CoasterCast | Spotlight   /     Spotlight: Suspended Coaster

Description

Teil 2 der Serie über Bahnen, die einen hängen lassen.

Subtitle
Hin und her.
Duration
00:00:00
Publishing date
2020-07-05 16:00
Link
https://www.coastercast.de/2020/07/05/spotlight-suspended-coaster/
Deep link
https://www.coastercast.de/2020/07/05/spotlight-suspended-coaster/#
Contributors
  Oliver Rümpelein
author  
  pheerai
contributor  
Enclosures
https://www.coastercast.de/podlove/file/89/s/feed/c/opus/sl-suspends.opus
audio/ogg;codecs=opus

Shownotes

Teil 2 meiner dreiteiligen Serie zu Achterbahnen unter der Schiene. Teil 1 beschäftigt sich mit Inverted Coastern, Teil 3 wird die „Grenzbereiche“ zwischen diesen Bahnen beleuchten.

Was ist das?

Suspended Coaster bezeichnet eine Bauform von Achterbahnen. Bei diesen befindet sich die Schienen über den Köpfen der Fahrgäste.

Der Unterschied zu den ebenfalls „aufgehängten“ Inverted Coastern besteht darin, dass letztere starr an der Schiene montiert sind, während Suspend Coaster seitlich ausschwingen können. Weshalb dieser Übergang fließend ist wird später in Teil 3 erklärt.

Wie fährt sich das?

Die meisten gebauten Suspended Coaster sind eher als gemächliche bis spannende Familienbahn ausgeführt, nur etwa ein Viertel trägt die Einstufung „Thrill“, die zweithöchste von vier Stufen.

Bei den Familienfahrten ohne Zweifel das Highlight ist das seitliche Ausschwingen in Kurven, das der Fahrt eine starke Dynamik auch auf geraden Stücken (nachschwingen) verleiht. Mitunter findet man auch Near-Miss-Effekte, die damit spielen, dass der Fahrgasträger noch geradeaus weiterfährt, obwohl die Schiene bereits zur Seite geführt wurde. Auf einen ähnlichen Effekt zielen Bahnen, die man am ehesten als „Suspendend Wild Mouse“ bezeichnen könnte. Ein Beispiel, dass man des öfteren im deutschsprachigen Bereich antreffen kann ist der Euro-Coaster der Schausteller Buwalda & Fackler (RCDB).

In eine andere Kerbe schlagen die Suspended Coaster des Herstellers Arrow aus den 1980er und frühen 1990er Jahren. Diese hatten zu Beginn mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, einige Bahnen fahren jedoch auch heute noch, was mit einem Alter von etwa 30 Jahren und der mechanischen Belastung nicht zu erwarten wäre. Diese Anlagen Schwingen stark aus, zum Teil über die Horizontale, und produzieren sehr starke G-Kräfte.

RCDB führt außerdem noch die Familienachterbahnen „Suspended Family Coaster“ (SFC) zum Teil als tatsächliche Suspended Coaster. Mehr dazu in Teil 3.

Wer kauft sowas?

Im Wesentlichen hängt dies vom Typen ab. In der letzten Zeit häufig gebaut werden die Wiegand Wie-Flyer und Wie-Hex, jedoch oft nicht in Parks, sondern als zusätzliche Anlage zu Sommerrodelbahnen.

Größere Anlagen wie Vekoma Suspended Family Coaster (mit neuen Zügen) bilden eine Zwischenkategorie für junge Jugendliche und werden häufig in Parks gekauft, die von einem „Thrill-Orientierten“ zu einem „familienfreundlichen“ Attraktions-Lineup aufrüsten wollen.

Arrow-Suspender sind/waren Großinvestitionen für große Parks mit viel Platz, die in erster Linie auf Jugendliche und Erwachsene als Zielgruppe setzen.

Wer stellt das her?

Da sich gerade Bahnen mit „Ausblicksfahrt-Charakter“ recht einfach konstruieren lassen, findet man in der List der Hersteller sehr viele Hersteller mit wenige Bahnen, oftmals sogar nur mit einer einzigen. Die meisten Bahnen stammen hierbei von Vekoma (22), der Hersteller von 17 ist derzeit (Stand Mai 2020) unbekannt, und weiter geht’s mit Caripro (11) und Arrow sowie Wiegand (je 10).

Nur auf Europa eingeschränkt sieht die Situation ähnlich aus. Häufigster Lieferant ist auch hier Vekoma (7), gefolgt von Wiegand (5), Caripro (4) und Zamperla (3). Bei weiteren drei Bahnen ist der Hersteller nicht bekannt.

