Wir sind mittlerweile zum 315. Mal kulturell unterwegs. Herr Martinsen hat diesmal 'Die Knöpfe' von Ralf Koerrenz gelesen. Und es wird prog-rockig, und da freut sich der kleine Herr Martinsen, denn Prog-Rock mag er sehr. Und so hörte er 'In Cauda Venenum' von Opeth, 'Resistance' von IQ und 'Le Grand Voyage' von Klone. Drei Bands, die allesamt eine spannende Geschichte hinter sich haben.
Wir sind mittlerweile zum 315. Mal kulturell unterwegs. Herr Martinsen hat diesmal âDie Knöpfeâ von Ralf Koerrenz gelesen. Und es wird prog-rockig, und da freut sich der kleine Herr Martinsen, denn Prog-Rock mag er sehr. Und so hörte er âIn Cauda Venenumâ von Opeth, âResistanceâ von IQ und âLe Grand Voyageâ von Klone. Drei Bands, die allesamt eine spannende Geschichte hinter sich haben.
Ralf Koerrenz wurde 1963 in Köln geboren. Er ist PĂ€dagoge, Theologe und Wissenschaftsmanager. Er lehrt als Professor fĂŒr Historische PĂ€dagogik und Globale Bildung an der FakultĂ€t fĂŒr Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Friedrich-Schiller-UniversitĂ€t Jena.
Nach dem Abitur studierte Koerrenz zunÀchst Evangelische Theologie, spÀter auch Erziehungswissenschaft, Germanistik und Philosophie an der UniversitÀt Bonn, zeitweise auch an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.
Nach dem Staatsexamen promovierte er an der Philosophischen FakultÀt der UniversitÀt Bonn in Erziehungswissenschaft. Es folgte an der Evangelisch-Theologischen FakultÀt die Promotion in Evangelischer Theologie.
1996 habilitierte er an der UniversitĂ€t TĂŒbingen in Allgemeiner PĂ€dagogik.
Nach der Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschuldozent in TĂŒbingen ĂŒbernahm er eine Professur fĂŒr Historische PĂ€dagogik an der UniversitĂ€t Jena, die 2004 in einen Lehrstuhl fĂŒr Historische PĂ€dagogik und Erziehungsforschung umgewandelt wurde.
ZunĂ€chst hat man den Eindruck, dass es sich bei diesem Buch, âDie Knöpfeâ, schlicht um eine Gedichtsammlung handelt. Ist es auch, aber da ist mehr.
Es geht um die Reise, die ein Wesen von Geburt an nimmt. Was alles passiert, welche PrĂŒfungen dieses Wesen ĂŒber sich ergehen lassen muss. Besteht es diese, bekommt es Knöpfe, die das Wesen von nun an mithilfe eines Gewandes schĂŒtzen. Und nur so wird es am Ende das, was es ist.
Ein philosophisches Buch, was natĂŒrlich hervorragend in diese Sendung passt.
Opeth ist eine Metal-Band aus Stockholm, die zunĂ€chst Death Metal spielte und spĂ€ter immer mehr EinflĂŒsse aus Progressive Rock und Progressive Metal verarbeitete. Eine Band, die sich mehr als einmal gewandelt hat. Nicht die letzte in dieser Episode.
Der Bandname wurde dem Roman âDer Sonnenvogelâ von Wilbur Smith entnommen, in diesem Roman ist Opet die âStadt des Mondesâ. Die Band fĂŒgte dem Wort lediglich den Buchstaben âhâ hinzu.
Als der GrĂŒnder David Isberg noch Chef der Band war und der jetzige SĂ€nger und Kopf der Band Mikael Ă kerfeldt noch nicht eingestiegen war, orientierte sich die Musik Opeths am Black Metal.
Die ersten Alben der Band waren dem Death Metal zuzuordnen, im Laufe der Zeit wurden aber immer mehr neue Elemente in die Kompositionen integriert, und so wurde Opeth spÀter eher dem Progressive Metal zugerechnet.
Der Musikstil wechselte spĂ€testens ab âMy Arms, Your Hearseâ. Jetzt gab es auf einmal neben den brachialen Metal-Passagen auch ruhige, melancholische Passagen, manchmal gar mit balladeskem Charakter.
Dieser Gegensatz fand sich auch im Gesang von Mikael Ă kerfeldt wieder, der zu diesem Zeitpunkt zwischen einer klaren Gesangsstimme und tiefem Growling variierte.
