Kakteen, Kriminelle, Anwälte - Alles im grünen und artigen Bereich? Der Kaktus als solcher ist unbescholten und brav, steht nur herum? Menschen mit Kakteenfimmel sind per-se anständig? Was Anwälte machen ist immer dröge und langweilig? Mitnichten! Ich räume diesmal mit ein paar Vorurteilen auf - und das wird ganz lustig! Der Beitrag CactusPodcast – 034 Artenschutz – Kakteen, Kriminelle, Anwälte erschien zuerst auf Cactusblog.
Kakteen, Kriminelle, Anwälte - Alles im grünen und artigen Bereich?
Der Kaktus als solcher ist unbescholten und brav, steht nur herum? Menschen mit Kakteenfimmel sind per-se anständig? Was Anwälte machen ist immer dröge und langweilig? Mitnichten!
Ich räume diesmal mit ein paar Vorurteilen auf - und das wird ganz lustig!
von Ulrich Haage | CactusPodcast - Artenschutz
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uns stellen sich einige Fragen, über deren gelegentliche Beantwortung, soweit die Zeit und der Schlaf das zulässt, wir uns sehr freuen würden.Gibt es Rechtsanwälte, die auf den Bereich Pflanzenrecht, Kakteenrecht spezialisiert sind ? Gibt es sowas überhaupt? Ich habe in meinen juristischen Verlagen und Datenbanken da eher nichts zu gefunden.
Nein, Anwälte, die auf „Gärtnerbedarf“ spezialisiert sind kenne ich auch nicht. Vielleicht gibt es am Niederrhein, im Alten Land oder in Rain am Lech, – also dort wo viele Gartenbaubetriebe konzentriert sind – tatsächlich auch Fachanwälte, die sich ganz speziell auf Gärtnerbelange eingestellt haben.Â
Und Ja: ich kenne spezielle Anwälte für den Bereich Artenschutz, die sind meist in Regierungsstellen als Justiziare tätig und kümmern sich um die Umsetzung der Artenschutzgesetze.
Wenn ich als Bürger in dem Bereich in „eine Situation“ käme, dann würde ich mich wohl nach einem Anwalt für Verwaltungsrecht umsehen.
Sind Kakteen, Zimmerpflanzen, Pflanzen allgemein ein paradiesischer Ort und Zustand, um den es keinen Streit und schon gar keine Rechtsstreitigkeiten gibt? Da fehlt mir als Anwalt allerdings die Fantasie zu.
Ja, ein bisschen scheint es fast so. Vielleicht sind wir Gärtner ein Völkchen, dass in der Lage ist, Einigung zu erreichen. Vermutlich ist es aber eher der Fall, dass ich im Moment in erster Linie von mir spreche – mir liegen Streitereien nicht so.Â
Ich träume ja als Anwalt immer noch davon jeden Online Kakteenverkäufer auf Ebay OHNE EU Pflanzenpass abzumahnen. Böse Anwälte…:)
Wenn ich das richtig verstanden habe, gilt die EU Pflanzenpasspflicht ja auch für Onlinehandel, also EBay und zwar auch für Nicht-Unternehmer. Wobei ich da bislang wenig bis gar nichts zu gehört habe. Sicher bin ich mit da auch nicht. Und viele eBay Verkäufer schließen den EU Pflanzenpass ja auch einfach aus…Ja ist denn das überhaupt möglich ? Wenn die Pflicht dazu besteht, dann garantiert nicht.
Ich gehe jetzt auf dünnes Eis – ich erzähle hier von meinem Verständnis – ich kann und will hier keine Rechtsberatung leisten:
Der Pflanzenpass ist im Fernabsatz grundsätzlich nötig – ja!
Aber: ich glaube, bis zur Umsetzung ist es noch ein längerer Weg. Ich habe Zweifel, dass die Pflanzenschutzdienste überhaupt die Man-Power haben, um die dafür nötigen Neuanmeldungen zu verarbeiten – geschweige denn zu kontrollieren?
