Heiter bis StĂŒrmisch   /     HBS010 Der Jetstream

Description

Oft lesen oder hören wir im Wetterbericht was ĂŒber den Jetstream. Manchmal wird auch vom Strahlstrom oder Starkwindband gesprochen. Aber auch das ist nicht unbedingt verstĂ€ndlicher. Was es mit dem Jetstream auf sich hat und wie er entsteht, will ich hier etwas nĂ€her bringen. Ende des 19. Jahrhunderts sind die ersten ErwĂ€hnungen zu Strömen in den oberen Wolkenschichten zu finden. Als 1883 der Vulkan Krakatau in Indonesien ausbrach, schleuderte dieser riesige Mengen an Asche in die obere AtmosphĂ€re. Das fĂŒhrte zu Verdunkelungen und VerfĂ€rbungen, die sowohl in SĂŒdamerika als auch in Afrika beobachtet wurden. Auch Monate spĂ€ter kehrten diese in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden immer wieder zurĂŒck. Die damaligen Wetterbeobachter bezeichneten dieses PhĂ€nomen als "equatorial smoke stream" und wussten oder ahnten, dass dieses Band unabhĂ€ngig ist von dem "normalen" Wetter. Anfang der 1930er Jahre begannen international abgestimmte vertikale Sondierungen, also Wettermessungen in der Höhe. Daraus entwickelte Richard Scherhag Höhenwetterkarten und zeichnete so das erste mal die starken Höhenwinde auf. Jedoch war immer noch nicht klar, worum es sich genau handelt. Mit dem Beginn des zweiten Weltkriegs blieb der Wissensaustausch der LĂ€nder jedoch gering. Die Entdeckungsgeschichte der Strahlströmung gestaltet sich damit als etwas schwierig und hĂ€ngt von den jeweiligen LĂ€ndern ab. Den Begriff der Strahlströmung verwendete Heinrich Seilkopf das erste mal 1939 als Beschreibung fĂŒr die hohen Windgeschwindigkeiten in der oberen TroposphĂ€re. Im selben Jahr beschrieb aber auch der Belarusse Mironovitch das PhĂ€nomen recht genau. Die Bezeichnung Jetstream wurde von dem norwegischen Meteorologen Jakob Bjerknes 1943 verwendet. Zu dieser Zeit leistete schwedische Meteorologe Carl-Gustav Rossby im englisch-sprachigen Raum Pionierarbeit bei der Erforschung des Starkwindbandes. Um besser zu verstehen wie es zu einer Höhenströmung kommt, muss ich etwas ausholen. Am Äquator befinden sich aufgrund einer hohen Sonneneinstrahlung relativ warme Luft. An den Polen hingegen ist die WĂ€rmeabgabe recht hoch und die Sonneneinstrahlung recht gering. Somit ist die Luft dort vergleichsweise kĂŒhl. Das bedeutet, dass es einen recht großen horizontalen Temperaturunterschied gibt. Nun ist die Temperaturabnahme zu den Polen hin allerdings nicht kontinuierlich. Denn die Luft neigt dazu sehr große, relativ einheitlich temperierte Volumina auszubilden, die sogenannten Luftmassen. Die strahlungsreichen, warmen Luftmassen werden tropische Luftmassen genannt und die strahlungsarmen, kalten Luftmassen sind die Polaren. Es gibt also einen schmalen Bereich, an denen die polaren und die tropischen Luftmassen aneinandergrenzen. Dort Ă€ndert sich die Temperatur in horizontaler Richtung sehr schnell und es ist ein Temperatursprung zu finden. Dieser Bereich wird auch oft als Frontalzone bezeichnet. Dort treten aber nicht nur Temperatur- sondern auch Luftdruckunterschiede auf. Denn, in warmer Luft geht der Luftdruck mit der Höhe langsamer zurĂŒck als in kalter. Was bedeutet das? In tropischer Luft ist der Luftdruck in gleicher Höhe stets höher als in der polaren Luft. Und das hat die Luftdruckunterschiede an der Frontalzone zur Folge. Eine weitere Folge davon ist, dass es nun zu Ausgleichsbewegungen aufgrund der verschiedenen LuftdrĂŒcke kommt. Diese Ausgleichsbewegungen nehmen wir dann als Wind war. Je stĂ€rker die Luftdruckunterschiede, desto grĂ¶ĂŸer die Windgeschwindigkeiten. Mit zunehmender Höhe werden die LuftdruckgegensĂ€tze immer ausgeprĂ€gter, somit treten die höchsten Windgeschwindigkeiten am oberen Rand der TroposphĂ€re auf. Die hohen Windgeschwindigkeiten treten