Benjamin Mitschi arbeitet seit zwei Jahren als Underwriter im Bereich Transportversicherungen. Er erzählt uns, wie er zur Baloise kam, wieder ging und zurückkehrte, was die Aufgaben eines Underwriters sind und auf was man achten sollte, wenn man sich für diesen Job interessiert.
Show Notes
Über Benjamin und seinen Job06
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Timm: Unser Gast heute ist Benjamin Mitschi. Er arbeitet bei uns als Underwriter im Bereich Transportversicherung. Herzlich willkommen.
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Kim: Benjamin was wolltest du werden als du klein warst?
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Benjamin: Von Astronaut über Feuerwehrmann zu Polizist war alles auf meiner Liste. Ich glaube, diese Berufswünsche haben wohl alle kleinen Jungen, jedoch hat sich das mit dem Erwachsenwerden etwas geändert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
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Kim: Heute bist du Underwriter für den Bereich Transport. Was machst du genau bei der Baloise?
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Benjamin: Der Job beinhaltet, dass man ein Risiko, welches durch den Kunden angegeben wird, bewertet. Dementsprechend wird dann die Versicherungssumme angegeben, wenn dies nicht schon vorab geklärt wurde. Wir kalkulieren dann dementsprechend eine gute Prämie.
Transportversicherung, was ist das genau?
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Timm: Was bedeutet eigentlich Transportversicherung? Was versichert ihr da? Koffer?
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Benjamin: Ja, ihr lacht jetzt, aber mittlerweile sind auch Koffer dabei, Reisegepäckstücke von CEOs zum Beispiel! Grundsätzliche ist es aber eine Warenversicherung für Produzenten, wie zum Beispiel im Pharma-Bereich. Die Produzenten haben ein Interesse, dass sie bei einem Schaden oder Verlust der Ware auf dem Transportweg ihr Geld zurückbekommen. Der Koffer des CEO ist dann in diesem Moment auch eine Ware.
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Timm: Was sind die typischen Transportwege, die ihr versichert?
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Benjamin: Der grösste Teil wird per Schiff transportiert. Das macht ca. 70% aus. Zug und LWK spielen auch eine grosse Rolle, denn die Ware muss ja zunächst zum Hafen gelangen. In selteneren Fällen wird per Flugzeug transportiert. Das kommt vor, wenn es dringende Lieferungen sind.
Benjamins Karriere und die Entscheidung für die Baloise
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Timm: Wie bist du denn zur Baloise gekommen?
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Benjamin: 2009 bin ich nach meiner Lehre als Speditionskaufmann zur Baloise bekommen und habe im Kundenservice gearbeitet. Nach zwei Jahren habe ich eine neue Herausforderung gesucht. Damals wurde gerade eine Stelle im Transportbereich frei, auf die ich mich beworben habe. Leider hat es wegen meiner geringen Berufserfahrung nicht ganz geklappt und ich musste mich beruflich verändern. In der Speditionsfirma, in der ich zuvor schon gearbeitet hatte, ergab sich wieder eine Möglichkeit für mich, die ich dann für drei Jahre wahrnahm. Ich wurde dann auf eine neue offene Stelle im Transportbereich der Baloise aufmerksam gemacht. Da ich nun schon mehr Berufserfahrung gesammelt hatte, habe ich es noch einmal versucht und glücklicherweise hat es auch geklappt.
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Kim: Dann bist du also ein Quereinsteiger?
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Benjamin: Genau.
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Kim: Hast du direkt auf den Transportbereich hingearbeitet?
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Benjamin: Ja. Zurück in die Spedition zu gehen, war für mich eher ein Mittel zum Zweck. Ich wollte im Transportbereich noch mehr Berufserfahrung sammeln, um dann in der Versicherungsbranche in diesem Feld einsteigen zu können.
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Timm: Ist das eine typische Karriere in diesem Bereich?
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Benjamin: Ja, bei uns im Team sind wir fünf Underwriter, und alle haben einen Speditionshintergrund. Es ist sehr naheliegend, dass man als Spediteur zum Underwriting im Transportbereich wechselt.
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Kim: Ist das so, weil man dann die Prozesse und die möglichen Risiken beim Transport besser kennt?
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Benjamin: Ja. Wenn man Erfahrungen in einer Spedition gesammelt hat, versteht man die Hintergründe und mögliche Schäden besser. Jemand aus der Versicherung hat zwar das versicherungstechnische Know-How, aber er sieht nicht die Hintergründe, die man nur als Spediteur erkennen kann. Bei den Spediteuren hingegen fehlt es an Versicherungswissen, was aber lernbar ist. Umgekehrt ist es von der anderen Seite schwer, die richtigen Verknüpfungen zu machen, wenn man nie als Spediteur gearbeitet hat.
