Show Notes Weil jemand einen Leichnam auf der falschen Seite begraben wollte, wĂ€re es im SpĂ€tmittelalter in der heutigen nördlichen Oberpfalz fast zum Krieg gekommen. Doch dem Kaiser wurde das zu blöd. Daher schritt er ein und legte fest, dass mal das Stift Waldsassen und mal die Stadt Eger Urteile fĂ€llen durfte. Und schön jedes Jahr abwechseln! Die Probleme hat das jedenfalls nicht gelöst. Das hat dann erst ein Vertrag Jahrhunderte spĂ€ter geschafft. In dieser Folge erzĂ€hlen wir vom Leben an der Grenze: von Streitereien, Todesurteilen, Zerstörung und Vertreibung, aber auch von AnnĂ€herung. Dazu haben wir den Sengerhof in Bad Neualbenreuth besucht und waren mit dem Vertriebenen Karl Schneider in einem heutigen WaldstĂŒck, wo frĂŒher sein Dorf stand. Wir haben uns das Gelebte Museum in MĂ€hring angesehen und gehen der Frage nach: Wie hĂ€lt man die Erinnerung an etwas hoch, das verschwunden ist? Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast âBITTE NICHT ANFASSEN!â wird gefördert von der Landesstelle fĂŒr die nichtstaatlichen Museen in Bayern. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #Geschichte #Grenze #Grenzregion #Frais #Kondominat #Sudeten #Vertreibung #MĂ€hring #Neualbenreuth ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Zur Fasaneninsel: https://de.wikipedia.org/wiki/Fasaneninsel_(Baskenland) Liste historischer Kondominate: https://de.wikipedia.org/wiki/Kondominium Weitere Infos zur Frais/Fraisch: https://www.neualbenreuth.de/gemeinde/geschichte/die-fraisch/ http://www.schmidt-grillmeier.de/Frais-Webseite.htm Zu LohhĂ€user: Online findet man so gut wie nichts dazu. Das Buch âLohhĂ€user. Das verschwundene Dorfâ von Karl Schneider kannst du dir ĂŒber das Gelebte Museum in MĂ€hring bestellen. Es kostet 30 Euro. ~~~~~~~ Infos zu den Museen: Kultur- und Dokumentationszentrum Fraisch Sengerhof TurmstraĂe 5 - 7 D-95698 Bad Neualbenreuth https://www.neualbenreuth.de/tourismus/sehenswertes/museen/#/de/neualbenreuth/default/detail/POI/p_100000920/sengerhof Gelebtes Museum MĂ€hring RathausstraĂe 98 D-95695 MĂ€hring https://www.maehring.de/museen ~~~~~~~ ĂŒber BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberĂŒhmte AusstellungsstĂŒcke wie Sarkophage Ă€gyptischer Pharaonen, an GemĂ€lde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in MĂŒnchen, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das StĂ€del in Frankfurt? Wir â das sind Ralph WĂŒrschinger und Lukas Fleischmann â denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an MilbenkĂ€se, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schĂ€tzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der groĂen HĂ€user. Mit âBITTE NICHT ANFASSEN â Museum mal andersâ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen groĂer StĂ€dte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, fĂŒr die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darĂŒber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist fĂŒr Museumsliebhaber, fĂŒr Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und fĂŒr alle, die sich fĂŒr Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha - Kultur fĂŒr's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ ĂŒber âDas Zwoelfer â Museen im Landkreis Tirschenreuth!â: Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen. Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen i
BITTE NICHT ANFASSEN! Zwoelfer Special 4: â Grenzregion
Show NotesÂ
Weil jemand einen Leichnam auf der falschen Seite begraben wollte, wÀre es im SpÀtmittelalter in der heutigen nördlichen Oberpfalz fast zum Krieg gekommen. Doch dem Kaiser wurde das zu blöd. Daher schritt er ein und legte fest, dass mal das Stift Waldsassen und mal die Stadt Eger Urteile fÀllen durfte. Und schön jedes Jahr abwechseln! Die Probleme hat das jedenfalls nicht gelöst. Das hat dann erst ein Vertrag Jahrhunderte spÀter geschafft.
