Die Anachronistin   /     #40 - Zwei Sommer in Amsterdam. Teil 2

Description

Im September 1938 kommen zwei weitere Jugendliche in Amsterdam an. Heinz S.* genannt "Lux" und sein Freund Bruno Ciepiela genannt "Bruzzi". Die beiden jungen MĂ€nner sind damals zwischen 17 und 19 Jahre alt. Und zumindest Bruzzi scheint ein ziemlich verschlagenes Kerlchen zu sein ...

Subtitle
Verfolgungsgrund HomosexualitÀt
Duration
897
Publishing date
2018-09-26 17:32
Link
https://www.die-anachronistin.de/40-zwei-sommer-in-amsterdam-teil-2/
Contributors
  Nora Hespers
author  
Enclosures
https://cdn.podigee.com/media/podcast_1554_die_anachronistin_episode_39_40_zwei_sommer_in_amsterdam_teil_2.mp3?v=1537983126&source=feed
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Shownotes

Verfolgungsgrund HomosexualitÀt

Im September 1938 kommen zwei weitere Jugendliche in Amsterdam an. Heinz S.* genannt “Lux” und sein Freund Bruno Ciepiela genannt “Bruzzi”. Die beiden jungen MĂ€nner sind damals zwischen 17 und 19 Jahre alt. Und zumindest Bruzzi scheint ein ziemlich verschlagenes Kerlchen zu sein.

Denn die beiden mĂŒssen nicht etwa deshalb fliehen, weil sie in Deutschland als BĂŒndische verfolgt werden. Die beiden fliehen, weil Kollege Bruzzi im Siemenswerk lange Finger gemacht hat. Das zumindest erzĂ€hlt Heinz S. der Gestapo in einem Verhör vom 11. Oktober 1940, nachdem er in Amsterdam festgenommen wurde. Seine Akten liegen denen von Selma Meyer bei. Er beschreibt den Grund fĂŒr die Flucht wie folgt:

"Mit Bruno Ciepiela bin ich seit langen Jahren befreundet. Er wohnte im Hause meiner Eltern. Im Laufe der Zeit wurden wir enge Freunde.

Vor ca. 2 Jahren stahl Ciepiela auf dem Werksportplatz der Firma Siemens einem anderen Kameraden etwas Geld. Den Sportplatz hatten wir beide gemeinsam besucht und waren mit unseren RĂ€dern hinausgefahren. Die RĂ€der schlossen wir zusammen an. Als wir uns vom Sportplatz entfernen wollten, kam Ciepiela in Begleitung eines Kriminalbeamten zurĂŒck. Was eigentlich vorgefallen war, hatte ich da noch nicht gewusst. Weil wir unsere RĂ€der zusammen aufgestellt hatten, glaubte der Kriminalbeamte, dass ich mit Ciepiela unter einer Decke stand. Ich konnte aber nachweisen, dass ich von dem Diebstahl des Ciepiela nichts gewusst hatte und aus diesem Grunde liess man mich laufen. Ciepiela wurde zu den RĂ€umen der Siemens Werkpolizei gebracht. Einige Tage spĂ€ter traf ich mich wieder mit Ciepiela und erzĂ€hlte er mir, dass man im Hause seiner Eltern Nachforschungen angestellt hat. Aus Furcht vor Strafe beschloss Ciepiela ins Ausland zu gehen. Er ĂŒberredete mich, ihn zu begleiten. Ciepiela behauptete nĂ€mlich, dass auch ich Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen werde, weil man mich seinerzeit in seiner Begleitung getroffen hĂ€tte."

Verhör Heinz S. vom 11. Oktober 1940 in Berlin