Der Gesetzgeber ist da immer etwas schneller als die Umsetzung möglich ist – und an der Stelle braucht es immer etwas Zeit, bis sich das zurecht geruckelt hat. Und ich gehe davon aus, dass es – wenigstens temporär – sowas wie eine Bagatellgrenze gibt, also „kleine Fische“ um die sich im Moment noch keiner kümmert. Die Frage nach den erwähnten ebay-Händlern habe ich die Pflanzenpass-Kommission auch schon gefragt. Ich war mir danach nicht so sicher, ob man dieses Thema vorher überhaupt auf dem Schirm hatte.
Warum ist es trotzdem nötig, genau hinzuschauen? Klar, es gibt immer schwarze Schafe, denen es auf die Füße zu treten gilt. Aber um die wirklich sicher herauszufischen braucht es ein gerütteltes Maß an Fachwissen, die erkennt man leider eben nicht an der Farbe.
Und hier kommt mein Appell an Anwälte – aus bitterer eigener Erfahrung: bitte hört auf, Menschen, Unternehmen pauschal abzumahnen.
Das kann schnell eine Tätigkeit sein, in der Menschen in bittere Not gebracht werden können.
Gibt’s solche Sachen wieJa, solche Sachen gibt es – ich habe viele Fehler gemacht und sehr viel dabei gelernt – und es ist trotzdem jedes Mal wieder neu. Ich habe gelernt – entweder du hältst dir eine Dauerinfusion Verwaltungsrecht, damit du wirklich immer auf dem aktuellen Stand bist – oder du bereitest dich vor und arbeitest mit den Behörden zusammen. Und manchmal habe ich zum Beispiel beim Zoll die Erfahrung gemacht, dass die nicht immer die Peilung haben. Andererseits – wie soll ein Zöllner den sich ständig verändernden Katalog der Vorschriften fĂĽr alle WirtschaftsgĂĽter, die importiert werden, im Kopf haben? Und Pflanzensendungen zählen da zu seltenen Gästen, das merke ich jedes Mal. Selbst Speditionen mit Fachkompetenz in dem Bereich sind rar gesät. In BĂĽchern gibt es dazu nicht zu finden – und die Webseiten, die helfen sollen, sind so komplex wie die Situation selbst. Wenn ein Kunde auf Jamaika einen Kaktus bestellen möchte, dann ist es auch fĂĽr uns jedes Mal aufs neue eine Odyssee, bis wir eine halbwegs aktuelle und verlässliche Information haben und wissen, welche Dokumenten mĂĽssen fĂĽr die gewĂĽnschten Pflanzen in dieses Land beantragt werden. Und ob die Landesbehörden das dann auch noch so sehen – das steht auf einem anderen Blatt. Alles in Bewegung sozusagen. ÂOder gibt’s dann einfach ein Pflanzenschutzzeugnis und fertig? Wendet man sich da frĂĽhzeitig an den Zoll? Gibt’s da BĂĽcher, die das erläutern? Oder einen besonderen Vordruck?
- Mangelhafter Kaktus?Â
- Patentierte Sorten?Â
- Ausfuhrprobleme?
- Einfuhrprobleme?
