberhaupt bedeutete Dominanz fĂŒr mich nur, dass ich ĂŒber das Wissen, die EntscheidungsfĂ€higkeit und auch die Erfahrung eines guten Managers verfĂŒgte, dem sich das Pferd ja sicher gern unterordnete. Und so richtig von Unterordnung konnte man ja auch nicht sprechen, schlieĂlich verkörperte ich die verbundenen QualitĂ€ten von Leitstute und Leithengst in einem â Vertrauen im Doppelpack quasi, das âĂberpferdâ sozusagen. NatĂŒrlich glaubte ich auch schon damals nicht, dass mein Pferd wirklich denkt, ich sei ein Pferd. Aber ich konnte ja zumindest ĂŒben, mich in FĂŒhrungsangelegenheiten und Körpersprache wie eines zu verhalten, damit es mich besser verstand.
Und ich dachte â und hoffte â so sehr, dass wir endlich angekommen waren in unserem sicheren Hafen der gemeinsamen Kommunikation. NatĂŒrlich bemerkte ich, dass mein Pferd manchmal unwirsch mit dem Schweif wedelte, die Ohren anlegte oder anderweitig seinen Unmut Ă€uĂerte â und eben nicht immer dableiben wollte. Aber er blieb dann doch, weil er es fĂŒr mich tat! Weil er mich respektierte! Und ĂŒberhaupt: ich muss fĂŒr meinen Unterhalt auch arbeiten und das macht mir nicht immer SpaĂ, gerade wenn es mich viel MĂŒhe kostete. Dem Pferd wird es genauso gehen, aber der SpaĂ, der kommt schon noch! Auch bei den Lektionen, die bisher einfach nur âanstrengendâ fĂŒr uns beide waren. Ich wollte doch so gerne auch so ein energetisches Kraftpaket, welches sich wie durch Zauberhand mit mir und ohne mich bewegte. Naja, wie schon gesagt, ich dachte und hoffte â und nichts Ă€nderte sich. Zwar musste ich keinen Druck mehr machen (das dachte ich jedenfalls), aber so richtig glĂŒcklich waren wir beide nicht mit dieser Lösung. Aber schon wieder etwas Ă€ndern? Noch mal zurĂŒck? Wie unglaubwĂŒrdig wĂŒrde ich mich damit machen. Wie enttĂ€uschend wĂ€re das fĂŒr alle, die von mir lernten. Und wie sehr wĂŒrde uns das wohl zurĂŒckwerfen. War es das wert? Ich zweifelte â an nahezu allem. An mir, an meinem Pferd, an meiner Erfahrung, an meinem Wissen⊠Ich hatte mich weiterentwickelt. Ganz sicher. Im Gegensatz zu meinen âJugendsĂŒndenâ war dies schon ein groĂer Fortschritt. Das musste man ja auch erstmal nachmachenâŠ
Und dann kam er, der groĂe Knall, der mich von meinem hohen Ross auf den Boden der Tatsachen zurĂŒckholte. Auf einmal war es wieder da, unser Problem: Hilfe, mein Pferd rennt weg (und ich bin zu blöd, es zu trainieren). GlĂŒcklicherweise war ich gerade auf einem Kurs und glĂŒcklicherweise war ich nicht die einzige, mit diesem Problem. Da hatte sich doch ein kleiner, frecher Haflinger den gleichen âScherzâ mit seiner Besitzerin erlaubt, die aber ebenfalls nicht in der Lage war, dieses Problem allein zu lösen, so dass der Trainer das Pferd in die Hand nahm und es fĂŒr sie lösen wollte. Eine gefĂŒhlte Ewigkeit widersetzte sich das Tier den FĂŒhrungsqualitĂ€ten und fand eine LĂŒcke in jeder Treibrichtung â bis es erkannte, dass es aussichtslos war, sich zu widersetzen und sich endlich unterordnete. Die zuvor gut gefĂŒllte Reithalle hatte sich um ein paar PlĂ€tze erleichtert, weil einige zuvor hoffnungsfrohe Zuschauer sich das Spektakel nicht bis zum Ende anschauen wollten oder konnten. Der Trainer betonte wĂ€hrend seiner seelenruhigen ErklĂ€rungen im âTanz mit der Bestieâ immer wieder, wie unfair es doch gegenĂŒber ihm sei, dass Ergebnis nicht abzuwarten. Ich kannte das Ergebnis schon: DAS, war nicht, was ich wollte. DAS war nicht meine Vorstellung von positivem Umgang. DAS war nicht meine Zukunftsvision unseres Zusammenseins. Und ganz sicher, war dies keine positive VerstĂ€rkung. Es war mein letzter Kurs bei diesem Trainer, der mein Pferd gern âCookiemonsterâ rief und der bis heute noch behauptet, mit positiver VerstĂ€rkung â aber ohne Futter â zu arbeiten.