Hier die vollständige Liste aller Hersteller, sortiert nach in der RCDB gelisteten Bahnen:

Ganze Liste
  • Vekoma (22)
  • (Unbekannt) (17)
  • Caripro (11)
  • Arrow (10)
  • Wiegand (10)
  • Golden Horse (7)
  • Zamperla (5)
  • Setpoint (3)
  • Extreme Engineering (2)
  • Premier Rides (2)
  • abc Rides (1)
  • Aerial Tramway Construction (1)
  • Beijing Shibaolai / 北京实宝来游乐设备有限公司 (1)
  • Big Country Motioneering (1)
  • Credible (1)
  • Divermax Entretenimento (1)
  • Doppelmayr (1)
  • Garcia Brinquedos (1)
  • Hebei H&S / 河北华通思力游乐设备有限公司 (1)
  • Nanfang / 温州南方游乐设备总厂 (1)
  • Nova Atrações (1)
  • Reverchon (1)
  • R&C Entertainment (1)
  • S&S Sansei (1)

Woran kann man die Hersteller unterscheiden?

Wie immer konzentriere ich mich hier auf die größten Hersteller. Das sind:

  • Vekoma (22 Bahnen)
  • Caripro (11 Bahnen)
  • Arrow (10 Bahnen)
  • Wiegand (10 Bahnen)

Dies meisten dieser Bahnen lassen sich sehr leicht bereits an den Schienen unterscheiden.

Schienen von Caripro bestehen aus einem einzelnen Rohr, an das oben eine „Finne“ angebracht ist. Außerdem haben alle Bahnen dieses Herstellers einen Vertikallift statt einer Kettenstrecke.

Wiegand-Schienen bestehen entweder aus zwei übereinander angebrachten Stahlrohren bei der Mystic Hex genannten Baureihe, oder aus einer „glockenförmigen“ Schiene, an der innen die Laufschiene und an der höchsten Stelle Stromschienen angebracht sind, bei den Wie-Flyern.

Die einzigen Hersteller, bei denen etwas „finesse“ angebracht ist, sind Vekoma und Arrow. Mit wenigen Ausnahmen verbauen beide Dreigurtschienen, das heißt Schienen mit einem tragenden dickeren Rohr in der Mitte, neben dem leicht nach unten versetzt die Laufrohre angebracht sind. Hierbei haben die Bahnen von Vekoma gerade Dreiecke als „Braces“ (das sind die Teile der Strecke, die Laufrohre und Backbone verbinden), während diese Teile bei Arrow nach unten etwas ausgekehlt sind und einen Bogen beschreiben.

Im besten Fall sieht man allerdings einen Zug auf der Strecke, denn Vekomas Fahrzeuge bestehen aus einzelnen Reihen mit jeweils zwei Sitzen ohne Boden nebeneinander, während Arrows Züge kleine Chaisen für je vier Personen (zwei Nebeneinander in zwei Reihen) führt.

Bei den kleinsten Bahnen, wie etwa Jimmy Neutron’s Atomic Flyer (RCDB) im Movie Park Germany, verbaut Vekoma auch ein Schienenprofil ohne Backbone, es besteht dann also nur aus zwei Laufrohren nebeneinander, die untereinander verbunden sind.

Wo kann ich das in Deutschland fahren?

Auch hier gilt: Für die Auflistung richte ich mich nach der Klassifikation der Bahnen in der RCDB, Stand 10. Mai 2020. An welchen Punkten ich diese als unklar erachte erläutere ich dann in Teil 3.

In Deutschland gibt es derzeit 8 stationäre Suspended Coaster. Diese sind:

  • Wie-Flyer – Inselsberg Funpark (Wiegand, RCDB)
  • Hexenbesen – Ski- und Rodelarena Wasserkuppe (Wiegand, RCDB)
  • Boderitt – Erlebniswelt Seilbahnen Thale (Wiegand, RCDB)
  • Hexenbesen – Erlebnisfelsen Pottenstein (Wiegand, RCDB)
  • Hummel Brummel – Schwaben Park (Wiegand, RCDB, derzeit im Bau)
  • Turbo-Drachen – Potts Park (abc rides, RCDB)
  • Sky Rider – Skyline Park (Caripro, RCDB)
  • Jimmy Neutron’s Atomic Flyer – Movie Park Germany (Vekoma, RCDB)

Besonders hervorzuheben sind hier die beiden weltweit einzigartigen Anlagen im Potts Park und im Skyline Park.

Trivia?

