DSGVO - an sich ganz easy   /     eVoting

Description

Von monodisziplinÀren Löchern, Scheinargumenten und dem erzwungenen Vertrauen in die versprochenen technischen Eigenschaften eines Systems, das unsere demokratische Mitbestimmung ausmachen soll.

Subtitle
Wie kann demokratische Mitbestimmung besser funktionieren, wenn wir Computer haben?
Duration
01:16:33
Publishing date
2018-07-25 06:30
Link
https://www.datenschutz-podcast.net/podcast/ds020-evoting/
Deep link
https://www.datenschutz-podcast.net/podcast/ds020-evoting/#
Contributors
  Klaudia Zotzmann-Koch
author  
  Klaudia
contributor  
  Peter Purgathofer
contributor  
Enclosures
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Shownotes

Von monodisziplinÀren Löchern, Scheinargumenten und dem erzwungenen Vertrauen in die versprochenen technischen Eigenschaften eines Systems, das unsere demokratische Mitbestimmung ausmachen soll.

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Trankskript:

Klaudia: Willkommen zum Datenschutz Podcast. Heute hier mit Peter Purgathofer.

Peter: Hi! Das bin ich.

Klaudia: ErzÀhl doch mal de Hörern, wer Du bist.

Peter: Der Name ist schon gefallen. Ich arbeite seit ĂŒber 25 Jahren an der FakultĂ€t fĂŒr Informatik an der TU Wien. Lange Zeit am Institut fĂŒr Gestaltungs- & Wirkungsforschung. Wir hatten Anfang des Jahres eine Reorganisation – nicht die erste seit ich hier bin. Und jetzt heißt das Institut Visual Computing and Human-Centered Technology. Das Human-Centered Technology ist ein Verweis darauf, dass die TU Wien als Motto “Technik fĂŒr Menschen” hat. Human-Centered Technology ist ein Hinweis darauf, dass man Technik fĂŒr Menschen nicht nur machen kann, indem man Technik macht, sondern dass man den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Klaudia: Das klingt eigentlich total sinnvoll. Das sind ja so Sachen, da kommen Firmen ja auch gelegentlich drauf: User-centered Design oder Customer-centered Wasauchimmer.

Peter: Ja, immer mehr jetzt. Das ist grad groß im Aufwind. Wir merken das auch akademisch, dass die Zahl der Konferenzen und Journals in diesem Bereich tendenziell wĂ€chst. Das hat zwei unmittelbare Nebenwirkungen, die zu beobachten sind. Eine davon ist, dass ethische Fragen, die gerade in der Informatik große AktualitĂ€t haben, wenn man an die letzten großen demokratischen Bauchlandungen zurĂŒckdenkt – nur als ein Beispiel – auch bei uns eine große Aufnahme finden, weil dieses Human-Centered Technology oder Human-Computer Interaction eben immer schon ein interdisziplinĂ€res Fach war und sich in gewisser Weise schon immer mit diesen Fragen auseinandergesetzt hat. Jetzt wird das plötzlich sehr explizit und alle großen Konferenzen haben jetzt Ethik-Panels und sogar die TU ĂŒberlegt, einen Ethik-Beirat einzurichten, den die TU bisher hartnĂ€ckig verweigert hat. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist – was auch zu beobachten ist, dass InterdisziplinaritĂ€t an sich auch gefordert wird. Nicht nur bei uns im Feld, sondern ĂŒberall. Ganz wurscht, wo man jetzt hingeht, ist zu bemerken, dass das Zeitalter der monodisziplinĂ€ren Löcher, die man sehr tief in hartes Gestein grĂ€bt, um dann unten an kleinen Details zu wurschteln, irgendwie vorbeizugehen scheint und vermehrt gefordert wird, dass Wissenschaft eben etwas InterdisziplinĂ€res ist, das sich auch mit der Welt und den Problemen damit auseinandersetzt.

Klaudia: Die Probleme der Welt sehen wir momentan glaube ich sehr deutlich. Und Du sagtest ja auch gerade “demokratische Bauchlandung”, davon sehen wir momentan auch sehr viel außen rum. UnlĂ€ngst ja auch die neue Wahl in der TĂŒrkei – vom Zeitpunkt der Aufnahme: gestern. Da bin ich auch gespannt, ob das nochmal aufgerollt wird, aber sie wurde ja auch schon anerkannt, auch von der Opposition, was ich gelesen habe. Wahlen sind ja auch Dein Spezialgebiet.

Peter: Wahlen vielleicht nicht im Allgemeinen. Es gab vor ein paar Jahren in Österreich ein Experiment. Es wurde eVoting ausprobiert in einer spezifischen Geschmacksrichtung, nĂ€mlich in der, wo man sich zu Hause auf dem Computer einen Client installiert und dann zu Hause in den Hauspatschen und im Morgenmantel und der Maus in der Hand seine Stimme abgibt. Und damals, wie das hier eingefĂŒhrt wurde, oder sagen wir, getestet wurde, ist wiederum aus einer human-centered Perspektive heraus mir recht schnell klar geworden, dass das eigentlich gar nicht geht; dass die elektronische Stimmabgabe eine ganz, ganz schlechte Idee ist. Wir werden im Lauf des GesprĂ€chs sicher drauf kommen, warum ich finde, dass ausgerechnet das eine schlechte Idee ist. Viele andere elektronische Dinge sind ja gute Ideen unter’m Strich. Wobei auffĂ€llt, dass bei der elektronischen Stimmabgabe eine breite Front gibt seitens der Hackerorganisationen dagegen gibt, weil es eben ganz spezifische Eigenschaften sind, die da anhaften, warum man das sein lassen soll. Und aus dem heraus habe ich damals in Österreich begonnen, als einer eines ganz beachtlichen GrĂŒppchens von Gegnern auch aufzutreten, mich in Diskussionen sehr explizit dagegen auszusprechen. Es wurde dann zwar durchgefĂŒhrt, aber ultimativ wurde das Wahlergebnis aberkannt, weil der Wahlvorgang nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

Klaudia: Wollen wir mal zu diesem Pilotversuch kommen? Also das war ja die ÖH-Wahl, also Österreichische HochschĂŒler*innenschaft. FĂŒr alle, die jetz aus Deutschland zuhören, quasi Studienvertretung.

Peter: Genau. Die findet österreichweit statt. Alle zwei Jahre irgendwann Mitte Mai lĂ€uft da ein großes Wahlprozedere ab, wo Bundesvertretung, die einzelnen UniversitĂ€tsvertretungen bis runter zur Studienrichtungsvertretung gewĂ€hlt wird in einem Aufwasch.

Klaudia: GrundsĂ€tzlich ist das ja keine schlechte Sache, eine ÖH zu wĂ€hlen. Prinzipiell ist das gut, das wollen wir ja.

Peter: Ich finde das ganz wichtig. Eine organisierte und systematische Vertretung der Studierenden beispielsweise in Kommissionen ist fĂŒr mich unerlĂ€sslich. Wobei man jetzt sagen muss, das ist eine der österreichischen Anomalien. Von der studentischen Mitbestimmung ist in Österreich ein bisschen mehr ĂŒbrig geblieben als in Deutschland. Bei uns sitzen die Studierenden zum Beispiel noch immer in der Studienkommission. Die ist drittel-paritĂ€tisch besetzt: gleich viele Professor*innen wie Mittelbau und Studierende. Damit haben die Studierenden de facto ein Drittel der Stimmen, wenn es um die Entscheidung ĂŒber StundenplĂ€ne geht. Das wird auch wahrgenommen bei uns und Basis dafĂŒr sind die ÖH-Wahlen. Umso tragischer ist es natĂŒrlich, wenn die Wahlbeteiligung sehr gering ist, weil das dann immer wieder herangezogen wird, um den Studierenden die LegitimitĂ€t ihres Vertretungsanspruchs abzusprechen.

Klaudia: Wobei österreichische UniversitĂ€ten, nicht nur die Hauptuni Wien, relativ viele auslĂ€ndische Studierende haben. Also alle anderen UniversitĂ€ten ja ganz genauso, in Deutschland ja auch. Gerade die Studienzeit ist ja so eine Sache, wo man eher dann auch ins Ausland geht, Erfahrungen sammelt und so weiter. Gerade diese österreichische Anomalie ist vielen, die von Außerhalb hierher kommen, vielleicht nicht klar. Dass man sagt: Wir haben hier tatsĂ€chlich eine Stimme oder auch ein Drittel der Stimmen, es geht hier tatsĂ€chlich um etwas. Wie Du ja gerade sagtest, weil es an deutschen UniversitĂ€ten oder auch woanders im Ausland, eben nicht so bedeutend ist. Es wĂ€re interessant, das den Leuten klarzumachen, wenn sie sich an einer Uni inscribieren: Übrigens, das gibt’s und es wĂ€re interessant, wenn Du Dich da beteiliegen wĂŒrdest.

Peter: Ja. Zum Beispiel ein Viertel der Kommissionsmitglieder einer Berufungskommission sind Studierende. Die stimmen auch mit und deren Stimmen zĂ€hlen. Wenn sich beispielsweise Mittelbau – also Assistent*innen heißen bei uns Mittelbau als Gruppenbezeichnung – Wenn sich also Mittelbau, Studierende und ein oder zwei Professor*innen auf ein Packl hauen, wie man bei uns sagt, dann können sie die restlichen Professor*innen einfach ĂŒberstimmen. Das ist schon außergewöhnlich.

