zurPolitik.com   /     Nicht fürchten: Roboter machen bald jeden Zweiten arbeitslos

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Müssen wir nicht mehr arbeiten oder haben wir keine Arbeit mehr? Roboter stellen uns vor diese Frage.

Subtitle
Bis 2045 wird jeder zweite Mensch ohne Arbeit sein und Roboter sind Schuld daran
Duration
00:04:52
Publishing date
2016-02-14 11:49
Link
http://zurpolitik.com/2016/02/14/11806/
Deep link
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Contributors
  Tom Schaffer
author  
Enclosures
http://zurpolitik.com/podlove/file/1/s/feed/c/podcast/20-wir-und-die-roboter.mp3
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Shownotes

Bis 2045 wird jeder zweite Mensch ohne Arbeit sein und Roboter sind Schuld daran. Die Automatisierung und immer schnellere Entwicklung der Robotik und künstlichen Intelligenz wird sich im nächsten Vierteljahrhundert zu einem zentralen Thema entwickeln, sagen Experten gegenüber der Onlineplattform Geekwire.

Fertigungsmaschinen, selbstfahrende Autos und sogar Sex-Roboter könnten zahlreiche Menschen aus ihren Jobs drängen und ganze Berufssparten an sich reißen. Massenverarmung und gewaltsame Aufstände könnten die Folge davon sein, warnt der eine oder andere Kommentator.

Es sind spannende Prognosen, ich teile allerdings den pessimistischen Unterton nicht.

Roboter auf Eroberungskurs

Ja, Roboter werden wohl viele Jobs übernehmen, die heute noch Menschen ausführen. Ja, es werden deutlich mehr Arbeitsplätze wegfallen, als durch die Roboter entstehen.

Aber: In den allermeisten Fällen ist das auch sinnvoll so. Automatisierter Autoverkehr hat etwa das Potenzial, viele Tonnen CO2 zu sparen, das Fahrzeugaufkommen drastisch zu reduzieren, den Menschen damit mehr Bewegungsraum zurückzugeben und viele, viele Unfalltode zu vermeiden. Dabei wird man die autonomen Pkw-Flotten natürlich auch gegen Cyberangriffe absichern müssen. Jede Technologie hat auch ihre dunklen Seiten.

Aber wie mit der Arbeitslosigkeit umgehen? Zuerst wird es Fertigungstätigkeiten in diversen Industrien treffen, tut es auch bereits. Sieht man sich an, was heute schon in Entwicklung ist, wird aber kaum eine Berufssparte sicher sein. An einigen Orten wird man vermutlich versuchen, mit Maschinensteuern oder anderen restriktiven Maßnahmen dagegen zu halten. Nur das ist ein Irrweg, der die Entwicklung höchstens etwas verzögert und letztlich jenen Vorteilen bringt, die sich auf den Wandel einlassen, statt ihn zu bekämpfen.

Credits: CC0/Public Domain

Vollbeschäftigung hat sich überlebt

Große Teile der Bevölkerung verarmen zu lassen, kann freilich kein Zukunftsmodell sein. Erst recht nicht, wenn auf der anderen Seite die Produktivität vieler Unternehmen durch die Roboter drastisch ansteigen wird.

Ich sehe hier eigentlich nur eine langfristige Lösung: Das Vollbeschäftigungs-Dogma muss fallen. Es ist schon heute vielerorts, wo die Arbeitslosigkeit offiziell noch niedrig ist, ein wackeliges Kartenhaus. Was etwa Deutschlands Beschäftigungszahlen stark kaschiert, ist ein sich stetig ausdehnender Niedriglohnsektor. Arbeit, von deren Ertrag die Ausübenden kaum über die Runden kommen. Auch das ist, wie eine Maschinensteuer, nicht mehr als die Verzögerung einer Entwicklung.

Daher begrüße ich jede politische oder private Initiative, die mit Modellen wie einem bedingungslosen Grundeinkommen experimentiert. Solche Ideen könnten viel mehr Wirkung entfalten, als Menschen ohne Arbeit eine würdige Teilhabe an der Gesellschaft zu erlauben oder Erwerbstätigen mehr Spielraum bei der Jobwahl zu geben.

Chancen

Wenn “traditionelle” Arbeitsplätze wegfallen, bleibt den Menschen so die Chance, sich selber zu entfalten, ihre eigenen Interessen zu erforschen und schließlich unternehmerisch tätig zu werden. Mit dem menschlichen Einfallsreichtum wird kein Roboter je konkurrieren können.

Neben der Entstehung neuer Berufe, die wir heute noch gar nicht kennen, könnte so auch die Kunst aufblühen. Denn wer nicht arbeitet, trägt dann vielleicht einfach mit seinem musikalischen, schreiberischen oder bildnerischen Talent zur Gesellschaft bei. Ganz ohne einen dicken Plattenvertrag oder überregionale Bekanntheit zu brauchen, um überleben zu können.

Das Szenario verarmender Menschenmassen und bürgerkriegsartiger Zustände ist allerdings nicht vom Tisch. Denn die Politik in vielen Ländern scheint nur noch in kurzen Zeitabständen zu denken und auf Entwicklungen zu reagieren, statt proaktiv zu handeln. In der Roboterfrage gibt es wohl noch ein paar Jahre Spielraum. Doch je früher man sich vorbereitet, desto geringer wird der gesellschaftliche Preis sein, den der Wandel verlangen wird.

Links und Lesetipps zum Thema:
Geekwire
Mein Grundeinkommen (deutsche Initiative)
Federico Pistono – Roboter stehlen deinen Job, aber das ist OK (Amazon)

Der Podcast kann alternativ auch über Soundcloud angehört werden. Intro und Hintergrundmusik stammen von bensound.com.

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