ungeheuer vernünftig - Rollenspiel und Wissenschaft   /     Folge 16: Monster in Mittelerde (Teil 1)

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Subtitle
Duration
3799
Publishing date
2022-10-13 13:43
Link
https://vernunftgeheuer.podigee.io/16-monster-in-mittelerde-1
Contributors
  Kathrin Fischer, Björn Herzig
author  
Enclosures
https://audio.podigee-cdn.net/891225-m-123af83c849e369d23a3356f21ee9045.mp3?source=feed
audio/mpeg

Shownotes

Passend zu „Ringe der Macht“, der neuen Fantasy-Serie auf Amazon Prime, wollen wir diesmal über einen Autor sprechen, der in unserem Podcast überraschenderweise bisher kaum erwähnt wurde: Die Rede ist von John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973), seinem Werk, seiner Welt und den Monstern, die sie bevölkern. Bei einem so ausgefuchsten Geschichtenerzähler wie Tolkien sind die Ungeheuer natürlich in einen umfassenden mythologischen Kontext eingebettet. Um sie angemessen zu begreifen, mussten wir uns daher zunächst den religiösen und philosophischen Hintergründen von Tolkiens Welt zuwenden. Dazu gab es so viel zu sagen, dass aus der geplanten Folge prompt eine Doppelfolge geworden ist!

Im ersten Teil soll es um die metaphysischen und kosmologischen Rahmenbedingungen gehen, welche die „inneren Gesetzmäßigkeiten“ von Arda bzw. Mittelerde bestimmen. Zum Einstieg plaudern wir über jugendliche Lektüreerlebnisse und unsere erste Begegnung mit Tolkiens Büchern. Danach wollen wir uns auf drei Aspekte konzentrieren, die für das Verständnis der Monster in Tolkiens Welt bedeutsam sind: Schöpfungsmythos und Weltentstehung, der Ursprung des Bösen sowie Menschenbild und Geschichtsverständnis. Dabei wollen wir zunächst jeweils Tolkiens eigene Auffassung referieren, wie sie im Kleinen Hobbit, dem Herrn der Ringe und anderen (von seinem Sohn Christopher aus dem Nachlass herausgegebenen) Werken wie dem Silmarillion zur Darstellung kommt. Anschließend werfen wir einige Seitenblicke auf entsprechende Ideen aus der europäischen Kulturgeschichte und schauen, welche Gedanken den Oxford-Professor bei seinem Weltenbau inspiriert haben. Aufschlussreich sind insbesondere die Spannungen, welche sich im Zuge dieser kreativen Anverwandlung ergeben: So machen sich in Tolkiens Erzählungen zwei verschiedene Konzeptionen des Bösen bemerkbar, die auch das Wesen der Monster in Mittelerde fundamental prägen.

Dass die Verschränkung von Heidentum und Christentum am Kern seines Verständnisses von Phantastik liegt, zeigt Tolkien in seinem berühmten Aufsatz „On Fairy-Stories“ („Über Märchen“), auf den wir gegen Ende zu sprechen kommen. Tolkien erweist sich hier als frommer Katholik: Sinn und Zweck aller Mythen und Märchen ist nicht die Erfüllung eskapistischer Wünsche, die unverbindliche Flucht in ein glückseliges Woanders, sondern die sogenannte ,Eukatastrophe‘, die Freude über den unverhofften, glücklichen Ausgang einer Geschichte. In diesem Sinne vermitteln phantastische Erzählungen dieselbe Frohe Botschaft wie das Neue Testament.

Im zweiten Teil unserer Doppelfolge werden wir uns dann konkret verschiedenen Arten von Monstern bei Tolkien widmen - Orks, Spinnen, Drachen, Balrogs, Ringgeister und die namenlosen Wesen aus der Tiefe - und sie vor dem Hintergrund der so beschriebenen Weltkonzeption untersuchen. Viel Spaß beim Hören!

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Kapitelmarken:

00:00:00 Der Olifant im Raum

00:02:00 Tolkien und wir

00:08:08 Zum Ablauf

00:09:40 Schöpfungsmythos & Weltentstehung

00:26:57 Ursprung des Bösen

00:43:46 Menschenbild & Geschichtsverständnis

00:56:14 Phantastik als Frohe Botschaft

01:01:22 … und wo bleiben die Monster!?

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Literatur- und Videoempfehlungen:

Blume, Michael: „Die Mythentheorie J.R.R. Tolkiens zwischen Christentum und Fantasy“: https://www.youtube.com/watch?v=cw3r_GT8KJs

Shippey, T.A.: J.R.R. Tolkien. Author of the Century, New York: Houghton Mifflin 2000.

Tolkien, J.R.R.: „Über Märchen“ [1939], in: ders.: Gute Drachen sind rar. Drei Aufsätze, hg. v. Christopher Tolkien, übers. v. Wolfgang Krege, Stuttgart: Klett-Cotta 1984, 51-140.

Tolkien, J.R.R.: Natur und Wesen von Mittelerde, hg. v. Carl F. Hostetter, übers. v. Helmut W. Pesch u. Susanne Held, Stuttgart: Klett-Cotta 2021.

BBC-Interview mit Tolkien (1962) [Ausschnitt]: https://www.youtube.com/watch?v=bi8q1Eopk2U&t=83s

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Urheberrechtshinweis: Für Intro und Outro werden die Sounds „Monster Roar“ von darkzanite und „Ambient Intro“ von Kelewin verwendet, beide unter einer Creative Commons Attribution License verfügbar.

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„Ich habe auf dieser Welt kein ausgesprocheneres Ungeheuer und Wunder gesehen als mich selbst.“ (Montaigne)

„Welche Chimäre ist doch der Mensch! Welch Unerhörtes, welch Ungeheuer, welch Chaos, welch widersprüchliches Wesen, welch Wunder!“ (Pascal)

„Der ist ein Ungeheuer, der nicht die liebt, die seinen Geist befruchtet haben.“ (Voltaire)

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ (Nietzsche)