In dieser Folge erzĂ€hlen wir vom Leben an der Grenze: von Streitereien, Todesurteilen, Zerstörung und Vertreibung, aber auch von AnnĂ€herung. Dazu haben wir den Sengerhof in Bad Neualbenreuth besucht und waren mit dem Vertriebenen Karl Schneider in einem heutigen WaldstĂŒck, wo frĂŒher sein Dorf stand. Wir haben uns das Gelebte Museum in MĂ€hring angesehen und gehen der Frage nach: Wie hĂ€lt man die Erinnerung an etwas hoch, das verschwunden ist?
Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast âBITTE NICHT ANFASSEN!â wird gefördert von der Landesstelle fĂŒr die nichtstaatlichen Museen in Bayern.
#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #Geschichte #Grenze #Grenzregion #Frais #Kondominat #Sudeten #Vertreibung #MĂ€hring #Neualbenreuth
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Hilfreiche Links:Â
Zur Fasaneninsel: https://de.wikipedia.org/wiki/Fasaneninsel_(Baskenland)
Liste historischer Kondominate: https://de.wikipedia.org/wiki/Kondominium
Weitere Infos zur Frais/Fraisch: https://www.neualbenreuth.de/gemeinde/geschichte/die-fraisch/
http://www.schmidt-grillmeier.de/Frais-Webseite.htm
Zu LohhĂ€user: Online findet man so gut wie nichts dazu. Das Buch âLohhĂ€user. Das verschwundene Dorfâ von Karl Schneider kannst du dir ĂŒber das Gelebte Museum in MĂ€hring bestellen. Es kostet 30 Euro.
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Infos zum Museum:
Kultur- und Dokumentationszentrum Fraisch
Sengerhof
TurmstraĂe 5 â 7
D-95698 Bad Neualbenreuth
Gelebtes Museum MĂ€hring
RathausstraĂe 98
D-95695 MĂ€hring
https://www.maehring.de/museen
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ĂŒber BITTE NICHT ANFASSEN!:Â Â
Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberĂŒhmte AusstellungsstĂŒcke wie Sarkophage Ă€gyptischer Pharaonen, an GemĂ€lde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in MĂŒnchen, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das StĂ€del in Frankfurt? Wir â das sind Ralph WĂŒrschinger und Lukas Fleischmann â denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an MilbenkĂ€se, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schĂ€tzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der groĂen HĂ€user.Â
Mit âBITTE NICHT ANFASSEN â Museum mal andersâ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen groĂer StĂ€dte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.Â
Pro Monat erscheint eine Folge, fĂŒr die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darĂŒber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.Â
Dieser Podcast ist fĂŒr Museumsliebhaber, fĂŒr Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und fĂŒr alle, die sich fĂŒr Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.Â
BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha â Kultur fĂŒrâs Ohr.Â
Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/Â
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ĂŒber âDas Zwoelfer â Museen im Landkreis Tirschenreuth!â:
Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen.
Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den gröĂeren StĂ€dten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei MuseumsschĂ€tze, sondern auch in BĂ€rnau, Bad Neualbenreuth, MĂ€hring, PlöĂberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Â
Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wĂŒnschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende EindrĂŒcke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie!
Wollt ihr uns unterstĂŒtzen? Â
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Podcast-Credits: Â
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Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph WĂŒrschinger Â
Produktion: Escucha GbR Â
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Â
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)Â Â
Wenn euch der Podcast gefĂ€llt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure VorschlĂ€ge!Â
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TranskriptÂ
Nachrichtensprecher
Der Tod hat dem Leben dieser in der ganzen Welt bekannten Frau ein Ende gesetzt. Geblieben aber war das UnerklĂ€rliche, das Problematische in der Meinung der verschiedenen Betrachter. WidersprĂŒch lichem.
