Interview mit Kader Konuk | Schon vor dem Putschversuch vom Sommer 2016 habe die Regierung Erdogan kritische Wissenschaftler kriminalisiert und als Unterstützer des kurdischen Terrorismus gebrandmarkt, sagt die Kader Konuk, Direktorin des Instituts für Turkistik an der Universität Duisburg-Essen. Aber nicht nur in der Türkei sei die Wissenschaftsfreiheit unter Druck. "Wir leben in einem Zeitalter, in dem Wissenschaftler als elitär abgestempelt werden", meint Konuk. Diese antiintellektuelle Atmosphäre erlaube es Rechtspopulisten, Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit zu rechtfertigen. Das Schicksal der Emigranten des Zweiten Weltkriegs wie Theodor W. Adorno, Erich Auerbach oder Hannah Arendt habe gezeigt, dass sich Wissenschaftler, die ins Exil gezwungen werden, "neu erfinden müssen". Dazu sei es wichtig, dass geflüchtete Wissenschaftler nicht vereinzelt untergebracht werden, sondern sich vernetzen können. Ein Ziel, dem sich in Deutschland die Initiative "Akademie im Exil" verschrieben habe.