Der Wind hat viele Erscheinungsformen. Mal weht er als erfrischende Sommerbrise, verdĂŒnnt Verunreinigungen in der Luft oder trĂ€gt Pollen von einem zum anderen Ort. Aber er hat auch eine zerstörerische Seite. Als Sturm oder krĂ€ftige Windböen, kann er BĂ€ume entwurzeln, HausdĂ€cher abdecken oder Sturmfluten vor sich hertreiben. Alle Windereignissen, sei es eine leichte Sommerbrise oder ein heftiger Herbsturm, teilen sich die gleiche Ursache: Einen Luftdruckunterschied. Wie es zu Hoch- und Tiefdruckgebieten und damit Druckunterschieden kommt, habe ich schon in Folge sechs erzĂ€hlt. Diesmal soll es nur um deren Auswirkungen gehen. Ein Grundprinzip der Physik ist es, dass ĂŒberall Gleichgewichte erstellt und Extreme ausgeglichen werden. So wie ein warmer Kochtopf seine WĂ€rmeenergie an die Umgebung abgibt, flieĂt zwischen zwei unterschiedlichen elektrischen Ladungen ein Strom, um diese wieder auszugleichen. Genau so ist es mit dem Druck in der AtmosphĂ€re. Gibt es ein Gebiet mit höherem Druck und ein Gebiet mit niedrigerem Druck, dann wirkt eine Kraft, die dem DruckgefĂ€lle, in der Wissenschaft auch Gradient genannt, entspricht. Die Druckgradientkraft sorgt dafĂŒr, das die Luft von Regionen höheren Drucks zu Regionen tieferen Drucks transportiert wird, Ă€hnlich wie bei einem Luftballon. BlĂ€st man einen Luftballon auf und erzeugt so einen Druckgradienten zwischen dem Inneren des Ballons und dem ĂuĂeren, dann strömt die Luft sofort wieder hinaus. NatĂŒrlich nur, wenn man in die Ăffnung keinen Knoten gemacht hat. Ist nun die ganze Luft aus dem Luftballon entwichen und der Luftballon wieder schlaff, ist der Druck komplett ausgeglichen und unsere MiniatmosphĂ€re hat sich wieder beruhigt. In der echten AtmosphĂ€re passiert das alles natĂŒrlich in sehr viel gröĂerem MaĂstab und das macht es leider auch komplizierter, denn aufgrund der Erddrehung kommt auf diesen sehr groĂen Skalen noch eine andere Kraft ins Spiel: Die Corioliskraft. WĂ€hrend sich ein Luftteilchen zum Beispiel auf der Nordhalbkugel von SĂŒden nach Norden bewegt, rotiert die ErdoberflĂ€che unter ihm weg. Relativ zu uns, da wir ja zusammen mit HĂ€usern, StĂ€dten und Gebirgen auf der ErdoberflĂ€che fest stehen, wird das Luftteilchen also abgelenkt. Auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der SĂŒdhalbkugel nach links. Der Wind kann also nicht direkt vom hohen zum niedrigen Druck wehen, sondern eher genau zwischen dem Hoch- und Tiefdruckgebiet. Dieser Wind, der aufgrund der Druckgradientkraft und der Corioliskraft weht, wird geostrophischer Wind genannt. In der Meteorologie wird er oft zuhilfe genommen, um die WindverhĂ€ltnisse in etwa 5,5 km Höhe darzustellen. Er wird oft auch als "wahrer Wind" bezeichnet, da er hier in der sogenannten freien AtmosphĂ€re ungehindert wehen kann. In Wirklichkeit spielt noch eine weitere Kraft, die Zentrifugalkraft also die Fliehkraft, eine wichtige Rolle, da Hoch- und Tiefdruckgebiete eine Drehbewegung haben. Aber das ignoriere ich hier einfach mal. Die Lage der Hochs und Tiefs auf den Wetterkarten geben einen ersten Eindruck ĂŒber die WindverhĂ€ltnisse. Sowohl ĂŒber die WindstĂ€rke als auch ĂŒber die generelle Windrichtung. Denn der Wind weht in etwa entlang der Isobaren, den Linien gleichen Luftdrucks, die auf den meisten Wetterkarten mit schwarzen Strichen eingezeichnet werden, die in vielen Ringen ein Tief- oder Hochdruckgebiet umschlieĂen. Ein geĂŒbter Betrachter kann also anhand der Isobaren nicht nur die Windrichtung, sondern auch die WindstĂ€rke nĂ€herungsweise bestimmen, denn je dichter die Isobaren an einander liegen, desto höher ist der Druckunterschied und dementsprechend stĂ€rker der Wind. Dadurch kann zum Beispiel abgeschĂ€tzt werden ob der Wind aus SĂŒdwesten kommt und eher warme Luft mit sich bringt oder zum Beispiel aus Norden und eher kĂŒhlere Luftmassen transportiert. Auch Aristoteles wusste das schon. In seinen meteorologischen Abhandlungen hat er vier Haupt- und vier Zwischenhimmelsrichtungen beschrieben. Zu jeden dieser Richtungen gab es einen entsprechenden Gott, denen zu Ehren im Jahr 80 v. Chr. in Athen am FuĂ der Akropolis der achteckige "Turm der Winde" errichtet wurde. So symbolisiert der bĂ€rtige Gott Boreas ausgestattet mit einem Mantel auf der Nordseite des Turms einen kalten Nordwind. Der Wind mit seinen Komponenten kann aber noch einmal erweitert werden. NĂ€mlich um die Reibungskraft. Ist euch schon mal aufgefallen, dass wenn ihr im Sommer drauĂen auf einem Handtuch liegt weniger Wind weht, als wenn ihr steht? Woran liegt das? Die Antwort darauf liefert die Reibung. Denn der Wind wird durch Hindernisse wie BĂ€ume, HĂ€user, Gebirge oder auch einfach nur dem Boden abgebremst. Umso tiefer sich die Luft befindet, desto gröĂer wird der Einfluss der Reibung. Ganz am Boden hat die Reibung die Luft soweit abgebremst, dass dort kein Wind mehr gemessen werden kann. Denn ganz nah am Erdboden oder am Erdboden selbst, weht kein Wind mehr. In diesen bodennahen Schichten wird der Wind als Reibungswind bezeichnet. Es gibt also einige KrĂ€fte, die den Wind beeinflussen. Nicht alle sind immer von Bedeutung. Manchmal können einige auch vernachlĂ€ssigt werden. Zum Beispiel spielt die Corioliskraft bei kleinrĂ€umigen Ereignissen wie dem Föhn keine Rolle. Was der Föhnwind ist und wie er entsteht, ist aber Thema fĂŒr eine andere Folge.
Wind ist immer um vorhanden und kann von einer leichten Sommerbrise bis hin zu einem krÀftigen Herbstturm reichen. Doch was ist Wind eigentlich und woher kommmt er?