Lukas
Hallo und herzlich willkommen, euch allen zu dieser dritten Folge des Septemberspecials von Bitte nicht anfassen! In Kooperation mit dem Zwölfer, Hi Ralph.
Ralph
Hi Lukas, fĂŒr all die Leute, die nicht wissen, was bitte nicht anfassen ist. Das ist der Podcast ĂŒber kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen, bei dem das Konzept so ist, dass wir abwechselnd Museen besuchen. Das heiĂt, in der vergangenen Folge habe ich Museen besucht, die Lucas nicht kannte, und habe sie ihm und auch euch vorgestellt. Und in dieser Episode. Lukas, Da bist du wieder dran.
Lukas
Genau. Und was ist jetzt hier so Special An dieser Zwölferedition? Das liegt einfach daran, dass uns das zwölfer eingeladen hat in die Oberpfalz zu kommen, in die nördliche Oberpfalz, genauer gesagt in den Landkreis Tirschenreuth. Und da befinden sich eben ganz viele kleine und liebenswerte Museen. Davon haben wir jetzt immer jeweils zwei fĂŒr euch zusammengefasst. Und in der vergangenen Folge, Ralph, hast du mir ganz viel ĂŒber die Tradition des Glasmachen und das Glasblasen vorgestellt und was der Unterschied zwischen dem Ganzen ist.
Ralph
Genau. Und ich habe sogar noch was ĂŒber das Glas Schmelzofen Bauhandwerk erzĂ€hlt.
Lukas
Richtig? Ja, genau. Das heiĂt, dass ich jetzt dran bin fĂŒr diese Folge.
Ralph
Ja, ich bin schon gespannt.
Lukas
WeiĂt du, das 2024 ein Jahr voller bedeutender Jahrestage ist, wenn man sich die jĂŒngere deutsche Geschichte anguckt. Vielleicht hast du das mitbekommen. Es gab ja vor 80 Jahren die Landung der Alliierten in der Normandie und ebenfalls vor 80 Jahren, genauer gesagt am 20. Juli 1944, da scheiterte das Attentat von Graf Stauffenberg und sein Mitverschwörer auf Hitler. Ich nehme mal an, von diesem Attentat und Graf Stauffenberg. Hast du schon gehört?
00:02:07:14 â 00:02:08:05
Ralph
Ja, habe ich.
Lukas
Jetzt fragst du dich natĂŒrlich. Was hat das Ganze mit unserem Podcast zu tun? Und ich kann dir schon mal sagen, auf eine ziemlich einzigartige und fast schon ja irgendwie absurd zufĂ€llige Art und Weise eine ganze Menge.
Ralph
Bei Stauffenberg, der kommt ja nicht aus der Oberpfalz. GebĂŒrtig war es und das Attentat hat er auch nicht, oder? Dieser Versuch hat auch nicht in der Oberpfalz stattgefunden.
Lukas
Genau.
Ralph
Aber es muss ja irgendeinen Oberpfalz Bezug haben.
Lukas
Genau den hat es auch, denn es geht nĂ€mlich in dieser Folge um Mut. Es geht um internationale Beziehungen. Es geht um ein katholisches MassenphĂ€nomen, das bis heute weltweit fĂŒr Schlagzeilen gesorgt hat. Es geht um einen burgenliebenden Botschafter. Und das hast du vielleicht so ein bisschen aus meiner, aus meinem Intro herausgehört. Es geht um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit teils tragischem Ende fĂŒr die Beteiligten.
Lukas
Dazu war ich in zwei Museen. Ich war einmal im Museum auf der Burg Falkenberg, und ich war im Therese-Neumann-Museum in Konnersreuth. Beide dieser Museen sind wieder in der nördlichen Oberpfalz, und unsere heutige Geschichte, die sich eben um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus dreht, beginnt mit einer Kontroverse. Und diese Kontroverse hat auf dem ersten Blick erst mal so gar nichts Politisches an sich.