Klaudia: Ja. Also es ging um die Wahl dieses Drittels der Stimmen 


Peter: Ein Drittel in der Studienkommission, ein Viertel in Berufingskommissionen, je nachdem. Um das ging’s, ja. Da hat der damalige Wissenschaftsminister beschlossen, als Versuchsballon fĂŒr eVoting bei einer – ich bin geneigt, zu sagen ‘bei einer richtigen Wahl’, einer ‘erwachsenen Wahl’ – einmal auszuprobieren, wie es wĂ€re, wenn man hier elektronische Stimmabgabe zulĂ€sst. Er hat sich konkret fĂŒr das System eines spanischen Anbieters entschieden, das auch in einem dieser ehemaligen Sowjetunion-Staaten, ich glaube Estland ist es, wo so viel elektronisch ist, das auch dort verwendet worden ist meines Wissens nach. Er hat also dann unter Verwendung dieses Systems, man hat da einen Client auf dem eigenen Rechner installiert, hat dann ein Wahlticket zugeteilt bekommen, mit dem man dann eine Stimme abgeben konnte.

Klaudia: Mhm, gut. Das hat dann stattgefunden?

Peter: Ja. Da gab es dann jede Menge Diskussionen im Vorhinein. Viele um die Zukunft der Demokratie besorgte Institutionen haben Diskussionsveranstaltungen abgehalten, auch UniversitĂ€ten haben das gemacht. Da hat sich dann recht schnell herausgestellt, dass es auf der einen Seite die gibt, die das Betreiben fĂŒr gut und richtig halten und die, die meinen, das sei eine ganz schlechte und dumme Idee. Die Wahl ist dann abgehalten worden aller Kritik zum Trotz und ein Jahr spĂ€ter von einem der oberen Gerichte, ich glaube es war der Verwaltungsgerichtshof, aufgehoben worden, weil das System de facto der Wahlkommission nicht erlaubt hat, ihren Aufgaben nachzukommen. Die Wahlkommission muss ja fĂŒr die richtige Abhaltung der Wahl garantieren. Das konnten sie nicht, weil dieses System naturgemĂ€ĂŸ intransparent sein muss und daher wurde diese Wahl aberkannt. Ein pikantes Detail am Rande ist, dass es bis heute eine gebrannte CD mit dem Backup aller abgegebenen Stimmen gibt und wenn man den richtigen SchlĂŒssel hat um die zu entschlĂŒsseln, Stimme und IdentitĂ€t nach wie vor beieinander sind.

Klaudia: Ja, man braucht ja Backups. Na gut 


Peter: Das ist das Angebot an die Wahlkommission gewesen fĂŒr den Fall, dass was schiefgeht und es eine NeuauszĂ€hlung braucht: Hier ist das Rohmaterial, das beweist, wer welche Stimme abgegeben hat. Was angesichts der Eigenheit einer demokratischen Wahl ziemlicher Wahnsinn ist, dass sowas existiert.

Klaudia: Etwas, ja. Also gerade zu den demoraktischen Eigenheiter einer Wahl, wenn Du jetzt von der normalen Papierwahl ausgehst, da gibst Du anonym Deine Stimme auf einen Zettel, der Zettel kommt in einen Umschlag und den Umschlag gibst Du dann vor Zeugen in eine Wahlurne rein. Das heißt, Du hast sowohl anonym als auch transparent dass die Stimme abgegeben wurde. Und dann wird ein HĂ€kchen gemacht und gut ist und die Person ist halt nicht zurĂŒckzufĂŒhren auf die tatsĂ€chliche Stimme.

Peter: Wobei ich vielleicht noch vorwegschicken möchte, dass es extrem wichtig ist zu verstehen, dass die anonyme Stimmabgabe kein Recht, sondern eine Pflicht ist. Eine Wahl kann nur dann fĂŒr alle anonym sein, wenn sie auch erzwungenermaßen fĂŒr alle anonym ist. Wenn irgendeine Untergruppe beschließt, ihnen ist es egal, dass man weiß, welche Stimme sie abgegeben haben, dann kompromittieren sie damit das Recht der anderen auf eine anonyme Stimmabgabe. Konstruieren wir einen Extremfall: In einem kleinen politischen Bezirk, wo nur 17 WĂ€hler*innen registriert sind, vielleicht weil so viele weggezogen sind, beschließen 16, dass ihnen das geheime Wahlrecht nicht wichtig ist und zeigen den ausgefĂŒllten Stimmzettel her und kompromittieren somit das Recht auf geheime Stimmabgabe des 17. der dort ist. Von daher ist das nicht optional – die geheime Stimmabgabe ist kein Recht das ich habe, auf das ich mich berufen kann aber auf das ich auch verzichten kann. Nein, es ist eine Pflicht. Es mĂŒssen alle die Stimme geheim abgeben. Das ist ganz wichtig, weil das viel damals diskutiert worden ist, weil auch viele gesagt haben, das ist wurscht und jeder kann wissen, was ich wĂ€hle. Das ist Privatmeining. Wahlen mĂŒssen geheim abgehalten werden, sonst sind sie nicht demokratisch.

Klaudia: Ja klar. Weil Du sonst Minderheitenschutz etc. aushebelst.

Peter: Geht alles den Bach runter.

Klaudia: Genau. Ok 
 Du sagtest, dass das damals auch viel diskutiert wurde. Was waren jetzt die Punkte, die von anderer Seite dafĂŒr gesagt wurden? Was kann man ĂŒberhaupt pro elektronische Wahl sagen? Man spart sich die Druckkosten fĂŒr Formulare und das war’s?

Peter: Naja, man muss sagen, dass das DurchfĂŒhren einer Wahl ein sehr aufwĂ€ndiger Vorgang ist. Wenn man jetzt an eine Nationalratswahl denkt – oder eine Bundestagswahl bei Euch – da muss ganz schön viel in Bewegung gesetzt werden mit den ganzen Wahllokalen, den Wahlkommissionen, die dort zusammen kommen, die mit Menschen zusammengesetzt werden mĂŒssen, die einander so gut kontrollieren, dass nicht manipuliert wird, also die von verschiedenen Ecken des politischen Spektrums kommen, und so weiter. Diese GebĂ€ude mĂŒssen zugĂ€nglich gemacht werden. Es steckt eine riesige Organisation dahinter, die natĂŒrlich einen Berg Geld kostet. Eine Hoffnung von eVoting war daher, dass es langfristig weniger kostet. Das hat sich bei der ÖH-Wahl nicht bewahrheitet. Aber der einmalige Einsatz eines solchen Systems kann sich noch nicht rentieren. Jetzt wissen wir aber auch von anderen Technologien, wie schnell Technologien heute obsolet sind! Nach vier Jahren dieselben Rechner mit derselben Code-Base und derselben Version zu verwenden ist undenkbar, wenn man nur ĂŒberlegt, wie viele kritische SicherheitslĂŒcken in allen möglichen Systemen innerhalb des letzten Jahres veröffentlicht wurden. Da ist ein stĂ€ndiges Nacharbeiten und ein stĂ€ndiges Abdichten von Löchern in diesem Damm. Ich stell mir das immer vor wie die berĂŒhmte Geschichte von diesem hollĂ€ndischen Damm, wo dieses Kind steht mit dem Finger im Loch. Ich kenn das auch nur aus ErzĂ€hlungen, aber das ist so eine von diesen hollĂ€ndischen ErzĂ€hlungen. In Wirklichkeit ist dieser Damm aber an allen möglichen Stellen löchrig und es mĂŒssen immer mehr Leute kommen und den Finger hinein stecken und es wird einfach immer teurer. Technologien tendieren dazu, wenn sie wasserdicht sein mĂŒssen, dass sie nicht billiger werden.

Klaudia: Ja, da sind ja viele Content Management Systeme beziehungsweise Custmer Management Systeme in großen Firmen, die jetzt noch auf große Kosten von Mitarbeitern diverser Agenturen und sowas gewartet werden. Also wenn Du halt an ein Clarify oder was Du halt so haben kannst, denkst, das wird ja auf die Dauer nur teurer und Du kriegst den Scheiß nie wieder aus dem Unternehmen raus, das ist ja das Schlimme.

Peter: Ja. Also das war eine Hoffnung, dass es billiger ist. Da kann man mehr spekulieren als sonstwas. Ich glaub, auf lange Sicht ist es nicht billiger. Es kostet mehr. Ein zweiter Punkt war – und das ist etwas, das man immer wieder hört – es erhöht die Wahlbeteiligung. Also wenn man wie vorhin beschrieben, mit den Hauspatschen und dem Morgenmantel zu Hause sitzt und seine Stimme abgibt heute vielleicht zeitgemĂ€ĂŸ mit dem Smartphone, dann – so war die Vermutung – wĂŒrden das mehr Menschen machen als den mĂŒhsamen, beschwerlichen Weg ins nĂ€chste Wahllokal auf sich zu nehmen und dort sich vielleicht anstellen zu mĂŒssen und all diese Dinge. Ich hab das immer fĂŒr ein Scheinargument gehalten. Wenn man drĂŒber nachdenkt, ist das das, worauf wir unsere demokratische Mitbestimmung im Wesentlichen heutzutage reduziert haben. Wir gehen einmal alle vier Jahre oder alle fĂŒnf Jahre oder in welchem Intervall auch immer in dieses Wahllokal und geben unsere Stimme ab und hoffen dann, dass wir richtig getippt haben. Ein bisschen wie im Lotto. Dass wir die Stimme jemandem gegeben haben, die dann a) die es in die Vertretung ĂŒberhaupt schaffen, die diese HĂŒrde ĂŒberspringen und b) die das, was wir uns erhoffen, dort auch tatsĂ€chlich vertreten. Ich bin jetzt ein etwas Ă€lteres Semester, ich hab da schon manche EnttĂ€uschungen erlebt. Kann ich schon sagen. In alle möglichen Richtungen. Und jetzt gehen wir her und sagen: Das ist zu mĂŒhsam. Wir wollen die Wahlbeteiligung erhöhen, indem wir es den Leuten ermöglichen, dass sie ihre Stimme zu Hause nach dem Aufwachen im Bett abgeben. Ich glaub, dass das ein Fehler ist. Ich glaub, der Wert der Wahlbeteiligung sinkt in dem Maße, wo ich dieses Ritual entwerte. Zur Wahl gehen ist eine Art von Ritual meiner Teilnahme an einer Demokratie und wenn ich das wenn ich das weniger wert mache, wenn ich das weniger schwierig mache, dann reduziere ich seinen Wert. Jetzt könnte man auch argumentieren: Dann lass es uns doch sehr schwierig machen! Wir machen die einzige Wahlzelle, die es gibt, auf die Spitze des höchsten Bergs in Österreich und dann wird es sehr schwierig, die Stimme abzugeben. Wenn wir das tun, wird sich tatsĂ€chlich breiter Widerstand dagegen formieren und wir werden darĂŒber sprechen mĂŒssen, wie schwierig eine Stimmabgabe eigentlich sein soll. Insofern sag ich, ist dieses Wahllokal, das ja einigermaßen in meiner Umgebung ist, ein Kompromiss in der Schwierigkeit dessen, wie es geht. Es gibt keinen großen Widerstand dagegen, dass ich zum Wahllokal gehen muss. Und die Interpretation aller NichtwĂ€hler als “es ist mir zuviel Arbeit, zum Wahllokal zu gehen”, das, finde ich, ist falsch. Es gibt viele GrĂŒnde, nicht zu wĂ€hlen. Und das ist nicht die Beschwerlichkeit des Wegs zum nĂ€chsten Wahllokal und vielleicht muss ich dort Stiegen hinaufgehen oder was weiß ich nicht 


