ZĂśNDFUNK - Generator - Bayern 2   /     Was hat eine Tasse Kaffee mit Wokeness zu tun?

Description

Wokeness ist zu einem Kampfbegriff von Rechtskonservativen geworden. Sie benutzen ihn, um politische Anliegen zu diffamieren, die ihnen nicht genehm sind. Dabei meint "Wokeness" eigentlich nur, wach zu sein gegenüber gesellschaftlichen Missständen. In dieser Folge von "Die Sache ist die ..." kehrt BR-Reporter Ferdinand Meyen zu den Ursprüngen des Begriffs zurück und stellt die Frage, ob wir alle "woke" sein sollten. Und was eine Tasse Kaffee damit zu tun hat.

Subtitle
Duration
00:37:01
Publishing date
2023-05-05 11:41
Link
https://www.br.de/mediathek/podcast/die-sache-ist-die/was-hat-eine-tasse-kaffee-mit-wokeness-zu-tun/1980506
Contributors
  Ferdinand Meyen
author  
Enclosures
https://media.neuland.br.de/file/1980506/c/feed/was-hat-eine-tasse-kaffee-mit-wokeness-zu-tun.mp3
audio/mpeg

Shownotes

Wokeness ist zu einem Kampfbegriff von Rechtskonservativen geworden. Sie benutzen ihn, um politische Anliegen zu diffamieren, die ihnen nicht genehm sind. Dabei meint "Wokeness" eigentlich nur, wach zu sein gegenüber gesellschaftlichen Missständen. In dieser Folge von "Die Sache ist die ..." kehrt BR-Reporter Ferdinand Meyen zu den Ursprüngen des Begriffs zurück und stellt die Frage, ob wir alle "woke" sein sollten. Und was eine Tasse Kaffee damit zu tun hat.

In der Podcast-Episode geht es um Wokeness – am Beispiel einer Kaffeetasse aus dem Merchandise des Frühstücksladens „Woke Breakfast & Coffee“ aus Coventry in Conneticut. Die Betreiberin Carmen Quiroga benannte ihr Café so, weil Kaffee wachmacht – und geriet daraufhin in einen Kulturkampf. Denn das Wokesein wird vereinnahmt, von rechts und von links. Zwei Beispiele: Der CDU-Nahe Thinktank „R21“ veranstaltete Ende 2022 sogar eine Anti-Wokeness-Konferenz. Und mittlerweile ist der Kampf gegen Wokeness fester Bestandteil politischer Reden von Markus Söder und soll im CSU-Grundsatzprogramm zur Landtagswahl stehen.

Dabei hat der Begriff „woke“ wenig mit dem zu tun, wie er heute verwendet wird. Heute steht er für alles, was politisch irgendwie progressiv ist. Dabei kommt „woke“ aus dem Antirassismus, erstmals besungen im Jahr 1938 von Lead Belly in einem Song über die Scottsboro Boys, eine Gruppe Schwarzer Jugendlicher, die von weißen Gerichten zu Unrecht zu Tode bzw. langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden – weil zwei Frauen fälschlicherweise behauptet hatten, im Zug von den „Boys“ vergewaltigt worden zu sein. 80 Jahre später wurden sie freigesprochen, viel zu spät, denn da waren sie längst tot. Heute ist ihre Geschichte ein Symbol für Rassismus in den USA. Auch Martin Luther King bezog sich auf Wokeness, später nutzte die Black-Lives-Matter-Bewegung den Slogan #staywoke nach rassistischen Morden in den USA.

Aufgrund der großen Begriffsverschiebung verzichten viele Antirassistinnen und Antirassisten heute darauf, sich „woke“ zu nennen, auch die Sozialwissenschaftlerin Bafta Sarbo vom Verein Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland. Sie findet: „Wokeness“ steht zu sehr für moralische Kritik am Individuum, zu wenig für real existierende politische Ungerechtigkeiten, denn für Betroffene geht es noch immer um Leben und Tod. Das zeigt der rassistische Anschlag von Hanau im Februar 2020 auf eine Shisha-Bar. Bafta Sarbo hat jüngst ein Buch zur Kritik am Antirassismus herausgegeben, zusammen mit Eleonora Roldán Mendívil. Titel: „Die Diversität der Ausbeutung“, erschienen im Karl Dietz Verlag.

 

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Hörtipp:

Seit 2013 spricht der Lila Podcast über aktuelle Themen, Debatten und interessante Gedanken, die hängengeblieben sind. Alle zwei Wochen nehmen Laura, Lena, Susanne und Katrin das Weltgeschehen in die feministische Mangel und fragen sich: Was passiert da gerade? Geht das noch besser? Oder kann das weg?

Manchmal im gemeinsamen, lauten Nachdenken. Manchmal mit Gästen, um deren Expertise zu hören oder ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Immer mit der Frage: Wie sehen feministische Praktiken im 21. Jahrhundert aus? https://lila-podcast.de/

Beteiligte an dieser Podcast-Episode von "Die Sache ist die …" waren:

  • Host: Caro Matzko
  • Reporter: Ferdinand Meyen
  • Redaktion: Paula Lochte
  • Ton und Technik: Ursula Kirstein
  • Sound-Design: Dagmar Petrus

“Die Sache ist die …" ist ein Podcast des Zündfunks vom Bayerischen Rundfunk. Mehr von uns findet ihr hier: https://www.br.de/zuendfunk


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