Lukas
Es ist aber fĂŒr unsere Geschichte noch ziemlich wichtig. Hast du von dem Ort Konnersreuth schon mal gehört?
Ralph
Ja, Ja. Wegen der Resl von Konnersreuth.
Lukas
Ja, genau. Das sind die Namen genannt. Sehr gut. BĂŒrgerlicher Name ist Therese Neumann. Und wie krass dieser Hype, und diese, ja, diese Anziehungskraft dieser Therese Neumann nach Konnersreuth war, zeigt die Tatsache, dass zu ihrer Beerdigung im Jahr 1962 in der im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein sieben Minuten langer Beitrag ausgestrahlt wurde. Und wir hören uns jetzt mal ganz kurz ein Ausschnitt aus dieser Wochenschau an, vom September 1962, denn ich glaube, dass der schon mal eine ganz gute EinfĂŒhrung gibt.
Lukas
Was das Faszinierende an dieser Therese Neumann ist. Und dann gehen wir den Schritt zurĂŒck und gucken uns an Was hat das jetzt eigentlich mit dem Widerstand zu tun?
Ralph
Okay.
00:04:22:02 â 00:04:49:09
Nachrichtensprecher
Seit 36 Jahren war die Rede von Konrad Reuter im Mittelpunkt einer nicht endenden Kontroverse. Wissenschaftler bemĂŒhten sich um ErklĂ€rung. Die GlĂ€ubigen kamen in groĂer Zahl, die Kirche blieb zurĂŒckhaltend und die Presse machte sie zum Gegenstand einer sensationellen Publicity. Der Tod hat im Leben dieser in der ganzen Welt bekannten Frau ein Ende gesetzt. Geblieben aber war das UnerklĂ€rliche, das Problematische in der Meinung der verschiedenen Betrachter WidersprĂŒchliche.
Ralph
Ja, in den Ton hat man ja schon viel gehört ĂŒber Kontroversen, WidersprĂŒche. Wissenschaftler kommen darin vor, die Kirche kommt auch drin vor. Da geht es doch, so weit ich mich erinnern kann, um ja, wie tue ich das aus, um vermeintliche Wunder, die in Zusammenhang stehen mit der Resl von Konnersreuth, oder?
Lukas
Ja, genau so kann man das zusammenfassen. Also Resl von Konnersreuth war eine katholische Frau, die in ihrem Leben angeblich mehrere Wunderheilungen erfahren hat, die angeblich jeden Karfreitag Blutungen an den Stellen bekommen hat, an denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde. Das nennt man sogenannte Stigmata. Ich weià nicht, ob du den Namen schon mal gehört hast, aber daher kommt das ja.
Lukas
Und angeblich hat sie lange Zeit bis zum Tod nix getrunken und nix gegessen, auĂer eine Hostie. Also die heilige Kommunion. Sie ist 1898 geboren, wĂ€chst erst mal ganz normal auf, hat dann aber mehrere AnfĂ€lle, möglicherweise epileptische AnfĂ€lle und gilt 1919 ab 1910 als völlig blind und bereits schon vorher als gelĂ€hmt, als. Es liegt blind und bettlĂ€gerig im Bett und ein paar Jahre spĂ€ter zur Seligsprechung der Therese von Lisieux.
Lukas
Also das ist eine jetzt eben Heilige. Damals war eben die Seligsprechung verfahren, also diese Vorstufe der Heiligsprechung. Dann können Sie auf einmal wieder sehen. Und am Tag der Heiligsprechung dieser Therese von Lisieux, also ein paar Jahre spĂ€ter, 1925, da kann sie wieder laufen auf einmal und keiner kann sich das erklĂ€ren. Keiner weiĂ, woher das kommt. Man spricht von einer sogenannten Wunderheilung.