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Timm: Wie kommt man ausbildungstechnisch in diesen Beruf hinein?
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Benjamin: Den grössten Teil unserer Arbeit lernt man beim Arbeiten selbst. Es gibt transportspezifische Ausbildungen, wie den
Fachausweis mit Teilmodul in Transport. Den habe ich auch absolviert, um mir wichtiges Versicherungswissen aufzubauen. Ansonsten gibt es kaum spezifische Ausbildung für diesen Bereich.
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Timm: Was darf ein Underwriter auf keinen Fall sein?
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Benjamin: Er sollte nicht fahrlässig sein also nicht alles auf die leichte Schulter nehmen. Er muss sich sehr gut konzentrieren können und auf neue Sachen und Ansichten einlassen können.
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Kim: Ist die Transportversicherung nur für den Schadenfall der Ware zuständig?
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Benjamin: Da es eine Warenversicherung ist, ist der Fokus schon auf der Ware und deren Unversehrtheit. Wir bauen unser Angebot aber stetig aus und wir versichern zum Beispiel auch Umzugsgüter von Mitarbeitenden oder Maschinen, die von einer in die andere Produktionsstätte transportiert werden müssen. Grundsätzlich handelt es sich aber immer um den Transport von Waren, deren Beschädigung, Verlust oder Diebstahl.
Was versichert eine Transportversicherung genau?
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Timm: Was sind die Waren, die ihr am häufigsten versichert?
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Benjamin: Das ist sehr individuell. Ein grossen Teil macht sicher die Pharmaindustrie aus. Auch Werkzeuge, Ersatzteile, Kunst und Geldtransporte, Lebensmittel und Folienverbundmaschinen. Es kommt alles vor und ist sehr vielfältig.
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Kim: Was würdest du sagen, ist das Spannende an deinem Job?
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Benjamin: Vielfältigkeit. Ein Fall gleicht nie dem anderen. Man bekommt mit jedem Fall immer neue Fakten, Informationen und Herausforderungen. Man muss dann Zeit investieren und recherchieren. Entweder spricht man mit den anderen Underwritern oder man forscht online nach.
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Timm: Ist ein "Fall" für dich eher ein einzelner Transport oder ein Kunde, der regelmässig etwas verschickt?
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Benjamin: Es ist praktisch immer ein Jahresvertrag. Dann hat man eine gewisse Summe, zu der unser Kunde versichert ist. Dann kommt es nicht darauf an, wie viele Transporte das im Jahr sind.
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Kim: Du betreust ja vor allem Unternehmenskunden, richtig?
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Benjamin: Wir sind zwar im Bereich Unternehmenskunden, aber wir haben meistens mit den Brokern zu tun, die den direkten Kontakt zu den Kunden haben und uns die Informationen weitergeben. Es kann sein, dass wir einmal mit dem Broker bei einem Kunden sind aber sonst haben wir kaum direkten Kundenkontakt.
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Timm: Angenommen ich hätte einen ebay-Shop. Könnte ich dann meine Sendungen bei dir versichern lassen?
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Benjamin: Ja natürlich. Nur zu! Es kommt immer auf die Haftung an. Oft steht in den Shops auch eine Klausel, dass sie ab Versand nicht mehr für Verlust oder Beschädigung der Ware haften. Es gibt da schon ein paar kleine Finessen auf die man achten sollte.
Was den Job eines Underwriters ausmacht
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Kim: Gibt es auch spannende oder verrückte Versicherungsfälle?
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Benjamin: Mir fällt jetzt kein Fall ein, der sehr speziell war. Es sind mehr die einzelnen Anforderungen, die während eines Falls aufkommen, die zum Teil speziell sind. Kuriose Versicherungsware gibt es in meinem Bereich nicht wirklich. Was immer mal wieder interessant ist, sind Geldtransporte :)
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Timm: Was ist die grösste Herausforderung bei deinem Job?
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Benjamin: Momentan ist meine grösste Herausforderung, eine optimale Prämie kalkulieren zu können. Vielleicht fehlt mir da auch noch etwas die Erfahrung. Ein Senior Underwriter hat ca. 15-20 Jahre Erfahrung und kann den Markt besser einschätzen, aber auch ich mache meine Erfahrungen mit dieser Situation und werde das meistern.
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Timm: Auf was muss man alles achten, wenn man zum Beispiel einen Container mit Quietscheentchen verschiffen will?
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Benjamin: Nehmen wir lieber Pharmazeutika, da gibt es mehr zu erzählen. Man muss sicherstellen, dass die Kühlkette nie unterbrochen ist, Vorabklärungen beim Kunden machen, ob die Transportcontainer funktionieren und die Route ist natürlich auch sehr wichtig. Man muss also wissen, wie lange der Transport dauert und alle Zwischenlagerungen im Auge behalten. All diese Faktoren fliessen in die Kalkulation der Prämie mit ein.
