Die richtige Haltung ist heute ein Statussymbol, sagt der Philosoph Philipp HuÌbl. In seinem neuesten Buch «Moralspektakel» schreibt er gegen Tugendprotzerei an und verteidigt dennoch universelle Werte. Ob das gut gehen kann? Eigentlich ginge es in der Moral um Werte und Normen und darum, was zu tun ist, um eine gerechtere Gesellschaft und Weltordnung zu erschaffen und friedlich zusammenzuleben. Doch wenn heute der Begriff «Moral» fĂ€llt, denken viele eher an die Frage, ob sich Kinder noch als Indianer verkleiden dĂŒrfen, ob man gendern muss und ob DenkmĂ€ler von StaatsmĂ€nnern, die nachweislich in den Kolonialismus verstrickt waren, entfernt werden sollen. Viele dieser Fragen sind lĂ€ngst zur Symbolpolitik geworden, sagt der Philosoph und Bestsellerautor Philipp HĂŒbl. Mit negativen Folgen: Die Wurzeln von Unrecht packe man mit solchen Debatten nĂ€mlich nicht an. Die Moral werde stattdessen zu einem Spektakel degradiert, in dem es den meisten mehr ums eigene Image statt um die Sache geht. SchĂŒttet HĂŒbl damit das Kind nicht mit dem Bade aus? Und welche Moral braucht es, wenn die Welt gerechter werden soll? Barbara Bleisch trifft den Philosophen, der in diesen Tagen mit dem Tractatus-Preis ausgezeichnet wird, zum GesprĂ€ch.