Lukas
Der örtliche Dorfpfarrer erzĂ€hlt es weiter und begrĂŒndet damit ein weltweites PhĂ€nomen. Denn in den nĂ€chsten Jahren und Jahrzehnten wird die Resl von Konnersreuth, wie sie dann genannt wird, diese Ortschaft, aber auch die ganze Umgebung sehr stark verĂ€ndern. Das soll dir noch mal Elisabeth Vogl erklĂ€ren. Elisabeth Vogl. Sie ist Historikerin und sie hat das Therese Neumann Museum in Konnersreuth mitgestaltet.
Lukas
Das ist ein Museum, was relativ modern ist. Es gibt ja seit ein paar Jahren und das dreht sich um diese Geschichte der Resl von Konnersreuth, der Therese Neumann, aber eben auch aus ganz verschiedenen Perspektiven.
Elisabeth Vogl
Die kommen dann wirklich in Massen. Und die Reuter, Die waren da ganz pragmatisch am Anfang Ja gut, dann haben sie angefangen, ihre Misthaufen ein wenig ordentlicher hinzurichten, die StraĂenlöcher bissl zuzuschĂŒtten. Und es gab natĂŒrlich Wissenschaftler, Einzelbesucher, die dieses PhĂ€nomen kritisch untersucht haben und das auch enttarnen wollten. Also die haben einfach gesagt, das ist ja BetrĂŒgerin, das, was die da behauptet wird, das kann nicht stimmen.
Ralph
Was es wurde wie sie zu so einem Pilgerort, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder dass GlÀubige aus ganz Deutschland oder vielleicht auch aus anderen LÀndern, aus der ganzen Welt in dieses, in diese kleine Ortschaft namens Konnersreuth gekommen sind? Was haben sich die Leute dann da erhofft?
Lukas
Ja, wahrscheinlich einfach ein Wunder. Teils. Also Elisabeth Vogl hat das fĂŒr mich so ausgedrĂŒckt, dass es diese 1920 Jahre eine Zeit der InstabilitĂ€t. Es ist trotzdem noch kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Dieser Krieg ist noch irgendwie prĂ€sent, auch im Alltag. Und gleichzeitig ist diese Unsicherheit da. Hohe Arbeitslosigkeit, diese goldenen 20er neigen sich dann ja auch schon dem Ende entgegen und da passt einfach diese Geschichte der Resl von Konnersreuth, dieser Bauernmagt dieser ganz einfachen Frau, die passte einfach perfekt in den Zeitgeist.
Lukas
Ja, und sie ist immer wieder medizinisch untersucht worden, vor allem, nachdem sie 1926 angeblich ganz mit dem Essen aufgehört hat. Und das ist nochmal ganz wichtig. Und das soll ja Elisabeth Vogl noch mal kurz erklÀren.
Elisabeth Vogl
Das war dann 1927 durch Mallersdorfer Schwestern, die praktisch jede Sekunde bei ihr waren, in ihrem Zimmer waren, die es gewogen waren. Alles ist gemessen worden, sĂ€mtliche Ausscheidungen usw. und das waren 14 Tage, in denen sie tatsĂ€chlich weder was getrunken noch gegessen hat, auĂer die heilige Kommunion.
Ralph
Damit also bewiesen wurde, wie?
Lukas
Ja, also es ist bis heute nicht ganz geklĂ€rt, das muss man auch wirklich sagen. Und es gibt auch gut begrĂŒndete Zweifel an dieser Essenslosigkeit. Das ist aber nicht der Gegenstand dieser Folge. Da komme ich spĂ€ter noch mal kurz dazu. Aber du fragst jetzt natĂŒrlich zurecht.
Ralph
Aber was hat das denn eigentlich mit Widerstand zu tun?
Lukas
Richtig. Was hat das Ganze mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu tun? Und ich musste deswegen bisschen lĂ€nger ausholen, weil die Resl von Konnersreuth in ihrem Leben einfach sehr viele Menschen beeinflusst hat, unterstĂŒtzt hat und sogar motiviert hat, die sehr frĂŒh aktiv gegen Hitler wurden und sie animiert diese Menschen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Auf eine ganz eigene Art, wĂŒrde man sagen.