in einem schmalen Bereich von etwa 100 bis 200 km Breite und etwa 5 km Höhe auf. Und sind unter dem Namen Strahlstrom bzw. Jetstream bekannt. Der Jetstream verlagert sich mĂ€andrierend nach Osten. Warum tut er das? Da kommt die etwas unhandliche Corioliskraft ins Spiel. Diese bewirkt, dass die von den Tropen nach Norden bewegten Luftmassen in Richtung Osten abgelenkt werden. Es gibt auch nicht nur einen Jetstream. Auf jeder Erdhalbkugel werden zwei beobachtet. Der nördliche ist der polare Jetstream. Er befindet sich etwa ĂŒber Mitteleuropa, Russland und Nordamerika. HĂ€ufig wird ein wellenartiger Verlauf mit starken AusschlĂ€gen nach Norden und SĂŒden beobachtet. Auf diese Weise trĂ€gt er zur Durchmischung der unterschiedlich temperierten Luftmassen bei. Manchmal bildet der Jetstream sogar mehrere Äste aus und ist an einigen Stellen schwĂ€cher bzw. stĂ€rker. In den Wintermonaten ist er meist krĂ€ftiger, da zu dieser Zeit die TemperaturgegensĂ€tze stĂ€rker ausgeprĂ€gt sind. Auch "wandert" er im Winter nach SĂŒden und im Sommer nach Norden, so dass er im Sommer eher ĂŒber Skandinavien zu finden ist. Der zweite Strahlstrom ist der subtropische Jetstream. Er weht etwa ĂŒber den Wendekreisen, zum Beispiel ĂŒber Nordafrika. Im Gegensatz zum Polarjet weht er geschlossen um die gesamte Erde und ist wesentlich bestĂ€ndiger, sowohl in seiner Position als in seiner IntensitĂ€t. Die Strahlströme spielen nicht nur fĂŒr unser Wetter eine große Rolle, sondern wirken sich auch in der Luftfahrt aus. Vor allem LinienflĂŒge, die weite Strecken zurĂŒcklegen, nutzen die bestĂ€ndigen Höhenwinde aus. So werden zum einen Treibstoff eingespart und auch höhere Fluggeschwindigkeiten zurĂŒckgelegt. Das hat den Effekt, dass auf einem Flug von Nordamerika nach Europa mehrere Stunden eingespart werden. Die Flugzeuge lassen sich sozusagen von den Strahlströmen tragen. Auf dem RĂŒckflug hingegen wird geschaut, wo der Jetstream genau ist, damit man dem ausweichen kann und nicht mehr Gegenwind hat als notwendig. Eine weitere Anwendung fand der Jetstream zum Ende des zweiten Weltkriegs. Japan startete vom Festland aus mehrere tausend Sprengstoff fĂŒhrende Ballons, von denen allerdings nur wenige Hundert das amerikanische Festland erreichten. Bis zu den großen Seen wurden einige beobachtet. Der Angriff zeigte jedoch keine grĂ¶ĂŸeren Erfolge und wurde wieder eingestellt. Auch in der Wettervorhersage wird tĂ€glich der Jetstream beobachtet. Aus der vorhin erwĂ€hnten Wellenbildung lĂ€sst sich schließen, ob eher warme oder kalten Luftmassen zu uns fließen. So befinden sich unter einem Wellenberg relativ warme Luftmassen und in einem Wellental fließen eher kalte polare Luftmassen nach SĂŒden. Vor allem fĂŒr uns in Mitteleuropa spielt der Strahlstrom fĂŒr das tĂ€gliche Wetter eine große Rolle, da hier Tiefdruckgebiete entstehen, entlangwandern und wieder verschwinden. Wie sich Tiefdruckgebiete entwickeln soll aber Thema fĂŒr eine andere Geschichte sein.

Summary

Der Jetstream ist ein mĂ€andrierender, starker Windstrom, der rund um die Erde im Bereich der oberen TroposhĂ€re von West nach Ost weht. Er ist eine Ausgleichsbewegung aufgrund von Temperatur- und dadurch auch Luftdruckunterschieden zwischen Äquator und Pol.

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Der Jetstream ist ein mĂ€andrierender, starker Windstrom, der rund um die Erde im Bereich der oberen TroposhĂ€re von West nach Ost weht. Er ist eine Ausgleichsbewegung aufgrund von Temperatur- und dadurch auch Luftdruckunterschieden zwischen Äquator un
Duration
Publishing date
2020-07-26 00:00
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https://www.xn--heiter-bis-strmisch-ibc.de/hbs010-der-jetstream/
Contributors
  Daniela Schoster
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