Nachtstudio - Bayern 2   /     Die Wildfremden und wir: Bayerisch - deutsche Verstrickungen in den Kolonialimus

Description

Deutschland war keine Kolonialmacht, lautet ein weitverbreitetes Vorurteil. Inzwischen wissen wir: Die Deutschen, darunter auch Bayern, waren Nutznießer von Kolonialismus und Sklaverei.

Subtitle
Duration
00:53:59
Publishing date
2023-09-29 10:00
Link
https://www.br.de/mediathek/podcast/nachtstudio/die-wildfremden-und-wir-bayerisch-deutsche-verstrickungen-in-den-kolonialimus/2053583
Contributors
  Markus Mayer
author  
Enclosures
https://media.neuland.br.de/file/2053583/c/feed/die-wildfremden-und-wir-bayerisch-deutsche-verstrickungen-in-den-kolonialimus.mp3
audio/mpeg

Shownotes

Deutschland war keine Kolonialmacht, lautet ein weitverbreitetes Vorurteil. Inzwischen wissen wir: Die Deutschen, darunter auch Bayern, waren Nutznießer von Kolonialismus und Sklaverei.

Statements:

Steve Swaartboi – Namibia, Darsteller, Un-Written Archives

Prince Kamaazengi Marenga – Namibia, Darsteller, Un-Written Archives 

Jürgen Zimmerer – Historiker, Uni Hamburg,

Katharina Dehner, M.A., Fugger & Welser Museum, Augsburg

Michael Rösser, Historiker, Stadtführung Regensburg

Markus Seemann, Historiker & Archivar, Augsburg

Sebastian Hirn, Theatermacher, München – Unwritten Archives

 

Autor: Markus Mayer

Redaktion: Martina Boette-Sonner

Sprecher: Annegret Arnold, Barbara Bogen, Frank Manhold,

Markus Mayer, Katja Schild, Friedrich Schloffer und Peter Weiß.

Ton & Technik: Monika Gsaenger.

Regie: Markus Mayer

Sekretariat: Pola Dobler

Eine Sendung und ein Podcast der Redaktion Kultur aktuell des Bayerischen Rundfunks 2023.   

(Informationen zur Sendung sowie eine kommentierte Literaturliste auf Bayern2.de)

 

Deutschland war keine Kolonialmacht, lautet ein weitverbreitetes Vorurteil. Inzwischen ist klar: Die Deutschen, darunter auch Bayern, waren Nutznießer von Kolonialismus und Sklaverei.

Auch wenn Deutschland keine Sklavenhalternation wie England, Spanien, Portugal und Frankreich war, so hat es doch erheblich zum Kolonialismus beigetragen, sich beteiligt an der systematischen Ausbeutung der sogenannten Neuen Welt wie des afrikanischen Kontinents. Inzwischen aber wird man sich der kolonialistischen Tendenzen Deutschlands bzw. Bayerns bewusst. Stadtführungen und Kunst-Installationen zeichnen ein anderes Bild unserer Vergangenheit.

Besser wäre es, findet etwa der Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer, von kolonialer Globalisierung zu sprechen, denn die kolonialen Projekte der frühen Neuzeit waren keine nationalen Angelegenheiten, sie waren trans-national – in mehrfacher Hinsicht. 

Markus Mayer begibt sich in bayerischen Städten wie Regensburg, Augsburg, Nürnberg und München auf Spurensuche und fragt bei HistorikerInnen und Sachverständigen nach.  

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Musiken:

Shadow Swamps -   Metal Preyers                        [Nyege Nyege Tapes]

The Afrorack -           Afrorack                                  [Nyege Nyege Tapes]

Saccades -                Rian Treanor + Ocen James [Nyege Nyege Tapes]

Das Label Nyege Nyege Tapes ist ein Kollektiv in Kampala, Uganda, das Outsider-Musik, hauptsächlich elektronische, von afrikanischen KünstlerInnen fördert. Es wurde 2013 gegründet. Das angeschlossene Label veröffentlicht vornehmlich in Afrika produzierte Techno-, Ambient- und Abstract-House-Produktionen.   