Lukas
Und zwar kommen ganz viele aus dem Umfeld der der UniversitĂ€t EichstĂ€tt nach Konnersreuth und dieses PhĂ€nomen auch zu untersuchen, um dieses PhĂ€nomen besser zu verstehen oder eben auch zu entlarven, das sind ganz viele verschiedene Professoren dabei. Und im Laufe dieser Geschichte entwickelt die von Konnersreuth viele persönliche Freundschaften zu Menschen aus dem EichstĂ€tter Umfeld, die nach die nach Konnersreuth kommen und umgekehrt wird EichstĂ€tt auch fĂŒr die RĂ€tsel von Konnersreuth ein ganz besonderer Ort.
Lukas
Und das soll dir noch mal Elisabeth Vogl erklÀren.
Elisabeth Vogl
EichstĂ€tt, das ist jetzt eine freundschaftliche Beziehung, das wird ihr Zufluchtsort. Und EichstĂ€tt ist Symbol fĂŒr den EichstĂ€tter Freundeskreis. Und dort treffen sich Menschen, die aktiv gegen den Nationalsozialismus praktisch eingetreten sind.
Ralph
Okay, EichstÀtter Freundeskreis, muss ich ehrlicherweise sagen, habe ich vorher noch nicht von gehört.
Lukas
Ich auch nicht. Und es ist auch tatsĂ€chlich eine Widerstandsgruppe, die nicht so bekannt ist, wie ich finde. Also was es da fĂŒr GrĂŒnde gibt, keine Ahnung. Da mĂŒsste man noch mal tiefer eintauchen. Jedenfalls, das sind halt Ăbtissinen dabei, Professoren, Priester, alles Mögliche. Und die treffen sich in dem Haus von dem Professor Franz Xaver Wutz. Das ist ein Professor, der sich damals mit der Resl von Konnersreuth anfreundet.
Lukas
Und du musst dir das ungefĂ€hr so vorstellen: Diese Leute, die diesem EichstĂ€tter Freundeskreis angehören, die kommen nach Konnersreuth und besuchen die Resl und wollen sich von ihr spirituell begleiten lassen. Und eine Person, die sehr mutig, sehr frĂŒh gegen den Nationalsozialismus auftritt, ist Pater Ingbert Naab. Der ist Priester, Mönch und Publizist und er hat am 20. MĂ€rz 1932, also kurz nachdem die NSDAP zum Ersten Mal die meisten Stimmen bei den Reichstagswahl in Deutschland erhalten hatte, einen extrem mutigen Brief verfasst.
Lukas
Und der wusste, glaube ich, ganz genau, was er zu befĂŒrchten hat, wenn er diesen Brief veröffentlicht. Ich habe hier mal einen Ausschnitt dabei und auch diesen Ausschnitt, den kann man sich an einer der Medienstationen im Therese Neumann Museum anhören.
Nachrichtensprecher
Sehr geehrter Herr Hitler, wo Sie hinkommen, werden Sie umschmeichelt und der Rausch der Begeisterung, der sie in ihren Versammlungen umwogt, lĂ€sst sie kaum mehr auf die Idee kommen, ob ihre Arbeit vor Gott bestehen kann, denn sie sind des Glaubens. Deutschland steht auf meiner Seite. Ihre Presse verherrlicht sie in einer widerlichen Weise. Sie gelten als der groĂe Erlöser aus der Not.
Herr Hitler, Wer hat Sie denn gewÀhlt? Sie und Ihre Presse sagen das kommende Deutschland, die besten der Nation. Es gibt unter Ihren Reihen auch eine gute Zahl Idealisten, die ernstlich von Ihnen alles Gute erhoffen. Diese Idealisten kennen den wahren Nationalsozialismus nicht, wissen nicht um das, was sie planen, und nicht um das, was sie persönlich oder durch UnterhÀndler verhandelt haben. Wer hat sie gewÀhlt? Die Masse der suggerierten, sie wollten die Suggestion. Sie sprachen davon, dass man den Massen einen fremden Willen aufzwingen, dass man sie fanatisch und hysterisch machen muss. Sie betreiben dieses GeschÀft jetzt seit mehr als zehn Jahren.
