Oswald Spengler vertrat die Zyklentheorie, nach der immer wieder neue Kulturen entstehen, eine Blütezeit erleben und schließlich untergehen. Die Endzeit unserer Kultur prognostiziert er für den Zeitraum von 2000 bis 2200.
Als Oswald Spenglers "Der Untergang des Abendlandes" im September 1918 auf den Markt kommt, steht die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg unmittelbar bevor. Sein Buch wird mit seiner markanten Titelthese als Reaktion auf die nationale Schmach verstanden. Die Verkaufszahlen sind sensationell. Spengler avanciert zum intellektuellen Star. In den zwanziger Jahren wird Spenglers Werk jedoch von den Zeitgenossen gewogen und im Allgemeinen für zu leicht befunden: Thomas Mann bezeichnet Spengler als "Nietzsches klugen Affen" und sein Buch als "Verkalkungsphilosophie". Tucholsky verhöhnt Spengler als "Karl May der Philosophie" und Hermann Broch erregt sich über die "ignorante Präpotenz" des Philosophen. An der Ablehnung von Spenglers detailreichem Entwurf hat sich bis heute wenig geändert. Und das, obwohl er die Endzeit unserer Kultur für den Zeitraum von 2000 bis 2200 prognostizierte.