Als Milena Jesenská 1920 Franz Kafkas Erzählungen ins Tschechische übersetzt, intensiviert sich ihr Briefwechsel. Ein Treffen in Wien führt zu einer überwältigenden Begegnung. Ein Paar werden sie trotzdem nicht.
1920 ist Milena Jesenská 24 Jahre alt und hat in ihrer Heimatstadt Prag bereits einiges Aufsehen erregt: auch, weil sie mit 19 gegen den erbitterten Widerstand ihres nationalistisch-antisemitsch eingestellten Professoren-Vaters den jüdischen Literaten Ernst Polak heiratete. Sie schreibt für tschechische Zeitungen und übersetzt, unter anderem Erzählungen eines deutschsprachigen Prager Autors namens Franz Kafka. Die beiden kennen sich aus der Prager Literaturszene, und sie haben über Übersetzungs- und Literaturfragen auch schon korrespondiert, als sich der Briefwechsel-Dialog in jenem Jahr 1920 derart intensiviert, dass Milena den 13 Jahre älteren, von ihr bewunderten Autor überreden kann, sich auf der Rückfahrt von einer Kur in Meran in Wien mit ihr zu treffen. Es wird eine überwältigende Begegnung, für beide. Ein Paar werden sie trotzdem nicht. Schon bald kehrt ihre Liebe zurück in die Briefe, aus denen sie für Tage und Stunden herausgesprungen war. Im letzten Brief, 1923, ist alles nur noch Erinnerung, und Kafka kehrt zum "Sie" zurück. Kafkas "Briefe an Milena" sind hunderttausendfach gedruckt und gelesen worden. Milenas, Briefe wurden nie gefunden.Hörspiel von Rolf SchneiderProduktion: MDR 2007Online bis 10. Juni 2025