Mit dem Album âHeritageâ lieĂ die Band die frĂŒheren Death-Metal-EinflĂŒsse nun komplett hinter sich und bezog sich vor allem auf den Progressive-Rock der 70er Jahre.
Mit âPale Communionâ und âSorceressâ wurde dieser Weg fortgesetzt. Auch das Growling gehört nunmehr der Vergangenheit an.
Und genau dieser Weg wird nun auch auf dem neuen Album âIn Cauda Venenumâ wiederum fortgesetzt. Prog-Rock in Reinkultur könnte man sagen. Im Gegensatz zur Band IQ, die sich musikalisch eher auf Genesis oder Yes berufen, geht es hier eher in Richtung King Crimson und vor allem in Richtung Emerson, Lake & Palmer. Letztere wurden in der jĂŒngeren Vergangenheit offensichtlich recht ausgiebig gehört, denn da sind schon ordentliche Referenzen wahrzunehmen.
Opeth ist sicher eine der interessantesten und spannendsten Bands der letzten 20 Jahre. Sie haben es auch hier wieder geschafft, sich in eine Richtung weiter zu entwickeln, die vielleicht auch noch gar nicht abgeschlossen scheint. Es handelt sich um Album in englischer und schwedischer Sprache. Ein spannendes Album. Auch ein gutes? Gehet hin und höret.
IQ ist eine britische Band des Progressive-Rocks aus Southampton. Neben Marillion, Pendragon oder auch Pallas zÀhlen sie zu den typischen Vertretern des Neo-Prog, einer in den 80er Jahren entstandenen zweiten Generation des Progressive Rocks.
Die Band orientierte sich zunÀchst an ihre musikalischen Vorbildern wie z. B. Genesis oder Yes, entwickelte aber schnell einen eigenen Stil.
Die Live-Auftritte der Band zeichnen sich durch Lichteffekte, Film- und Diaprojektionen aus, die ein wenig an die frĂŒhen Pink Floyd erinnern, sowie durch das Auftreten des als charismatisch geltenden SĂ€ngers Peter Nicholls.
Anfang der 80er Jahre entstanden die klassischen Studioalben âTales from the Lush Atticâ und âThe Wakeâ sowie das Live-Album âLiving Proof.â
Als sich dann Mitte der Achtzigerjahre u.a. durch den Erfolg der Band Marillion ein allgemeines Prog-Rock-Revival abzeichnete, erhielt auch IQ einen Plattenvertrag bei einem Major-Label, verlor aber dafĂŒr im Gegenzug den charismatischen Frontmann Peter Nicholls.
Mit dem nachvollgenden SĂ€nger Paul L. Menel wurden die Alben âNomzamoâ â welches auch den einzigen Single-Erfolg IQs, den Song âPromisesâ, enthielt â und âAre You Sitting Comfortably?â eingespielt.
Nachdem das Label, das IQ unter Vertrag genommen hatte, von einem anderen Unternehmen ĂŒbernommen wurde, verlor die Band 1989 den Major Deal, was zunĂ€chst sogar auf das Ende der Band zu hinzudeuten schien. Menel und Bassist Tim Esau verlieĂen die Band, um sich einem Pop-Projekt zu widmen. Zu Aufnahmen kam es allerdings nicht.
Nachdem bei IQ zunĂ€chst einige Zeit nichts mehr passierte, fĂŒhrte ein durch einen französischen Club-Besitzer initiiertes Reunion-Konzert mit Peter Nicholls schlieĂlich zu einer erneuten Zusammenarbeit mit dem ehemaligen SĂ€nger.
1993 erschien die das Album âEverâ. Musikalisch knĂŒpft das Album eher wieder an den Stil der frĂŒhen Phase der Band an. Zur Vermarktung ihrer TontrĂ€ger grĂŒndete die Band das eigene Label GEP.
Mit âSubterraneaâ veröffentlichten sie 1997 ein Konzeptalbum. Es erzĂ€hlt die Geschichte eines Mannes, der sich aus Liebe zu einer Frau einer Revolution gegen einen fiktiven Ăberwachungsstaat anschlieĂt. Letztendlich scheitert aber beides an der Angepasstheit und Lethargie des Protagonisten. Die Erkenntnis darĂŒber mĂŒndet in dem 20-minĂŒtigen, sehr emotional gehaltenen Finale des Albums. Basierend auf der Geschichte dieses Konzeptalbums wurde ein Spielfilm gedreht. Der Spielfilm wurde am 5. Juni 2015 beim Reno Film Festival uraufgefĂŒhrt.
