KonScience (MP3)   /     KNS025 – Flucht nach vorn in die Botanik

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Es war "Sommer", doch die Wissenschaft stand nicht still! Wir haben wieder ein paar der neuen Erkenntnisse fĂŒr euch herausgepickt. Diesmal behandeln wir eine Studie, die beschreibt, wie man computergenerierte Musik menschlicher machen kann, und wie man jetzt Vanillin - die Hauptkomponente des VanillegewĂŒrzes - mit Hilfe von Hefe produzieren kann. Weiterhin geht es um das Alter des Rezeptes fĂŒr die Mumifizierung im alten Ägypten und auch mal wieder ein wenig Genetik: das Eukalyptus-Genom wurde sequenziert! Außerdem: wie magnetische Stimulation das GedĂ€chtnis verbessert, wann der Mars seine AtmosphĂ€re verloren hat. Zwei weitere Studien beschĂ€ftigen sich mit Afrika: einmal geht um die evolutionĂ€ren HintergrĂŒnde der PygmĂ€envölker, und in einer anderen erklĂ€rt Katrin die Produktion des neuen Medikamentes gegen das Ebola-Virus. Viel Spaß beim Hören!

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Musiktheorie — SynBio-Vanille — Mumien — Eucalyptus-Genom — Transcraniale magnetische Stimulation — MarsatmosphĂ€re — PygmĂ€en — Ebola
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01:56:05
Publishing date
2014-09-20 11:00
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Sendungsnotizen

Fehlerhaft und trotzdem schön

  • Holger Hennig (2014) Synchronization in human musical rhythms and mutually interacting complex systems (Proceedings of the National Academy of Sciences) DOI: 10.1073/pnas.1324142111
  • Menschen bevorzugen von Menschen gemachte Musik gegenĂŒber der von Computern generierten, und womöglich wegen der kleinen Fehler, die wir machen. Womöglich kein Mensch kann einen perfekten beat halten.
  • Es gibt Programme, die zufĂ€llig kleine Fehler einbauen, um Musik menschlicher zu machen. Aber sind diese Fehler zufĂ€llig? Nö.
  • Die Fehlerchen, die Menschen beim musizieren machen, weisen Muster auf, und sind zeitlich korreliert. Jetzt hat jemand dasselbe fĂŒr die Interaktion zweier Musiker (und auch Musiklaien) nachgewiesen.
  • Zwei gemeinsam musizierende Menschen synchronisieren nicht nur ihren beat, sondern zeigen eine cross-correlation zwischen ihren kleinen Variationen vom beat, Ă€hnlich wie es schon fĂŒr einzelne Musiker gezeigt wurde.
  • Skalenfreie Korrelation der Variation wurde auch anderswo in der Natur beobachtet: HerzschlĂ€ge, VögelschwĂ€rme, Finanzmarkt, EEG-Signale -> Kollektivverhalten
  • Dann hat der Autor auch noch einen Algorithmus gebastelt, der perfekte beats vermenschlicht, in dem er Fehlerchen nicht randomisiert einbaut, sondern beruhend auf den gefundenen Korrelationen. Klingt wohl besser.
  • Das Modell ist auch als Plugin fĂŒr die ein oder andere Audiosoftware verfĂŒgbar: Humanizer

SynBio-Vanille jetzt aus Zucker statt aus SÀgespÀnen

SchlÀge auf den Hinterkopf sind jetzt out

  • Wang et al. (2014). Targeted enhancement of cortical-hippocampal brain networks and
    associative memory. Science 345 , 1054.
  • Magnetpulse (transcranial magnetic stimulation, oder TMS), gezielt gerichtet auf bestimmte Hirnregionen scheinen gewisse Effekte auszulösen, vor allem eine Verbesserung der Erinnerungsleistung
  • Keiner weiß, wie es funktioniert, aber man hat mal begonnen, die Auswirkungen zu erforschen.
  • 16 gesunde Personen machen einen GedĂ€chtnistest, und man bestimmt die Position ihres Hippocampus (Teil des Gehirns, der mit dem GedĂ€chtnis in Verbindung gebracht wird).
  • Anschließend 5 Tage lange jeden Tag 20 min Behandlung mit TMS
  • Nach einem Tag folgt ein erneuter Test, und die stimulierten Personen waren plötzlich 20-25% besser als zuvor!
  • Als nĂ€chstes wird der Versuch mit Personen gemacht, die sich im Anfangsstadium einer neurodegenerativen Krankheit wie Alzheimer befinden

Eucalyptus-Genom

  1. Stressantwort => dadurch hohe AnpassungsfÀhigkeit?
  2. Holzproduktion (Cellulose, Hemizellulose & Lignin); 5 neue Holz-bildende Enzymkandidaten => getrennte Evolution und Spezialisierung der duplizierten Genkopien?
  3. Phenylpropanoid– & Terpen-Produktion=> Aroma- & Bitterstoffe => SchĂ€dlingsabwehr
  • Muster: tandem-duplizierte Gene korrellieren mit superlativen PhĂ€notypen
  • Aber: Ethischer, umweltfreundlicher Einsatz von Grundlagenerkenntnissen bei schon etabliertem Monokulturanbau & industrieller Anwendungen möglich?