Klaudia: Wobei ich glaube, Wahllokale mĂŒssen ja barrierefrei sein, damit eben auch Menschen in RollstĂŒhlen und so weiter dort hinkommen.

Peter: Barrierefrei heißt dann oft, dass so ein extra Lift fĂŒr RollstĂŒhle ist, aber den darf ich ja nicht verwenden. Ich muss trotzdem die Stiegen hinaufgehen, nachdem ich nicht im Rollstuhl sitze.

Klaudia: Verstehe. Gab es noch irgendwelche pro-Argumente oder waren das die zwei Hauptteile?

Peter: Was immer wieder ins Treffen gefĂŒhrt wurde ist, dass die Wahl mit einer elektronischen Stimmabgabe tatsĂ€chlich manipulationssicherer wird. Das ist eine etwas absurde Argumentation aus unserer Perspektive, aber nicht zum Beispiel aus Indien. In Indien wird jetzt elektronisch gewĂ€hlt. Indien ist ja unvorstellbar groß fĂŒr unsere VerhĂ€ltnisse und hat eine ganz andere Tradition des Umgangs mit der Verpflichtung der Öffentlichkeit gegenĂŒber und der eigenen Familie gegenĂŒber. Oder auch den Freunden und Kumpels gegenĂŒber. In Indien ist Wahlbetrug wohl weit verbreitet und schwer in den Griff zu kriegen, eben aufgrund dieser enormen GrĂ¶ĂŸe und dieses GrundverstĂ€ndnisses was es heißt, Teil einer Gesellschaft zu sein. Es wurde immer gesagt, wenn man in solchen LĂ€ndern eVoting einfĂŒhrt, fĂŒhrt das zu einer höheren ZuverlĂ€ssigkeit der Wahl. Das war ein weiteres Pro-Argument, das immer wieder genannt wurde. Das sehe ich bei uns nicht wirklich, ich habe das GefĂŒhl, dass das sehr transparente Wahlverfahren, wie es bei uns ĂŒblich ist, eine hohe Manipulationssicherheit auch garantiert.

Klaudia: Hilf mir mal kurz. Wo ist jetzt das Problem in Indien? Also ja, viel mehr Menschen. Wieso ist da die herkömmliche Wahl auf Papier oder wie auch immer sie es dort vorher gemacht haben, fehlerafÀlliger oder manipulationsanfÀlliger?

Peter: Also ich kenn das jetzt auch nur anekdotisch und ich mag auf keinen Fall in irgendeine Stereotypenfalle hier tippen, wenn ich darĂŒber rede. Was mir erzĂ€hlt wurde ist, dass das ZugehörigkeitsgefĂŒhl zum eigenen Umfeld, zum eigenen Dorf, zum eigenen Bezirk, 
 wesentlich höher ist als das zum gesamten Staat und man dann gerne das Wahlergebnis zumindest hier sich so richtet, wie man es braucht. Gesellschaftliche Ungleichheiten sind viel höher, dadurch ist es viel schwieriger, von unten irgendwohin zu kommen, wo man zuschauen kann, wo man eine kontrollierende Funktion hat um zu sehen, dass die Wahl gut ablĂ€uft, viele Dinge finden hinter verschlossenen TĂŒren statt und das ist ganz normal und da kommt die Wahlurne schon dreiviertelvoll ins Wahllokal. Oder, was scheinbar auch passiert ist, dass mit einer grĂ¶ĂŸeren Zahl von Menschen auch eine grĂ¶ĂŸere Zahl von Wahnsinnigen existiert, die dann mit einem Tintenfass in der Hand ins Wahllokal hineinstĂŒrmen und es in die Wahlurne hineinschĂŒtten.

Klaudia: Klingt total sinnvoll.

Peter: Ja, aber 


Klaudia: Ja, schon klar. Mhm 


Peter: NatĂŒrlich sind das Dinge, wo man sagt, das geht besser. Die Schwierigkeit an der elektronischen Wahl, jetzt ganz konkret in dem Fall, ist wenn ich jetzt sag, ich hab 500 Millionen Stimmberechtigte, dann ist die Zahl der Stimmen, die ich manipulieren muss, um auf einer großen Ebene wirklich etwas zu verĂ€ndern, sehr hoch. Da komme ich mit einer gefĂŒllten Wahlurne in irgendeiner Provinz hinten nicht weiter. Womit ich weit komme ist, wenn ich das elektronische Wahlsystem manipulierne kann. Weil da kann ich als Einzelner ganz konkret, wenn ich die richtige Schwachstelle finde, die gesamte Wahl aushebeln und zu meinen Gunsten ausgehen lassen. FĂŒr mich ist das unter’m Strich die grĂ¶ĂŸere Gefahr. Die Manipulation des traditionellen Systems benötigt eine schwierige und groß angelegte Verschwörung um wirklich etwas zu bewegen. NatĂŒrlich gilt das nicht fĂŒr die Gemeinderatswahl in Krummnussbaum an der Einöd, es gilt jedenfalls fĂŒr die großen Wahlen. Und beim elektronischen Wahlsystem, wenn ich das GlĂŒck habe, dass das System mir diesen Zugang offenbart, bin ich als Einzelner in der Lage, diese Wahl komplett auszuhebeln.

Klaudia: Was ist jetzt konkret bei der ÖH-Wahl damals passiert, dass die dann wieder aberkannt wurde?

Peter: Die Wahlkommission 
 das ist schon ziemlich lang her 
 Ob ich das alles noch komplett korrekt hinkriege? Die Wahlkommission ist dafĂŒr verantwortlich, dass die Wahl manipulationsfrei und unter Wahrung aller GrundsĂ€tze abgehalten wird. Und nachdem der Stimmabgabeprozess fĂŒr sie nicht einsehbar war und sie nicht zuschauen konnten, wie die Leute die Stimme abgeben und damit garantieren, dass das unbeeinflusst und fair und nach allen Prinzipien einer Wahl passieren konnte, haben sie hinterher gesagt: “Was können wir jetzt eigentlich sagen? Können wir sagen, die Wahl wurde richtig abgehalten? Nein. Wir können nur auf einen Bildschirm schauen und da steht ein großes grĂŒnes Hakerl. Das heißt, die Wahl ist zuende und alles ist gut gegangen.” Damit wollte sich die Wahlkommission nicht zufrieden geben und hat entsprechend Beschwerde eingelegt, die dann auch angehört wurde und die Wahl wurde tatsĂ€chlich aufgehoben.

Klaudia: Ja klar, Du weißt ja auch nicht, ob da irgendjemand 
 Bei einer ÖH-Wahl ist das vielleicht eine andere Sache, aber Du weißt ja nicht, ob irgendjemand vielleicht mit dem Messer hinter der Oma steht und sagt “Du wĂ€hlst jetzt aber das und das”.

Peter: Das ist aber ein Problem von Distanzwahlen allgemein.

Klaudia: Ja klar.

Peter: Ich glaube, dass Distanzwahlen allgemein schon ein Problem darstellen. Aber vielleicht legen wir das nochmal kurz auf die Seite. Das Prinzip der Distanzwahl ist die eine Sache. Aber selbst dann, wenn in der Distanzwahl ein Haufen Briefkuvere eintreffen und die alle gesammelt werden, kann die Wahlkommission noch immer sagen, sie haben beim Sammeln der Briefkuvere, beim AuszĂ€hlprozess zugeschaut oder auch selber gemacht und dabei festgestellt, ja, die Stimmen wurden alle richtig abgegeben und dieses HĂ€ufchen da drĂŒben waren ungĂŒltige Stimmen und hier ist der Haufen mit den Gewinnern und so weiter. Aber bei dieser Wahl ist das Ergebnis nur auf einem Bildschirm gestanden. Wie dieses Ergebnis ermittelt wurde, musste die Wahlkommission den Leuten glauben, die diese Software geschrieben haben. Und da hat die Wahlkommission gesagt: “Das tun wir nicht. Wir wissen nicht, ob wir denen wirklich glauben können.”

Klaudia: Also Closed-Source System, also nix mit Open Source und mal reingucken, wie die Algorithmen funktionieren oder die AuszĂ€hlung, sondern die große Blackbox, wo $Menschen von Zuhause im Morgenmantel ihre Stimme reingeklickt haben und am Ende fiel ein grĂŒnes HĂ€kchen raus.

Peter: Mhm. Zwei Dinge dazu. Das Eine: Es gab tatsÀchlich eine Code-Einsicht.

Klaudia: Ok.

Peter: Da war ich dort, da hab ich eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben, da werde ich nicht drĂŒber reden. Aber es gab eine Code-Einsicht.