Seit dieser Zeit veröffentlichen IQ wieder stetig neue Alben. Und nun haben sie mit âResistanceâ ein Album veröffentlicht, was fast zwei Stunden lang ist. Das heiĂt, es werden zwei CDs und drei Vinyl-Schalplatten gebraucht um das Album auf physischen DatentrĂ€gern zu veröffentlichen.
Zwei Stunden? Kann das gutgehen? Wo Herr Martinsen doch immer schon schimpft, wenn ein Album auch nur einen Hauch zu lang ist. Soviel vorweg, es klappt. Es klappt sogar sehr gut. IQ kann zwei Stunden fĂŒllen. Sie nehmen uns auf eine Reise in ein Prog-Rock-Land aus Genesis oder Yes und natĂŒrlich auch eine ganze Schippe sich selbst. Und sie sind ein wenig metaliger geworden. Es gibt hier recht viele hĂ€rtere Riffs zu hören. Diese Band traut sich was. Ob es allerdings fĂŒr ein âRenntâ reicht, das wird sich zeigen. Hört selbst.
Klone ist eine ehemalige Progressive-Death-Metal-Band â man muss es wirklich so sagen, denn mit Progressive-Death-Metal-Band haben sie nun wirklich nichts mehr zu tun â aus Frankreich, die mittlerweile etwas macht, was es vielleicht vorher so noch gar nicht gab. Ich nenne es einfach mal Alternative-Rock-Pop-Progressive-Postrock-Metal. Klone wurde im Jahr 1995 in Poitiers gegrĂŒndet. In den Folgejahren entwickelten sie einige StĂŒcke und hatten einige kleinere Auftritte.
Das erste Album namens âDuplicateâ veröffentlichten sie im Jahr 2003 in Eigenregie.
Im Jahr 2004 folgte die EP âHigh Blood Pressureâ. Nach dieser Veröffentlichung folgte eine Tour zusammen mit Gojira, Aborted, Psykup, Scarve, Defdump, Drowning, Sleepers, Comity, Eyeless, Stereotypical Working Class und Hertz and Silence.
Die Band spielte im folgenden Jahr auf dem Hellfest. Dort kamen sie mit dem Chef von âSeason of Mistâ in Kontakt und es kam zu einem Vertrag fĂŒr zwei Alben.
Im Jahr 2008 wurde das Album âAll Seeing Eyeâ veröffentlicht. Die Produktion dauerte vier Monate und wurde von Sylvain Biguet ĂŒbernommen, der auch schon Trepalium, Comity und Mistaken Element produzierte. Es folgte eine Tour durch Frankreich und einige andere europĂ€ische LĂ€nder.
Das Album âBlack Daysâ wurde im Jahr 2010 veröffentlicht. Auf dem Album war auch eine Coverversion von Björks âArmy of Meâ enthalten. Auf diesem Album waren der neue Bassist Jean Etienne Maillard und Schlagzeuger Florent Marcadet zu hören, letzterer verlieĂ die Band aber bereits wieder.
Im Jahr 2011 veröffentlichte sie die EP âThe Eye of Needleâ.
2015 erschien dann âHere comes the Sunâ, ein Album was sich mit den anderen Alben davor ĂŒberhaupt nocht mehr vergleichen lĂ€sst. Sie hatten nun offensichtlich ihren eigenen Stil mehr oder weniger gefunden, der sie recht einzigartig macht. Wir haben dieses Album in unserer Episode 124 besprochen.
2017 veröffentlichten SĂ€nger Yann Ligner und die beiden Gitarristen Guillaume Bernard und Aldrick Guadagnino zusammen mit Armelle Dousset, die auf diesem Album Akkordeon und Schlagzeug spielt, ein Live-Unplugged-Album, das zwar live, aber ohne Publikum aufgenommen wurde. Und nun im Jahre 2019 gibt es neues Album zu hören, âLe Grand Voyageâ
Klone gehen hier den Weg, den sie mit den Alben davor beschritten haben, konsequent weiter. Das ist was ganz eigenes. AtmosphĂ€rische Postrock-KlĂ€nge, verzerrte Gitarren, unfassbar schöne Melodien und Melancholie noch und nöcher. Und dann ist da noch Yann Ligner, der einem wahrscheinlich auch das Telefonbuch vorlesen könnte, und man wĂŒrde es immer noch hören.
Selbst Saxophon- und Synthie-Parts sind auf diesem Album zu finden.
Es ist eine Mischung aus Marillion, Opeth und irgendwas eigenem, das es noch zu ergrĂŒnden gilt. Alternative-Rock-Pop-Progressive-Postrock-Metal eben.