Die meisten Probleme erfordern langfristige Lösungen
Der Kurs Ă€nderte vieles und brachte mir eine wichtige Erkenntnis: Nicht alles, was sich positiv anhört, ist es auch. Und er machte mir auch klar, dass mein Ausbildungsweg zukĂŒnftig ein anderer, nicht auf Druck basierter sein sollte. Ich fĂŒhlte mich schlecht. Lange. Ich machte mir VorwĂŒrfe und ich Ă€rgerte mich ĂŒber mich selbst. Ich bemitleidete mein Pferd fĂŒr den schlechtesten Menschen des diesseitigen Pferdeuniversums. Warum habe ich nicht auf mein BauchgefĂŒhl (und mein Pferd) gehört, sondern habe mich immer wieder bequatschen lassen? Warum konnte ich nicht fĂŒr uns einstehen und bin unter dem Druck von auĂen immer wieder eingeknickt? Und vor allen Dingen, warum habe ich das gar nicht so empfunden? War ich denn blind? Oder blöd?
Nach dieser Erkenntnis dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich tatsĂ€chlich ĂŒberzeugt war, dass dieser Weg, âpositive VerstĂ€rkungâ, fĂŒr uns funktionierte. Denn leider lassen sich alte Gewohnheiten nicht so leicht ablegen. Zu oft hatte sich âmein Fehlverhaltenâ schon fĂŒr mich gelohnt und ich tappte in die Falle â gedanklich und tĂ€tlich. Und meinem Pferd ging es ganz genauso! Wie oft hatte es sich schon gelohnt, wegzulaufen? Wie oft hatte es sich schon gelohnt ânicht zu funktionierenâ? Und nun hatte ich dem auch nichts mehr entgegenzusetzen â denn ich ahndete sein Fehlverhalten nicht, was uns zumindest kurz in ein anarchistisch anmutendes Chaos stĂŒrzte. Was mich spĂ€ter teuer zu stehen kam war nicht das Ausbleiben von unangenehmen Konsequenzen, sondern der Glaube, ich könnte einfach aufhören Druck zu machen, stattdessen belohnen und weitermachen wie bisher. Denn ohne Druck, gab es kein Verhalten â ĂŒber die Jahre habe ich mir ein waschechtes âCross-Over-Problemâ herangezogen. Durch das jahrelange Mischen von Belohnung (positive VerstĂ€rkung) und Druck (negative VerstĂ€rkung) konnte mein Pferd zwar eine Menge, aber ich kam nicht mehr dran. Stattdessen zog mein Pferd es vor â richtig â wegzulaufen, wenn es ihm zu viel/zu blöd/zu schwer/zu negativ belastet war â und lernte wieder einmal, dass sich dies lohnte. Ich konnte Verhalten nicht abrufen, wenn ich nicht wieder Druck anwenden wollte. Die Belohnung hatte durch die Kombination mit Druck ĂŒber die Jahre an Wert verloren und viele der Ăbungen, die mein Pferd frĂŒher quasi im Schlaf runterbeten konnte, beinhalteten âvergiftete Signaleâ, das heiĂt mit jedem Abruf, erinnert sich mein Pferd an die gemachten Erfahrungen und den Lernprozess. TatsĂ€chlich âLösenâ kann man dieses Problem nur, wenn man die Lektionen komplett neu erarbeitet und mit neuen Signalen belegt. Schwierig, wenn es um so simples Verhalten wie âam Seil von A nach B laufenâ geht und man mit seinem Pferd nicht einfach nur Zeit zuhause verbringen kann, sondern den Hof regelmĂ€Ăig auch verlassen muss. Und auch frustrierend. Und wieder könnte ich mich darĂŒber Ă€rgern, doch es hilft nichts, es ist wie es ist und am besten ist es, mit den Konsequenzen seiner Vergangenheit leben zu lernen. Und Geduld zu haben! Und vor allen Dingen: diesmal möglichst konsequent zu sein, im positiven Sinne. Das ist der Punkt, an dem wir heute stehen. Zumindest wenn ich meinem Pferd Glauben schenke. Aber wir sind auf einem guten Weg â zumindest glaube ich, mein Pferd dies sagen zu hören.