Klaudia: Das ist ja schonmal was.

Peter: Aber: Das heißt ja noch nicht, dass ich als Wahlkommission verstehe, was dieser Code macht. Also, wenn ich in der Wahlkommission wĂ€re 
 Weil dieser Code viel zu umfangreich ist, als dass ich im Rahmen meiner TĂ€tigkeit in einer Wahlkommission feststellen könnte, dass dieses Verfahren korrekt implementiert ist. Und dazu kommt aber noch, dass ich als Wahlkommission nicht einmal sicherstellen kann, ob der Code, der in dieser Code-Einsicht gezeigt wurde, der ist, der gelaufen ist, wie die Wahl abgelaufen ist. Da kann ich vielleicht irgendwelche Check-Summen sehen, aber das heißt aus der Sicht der Wahlkommission lange nicht, dass das der Code ist, den ich vorher angeschaut habe. Das ist ein Problem, das ich fĂŒr grundsĂ€tzlich unlösbar halte, weil Technologien etwas sind, in das wir ultimativ nicht hineinschauen können. Also der Transparenz von Computern ist ein natĂŒrlicher Riegel vorgeschoben und der liegt dort, wo wir das Board anschauen und einfach nicht sehen, was da drauf passiert. Da können kleine LĂ€mpchen blinken, aber das war’s dann.

Klaudia: Genau. Es surrt leise und 
 ja. Gut, aber selbst – advocatus diaboli – selbst wenn Du sagst: Hier, wir haben jetzt eine Anzahl von fachkundigen Menschen, die sich a) sowohl mit den verwendeten Computern und b) dann noch mit der entsprechenden Software auskennen, die Code-Einsicht hatten, die das beurteilen können, vielleicht sogar beim laufenden Vorgang gucken, ob es dieselbe Software ist, dass man es wĂ€hrenddessen irendwie vergleichen könnte 


Peter: Aber wie denn? Wie soll denn das gehen? Das ist genau der Schritt, der mich zweifeln lĂ€sst. Wie soll ich denn zweifelsfrei feststellen können, dass auf einer Maschine, die beliebige Ebenen von Manipulation erfahren haben könnte, dass dort der Code drauf lĂ€uft, den ich eingespielt und kompiliert habe? Anwort: Nicht. Weil der Transparenz von Maschinen ein gewisser Riegel vorgeschoben ist. Wir kennen Maschinen nur durch ein Terminal-Fenster. Und der Begriff “Fenster” ist ja sehr gut, weil da können wir nicht durch. Das ist kein Fenster, das ich aufmachen kann und hineinklettern. Ich kann auch keinen Kopfhörer anstecken und dem Code zuhören und sagen: Das ist er. Sondern ich kann es nur sehen durch eine Ausgabe, die genau vom selben GerĂ€t kommt. Und daher ist es fĂŒr mich prinzipiell anzuzweifeln. Es ist nicht feststellbar. Jetzt kann ich natĂŒrlich immer weitere Sicherungen konstruieren, die garantieren sollen, dass das tatsĂ€chlich der Code ist und zu jeder dieser Sicherungen kann sich jemand anderer dann eine Umgehung einfallen lassen, die dann so ausschaut, als wĂ€re es so gut gesichert, unter’m Strich ist es das aber nicht.

Klaudia: Das ist dann die Sache mit Zeit, Aufwand und sonstigen Ressourcen sich der Sache anzunÀhern, aber grundsÀtzlich ja klar.

Peter: Wenn wir uns ĂŒberlegen, dass es Compiler gab, wo Schad-Code drinnen war, der den kompilierten Code mit SicherheitslĂŒcken versehen hat, was kann ich dann noch sagen? Jetzt habe ich hier den Source Code und ich trage ihn hĂ€ndisch hin und tippe ihn ab, damit ja nichts dazwischenkommt. Und dann lass ich ihn kompilieren und laufen und dann hat der Compiler eine SicherheitslĂŒcke eingebaut, die die anonyme Stimmabgabe kompromittiert. Meiner Ansicht nach ist dieses Problem nicht zu lösen. Das ist mein eines – ich hab zwei – mein eines grundsĂ€tzliches Misstrauen gegen die elektronische Wahl, dass das Verfahren fĂŒr mich zu wichtig ist in einer Demokratie und zu zentral. Der Single Point of Failiure einer Demokratie ist die Wahl.

Klaudia: Mehrfach gesehen, ja!

Peter: Ja genau. Und daher ist es mir das nicht wert. Warum soll ich da irgendwelche blöden Technologien draufwerden, um zweifelhaften Nutzen zu haben? Ich glaube nicht, dass es billiger wird. Ich glaube nicht, dass es ein Incentive ist, die Leute zum WĂ€hlen zu kriegen. By the way, kleiner Ausflug: Wenn man die Kosten fĂŒr ein eVoting-System hernimmt, durch die Zahl der WĂ€hler*innen dividiert und jedem dieses Geld gibt, wenn er wĂ€hlen kommt, glaube ich, dass man die Wahlbeteiligung effektiver erhöht, als wenn man die Betreiberkosten fĂŒr ein eVoting-System in ein eVoting-System steckt. Aber das ist mehr eine rhetorische Spitze als ein sachliches Argument.

Klaudia: Ok, gut. Das heißt – was Du ja auch gerade gesagt hast – das eVoting-System hat diverse Stellen, an denen was schiefgehen kann. Also abgesehen von der grundsĂ€tzlichen Zweifelhaftigkeit, weil es halt entweder transparent ist oder anonym; bzw. kanns Du ja bei einem eVoting-System die Stimme gar nicht anonym abgeben.

Peter: Ja, das ist der zweite große Kritikpunkt.

Klaudia: Genau. Du musst Dich ja erstmal selber authentifizieren fĂŒr diesen Token oder was auch immer Du da dann bekommen hast, dass Du stimmberechtigt bist. Und dann ist aber blöderweise – weil elektronische Übertragung – diese Identifizierung mit der tatsĂ€chlichen Stimme verknĂŒpft. Da gibt es momentan glaube ich nichts, um das auszuhebeln, außer Du lĂ€sst es ĂŒber’s “Darknet”, also ĂŒber das Tor Netzwerk laufen, dass die Stimme hinten anonymisiert rausfĂ€llt, aber das macht ja nur viel mehr andere Probleme auf.

Peter: Genau. Weil wir ja auch alle wissen, dass jede Form von Anonymisierung ihre Schwachstelle hat und ultimativ auch mit genĂŒgen krimineller KreativitĂ€t ein Weg gefunden werden kann, um die Anonymisierung aufzuheben. Vielleicht nicht individuell jede einzelne, aber viele. FĂŒr mich ist aber der entscheidende Punkt her gar nicht, dass wir technisch vielleicht irgendwann einen Weg finden, der diese anonyme Stimmabgabe garantiert. Wo ich ein prinzipielles Problem sehe – nehmen wir an, wie lösen das – dann ist es, dass ich als Mensch nicht nachvollziehen kann, dass ich meine Stimme anonym abgegeben habe. Und ein Wahlsystem, wo ich meine Stimme nicht anonym abgebe, schaut fĂŒr mich 100% identisch aus wie ein Wahlsystem, wo ich meine Stimme anonym abgebe. Und das ist fĂŒr mich ein ganz grundsĂ€tzlicher Fehler in der Denke von elektronischen Wahlsystemen. Gehen wir kurz einmal zum traditionellen Wahlsystem und schauen uns diese wunderbare Lösung an, wie das dort ist: Da haben wir diese Wahlkabine. Und dann nehme ich meinen Stimmzettel und der Stimmzettel ist, weil er mir von irgendjemandem von dieser Wahlkommission gegeben wird, an meine Person gebunden. Und dann gehe ich dort in diese Wahlzelle, wo ich unbeobachtet bin. Da kann man natĂŒrlich drĂŒber reden: Bin ich _wirklich_ unbeobachtet? Die Kameras werden immer kleiner und all das. Aber sagen wir mal, ich bin unbeobachtet und man kann sich glaub ich auch relativ gut gegen die ganz winzigen Überwachungstechnologien da drin wehren, mit ein bisschen Infrarotlicht oder was auch immer. Und dann fĂŒlle ich dort meinen Wahlzettel aus und falte ihn zusammen und stecke ihn in ein Kuvert. Und in dem Moment, wo ich ihn in das Kuvert stecke, ist auf diesem Zettel von meiner Person nichts mehr zu sehen. Nur noch, weil ich das Kuvert in der Hand halte. Und jetzt komme ich raus aus dieser Wahlzelle und werfe das Kuvert in diese Wahlurne hinein, das mache ich ja auch selber. Und in dem Moment, wo ich es loslasse, ist nahezu jede Verbindung von meiner Perosn zu diesem Kuvert verschwunden. ‘Nahezu’ sage ich, weil wenn jetzt jemand hereinstĂŒrmt, “HALT!” schreit und ich habe das Kuvert grad losgelassen, mache die Urne auf und nehm das oberste Kuvert, dann ist es meine Stimme. Es ist aber eigentlich garantiert, dass das nicht passiert.

Klaudia: So wie FingerabdrĂŒcke auf den Zetteln sichern. Aber das ist noch ein anderes Thema.

Peter: FingerabdrĂŒcke auf Papier sind glaub ich eine schwierige Geschichte. Wir könnten uns aber auch alle Handschuhe anziehen. Ich wĂŒrde auch vermuten, dass das in Zeiten der zunehmenden genetischen und aus dem kriminellen Bereich kommenden Identifizierungstechniken frĂŒher oder spĂ€ter passieren wird, dass wir zu Wahlen so Gummihandschuhe anziehen, dann hinterlassen wir keine DNA-Spuren auf dem Stimmzettel und auch keine FingerabdrĂŒcke. Das Problem lĂ€sst sich ganz leicht lösen.

Klaudia: Kuvert nicht anlecken!

