In der 42. Minute beschreibt Celine Bilder von Seurat.
In der 42. Minute beschreibt Celine Bilder von Seurat.
Als ich diesen Film nochmals angesehen habe, kurz bevor der dritte Teil erschien und ich den Artikel für Slate schrieb. Ich war erstaunt, wie unterschiedlich junge weiblich Attraktivität und Sexualität sein können. Das war nämlich noch im Ausläufer der 2010er, in welchen Frauen Hosen trugen, die nicht über ihre Hüftknochen gingen, alle einen Waschbrettbauch haben mussten – eine unglaublich körperbewusste Zeit. Und Julie Delpy läuft herum in diesem formlosen Kleid über einem Hemd, hat zudem ein Hemd um ihre Hüften gebunden, aber sieht doch so verdammt heiss aus. Das hat mich erstaunt. Jetzt ist dieser Stil wieder in: Das 90s Revival hat schlichte weibliche Sexualität zurückgebracht, die mehr verhüllt als zeigt. 2013 war das jedoch sehr krass zu sehen.
Ich habe mich ausserdem viel mehr über Ethan Hawkes Charakter aufgeregt, als ich es 1995 war. Damals sind Typen damit durchgekommen, sich eine Expertise anzumassen. Beispielsweise in der Szene im kleinen Café am Franziskanerplatz, in der die Wahrsagerin zu Celine kommt, freundlich zu ihr ist sie interessant findet. Jesse ist auf eine unglaublich herablassende Art sehr abweisend. Da dachte ich mir: “Du Mistkerl, sie geht auf die Sorbonne, du kannst dich glücklich schätzen, neben dir zu sitzen. Sie ist schlauer als du, sie ist schöner als du – ich hab keine Ahnung, was sie in dir in diesem Moment sieht!” Und so sehr ich mich auch nach dem “echten” Ethan Hawke am Ende des Zuges sehne, hatte ich in dem Moment jedoch weniger Geduld mit ihm. Es ist interessant, mir diese Diskussionen in meinen 20ern zu vergegenwärtigen, in welchen ich nie gehört wurde. Ich musste mir so viele Typen anhören, wie sie über irgendwelches Zeug hochtrabende Reden geschwungen haben, die nicht wirklich toll waren.