Ich lese gerade Kakteenjagd von Curt Backeberg. Herrlich wie der den Fric in einer Hafenspelunke kennenlernt. Da war der Hamburger Hafen noch voller Abenteuer. Mein neuer Berufswunsch nach dem Anwalt ist Kakteenjäger.Das sind wirklich herrliche Geschichten! Die kann ich nur empfehlen. Die BĂĽcher von Backeberg gibt es heute immer noch antiquarisch – und ich ĂĽberlege gerade, wer wen im Schreibstil beeinflusst haben könnte – denn auch mein GroĂźvater hatte die Gabe, selbst seinen eher wissenschaftlich orientierten BĂĽchern einen Hauch von Karl-May-Abenteuerduft mitzugeben. Mitnehmen ist ganz einfach: verboten! Und zwar alle Pflanzenteile, also egal ob Pflanze, ein Ohr, eine Frucht oder nur ein paar Korn Samen, selbst Pollen oder totes Kaktusholz unterliegen den CITES-Bestimmungen. FĂĽr Italien ist das im Grunde ebenso gĂĽltig. Allerdings gibt es keine Nachweispflicht und keine Grenzkontrollen. Und da wir im Segen eines Wirtschaftsraumes leben, können wir in der Praxis, ohne behelligt zu werden, das Opuntien-Ohr von Capone an die Alster fahren – solange wir die EU dabei nicht verlassen. Der Seeweg kann dabei also schon wieder Probleme bergen. Â
- was dürfte man jetzt eigentlich in Amerika / Südamerika mitnehmen? Dürfte man da jetzt eine Samenkapsel mitnehmen? Ein Opuntia Ohr ? Oder kommt man dann gleich ins Trumps Abschiebeknast? Zumal ja wohl auch viele Bestände durch diese *Wilderei* gefährdet sind, wenn ich das richtig verfolge.
- Und da kommt der Bezug auf den Anfang. Was unterscheidet die Reisen von Curt Backeberg von der heutigen *Wilderei*? Also bis auf das die Zeiten anders sind und es heutzutage CITES gibt um wohl genau das zu verhindern…
- wenn ich durch Sizilien fahre, auf meinem Weg zu Al Capone und da von dem StraĂźenunkraut, sprich Opuntia ein Ohr oder eine Samenkapsel mitnehme, macht es das besser?
Wie war das eigentlich so mit der Entdeckung der Kakteenwelt? Auftragsmorde? Wann ging das eigentlich los? Mit Kolumbus? Ich stell mir das schon ziemlich räubermäßig vor. Schiff vollmachen und ab damit nach Europa. Als Gärtner seit 1685 habt ihr da ja bestimmt auch Erkenntnisse… Gibt es das heute eigentlich noch? Oder ist die Kakteenwelt vermessen und alles bekannt? Ich hab von Bekannten gehört, die sind seit fast 20 Jahren einmal jährlich in SĂĽdamerika.ÂBei all den Abenteuergeschichten – nein, von einem Auftragsmord habe ich noch nicht gehört. Fric war in den USA inhaftiert – allerdings nicht wegen der Kakteen, sondern wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe – das war in der damaligen Zeit aber wohl nicht ungewöhnlich. Zu Zeiten vor und von Kolumbus waren die kulturellen Unterschiede ein wichtiges Thema. Zur Zeit der Azteken bin ich mir bis heute nicht sicher, wessen Kultur nun fortschrittlicher gewesen ist. Schauen wir nach Amerika einige Generationen späte, da konnte es schonmal passieren, dass ein Reisender sich im Wilden Westen in heiliges Land, auf dem die Kakteen wuchsen, verlief und hat dieses Sakrileg mit seinem Leben bezahlt. Es war eine wilde Zeit, damals. Manchmal habe ich den Eindruck – allzu viel hat sich bis heute nicht verändert.  Die ersten Kakteen kamen schon vor Kolumbus nach Europa. Zumindest belegen die sehr frĂĽhen Abbildungen. Wirtschaftlich gab es da aber wenig Bedarf, denn dich Möglichkeiten, die Pflanzen auch am Leben zu halten, die gab es erst später an königlichen Höfen, mit Orangerien. Damit „Schiff vollmachen“ – das gab es eigentlich nur bei Nutzpflanzen – und auch das fand erst etwas später statt.
- Was sagt CITES dazu?
- Was darf man eigentlich noch ?
- DĂĽrfte ich Amerika Pflanzen mitnehmen, oder Samen?
- oder alles nur angucken, aber nicht anfassen ?
Darüber habe ich erzählt:
Ich freue mich auf dein Feedback.
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