Peter: Das soll man ja eh nicht, das steckt man ja nur rein. Aber das ist eine Geschichte, die man ganz leicht lösen kann. Aber, um darauf zurĂŒck zu kommen, das Schöne an dem Verfahren ist, ich kann verstehen, dass meine IdentitĂ€t von meinem WĂ€hlerwillen getrennt wurde und dass der WĂ€hlerwille jetzt existiert losgelöst von meiner IdentitĂ€t. Und ich halte das fĂŒr einen der zentralen Punkte der geheimen Stimmabgabe: Dass ich weiß, dass meine Stimme zĂ€hlt, aber nicht zu mir zurĂŒckfĂŒhrbar ist.

Klaudia: Und das ist ja mit eVoting komplett aufgelöst.

Peter: Genau. Und das auf zwei Ebenen: Ich kann es nicht verstehen – das ist die erste Ebene. Und das zweite ist: Ich als Informatiker kann nicht dafĂŒr garantieren, dass das System das hier lĂ€uft das Richtige tut, weil das System intransparent ist und gerade dieser Teil muss auch intransparent sein. Also sollten wir Verfahren finden, wie wir laufenden Code ĂŒber Elektroden am Kopf in einem virtuellen Raum fĂŒr uns visualisieren wie er lĂ€uft, dann dĂŒrften wir genau da nicht zuschauen, weil IdentitĂ€t und Stimme ja zusammenhĂ€ngen. Und dort, wo sie auseinandergerissen werden und das eine fĂ€llt in diesen KĂŒbel und das andere in diesen, genau dort dĂŒrften wir nicht zuschauen. Wir dĂŒrften nicht einmal dann den wesentlichsten Vorgang “Trennung von IdentitĂ€t und WĂ€hlerwillen” beobachten. Und damit ist die Sache fĂŒr mich gegessen. Ich rede die ganze Zeit! 
 Das Schöne an diesem Verfahren ist, dass jeder verifizieren kann, dass das auch richtig ablĂ€uft. Ich hab da immer den Verein paranoider Supermarktkassierer*innen, die beschließen, sie sind sich nicht wirklich sicher, ob bei dieser Wahl alles richtig zugeht. Und die gehen jetzt hin und sagen, wir sind so viele, und beobachten jetzt die Wahl. Und das geht. Die können, wenn sie gut organisiert sind, in der FrĂŒh vor dem Eröffnen des Wahllokals können sie schon hinkommen, können zuschauen, wie die Wahlurnen kontrolliert werden, dass die leer sind, wie die versiegelt werden. Das sind VorgĂ€nge, wo man zuschauen kann und die jeder verstehen kann, dass sie auch tatsĂ€chlich richtig durchgefĂŒhrt werden. Die können die ganze Zeit im Wahllokal in einer Ecke sitzen und beobachten und zuschauen, ob da auch alles mit rechten Dingen zugeht oder ob jemand diskriminiert wird, weggeschickt obwohl er hier wĂ€hlen dĂŒrfte, und so weiter. Und dann können sie am Schluss, in Deutschland sogar bei der AuszĂ€hlung dabei sein, können zuschauen und sicherstellen, dass alles richtig gezĂ€hlt wird.

Klaudia: Das ist ja eine von den Sachen, die jetzt in der TĂŒrkei ja unterbunden worden sind in einigen Bezirken. Wo Wahlbeobachter nicht reingelassen wurden oder weggeschickt wurden oder ihnen Gewalt angedroht wurde, dass die halt nicht zuschauen konnten, wie diese Wahlen stattfanden. Nota bene: Das war eine der Sachen, wo ich mir gestern beim Liveticker lesen dachte: Oh oh oh oh. Das ist jetzt weit ab von einem demokratischen System so wie wir das kennen. Ich mein, ich kenne das aus der Heimatgemeinde wo ich herkomme auch. Da geht man in dieses Wahllokal hin, man kennt ohnehin jeden. Da kann man zuschauen – ok, passt – so sieht das aus, so sieht eine Urne aus, so sieht dies, das und jenes aus.

Peter: Ich will gar nicht kommentieren, was in der TĂŒrkei passiert ist, dafĂŒr weiß ich zu wenig. Ich kann nur sagen, dass sowas in Österreich auch passieren kann. Weil natĂŒrlich der ausgedrĂŒckte Wille des Zuschauenwollens bei der Urnenvorbereitung und all dem ein Misstrauen ausdrĂŒckt, das in manchen autoritĂ€reren Strukturen, in kleinen Gemeinden meinetwegen – um hier Vorurteile ein bisschen zu prĂŒgeln – durchaus schlecht ankommt. Da kann ich mir vorstellen, dass der BĂŒrgermeister sagt: “Geh bitte, Bua, schleich Di, wir mochn des richtig.”

Klaudia: Wobei, bei uns wurde das halt – ich war noch Jugendliche – da wurde das eher gefördert, dass, wenn man gerade das erste oder zweite Mal wĂ€hlen geht, dass man dann auch angeboten bekommen hat, willst Du mal zugucken, so funktioniert das. Aber ja, norddeutsche Pampa, 800-Einwohner-Kaff.

Peter: Das ist auch etwas, das einen der Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland darstellt. Diese autoritĂ€ren Seilschaften, die sind etwas ganz Entsetzliches in Österreich.

Klaudia: Ich will jetzt nicht sagen, dass es das in Deutschland nicht gibt, das war vielleicht bei uns in der Gemeinde vielleicht auch ein glĂŒcklicher Zufall. Wir wurden halt eher dazu ermutigt, uns das doch alles mal anzuschauen.

Peter: Finde ich super. Ich finde, so gehört das auch. Eigentlich könnte man das zum Schulprojekt machen: ‘Wir beobachten die Gemeinderatswahl in Wien’. Und dann setzen sich die SchĂŒler*innen in Wahllokale, schauen zu, 
 Aber in Österreich darf man nichtmal beim AuszĂ€hlen zuschauen. Ein rechtlicher Unterschied leider, der auch einiges an Kritik aushalten muss, aber es Ă€ndert sich in naher Zukunft, wenn man sich das so anschaut, wohl nicht viel.

Klaudia: Unwahrscheinlich. 
 Ok, also, zwei große Kritikpunkte gegen eVoting. An einem davon ist ja letztlich auch die ÖH-Wahl gescheitert. Und genau dieser Punkt hat dann offenbar auch gereicht, dass es dann fĂŒr – wie Du sagtest – die ‘großen’ Wahlen wieder ĂŒber den Haufen geworfen wurde.

Peter: Ja. Vielleicht muss man jetzt noch ganz kurz zwischendurch einschieben, dass die Wahl zwar aufgehoben wurde, aber prakmatisch trotzdem gegolten hat weil die ÖH-Wahl eben alle zwei Jahre stattfindet und wenn man nach einem Jahr feststellt, eine Wahl war ungĂŒltig, dann gilt sie trotzdem. Ein Paradoxon der Rechtspragmaik, sag ich mal. Da gibt es noch viele kleine Details, die so ein bisschen unappetitlich sind. So wurde zum Beispiel immer versprochen, dass es nach der Wahl eine kritische Evaluierung der Wahl geben wird. Mit der Evaluierung der Wahl wurde einer der Hauptverantwortlichen fĂŒr deren DurchfĂŒhrung beauftragt, was aus einer Sicht von Vereinbarkeit oder Unvereinbarkeit einfach 
 Also ich muss sagen, dass ich nicht nur die Tatsache, dass der beauftragt wurde, sĂŒffisant finde, sondern auch die Tatsache, dass er es gemacht hat. Also wenn ich etwas mache und ich werde beauftragt, das kritisch zu evaluieren, dann sag ich: “T’schuldigung, bitte lass das jemand anderen machen, ich kann meine Arbeit nicht kritisch evaluieren.” Das ist fĂŒr mich schon ein Zeichen, dass da jemand am Werke ist, der unredlich arbeitet.

Klaudia: Da hapert es ganz dringend an Grundprinzipien.

Peter: Absolut. Also wenn man solche Grundprinzipien verletzt, dann ist das fĂŒr mich ein schlechtes Zeichen.

Klaudia: Ja.

Peter: Ja, der ist jetzt Professor in einem fernen Land. Und sonst gibt es da nichts mehr zu reden.

Klaudia: Möge er dort glĂŒcklich werden. Weitere Details? Schmutzige Details, die wir noch wissen sollten?

Peter: Ja 
 Also eine Geschichte, die diese Wahl noch ausgezeichnet hat war, dass es nicht eine ist, wo die großen Wahlmaschinen im Wahllokal stehen und die WĂ€hler*innen kommen hin und geben ihre Stimme dort ab, sondern man installiert sich eine Software zu Hause. Es war damals schon so und ich hab das in den VortrĂ€gen und Diskussionen rund um das Thema auch immer wieder betont, dass man davon ausgehen muss, dass rund die HĂ€lfte aller Computer mit irgendeiner Form von Schadsoftware befallen sind und dass ein guter Teil der Schadsoftware, mit der Computer befallen sind, auch Keylogger sind. Und wenn ich eine Software installiere, mit der ich wĂ€hlen kann und dann ist ein Keylogger installiert, das ist mein Wahlgeheimnis beim Teufel. Da muss man grundsĂ€tzlich drĂŒber reden, ob wir es verantworten, dass ein guter Teil der WĂ€hler*innen ihre Stimme sichtbar und transparent abgeben. Da komm ich nochmal drauf zurĂŒck: Die geheime Stimmabgabe ist kein Privileg und kein Recht, sondern eine Pflicht bei einer Wahl. Aber das ist so ein pragmatischer Punkt, den kann man natĂŒrlich abstellen. Die Wahlcomputer, die in den Wahllokalen stehen sind ein ganz anderes Kaliber, da hĂ€tte man dieses Problem zum Beispiel ĂŒberhaupt nicht.

Klaudia: Da kommen dann andere Probleme.

Peter: Da kommen dann andere Probleme, aber dieses Problem hÀtte man nicht.