Noch schrumpeligere Mumien

  • Jana Jones, Thomas F. G. Higham, 
 Stephen A. Buckley (2014) Evidence for Prehistoric Origins of Egyptian Mummification in Late Neolithic Burials (PLoS ONE) DOI: 10.1371/journal.pone.0103608
  • Mumifikation (natĂŒrlich ablaufend) vs. Mumifizierung (durch den Menschen begĂŒnstigt/herbeigefĂŒhrt)
  • Mumifizierung im Alten Ägypten wurde seit dem Alten Reich durchgefĂŒhrt und war vorher (so meinte man), unbekannt (~2700-2200 vor Christus). Die Mumifizierung hĂ€ngt stark mit dem Glauben der alten Ägypter zusammen.
  • Forscher haben jetzt die LeinentĂŒcher von Mumien untersucht, die aus der gleichen Region, aber aus noch Ă€lteren Perioden stammen.
  • Methoden: Mikroskopie, C-Datierung, TD-GC-MS (thermal desorption gas chromatography MS), Py-GC-MS
  • Scheinbar wurde die Mumifizierung & Einbalsamierun schon >1500 Jahre vor der Kultur des Alten Reiches durchgefĂŒhrt, und mit Ă€hnlicher Rezeptur fĂŒr die BalsamflĂŒssigkeiten, in denen man die Bandagen getrĂ€nkt hat: Pflanzenstoffe, Tierfette, Harze, natĂŒrliches Erdöl, 

  • Zwischen den beiden untersuchten Perioden gab es einen Rezepturwechsel, der zeitlich mit Kulturwechsel und Klimawandel im Mittelmeerraum zusammenfĂ€llt (Übergang zur Sesshaftigkeit).
  • Damit muss die Entstehung eines essentiellen Teiles der altĂ€gyptischen Kultur ~1500 Jahre nach vorne verlegt werden
  • Ägyptologie-Podcast: Egyptian History (Feed)

Wasser, WĂ€rme und Verwirrung auf dem Mars

  1. unregelmĂ€ĂŸiges, schwaches Magnetfeld schĂŒtzte nicht vor Sonnenwind
  2. Kollision/Einschlag
  3. Verdampfen aufgrund geringer Anziehungskraft
  • Mars Reconnaissance Orbiter & High Resolution Imaging Science Experiment zur Identifizierung & Vermessung alter, kleiner Krater => kleinste 10% sind 50m
  • Modellierung von Masse der LuftsĂ€ule, Einschlagsenergie der Meteoriten etc. => obere Grenze: 2bar => zu dĂŒnn fĂŒr langanhaltendes feucht-warmes Treibhaus
  • Aber (Dank an Karl!): Gibt bessere Messmethoden.

Klein, oho, und konvergent

  • George H. Perry, Matthieu Foll, 
 Luis B. Barreiro (2014) Adaptive, convergent origins of the pygmy phenotype in African rainforest hunter-gatherers (Proceedings of the National Academy of Sciences) DOI: 10.1073/pnas.1402875111
  • Kleinwuchs im Menschen scheint vor allem in JĂ€ger/Sammler-Kulturen im Regenwald zu entstehen. Man vermutet, dass in einer kleinen Statur ein adaptiver Vorteil liegt, da er mindestens zweimal unabhĂ€ngig entstanden ist (konvergente Evolution).
  • In dieser Studie wollten die Autoren herausfinden, in welchen Genomregionen die kleine GrĂ¶ĂŸe festgeschrieben liegt, und herausfinden, in wie weit natĂŒrliche Selektion einen Einfluss auf die Statur dieser Völker hatte.
  • Sequenzierung der Genome eines PygmĂ€envolkes aus dem östlichen Zentralafrika (169 Batwa), sowie rĂ€umlichnahegelegenen landwirtschaftlichem Volk (61 Bakiga)
  • Anschließend folgte ein Vergleich mit 74 Genomen der Baka, einem PygmĂ€envolk aus dem westlichen Zentralafrika
  • (1) Der afrikanische PygmĂ€en-Phenotyp hat einen genetischen Ursprung (je mehr Bakiga eingekreuzt war, desto grĂ¶ĂŸer waren die Batwa)
  • (2) Der PygmĂ€enphenotyp der Batwa ist polygenisch, da 16 Genomregionen immer wieder in den Analysen aufgetaucht sind
  • (3) Der PygmĂ€enphenotyp der Batwa ist wahrscheinlich adaptiv, da die Unterschiede zu anderen Völkern fĂŒr diese 16 Genomregionen sehr viel höher ist als fĂŒr andere
  • (4) Zumindest teilweise konvergente Evolution des PygmĂ€en-Phenotyps in Zentralafrika. Das bedeutet, dass Kleinwuchs fĂŒr solche Völker tatsĂ€chlich adaptiv zu sein scheint!

Mit Tabak gegen Ebola

  1. Antikörpergene (plus Translokationssequenzen) in Mosaikvirus => normale Infektion der Tabakpflanzen und stabile Integration => Ab-Expression & -aggregation
  2. Vakuum-unterstĂŒtze Agroinfiltration von Tabakpflanzen mit 2 transformierten Agrobacterium tumefaciens Linien => transiente Expression der Antikörperketten, Faltung durch Chaperone &

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00:08:37.954 SynBio-Vanille jetzt aus Zucker statt aus S€Ãgesp€Ãnen
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00:24:21.425 Schl€Ãge auf den Hinterkopf sind jetzt out
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00:35:27.092 Eucalyptus-Genom
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00:53:51.156 Noch schrumpeligere Mumien
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01:03:10.601 Wasser, W€Ãrme und Verwirrung auf dem Mars
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01:21:25.273 Klein, oho, und konvergent
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01:32:03.768 Mit Tabak gegen Ebola
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