Es ist ein einzigartiger Datenschatz, den die Wissenschafter*innen des Instituts für Staatswissenschaften der Uni Wien gerade erst zu heben beginnen: Die Laufbahnen von rund 10.000 europäischen Minister*innen stehen im Fokus des noch bis 2026 laufenden, mit einem Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) geförderten Projekts DEPART (The 'de-party politicization' of Europe's political elites). Schon jetzt zeichne sich zwar ab, dass "die klassische Parteikarriere noch immer sehr wichtig und dominant ist", sagt Projektleiter Laurenz Ennser-Jedenastik im Podcast-Interview, und doch sei ein in den vergangenen Jahrzehnten stärker werdendes Muster erkennbar: "Wir haben aber auch in so klassischen Parteiendemokratien, wie es eben Österreich ist, eine Zunahme von Leuten, die quer einsteigen, die nicht so ganz klassische Politikkarrieren hinlegen und dann trotzdem in hohe politische Ämter kommen, also Ministerinnen oder Minister werden." Neben Besonderheiten in Österreichs politischem System – etwa der langen Kontinuität von großen Koalitionen und dem Europarekord von 37 Jahren durchgehender Regierungsbeteiligung der ÖVP – geht der Politik-Experte im Vorfeld der Nationalratswahl 2024 auch auf die Frage ein, ob sich angehende Minister*innen fachlichen Eignungstests unterziehen sollten. Spoiler-Alarm: Dahinter stecke ein "Missverständnis": "Fachliche Eignung ist (…) in einer Demokratie nicht das, worum es primär geht", sagt Ennser-Jedenastik. Was wichtiger sei, erklärt er im Podcast-Interview. Der begeisterte Musiker und Kapellmeister der MusikarbeiterInnenkapelle lässt die Zuhörer*innen aber auch wissen, welche "Regierungsform" bei ihm zu Hause herrscht, und welche Parallelen es zwischen der Musik und der Politik gibt. Und: Würde er mit all seinem Wissen eine völlig opportunistisch ausgerichtete Partei mit dem Ziel maximalen Stimmenfangs gründen, wo im politischen Spektrum wäre sie verortet?