Klaudia: RĂŒckfrage: Gab es wenigstens den Client fĂŒr alle drei großen Betriebssysteme?

Peter: Es war Java und ist damit betriebssystemĂŒbergreifend gelaufen.

Klaudia: Ok. Das ist ja dann auch schonmal was. Nicht, dass man dann alle User von Linux ausschließt oder so.

Peter: Nein, das hat funktioniert.

Klaudia: Na immerhin was.

Peter: Und vielleicht an der Stelle auch noch, um da kurz einzuhaken: Was man grundsÀtzlich kritisieren kann, ist die 
 entfernte Stimmabgabe 


Klaudia: Die wo man nicht vor Ort ist, sondern remote 


Peter: Genau, die! Was ja Briefwahl auch ist. Viele Verfassungsrechtler kritisieren ja die Briefwahl schwer weil sie sagen, dass damit die geheime Stimmabgabe kompromittiert wird. Man kennt das von – sagen wir mal – autoritĂ€ren lĂ€ndlichen Familien, wo der Vater sagt, was gewĂ€hlt wird und das wird dann fĂŒr alle gewĂ€hlt und das macht er dann pragmatischerweise gleich selber. Das sind jetzt nicht so Stereotypen, das klingt jetzt vielleicht so, aber das sind dokumentierte FĂ€lle. Wo die Großfamilie am Bauernhof einfach ein sehr einheitliches Wahlbild abgibt. Nachdem es ja eine geheime Stimmabgabe ist, weiß es ja niemand. Ich wĂŒrde die Distanzwahl (!) prinzipiell kritisieren. Ich glaub, dass Distanzwahl vielleicht nicht ganz auf der Ebene wie eVoting, aber doch etwas ist, worĂŒber wir grundsĂ€tzlich nochmal diskutieren sollten. Ich glaub, das ist keine gute Idee. FĂ€lle in England, wo hunderte Menschen gewĂ€hlt haben, von denen man nachher festgestellt hat, dass sie schon lang tot sind, weil sie kein Melderegister haben.

Klaudia: Ok, ja klar. Aber ich finde es grundsĂ€tzlich nicht so schlecht, weil ich kann per Briefwahl in Deutschland zumindest nach wie vor wĂ€hlen. Ich mach das auch gerne und regelmĂ€ĂŸig. Alternativ könnte ich natĂŒrlich auch zur Botschaft gehen und vor Ort bei der Botschaft wĂ€hlen. Aber bei der GrĂ¶ĂŸe der deutschen Botschaft hier in Wien, wenn dann alle Deutschen, die hier in Wien wohnen dann zur Botschaft pilgern, dann steht man wahrscheinlich mal vier Stunden an. Aber wenn das die einzige Möglichkeit wĂ€re, wĂŒrde ich wahrscheinlich auch das tun.

Peter: Ja, da muss man einfach ĂŒber alternative Modelle diskutieren. In Österreich ist das ĂŒber die letzten Wahlen so eingeschliffen, dass es ein Grundrecht von allen ist, per Distanzwahl zu wĂ€hlen. Man kann also jetzt auch ohne jede BegrĂŒndung diese Wahlunterlagen haben. Es gab Wahlen, wo man erst nach Wahlschluss das einwerfen musste, was absurd ist! Die Wahlen sind ja immer am Sonntag und solange das bis Mittwoch angekommen ist, hat’s gegolten, da wurde der Poststempel nicht kontrolliert. Das heißt, mann konnte Sonntagabend abwarten, wie die Wahl ausgegangen ist und dann strategisch seine Stimme abgeben. Also Distanzwahlen sind fĂŒr mich unsaubere Geschichten, die noch geschĂ€rft gehören. Was sind die Rahmenbedingungen, dass ich distanzwĂ€hlen kann und wie kann ich garantieren, dass eine Stimmabgabe wirklich unbeeinflusst passiert? Distanzwahlen sind auch dann ganz super, wenn ich meine Stimme verkaufen möchte. Dann kann ich zu Hause sitzen und mich dabei filmen, wie ich das anhake, ins Kuvert einstecke und eine geschlossene Kette bis zum Einstecken des Kuverts machen von meinem Wahlvorgang, was im Wahllokal nicht geht. Im Wahllokal kann ich mich dabei filmen, wie ich was Falsches ankreuze, aber wenn ich mit der Kamera rauskomme, wird die Wahlkommission sagen: “Hör auf mit dem Blödsinn, das geht nicht.” Und das bedeutet, dass ich dem, dem ich meine Stimme verkauft hab, nicht garantieren kann, dass ich das tatsĂ€chlich eingeworfen hab.

Klaudia: Das war ein Aspekt, den ich bei aller kriminellen Energie durch’s Krimischreiben tatsĂ€chlich noch nicht bedacht hab! Stimme verkaufen 
 Ja 


Peter: Zu den Garantien einer anonymen Stimmabgabe gehört auch, dass ich meine Stimme nicht verkaufen kann, also meine Stimmabgabe nicht belegen können darf. Das ist fĂŒr mich auch ein Fehler dieser eVoting-Systeme, wo ich nachher gehen kann und schauen, was ich fĂŒr eine Stimme abgegeben habe. Das ist Mumpitz. Ob meine Stimme richtig gezĂ€hlt wurde 
 Das Vertrauen in das System 


Klaudia: Ok, also Distanzwahl nicht optimal, eVoting schon gar nicht. Die Alternative war ja Wahlcomputer vor Ort in Wahllokal, wo man dann zumindest den Teil sagen kann, man geht jetzt hin, hat in dieser Kabine dann den Wahlcomputer stehen statt dass man’s auf dem Zettel macht. Das heißt, zumindest der Teil mit Trennung von Person zu Stimme kann wieder stattfinden.

Peter: Aber mehr ist trotzdem nicht nachvollziehbar.

Klaudia: Genau. Das Problem hat man dann immernoch.

Peter: Genau. Und das ist fĂŒr mich noch immer das Problem. Der Verein der paranoiden Supermarktkassierer*innen hat nach wie vor keine Chance zu verstehen, dass die Stimmabgabe anonym passiert ist. Und das System schaut ident aus, ganz egal, ob ich die Stimme anonym oder nicht anonym abgegeben habe. Dieses Grundproblem, dass ich vertrauen muss in die versprochenen technischen Eigenschaften eines Systems.

Klaudia: Die Hörer*innen hören gerade nicht, dass ich die Stirn kraus ziehe.

Peter: Ja genau, das ist nach wie vor gegeben und das löst sich auch nicht auf, nur weil die Maschine im Wahllokal steht und nicht bei mir zu Hause.

Klaudia: Genau. Also das Problem hat man dann immernoch. Und jetzt kommen wir zu dem Problem, das man noch hat, selbst wenn man Papierwahl macht. Und zwar war das eine Sache, jemand und dann auch die Kollegen vom deutschen CCC haben sich das Programm “PC Wahl” angeschaut. Das war ein Programm, das wurde benutzt zur Übermittlung der ausgezĂ€hlten Stimmen im Bundesland Hessen. Wunderschöne Screenshots – so MS Word WordArt Ă€hnlich. Aber es ist tatsĂ€chlich in diesem Jahrtausend im Einsatz. Und das Ding hat wohl mehrere gravierende Schwachstellen mit allem was so schiefgehen kann inklusive selbstgebastelter Crypto und die auch noch an falscher Stelle. Also selbst wenn Du sagst, wir machen jetzt eine Papierwahl, wir machen das alles ordentlich – selbst bei der Übermittlung der Ergebnisse können Dinge schiefgehen.

Peter: Mir hat mal jemand erzĂ€hlt, dass österreichische Wahllokale bei irgendeiner Wahl die Ergebnisse des Sprengels oder des Bezirks, fĂŒr den sie zustĂ€ndig waren, in eine Excel-Tabelle eingetragen haben und dann per eMail an der Innenministerium geschickt haben. Also natĂŒrlich stehen einem da die Haare zu Berge. Wobei man aber sagen muss, dass der Angriff, der hier stattfinden muss, damit etwas passiert, ein ganz anderer ist als der, wenn ich von vornherein das ganze System schon manipuliert habe. Das ist auch relativ leicht zu beheben, indem man parallel zu diesem Wahlsystem, das verwendet wird, auch die sieben Zahlen, um die es da geht, auch nochmal am Telefon durchsagt. Wir wissen das eh: Wenn’s zwei verschiedene KanĂ€le sind, ĂŒber die man eine Information ĂŒbermittelt, dann ist man eigentlich so sicher, wie man sein kann. Ich will nicht sagen, es ist eine lĂ€ssliche SĂŒnde, denn es ist ur peinlich. Aber es ist eine Geschichte, die man relativ einfach beheben kann.

Klaudia: Also in dem Fall ging die Übermittlung wohl tatsĂ€chlich per ftp – also nicht sftp, sondern ftp-Upload. Und die ZugĂ€nge dafĂŒr waren zwar irgendwie encrypted aber man kam da relativ leicht dran. Und so weiter und so fort. Das Ding hatte wie gesagt mehrere gröbere MĂ€ngel und da war auch die Sache, dass es so ein Closed Source System gewesen ist von so einem einzelnen Entwickler, der sich dann leider auch noch extrem unwillig zeigte. Eine der nĂ€chsten Schwachstellen von dem Ding war dann auch noch, dass der Updateserver unsicher war, da hĂ€tte man jederzeit eine andere Software zur VerfĂŒgung stellen können, die dann halt in ganz Hessen als das neue Update ausgespielt worden wĂ€re.

Peter: Jetzt wird’s langsam richtig gut!

Klaudia: Jaja!