  • Suspended Coaster sind an sich keine neue Erfindungen: Einzelne Exemplare, die freischwingende Einzel- oder Doppelsitze besaßen, gab es bereits um 1900 herum. Beispiele sind Aerial Glide (RCDB) und Bisby’s Spiral Airship (RCDB).
  • Der erste moderne Suspended Coaster war ein Experiment des Flugzeugherstellers Messerschmitt-Bölkow-Blohm. Präsentiert im Jahr 1974 auf dem Oktoberfest fuhr Alpenflug aber nur 16 Tage lang, bevor die Bahn vom TÜV geschlossen wurde. Grund war, dass die fehlende Neigung der Schiene in den Kurven (die von Werner Stengel noch gefordert, aber nicht umgesetzt wurde) und ein zu schwerer Zug die Struktur zu stark beanspruchte, was zu Rissen in Schweißnähten geführt hat. (Wikipedia, leider kein RCDB-Eintrag weil Kirmesanlage)
  • The Bat (RCDB), gebaut von Arrow für den Freizeitpark Kings Island, gilt in den USA als Urvater der Suspended Coaster. Eröffnet wurde sie 1981, geschlossen 1983, weil durch nicht geneigte Schienen die Beanspruchung auf Stützen und Schienen zu groß war. 1993 eröffnete an gleicher Stelle ein weiterer Arrow Suspender, diesmal mit geneigten Kurven, damals als Top Gun (RCDB). Diese Bahn fährt heute noch unter dem historischen Name The Bat (Achtung, Verwechslungsgefahr!)
  • Eine weitere Bahn von Arrow die man als legendär bezeichnen kann, war Big Bad Wolf in Busch Gardens Williamsburg (RCDB). Besonders herausstechend war der „finale“ Drop mit einer Höhe von 24 Metern, der direkt gefolgt wurde von einer schnellen Kurve direkt über dem „Rhine River“. An Stelle dieser Bahn, die 2009 geschlossen wurde, steht heute Verbolten von Zierer (RCDB). Als Hommage an Big Bad Wolf verfügt letztere über einen Drop mit Kurve an der selben Stelle, auch die Fundamente des Vorgängers wurden in angepasster Form weiterbenutzt. Mehr Informationen zu Big Bad Wolf gibt es u.a. bei Defunctland (Youtube, Englisch)
  • Im Skyline-Park steht mit Sky Rider von Caripro (RCDB) der einzige Suspended Spinning Coaster der Welt, der außerdem ein sehr ungewöhnliches Wagenlayout hat: vier Fahrgäste sitzen in gleichmäßig verteilt mit Blick nach innen.
  • Ein anderer Hybrid ist Tranan im Skara Sommarland (RCDB), gebaut von S&S Sansei. Bei diesem befinden sich die aufgehängten Gondeln nicht unter der Schiene, sonder an ausliegern links und rechts der Schiene. Es handelt sich also um eine Art Suspended Wing Coaster.
  • Eine Weiterentwicklung dieses Konzepts stellt Axis dar, der die Aufhängung an einem einzelnen Arm auch verwendet, um Inversionen für die Besucher durch aufschwingen zu forcieren. Hiervon gibt es bisher nur ein Konzept sowie einen Prototypen, zu sehen in einem Werbevideo (Youtube, Englisch)
  • Im Jahr 2006 wollte Walibi Belgium mit Vertigo (RCDB) eine Bahn bauen, die extrem große Strecken ohne Stützen überwindet. Gebaut wurde die Anlage von Doppelmayr, die man am ehesten als Hersteller von Skiliften kennt. Wegen technischer Probleme eröffnete die Bahn verspätet im Jahr 2007 und wurde 2008 bereits wieder geschlossen und abgerissen.
  • Der Drifting Coaster der Schaustellerfamilie Ahrend (Parkerlebnis.de Ankündigung) sollte hier auch noch genannt werden: Hier fahren die Wägen zwar ganz „normal“ auf der Schiene, durch einen weit oben angebrachtes Drehpunkt können die Sitze aber ähnlich einem Suspended Coaster seitlich ausschwenken.

Deeplinks to Chapters

00:00:00.000 Servus!
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00:00:32.150 Was ist das?
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00:01:18.000 Wie fährt sich das?
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00:03:39.000 Wer kauft sowas?
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00:04:37.180 Wer stellt das her?
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00:06:01.270 Woran kann man die Hersteller unterscheiden?
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00:09:22.290 Wo kann ich das fahren?
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00:10:25.000 Trivia!
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00:18:58.050 Bis zum nächsten mal!
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