Immer wieder wird in der politischen Debatte der gesellschaftliche Zusammenhalt betont. Doch was bedeutet der Begriff eigentlich genau? Konsens, Regelbefolgung und gemeinsame Werte spielen dabei eine Rolle, doch zu viel davon kann in Autoritarismus umschlagen, wie die Soziologin Prof. Dr. Daniela Grunow (Goethe-Universität Frankfurt) analysiert. Der Zusammenhalt sei in Deutschland nicht gefährdet, aber die Formen und Vorstellungen davon änderten sich. Ein zentraler Faktor für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist die Aufteilung unbezahlter Arbeit wie familiärer Pflege, Hausarbeit und Kinderbetreuung sowie von Erwerbsarbeit. Die Aufteilung ist stark geschlechtsbezogen und führt zunehmend zu Konflikten. Während traditionelle Vorstellungen von Familie und Partnerschaft zurückgehen, wird die Verantwortung für die Familie oft noch vorrangig den Frauen zugeschrieben, auch wenn sie berufstätig sind. Diese Vorstellungen schlagen sich in vielen Ländern auch in unterschiedlichen politischen Ansichten und im Wahlverhalten von Männern und Frauen nieder. Publikationen: Hudde, Ansgar (2023): Seven Decades of Gender Differences in German Voting Behavior. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 75, 143–170. https://doi.org/10.1007/s11577-023-00904-4 Grunow, Daniela; Sachweh, Patrick; Schimank, Uwe und Traunmüller, Richard (2022): Gesellschaftliche Sozialintegration. Konzeptionelle Grundlagen und offene Fragen. FGZ Working Paper Nr. 2. Leipzig: Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. https://fgz-risc.de/bibliothek/publikationsdatenbank/details/gesellschaftliche-sozialintegration-konzeptionelle-grundlagen-und-offene-fragen