Peter: Jetzt wird’s langsam _richtig_ gut! Weil jetzt ist es nur noch ein Fingerschnippen, dass ich sag, am Tag vor der Whal gibt’s natĂŒrlich noch ein Update. Und dass dieses Update die StimmĂŒbertragungsmanipulation durchfĂŒhrt, kann ich dann dadurch verschleiern, dass es am Abend der Wahl einfach noch ein Update gibt, dass das wieder verschwindet. Und dann gibt es nicht einmal mehr eine Spur dessen, was passiert ist. Und das ist auch eine der Sachen, die den Einsatz von Computern in Wahlverfahren so kritisch macht: dass Bits so wenig Spuren hinterlassen. Da gibt es diese berĂŒhmte Geschichte aus den USA, wo sie so eine Diball Stimmabgabemaschine gehackt haben; dieses Vote Control Panel. Da konnte man vorher einstellen, wie die Wahl ausgehen soll, dann haben die Leute alle ihre Stimmen abgegeben und am Schluss ist genau das rausgekommen, was vorher eingestellt wurde. Diese Maschine war nicht am Internet. Aber der Update-Mechanismus war, dass man mit so einer Speicherkarte kommt und das reinsteckt und die Maschine updated. Jetzt gab es eine kompromittierte Maschine, wenn die geupdated wurde, hat sie das Update kompromittiert, dadurch wurden alle weiteren Maschinen, die mit dieser Karte geupdated wurden, kompromittiert. Nach der Wahl hat sich die Manipulationssoftware selber entfernt und hat Logs hinterlassen, die vollkommen sauber ausgeschaut haben. Und das ist eine weitere Problemdimension, dass Bits keine Spuren hinterlassen, sondern dass wir es mit einer Technologie, mit dieser Ă©phĂ©mĂšren Natur des Digitalen zu tun haben, die vollkommen spurlose Manipulationen ermöglicht. Ein weiterer Hinweis darauf, dass wir das so weit weg von Wahlen wie möglich halten sollten. In dem Sinn bin ich ein großer AnhĂ€nger davon, dass man zum Telefon greift und anruft oder einen berittenen Boten ins Ministerium schickt mit sowas. Fax ist nicht schlecht!

Klaudia: Genau, es hat ja keiner mehr die Möglichkeit, ein Fax abzufangen. Im Museum muss man dann anrufen 


Peter: Flaggen-TĂŒrme!

Klaudia: Es gĂ€be ja auch Möglichkeiten, das sinnvoll und sicher zu ĂŒbermitteln. Im allergrĂ¶ĂŸten Zweifelsfall könnte man ja auch zu Messengern greifen; da nimmt man sich ein Signal her und ĂŒbermittelt das so an den Kreiswahlleiter, Bundeswahlleiter, wie auch immer. Da gibt’s durchaus Optionen und dann muss man da keine Closed Source und völlig kaputten Sachen einsetzen. Das wĂ€re ĂŒberhaupt so eine Sache: Wenn schon irgendwo Software zum Einsatz kommt in demokratischen Prozessen, dass dann doch bitte quelloffene Software verwendet wird, wo man dann auch Einsicht nehmen kann, wo man zumindest den Teil, den man sehen kann, validieren kann.

Peter: Ich will mich jetzt nicht unbeliebt machen 
 Aber wir haben auch schon genug Beispiele dafĂŒr erlebt, dass Open Source Software ĂŒber Jahre hinweg schreckliche Sicherheitsschwachstellen mit sich herumgetragen hat. Ich stimme Deiner Aussage “wenn schon Software, dann Open Source” vollkommen zu. Ich wĂŒrde trotzdem so wie beim Datenschutz sagen, wie bei der Speicherminimierung: speicher so wenig wie Du brauchst, nur das, was Du unbedingt brauchst. So wĂŒrde ich das hier auch sagen: So wenig Software, wie möglich. Und alles andere ist softwarelos. Wenn uns das letzte Jahr und die Securityprobleme des letzten Jahres etwas gezeigt haben, dann ist es das, dass mit wachsender KomplexitĂ€t der Technologie die Securityprobleme immer undurchschaubarer und immer komplexer werden. Ich glaube, wir haben Dinge vor uns, wo uns noch nicht einmal ausreichend gruselt davor.

Klaudia: Da stimme ich Dir total zu. Das wird alles noch ganz, ganz schrecklich werden. 
 Eins wollte ich grad noch sagen 
 Verflixt.

Peter: Oh, entschuldige.

Klaudia: Kein Ding. Ähm 
 Gedanke ist grad weg.

Peter: Dann sag ich noch ganz was anderes. 


Klaudia: Das Problem, das Du gerade angesprochen hattest und wo ich jetzt noch drauf kam 
 Das Problem, dass Bits keine Spuren hinterlassen, ist ja eines der Hauptprobleme von Staatstrojanern und Bundestrojanern – neben allen Problemen, die die Dinger sonst noch so mit sich bringen.

Peter: Absolut, ja.

Klaudia: Wenn die Dinger einmal auf irgendeinem GerĂ€t sind oder auch auf mehreren, grĂ€bst Du Dir die komplette Beweiskraft von allem ab. Das heißt, es ist vollkommen egal, was auf diesen GerĂ€ten gefunden wird, es kann jedem darauf hinterlassen worden sein.

Peter: Genau.

Klaudia: Aber das ist auch wieder ein Problem in einem demokratischen Prozess und auch in einem Rechtsstaat, dass Du einfach keinerlei Beweislast mehr fĂŒr etwas hast. Und dann hast Du eine demokratische Wahl, die dann auch keine Beweiskraft mehr hat.

Peter: Es gibt bis heute Menschen in den USA, die die zweite Wahl von 
 G.W. Bush war das vor Obama?

Klaudia: Ja.

Peter: Die die zweite Wahl von Bush gegen Kelly anzweifeln, weil Wahlmaschinen zum Einsatz gekommen sind, also elektronische, wo der Chef oder technische Leiter der Firma ein republikanisches Parteimitglied war und weil es keinen Papertrail und nichts gibt. Weil es keine Möglichkeit gibt, zu ĂŒberprĂŒfen, ob diese Stimmabgabe hier korrekt abgelaufen ist, entstehen dann Verschwörungstheorien aller Art, die behaupten, dass diese Wahl nicht korrekt abgelaufen ist. Wenn die Stimmen mal da sind und wenn der Prozess transparent genug war, dann verpuffen diese Verschwörungstheorien mehr oder weniger ins Leere. Wenn der Prozess intransparent ist, wird man sich darauf verlassen mĂŒssen, dass so ein StĂŒck Technoloie schon das macht, was draufsteht. Das ist ein idealer NĂ€hrboden fĂŒr Leute, die sagen, es wurde geschummelt und gelogen. Und dann gab es noch einen Softwareingenieur, der aufgetaucht ist und gesagt hat, er hĂ€tte in der Firma gearbeitet und man hat mir aufgetragen, die Wahl zu manipulieren, etc. Und weil all das keine Spuren hinterlĂ€sst, ist sowas weder verifizierbar noch falsifizierbar. Das ist wirklich schwierig.

Klaudia: Und deswegen fĂŒr einen demokratischen Prozess fĂŒr Strukturen in denen wir hier leben eigentlich komplett indiskutabel.

Peter: Zumindest fĂŒr die Wahl.

Klaudia: Ja klar.

Peter: Kommen wir noch zu einem anderen Punkt, der mir noch sehr am Herzen liegt, nĂ€mlich, dass ich die ganze Idee, dass wie die Wahl elektronisch machen mĂŒssen, fĂŒr einen grundsĂ€tzlichen Denkfehler halte. Das ist so, wie wenn Textverarbeitungen so aussehen wĂŒrden wie Schreibmaschinen. Bevor wir Computer hatten – da erinnern sich viele Hörer*innen vielleicht jetzt nicht – gab es GerĂ€te, mit denen wir geschrieben haben und das waren Schreibmaschinen. Und mit diesen Schreibmaschinen war es so, dass wenn man einen Fehler gemacht hat, dann war es ein ziemlicher Aufwand, den Fehler wieder in Ordnung zu bringen, daher hat man sehr konzentriert gearbeitet. Irgendwann gab es welche, die hatten schon eine Backspace-Taste, die haben das dann weiß ĂŒberdruckt 


Klaudia: Das waren die Kugelkopf 


Peter: Genau. Ganz irre Dinge. Aber prinzipiell, hieß es, man will den Satz anders formulieren, musste man die Seite neu schreiben. Man hat Arbeiten sehr oft geschrieben, sag ich mal. Ich hab das nur noch am Rande miterlebt, weil ich das GlĂŒck habe, wie ich studiert hab, dass es schon Personal Computer gab. Die ersten Textverarbeitungen haben tatsĂ€chlich sehr stark die Eigenschaften von Schreibmaschinen gehabt. Aber das hat ganz schnell aufgehört, weil man drauf gekommen ist, dass die Schreibmaschine eine durch die verwendete Technologie determinierte Interaktion hatte und dass andere Interaktionsformen, zum Beispiel dass der Curser nicht in der letzten Zeile sein muss, sondern dass der ĂŒber die ganze Seite drĂŒber wandern kann, dass das viel gescheiter ist. Dieses Problem nenne ich die hermeneutische Extrapolation. Wir nehmen uns das, was da ist und extrapolieren in dieser Hermeneutik, wie die Dinge sich entwickeln, voneinander abhĂ€ngig. Das ist eine Spirale. Und von da extrapolieren wir, wie es aussehen wird, wenn wir einen Technologiesprung machen. Die ersten BĂŒcher, die der Gutenberg gedruckt hat, Bibeln natĂŒrlich, haben ausgeschaut, wie handgeschrieben, wie Manu-Scripte. Warum haben sie das? Weil das war die Idee, wie BĂŒcher ausschauen und daher hat er es so gedruckt. Irgendwann ist man dann drauf gekommen, dass diese Schrift, in der man das handschreibt, zwar zum schreiben gut ist, aber zum Lesen nicht ideal. Da waren ganz viele VerkĂŒrzungen drinnen, Zeichen, die zusammengeschrieben wurden. “us” war so ein kleiner Schlung, weil us kommt so oft vor im Lateinischen, dass man es durch ein kleines Zeichen ersetzt hat, damit man es schneller abschreiben kann. Und dass man es aber besser lesen kann, wenn man es wieder aufdröselt und wieder us hinschreibt. Es hat lang gedauert, bis die Drucktechnologie angefangen hat, eigene Lettern zu verwenden, die nicht ausgeschaut haben, wie handgeschrieben. Und genauso hat es ein bissl gedauert, bis bei Textverarbeitungen die Interaktion nicht mehr so war wie bei einer Schreibmaschine. Und jetzt sind wir bei der Wahl und machen denselben Fehler wieder und sagen: Wir haben hier ein Verfahren, werfen wir Computer drauf, dann wird’s besser. Aber in Wirklichkeit mĂŒssen wir uns fragen – der lange Bogen, endlich hat er ein Ende – wie kann demokratische Mitbestimmung besser funktionieren, wenn wir Computer haben? Und ich glaube, dass es da ganz tolle Modelle gibt.

