Sprachpfade   /     1.10 Die Geschichte des Deutschen als MĂ€nnersprache

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Duration
00:56:11
Publishing date
2024-02-28 06:00
Contributors
  Anton und Jakob
author  
Enclosures
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Shownotes

In der 10. und letzten Folge unserer ersten Staffel geht es um das Deutsche als MĂ€nnersprache. Dass das so ist, hat Luise F. Pusch bereits in den 80er Jahren festgestellt und seitdem hat sich zum GlĂŒck einiges getan. Aber nicht nur das moderne Deutsche kann als MĂ€nnersprache verstanden werden, auch die historischen Sprachstufen des Deutschen waren MĂ€nnersprachen. 

Besonders augenscheinlich wird das daran, wie das Deutsche Frauen bezeichnet und wie sich diese Bezeichnungen im Laufe der Jahrhunderte verĂ€ndert haben. Worte Ă€ndern nĂ€mlich ĂŒber die Zeit nicht nur ihre Form (z.B. entwickelt sich aus *frouwa* unsere *Frau*), sondern auch ihre Bedeutung. Um nicht durcheinanderzukommen, setzt man in der Sprachwissenschaft die Bedeutung eines Wortes in 'einfache AnfĂŒhrungszeichen'. 

Was frĂŒher 'Dame' bedeutet hat, ist heute ganz neutral *Frau*. Aus dem Wort, das frĂŒher 'Frau' bedeutet hat, wurde *Weib*. Die *Magd* bedeutete frĂŒher 'MĂ€dchen', die *Dirne* war mal eine 'Dienerin', davor sogar einfach ein 'MĂ€dchen'.  

Alle diese Worte verschlechtern nach gesellschaftlichen MaßstĂ€ben ihre Bedeutung auf irgendeine Art und Weise. Wie kommt es zu diesr sogenannten Pejorisierung bei Frauenbezeichnungen? Und warum verschlechtern sich parallele mĂ€nnliche Bezeichnungen nicht? Der *Mann* bleibt der 'Mann' und der *Herr* der 'Herr'. Die Antwort ist eigentlich keine Überraschung und leider immer noch RealitĂ€t in unserer und vielen anderen Gesellschaften.
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Ein Podcast von Anton und Jakob. 

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Wissenschaftliche Literatur
  • Beate Hennig (1991): „Von adelmĂŒetern und zĂŒpfelnunnen. Weibliche Standes- und Berufsbezeichnungen in der mittelhochdeutschen Literatur zur Zeit der Hanse“, in: Barbara Vogel, Ulrike Weckel (Hg.): Frauen in der StĂ€ndegesellschaft. Leben und Arbeiten in der Stadt vom spĂ€ten Mittelalter bis zur Neuzeit, Hamburg, S.117-146.
  • Rudi Keller (1995): „Sprachwandel, ein Zerrspiegel des Kulturwandels?“, in: Karl-Egon Lönne (Hg.): Kulturwandel im Spiegel des Sprachwandels, TĂŒbingen/Basel, 207–218.
  • Birgit KochskĂ€mper (1999): ‚Frau‘ und ‚Mann‘ im Althochdeutschen (Germanistische Arbeiten zu Sprache und Kulturgeschichte 37), Frankfurt a.M. u.a.
  • Werner König, Stephan Elspaß, Robert Möller (2015): dtv-Atlas Deutsche Sprache, 18. durchgesehene und korrigierte Aufl., Grafiken von Hans-Joachim Paul, MĂŒnchen. (Schaubilder aus der Folge: S. 22 und S. 112)
  • Damaris NĂŒbling (2011): „Von der ‚Jungfrau‘ zur ‚Magd‘, vom ‚MĂ€dchen‘ zur ‚Prostituierten‘. Die Pejorisierung der Frauenbezeichnungen als Zerrspiegel der Kultur und als Effekt mĂ€nnlicher Galanterie?“, in: Jahrbuch fĂŒr Germanistische Sprachgeschichte 2.1, S.344-362.
  • Luise F. Pusch (2023): „Das Deutsche als MĂ€nnersprache. Diagnose und TherapievorschlĂ€ge“, in: dieselbe: Das Deutsche als MĂ€nnersprache. AufsĂ€tze und Glossen zur feministischen Linguistik (Edition Suhrkamp Neue Folge 217), 15. Auflage, Frankfurt a.M., S.46-68.
FĂŒrs kleine Lesen:
  • Kap. „5.1.5 Bedeutungsverschlechterung (Pejorisierung)“ und Kap. „5.4 Erste Fallstudie: Pejorisierung der Frauenbezeichnungen“, aus: Damaris NĂŒbling, Antje Dammel, Janet Duke, Renata Szczepaniak (2017): Historische Sprachwissenschaft des Deutschen, 5. aktualisierte Auflage, TĂŒbingen, S.147-148 und S.163-167.
Zitate aus der Presse:
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Artwork und Musik von Elias KĂŒndiger https://on.soundcloud.com/ySNQ6Â