Eine gute Beziehung durch positive VerstÀrkung
Mit meinen Kunden trainiere ich schon lange auf positiver Basis und viele meiner âKundenpaareâ haben uns, zumindest was die ZuverlĂ€ssigkeit und Motivation angeht, in manchen Lektionen lĂ€ngst ĂŒberholt. Denn im Gegensatz zu mir, hatten sie Anleitung und jemanden, der die Fehler schon fĂŒr sie gemacht hat, damit sie diese nicht mehr selbst machen mĂŒssen. Jemand der weiĂ, dass âDruckâ nicht funktioniert, um glĂŒckliche Pferde zu bekommen. Und das âweniger Druckâ nicht âmehr freiwilligâ bedeutet. Dazu kommt das mittlerweile groĂe Ausbildungsangebot und eine wachsende Community an Pferdebesitzern, Trainern und Pferdefreunden, die der Vorgabe des konventionellen Trainingsmodelles trotzen und sich stetig weiterbilden und gegenseitig unterstĂŒtzen. Wer gleich richtig anfĂ€ngt, hat es besonders leicht â leichter jedenfalls, als Umsteiger. Denn die Vergangenheit kann man nicht ungeschehen machen. Leider gibt es keinen Reset-Knopf und auch keine RĂŒckspultaste. Das Haus kann man AbreiĂen, aber das Fundament und der Grund, auf dem es stand, der bleibt. Man kann darauf aufbauen, aber diesmal gibt es keine AbkĂŒrzung, sondern nur ehrliche Handarbeit in Eigenregie. Bis wir da sind, wo wir mal hinwollen, wird es dauern. Vielleicht ein Leben lang. Aber wie sagt man so schön? Der Weg ist das Ziel. Trainerpferde sind eben gute Lehrpferde, aber keine Vorzeigepferde, weil sie die eigenen Fehler in jeder Entwicklungsphase ausbaden mĂŒssen.
Und auch wenn es schwer war und ist, auch wenn ich Fehler gemacht habe und ich heute den Kopf ĂŒber mich schĂŒttle, bin ich tatsĂ€chlich dankbar dafĂŒr, all diese Erfahrungen gemacht zu haben. Ohne diese Geschichte wĂ€re ich heute nicht da, wo ich bin. Weder persönlich, noch beruflich! Ohne diese Erfahrung gemacht zu haben könnte ich heute nicht voller Ăberzeugung sagen, dass der Weg, den ich gehe, der richtige (fĂŒr mich) ist. Wenn ich mit meinen SchĂŒlern ĂŒber Trainingsmethoden spreche, kann ich heute mit gutem Gewissen und voller Ăberzeugung sagen, warum ich heute einen anderen Weg wĂ€hle. Und ich verstehe jeden Zweifler und Verzweifelten so gut, denn mir ging es genauso! Ich kenne all dies nicht nur aus der Theorie, sondern aus der RealitĂ€t in der Praxis.