Klaudia: Zum Beispiel?

Peter: Zum Beispiel “liquid democracy”. Das ist ein System, bei dem es mir jedes Mal die Haare aufstellt, wenn ich damit zu tun hab, weil es echt nicht Noob-tauglich ist. FĂŒr die meisten Menschen ist das eine HĂŒrde, die sie nicht nehmen, nur um an einem Prozess teilzunehmen. Aber wenn man es verwendet zur Meinungsfindung und zur gemeinsamen Auseinandersetzung rund um ein Thema und um etwas Neues herauszufinden, ist es super. Das ist ein Beispiel und das sind die Dinge, die wir eigentlich suchen sollten. Und nicht damit herumĂ€rgern, dass irgendwelche Firmen uns Computer verkaufen wollen, damit wir damit Wahlen abhalten, nur damit sie nicht mehr so sicher und transparent sind wie sie vorher waren. /rant Ja aber wirklich! Wir denken in die falsche Richtung. Leider sind die, die die Entscheidungen treffen genau die, die das nicht loslassen können, weil sie nicht sehen, was das eigentliche Potential einer Technologie, die uns alle stĂ€ndig miteinander vernetzt ist. Wenn wir von Mitbestimmung und gemeinsamer Ideenfindung und dem Arbeiten und Alternativen reden, dann ergeben sich ganz andere Dinge.

Klaudia: Ok, also Liquid Democracy sagtest Du wÀre eine Option. Wie funktioniert das?

Peter: Liquid Democracy funktioniert so: Nehmen wir an, wir wollen in einer Partei unsere Position zur öffentlichen Subvention der Eisenbahn erarbeiten. Dann machen Leute VorschlĂ€ge – es ist ein bisschen wie ein Forum, aber strukturierter.

Klaudia: So Àhnlich wie Barcamp, aber man hat hinterher eine gemeinsame Sache und nicht zwölf Einzelsessions.

Peter: Ja, vielleicht so Àhnlich wie Barcamp, aber es kann sich auch etwas abzweigen und was anderes draus werden. Aber es ist ein gemeinsamer, strukturierter Positionserarbeitungsprozess.

Klaudia: Du hast da sicher einen spannenden Link, den wir in die Shownotes geben können.

Peter: Ja, wahrscheinlich schon 

-> https://liqd.net/de/

Klaudia: Passt.

Peter: Ich glaub, dass die Piratenpartei in Deutschland Liquid Democracy einsetzt, um ihre Positionen zu erarbeiten und ich bilde mir ein, dass ich das bei den GrĂŒnen gesehen habe. Die Piratepartei auf jeden Fall. 
 Gibt’s die noch?

Klaudia: Ich glaub, die gibt’s noch. Die Julia Reda ist ja auch von den Piraten.

Peter: Ja stimmt! Super! Oh, urcool, ja.

Klaudia: Gibt’s noch andere Modelle, die Dir spontan einfallen?

Peter: Nein, spontan jetzt nicht.

Klaudia: Na gut, falls Dir nich was einfĂ€llt, geben wir das auch in die Shownotes. Gut. Wow, ein langer Ausflug in die Welt des eVotings, bzw in die Strukturen bei – hoffentlich demokratischen – Wahlen.

Peter: Irgendwann vielleicht ein historischer Ausflug, wo man sagt: “Meine GĂŒte, waren die damals blöd!”

Klaudia: Ja, in 500 Jahren werden die Podcasts ja auch noch gehört.

Peter: Jaja. Und diese unsichere Technologie fĂŒr den ganzen Vorgang zu verwenden, so ein Blödsinn.

Klaudia: Naja, aber wenn man ĂŒberlegt, woher wir gekommen sind. So römisches Reich und so, wo sie entweder Scherben in Urnen warfen oder per pedes, wo einzelne Leute dann die Seite des Saals wechselten und so 


Peter: Jaja!

Klaudia: Von daher sind wir schon relativ weit gekommen.

Peter: Sind wir eh.

Klaudia: Das ist gar nicht so schlecht. Mal gucken, was dann als nĂ€chstes kommt. 
 Hast Du noch irgendwas, was die Hörer*innen noch ganz dringend wissen sollten? Deine Website zum Beispiel?

Peter: Die ist nicht so wichtig. Aber ich hab einen Twitter Account. Das ist das einzige StĂŒck Social Media, das ich mir gönne. 
 Und schon wieder fĂ€llt mir was runter.

Klaudia: Na ich hoffe, wir sehen Dich demnÀchst dann auf Mastodon.

Peter: Ähm, vielleicht 
 Es ist schwierig, sowas zu Ă€ndern.

Klaudia: Verstehe.

Peter: 
 Irgendwie ist die Schwerkraft heute stĂ€rker, es fĂ€llt mir dauernd etwas runter. 
 Also ich hab einen Twitter Account, der heißt @peterpur, der aber so eine halbprivate Geschichte ist. Also es ist definitiv ein mit der TU in keiner Art und Weise verbundener Account.

Klaudia: Wobei Du neulich Deinen Award gepostet hattest.

Peter: Oh ja. 
 Ja, halbprivat. Ich poste sicherlich immer wieder Dinge, die einen Bezug zu meiner Arbeit haben, aber ich betrachte ihn nicht als einen mit meiner beruflichen Position verbundenen Account.

Klaudia: Ok, das heißt, da können Dich die Leute finden.

Peter: Genau. Oh, ich hab auch einen Podcast! Aber der ist grad eher dormand, der schlĂ€ft gerade. Der heißt “Peter Purgathofer spricht mit 
”

Klaudia: Ach gucke!

Peter: Ich hab zwei Seasons aufgenommen. In Seasons hab ich mit Menschen aus dem Bereich Informatik und Gesellschaft gesprochen, unter anderem mit der Constanze Kurz und ein paar lokalen Champs, die diese Themen besetzen. Das waren 14 Folgen oder so. Und in der Season zwei hab ich, weil das mein anderer inhaltlicher Schwerpunkt ist, ĂŒber Design in der Informatik auch so 14 GesprĂ€che gemacht.

Klaudia: Ah, dann weiß ich, was ich demnĂ€chst binge-höre, wenn ich mit den anderen 


Peter: Ich hab dasselbe GerÀt verwendet um aufzunehmen, nur bin ich blöderweise oft in KaffeehÀusern gesessen, deswegen ist die AufnahmequalitÀt vielleicht nicht so hallig wie bei uns jetzt, aber, sagen wir, störberauschter.

Klaudia: Da hab ich aber auch Folgen von. Also fĂŒr den Datenschutz Podcast noch nicht, aber ich hab ja auch den Vienna Writer’s Podcast und da haben wir auch oft in KaffeehĂ€usern gesessen und wir hatten einmal wirklich das Pech einer Geburtstagsfeier am Nebentisch. Naja.

Peter: Ich hab ein GespÀch gehabt, da haben sie die Kaffeemaschine wÀhrenddessen serviciert.

Klaudia: Au weia.

Peter: Das macht dann so 
 [CCHHHHHHHRRRRRR-KLOCK-KLOCK-KLOCK-CCCCHHHHHHHHHHHHRRRRRRRRT]. Da kann man schlecht sagen: “Machen Sie das ein Andernmal!”

Klaudia: Ja, naja 
 Ok, aber da geben wir die Links natĂŒrlich auch alle in die Shownotes. Ganz herzlichen Dnak, dass Du Dir Zeit genommen hast.

Peter: Ja bitte, es war supernett, die Sachen mal wieder durchzukauen im Kopf.

Klaudia: Ich befĂŒrchte, wir werden ohnehin noch viel Gelegenheit haben, das in naturam auch zu tun.

Peter: Ja, ich fĂŒrchte auch. Das was unsere Regierung momentan macht, ist ja die Dinge, gegen die wir uns zehn Jahre lang gewehrt haben, im Schnellverfahren zu beschließen und durchzufĂŒhren. Zum Beispiel den Bundestrojaner, zu dem wir als TU-Informatik jedes Mal eine sehr ausfĂŒhrliche und sich um sehr Ă€hnliche Dinge kreisende Stellungnahme abgegeben haben – da möchte ich uns selber auf die Schulter klopfen.

Klaudia: Sehr gut, haben wir auch.

Peter: Ja, wobei das fĂŒr eine TU-Informatik gar nicht selbstverstĂ€ndlich ist, dass sie sich zu diesen Dingen zu Wort meldet und da haben wir eine lange Tradition in Wien, dass wir die Goschn aufmachen und uns melden.

Klaudia: Sehr gut, weitermachen.

Peter: Jetzt fang ich grad zu stinken an – Eigenlob stinkt, sagt man bei uns. Der riecht! Seid froh, dass es keinen Geruchspodcast gibt!

Klaudia: Noch nicht! Wer weiß, was technisch noch alles kommt! 
 Alles klar. Dann ganz lieben Dank!

Peter: Ich danke.

Klaudia: Bis demnÀchst. Ciao.

Peter: Ciao.

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