Wissenswelle   /     „Wir mĂĽssen mehr darĂĽber wissen, was Menschen zum Arbeiten motiviert“

Description

Motivierte Mitarbeitende sind innovativ und produktiv, sie fehlen seltener und machen weniger Fehler als ihre Kolleginnen und Kollegen. Doch eine aktuelle Studie einer internationalen Unternehmensberatung hat gezeigt: In Deutschland arbeitet nicht einmal jeder Zweite motiviert. Wie man das ändern kann, erforscht Iris Kesternich, Nucleus-Professorin an der Universität Hamburg. Geld, Karrierechancen, freie Zeitgestaltung oder Sinnhaftigkeit – was motiviert Menschen zu arbeiten? Diese Frage untersucht die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Iris Kesternich mit Hilfe von Befragungen und auch in Experimenten. Beispielsweise hat sie zwei Gruppen von Arbeitssuchenden denselben, realen Job zu unterschiedlichen Konditionen angeboten. Einer Gruppe gegenüber betonte sie, dass es sich um die Digitalisierung wichtiger medizinischer Forschungsdaten handele, während die Kontrollgruppe erfuhr, dass die Daten nach der Digitalisierung vermutlich nicht mehr verwendet werden würden. Das Ergebnis: Die Gruppe, die glaubte, einer sinnhaften Arbeit nachzugehen, machte weniger Fehler als die Kontrollgruppe. Menschen arbeiten also schlechter, wenn sie befürchten, einer mehr oder weniger sinnlosen Tätigkeit nachzugehen. Einige Arbeitssuchende waren sogar bereit, zu Gunsten einer sinnhaften Arbeit für weniger Geld tätig zu werden, während andere dies genau andersherum sahen: Sie fanden, dass eine sinnvolle Tätigkeit besser bezahlt werden sollte als Arbeit für die Ablage. Kesternichs Forschung mit Langzeitarbeitslosen bildet eine Ausnahme, denn bisher wurden meist gut bezahlte Gruppen untersucht, um etwas über ihre Arbeitsmotivation herauszufinden. „Besserverdienende sind oft bereit, für einen sinnhaften Job auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten“, erklärt die Professorin. „Es ist aber wichtig, dies auch für andere sozioökonomische Gruppen unter die Lupe zu nehmen, damit die Politik die richtigen Weichen für den Arbeitsmarkt stellen kann.“ Im Podcast Wissenswelle erklärt sie, wie sie zu ihren Daten kommt, was eine Nucleus-Professur eigentlich ist und warum Wirtschaftswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nicht lügen dürfen, wenn sie Experimente durchführen.

Subtitle
Podcast mit Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Iris Kesternich
Duration
00:38:03
Publishing date
2023-03-01 15:38
Link
https://www.uni-hamburg.de/newsroom/podcast/wissenswelle-kesternich.html
Contributors
  Universität Hamburg
author  
Enclosures
https://www.pod.uni-hamburg.de/1/blog/1__/file/113/s/feed/c/mp3/wissenswelle-kesternich.mp3
audio/mpeg

Shownotes

Motivierte Mitarbeitende sind innovativ und produktiv, sie fehlen seltener und machen weniger Fehler als ihre Kolleginnen und Kollegen. Doch eine aktuelle Studie einer internationalen Unternehmensberatung hat gezeigt: In Deutschland arbeitet nicht einmal jeder Zweite motiviert. Wie man das ändern kann, erforscht Iris Kesternich, Nucleus-Professorin an der Universität Hamburg.

Geld, Karrierechancen, freie Zeitgestaltung oder Sinnhaftigkeit – was motiviert Menschen zu arbeiten? Diese Frage untersucht die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Iris Kesternich mit Hilfe von Befragungen und auch in Experimenten. Beispielsweise hat sie zwei Gruppen von Arbeitssuchenden denselben, realen Job zu unterschiedlichen Konditionen angeboten. Einer Gruppe gegenüber betonte sie, dass es sich um die Digitalisierung wichtiger medizinischer Forschungsdaten handele, während die Kontrollgruppe erfuhr, dass die Daten nach der Digitalisierung vermutlich nicht mehr verwendet werden würden.
Das Ergebnis: Die Gruppe, die glaubte, einer sinnhaften Arbeit nachzugehen, machte weniger Fehler als die Kontrollgruppe. Menschen arbeiten also schlechter, wenn sie befürchten, einer mehr oder weniger sinnlosen Tätigkeit nachzugehen. Einige Arbeitssuchende waren sogar bereit, zu Gunsten einer sinnhaften Arbeit für weniger Geld tätig zu werden, während andere dies genau andersherum sahen: Sie fanden, dass eine sinnvolle Tätigkeit besser bezahlt werden sollte als Arbeit für die Ablage.
Kesternichs Forschung mit Langzeitarbeitslosen bildet eine Ausnahme, denn bisher wurden meist gut bezahlte Gruppen untersucht, um etwas über ihre Arbeitsmotivation herauszufinden. „Besserverdienende sind oft bereit, für einen sinnhaften Job auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten“, erklärt die Professorin. „Es ist aber wichtig, dies auch für andere sozioökonomische Gruppen unter die Lupe zu nehmen, damit die Politik die richtigen Weichen für den Arbeitsmarkt stellen kann.“
Im Podcast Wissenswelle erklärt sie, wie sie zu ihren Daten kommt, was eine Nucleus-Professur eigentlich ist und warum Wirtschaftswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nicht lügen dürfen, wenn sie Experimente durchführen.

Deeplinks to Chapters

00:00:00.000 Intro und Vorstellung des Themas
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00:01:50.000 Schnellfragerunde zum Gast
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00:04:12.000 Was motiviert mehr - Geld oder die Sinnhaftigkeit der Arbeit?
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00:08:00.000 Was ist Langzeitarbeitslosen wichtig?
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00:12:13.000 Wie definiert sich Sinnhaftigkeit der Arbeit?
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00:16:39.000 Welche Faktoren spielen neben Geld und Sinnhaftigkeit eine Rolle?
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00:21:10.000 Wie untersucht man die Arbeitsmotivation?
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00:25:12.000 Das Phänomen "Quiet Quitting"
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00:33:43.000 Was tut eine Nucleus-Professorin?
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00:36:49.000 Was motiviert Sie selbst, Frau Kesternich?
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