Und obwohl ich genau weiĂ, wie es ist, wenn man einer âder Anderenâ ist, erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich mich Ă€rgere oder aufrege, wenn Menschen in meinen Augen unfair mit ihren Pferden umgehen. Und manchmal passiert es mir auch, dass ich meine Klappe nicht halten kann und dies auch kund tue (um es meist kurz darauf wieder zu bereuenâŠ). Und ich frage mich, warum dies so ist, wo ich doch meine Energie so viel sinnvoller investieren kann. Ich glaube, es regt mich deshalb so auf, weil ich mich selbst in diesen Leuten wiedererkenne. DarĂŒber, dass sie in die gleiche Falle tappen, wie ich einst â wohlwissend, wie anmaĂend es ist, darĂŒber zu entscheiden, was fĂŒr jemanden richtig oder falsch ist. Aber damals zu wissen, was ich heute weiĂ, hĂ€tte mir und meinem Pferd so viel erspart, was ich auch anderen gerne ersparen möchte. Und wenn ich dann schimpfe und kritisiere, hinweise und anprangere, fechte ich eigentlich meinen eigenen, inneren
Stillstand ist RĂŒckschritt â Gemeinsam in eine positive Zukunft blicken
Kleinkrieg mit meinem Gewissen aus. Doch meistens gelingt es mir inzwischen, VerstĂ€ndnis zu haben und zu lĂ€cheln. Denn ich weiĂ, jeder ist auf der Suche und geht mit seinem Pferd so um, wie er es fĂŒr sich UND sein Pferd am besten hĂ€lt und ist dabei felsenfest der Ăberzeugung, es sei richtig. SchlieĂlich habe ich â bei all dem âMistâ den ich veranstaltet habe â auch immer das Beste fĂŒr mein Pferd gewollt. Und wer glaubt, er tut das richtige, will auch nicht ĂŒberzeugt und schon gar nicht missioniert werden! Ganz zu schweigen davon, dass man niemanden vom Gegenteil ĂŒberzeugt, indem man ihn verurteilt oder anprangert. Und ich wĂŒnsche all diesen Leuten, dass sie irgendwann dort ankommen, wo sie hinwollen! Denn die beste Ăberzeugung ist es, die Erfahrung selbst zu machen. Und vielleicht trage ich mit meiner Arbeit ein klein wenig dazu bei, sie auf ihren eigenen Weg mit Pferden zu bringen. Vielleicht bin ich sogar der Stein, der die Sache ins Rollen bringt.
Und etwas ist immer noch genau wie damals, hat sich bis heute nicht geĂ€ndert: Ich bin immer noch stets auf der Suche, ein besserer Mensch fĂŒr mein Pferd zu sein, wie so viele andere auch. Ich lerne tĂ€glich dazu. Ich glaube auch heute, dass ich dies ganz gut hinbekomme â meistens jedenfalls (das Lernen, das Glauben und auch das Sein). Und weil dies so ist, sollten wir alle respektvoll und vorurteilsfrei miteinander umgehen, auch, wenn wir wissen, dass bei unserem GegenĂŒber unserer Meinung nach noch sehr viel pferdefreundliches Entwicklungspotential besteht. Wir wissen es nicht besser, bis wir es besser wissen. Das beste Argument ist es, mit gutem Beispiel voran zu gehen, unbeirrt vorzuleben, wovon man ĂŒberzeugt ist. Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollten wir versuchen, VerstĂ€ndnis und Respekt fĂŒreinander aufzubringen, denn auch wir waren bestimmt irgendwann einmal âdie Anderenâ.
Der Beitrag Wir sind âdie Anderenâ - Aus dem Tagebuch eines Umsteigers erschien zuerst auf Motionclick.de - Clickertraining und Zirkuslektionen mit Sylvia Czarnecki » Podcast Feed.