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Timm: Gibt es dafür Erfahrungswerte?
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Benjamin: Ja, dafür werden oft Erfahrungswerte herangezogen.
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Kim: Macht ihr denn als Underwriter auch Riskmanagement und das Pricing?
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Benjamin: Dafür gibt es spezielle Abteilungen. Wir sind gut aufgebaut, was das angeht.
[spp-timestamp time="20:39"]
Kim: Das heisst, ihr seid mit anderen Abteilungen stark vernetzt?
[spp-timestamp time="20:43"]
Benjamin: Ja genau. Wir haben auch eine Abteilung Versicherungstechnik, die uns gut unterstützt. Oder auch das Produktmanagement, das uns bei der Vermarktung von neuen Produkten unterstützt.
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Timm: Was passiert im Schadenfall?
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Benjamin: Dann haben wir unsere Kollegen von der Schadenabteilung. Leider sitzen wir als Abteilungen nicht mehr direkt nebeneinander. Das war sehr effizient und man konnte sich gut austauschen aber vielleicht werden wir mit dem Neubau "Baloise Park" wieder näher zusammenkommen.
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Timm: Angenommen wir transportieren einen Container und der fällt vom Schiff fällt?
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Benjamin: Dann will ich die Koordinaten und geh dorthin um den Container zu suchen. Nein, nur Spass. Zunächst muss man die Rederei haftbar halten also alles auf dem Frachtbrief vermerken und meldet der Versicherungsnehmer den Schaden der Versicherung.
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Kim: Arbeitet ihr viel im Team, oder seid ihr eher autonom in eurer Arbeit?
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Benjamin: Wir sind eher autonom. Ich bin noch nicht so lange dabei und frage daher die anderen Underwriter schon ab und zu etwas. Aber die Senior Underwriter sind sehr eigenständig unterwegs. Die Unterstützung in der Abteilung ist aber auf jeden Fall da.
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Timm: Wie bekommt ihr dann mit, was die anderen so machen?
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Benjamin: Entweder durch die Urlaubsvertretung oder durch spontanen Austausch mit den Kollegen.
Wie es weiter geht
[spp-timestamp time="24:30"]
Timm: Was ist der nächste Karriereschritt für dich?
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Benjamin: Momentan ist das noch schwer für mich zu sagen. Ich habe letzten September eine Ausbildung in Versicherungstechnik angefangen. Das ist die höchste Ausbildung, die man in diesem Bereich machen kann, bevor es dann an die Hochschulen geht. Mein primäres Ziel ist es, diese Ausbildung erfolgreich abzuschliessen, aber das dauert erst noch zwei Jahre. Für danach habe ich schon ein paar Ziele, aber es wäre zu früh, über diese zu sprechen.
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Kim: Was muss man mitbringen, um Underwriter zu werden?
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Benjamin: Spediteure haben die besten Voraussetzung, weil sie ein grosses Verständnis für die Materie haben.
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Timm: Hattest du einen Kulturschock als du von der Spedition zur Versicherung gewechselt bist?
[spp-timestamp time="26:28"]
Benjamin: Es gibt zwei Seiten. Aus Spediteuren-Sicht war es in der Versicherung neu, nicht ständig unter Zeitdruck zu stehen und eine E-Mail auch mal am nächsten Tag beantworten zu können. Das war für mich Neuland. Zum andere habe ich mich geirrt, als ich zur Versicherung kam und dachte, dass es eigentlich nur ein bisschen Versicherungswissen zusätzlich zu dem Wissen eines Spediteurs ist, was ich erlernen müsste. Das ist definitiv nicht so.
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Timm: Und der Umgang miteinander? Ist der anders in einer Spedition als in einer Versicherung?
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Benjamin: In einer Versicherung ist die Atmosphäre etwas freundlicher. Der Umgang ist rauer in einer Spedition.
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Timm: Wo kann man sich bei Interesse über den Beruf des Underwriters erkundigen?
[spp-timestamp time="27:50"]
Benjamin: Das ist eine schwierige Frage. Ich hatte einen Kollegen, der als Underwriter tätig war und konnte von ihm einiges erfahren. Am besten sucht man sich wirklich jemanden, der den Beruf ausübt. Informationen im Internet sind ziemlich rar.
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Kim: Wie können unsere Hörerinnen und Hörer mit dir in Kontakt treten, wenn sie sich für den Beruf des Underwriters interessieren.
[spp-timestamp time="28:49"]
Benjamin: Am besten per
E-Mail. Dann kann man sich gegebenenfalls für ein Treffen absprechen.
Der Beitrag Underwriter: Wie versichert man einen CEO-Koffer? – Baloise Jobcast #21 erschien zuerst auf baloisejobs.com.