Ralph
Also er hat da schon einen wichtigen Punkt angesprochen, finde ich, dass Hitler halt einfach die Hoffnungen, also die Hoffnungen genĂ€hrt hat und daraus eben seine seine Stimmen gezogen hat. Aber alles Versprechungen, bei denen manche Leute dann vielleicht gar nicht wussten, wohin das fĂŒhren wird.
Lukas
Ja, auf jeden Fall. Also ich finde halt, dass dieser Brief, also dieser ganze Artikel ist natĂŒrlich noch wesentlich lĂ€nger, der ist ja dann dieser Zeitung abgedruckt worden und zu dem Herausgeber dieser Zeitung kommen wir spĂ€ter noch. Es heiĂt sehr weitsichtig, also 32 durchschaute er den Nationalsozialismus komplett. Also wer gewĂ€hlt hat, wie er auf widerliche Weise von seiner eigenen Presse da gehypt wird, und der.
Ralph
Hat diesen Brief, also der wurde als Leserbrief dann irgendwo veröffentlicht und grundsÀtzlich an Hitler oder so geschickt.
Lukas
Nein, der wurde in der Zeitung veröffentlicht. Eine Zeitung, der gerade Weg, Da kommen wir eben spĂ€ter noch dazu. Ganz kurz noch zu Ingbert Naab. Der ist eben, wie gesagt sehr oft in Konnersreuth und die Resl wird fĂŒr ihn so eine Freundin. Spirituelle Begleitung. Und nach der Machtergreifung muss Pater Naab fliehen, weil ganz klar publizistisch, so sich aus dem Fenster zu lehnen hat natĂŒrlich dann auch Konsequenzen.
Lukas
Und tatsĂ€chlich wird er mit der UnterstĂŒtzung der Familie von Therese Neumann erst nach Esslingen ins Kloster gefahren und dann kommt er in die Schweiz. Und er kommt in die Tschechoslowakei, also in die damalige Tschechoslowakei, und ist dann aber 1935 in. Drei Jahre spĂ€ter in StraĂburg gestorben, in einem Kloster, aber nach Krankheit und nicht, weil er von den Nazis entdeckt wurde.
Lukas
Und es gibt so eine Anekdote im Museum. Das kann man natĂŒrlich jetzt nicht so nachvollziehen, aber angeblich soll die Theres Neumann immer eine Eingebung bekommen haben, wann die Gestapo kurz vor der HaustĂŒr stand.
Ralph
Aber das hat ihm im Endeffekt nichts gebracht.
Lukas
Na ja, doch, weil er ist ja nie von der Gestapo verhaftet worden. Ist in StraĂburg eines natĂŒrlichen Todes gestorben.
Ralph
Na ja, aber weil die Resl dann da angerufen hat oder was?
Lukas
Angeblich hat halt, war halt die Resl immer genau die, die eine Eingebung bekommen hat. Genau in dem Moment, als die Gestapo kurz vor der HaustĂŒr stand. Die hat ihn quasi immer warnen können.
Ralph
Na ja, verstehe.
Lukas
Was in diesem Bezug einfach sehr wichtig ist, dass es noch mal andere WiderstĂ€ndler, die sich ganz offen gegen Hitler aussprach und der auch von der extrem beeinflusst wurde. Ich wĂŒrde sogar sagen, ja, ich wĂŒrde sogar sagen lebensverĂ€ndernd beeinflusst wurde. Das war Fritz Gerlich. Hast du den Namen Fritz Gerlich schon mal gehört?
Ralph
Ja, habe ich schon mal gehört. TatsÀchlich. Aber kann ich jetzt grad nicht zuordnen, was dich wie, in welch welchen Zusammenhang ich das gehört hab.