[Nyege ist in der Luganda-Sprache eine Bezeichnung für eine „plötzliche, unkontrollierbare Regung zu tanzen“.]

Der Künstler Afrorack, der mit bürgerlichem Namen Brian Bamanya heißt, hat in Kampala, Uganda im Do-It-Yoursel-Verfahren einen modularen Synthesizer hergestellt, der erste synthetische Tonerzeuger Afrikas. Baupläne dafür fand er im Internet, benötigte Teile auf Schrottplätzen und Müllhalden.

Die Stücke der drei Alben wurden im Großen und Ganzen den Kapiteln Augsburg, Regensburg und Nambia bzw. Kolonialvereine zugeordnet.

(Musikberatung: Justus Neumann & Christos Davidopoulos [Optimal Records, München])

Music For 18 Musicians -    Steve Reich                           [ECM]

----------------------------------------------------------------------------------------

Mein Dank gilt dem Regensburger Regisseur Joseph Berlinger. Seine theatrale Inszenierung der Texte von Ulrich Schmidel, die ich 1993 im Regenburger Studententheater sehen konnte, hat nicht nur einen tiefen Eindruck hinterlassen, sie war auch eine der Inspirationsquellen dieser Sendung.

 

Zu danken ist auch Dr. Walter Bauernfeind vom Nürnberg Stadtarchiv, der freundlicherweise telefonisch sowie in einem ausführlichen Interview Auskunft gegeben hat über die historische Entwicklung und Bedeutung der Ringmacher und Rotschmiede-Handwerker in Nürnberg. 

 

---------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Literaturliste:

 

Bayerische Abenteuer: Fahrt in die Neue Welt – (Die Reise eines Straubingers, der 1534 aufbrach, die Welt zu entdecken und 20 Jahre später zurückkam) - Ulrich Schmidel. Aus dem Mittelhochdeutschen übertragen von Markus Tremmel. Via verbis bavarica 2000. 

Der Text des Straubinger Lanzknechts Ulrich Schmidel, der 1579 o. 1580 in Regensburg starb. 

 

SPIEGEL Geschichte, Ausgabe 17 -  Sklaverei – Wie Menschen zur Ware wurden – und Deutschland profitierte. Spiegel-Verlag , Hamburg 2022.

Magazinheft, das einen guten Überblick gibt über deutsche Projekte der kolonialen Globalisierung. Mit vielfarbigen Abbildungen, Reproduktionen von Gemälden und Landkarten. 

 

Afrika und die Entstehung der modernen Welt – Eine Globalgeschichte Howard W. French. Übersetzt von Karin Schuler, Thomas Stauder & Andreas Thomsen. Klett-Cotta 2023. 

French, der als Korrespondent für die New York Times gearbeitet hat, rückt die Geschichte Afrikas in ein neues Licht und verdeutlicht, dass die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts ohne die Arbeitskräfte der versklavten Afrikanerinnen und Afrikaner nicht möglich gewesen wäre.

 

Reise in Schwarz-Weiss – Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei – Hans Fässler. Rotpunkt Verlag Zürich. Dritte Auflage 2020.

Nach jahrelangen Recherchen hat der Autor ein Werk über die Verstrickungen der Schweizer in den Kolonialismus geschrieben, das Buch hat mich durch seine Lebensnähe maßgeblich beeinflusst. Fässler zeigt, das viele der großen Gebäude, die im 17., 18., und 19. Jahrhundert errichtet wurden und die nicht als Regierungs- oder Kirchengebäude gedacht waren, von Händlern bzw. Kaufmannsfamilien in Auftrag gegeben wurden bzw. bezahlt wurden. Ein dicht recherchiertes Werk, das neue Einblicke vermittelt in das Dickicht des globalen Kolonialismus.