Europa, so scheint es, ist gerade so fern wie schon lange nicht mehr. Die Grenzen sind dicht, gemeinsame Corona-Bonds, um die finanziellen Engpässe solidarisch zu schultern sind gescheitert, die EU kann sich nicht erweichen, ein paar Kinder aus der Hölle von Moria aufzunehmen und beim Kauf von Schutzkleidung, Beatmungsgeräten und PCR-Tests machen sich die EU-Länder gegenseitig Konkurrenz.
Früher waren Krisen Anlass dafür, die europäische Integration voranzutreiben, sagt Ulrike Guérot. Doch heute feiert der Nationalstaat in der Krise seine Rückkehr und inszeniert sich als einzig wahrer Krisenmanager. Mit ausgefahrenen Ellenbogen. Guérot warnt vor dem Ende der EU.
Es ist Zeit, die Idee von Europa neu zu formulieren. Statt an dem existierenden Konstrukt der EU technokratisch weiter rumzuschrauben, sollten wir ihm eine kühne Vision entgegensetzen. Das hat Ulrike Guérot bereits 2016 getan. Sie ist der Meinung, dass Europa eine Republik werden muss. Über europäische Solidarität, über die Republik als Utopie und die künftige Rolle des Nationalstaates spricht sie ausführlich mit Michael Seemann.
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