Lukas
Also möglicherweise in einem journalistischen Zusammenhang, denn Fritz Gerlich war von 1920 bis 1928 Chefredakteur der MĂŒnchner Neuesten Nachrichten. Die SĂŒddeutsche Zeitung sagt heute von sich, dass sie die Nachfolgezeitung ist. Jedenfalls war Fritz Gerlich Calvinist ursprĂŒnglich als ein reformierter Christ, und der wollte das PhĂ€nomen von Konnersreuth journalistisch untersuchen. Und er ist einer von denjenigen, der diesen ja Betrug aufdecken wollte.
Lukas
Er ist dann nach Konnersreuth gefahren, hat sie kennengelernt und ich fasse es jetzt alles sehr, sehr zusammen, war von ihr heute wĂŒrde man sagen, so geflasht, dass er zwei BĂ€nde ĂŒber sie geschrieben hat und dann sogar 1931 zum Katholizismus konvertiert ist.
Ralph
Na ja.
Lukas
Aus diesem Glauben und das ist UnterstĂŒtzung hat er dann die Zeitschrift Der gerade Weg herausgebracht, dass es eine NS kritische Zeitschrift und in dieser Zeitschrift in dieser Zeitung wurde eben der Brief von Pater Ingbert Na dann abgedruckt, was sehr interessant ist bis zur Verhaftung von Fritz Gerlich von Fritz Gerlich ist verhaftet worden, hat er diese Zeitung mit seinem Klarnamen herausgegeben, also wissend, in welche Gefahr sich damit begibt.
Lukas
Das schon wirklich? Herausgeber Fritz Gerlich. Ja, und Konnersreuth wird auf einmal irgendwie zu so einem spirituellen Kraftort fĂŒr Leute, die aus katholischem, aus katholischer Ăberzeugung in den Widerstand gehen. Und du kannst natĂŒrlich vorstellen, dass das auch die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zieht. Und die Aufmerksamkeit des Regimes nach Konnersreuth.
Ralph
Sollte also gefÀhrlich werden.
Elisabeth Vogl
Kurz nach der MachtĂŒbernahme durch die Nationalsozialisten hat man eben begonnen, die Freunde von der Therese Neumann auch in Konnersreuth zu ĂŒberwachen. Und dann haben die Nationalsozialisten den Begriff Konnersreuther Kreis, geprĂ€gt. Das waren also praktisch die Menschen, die nach Konnersreuth kamen, um sich mit der Resl zu treffen.
Ralph
Also wurde die Resl dann auch zur WiderstandskÀmpferin, oder wie?
Lukas
Dazu werde ich noch was sagen. Mir war es einfach wichtig zu verstehen, dass dieser EichstĂ€tter Freundes Kreis nicht deckungsgleich mit dem  Konnersreuther-Kreis. Dass aber die Resl so ein bisschen verbindendes Element war, weil die quasi alle Leute, die aus christlich ĂŒberzeugen, in den Widerstand gegangen sind, irgendwie sehr angezogen hat.
Lukas
Ja eben dieser Fritz Gerlich, also derjenige, der Journalist, der dann der gerade Weg herausgebracht hat, der wurde dann 34 verhaftet, der wurde mehrfach misshandelt und schlieĂlich im Konzentrationslager Dachau als einer der ersten politischen Gefangenen ermordet. Und bis zum Schluss hat er nicht vom Widerstand abgelassen, wohl wissend, was das fĂŒr ihn fĂŒr Konsequenzen hat. Und er hat selbst mehrfach betont, dass er ohne die spirituelle UnterstĂŒtzung der Resl und ohne diese GlaubensĂŒberzeugung, die er dann dadurch bekommen hat, niemals die Ausdauer gehabt hĂ€tte, das bis zum Ende durchzuziehen.
Lukas
Ja, und man kann jetzt natĂŒrlich von diesen Wunderheilungen und den ganzen wundern und uns der Dorfkatholizismus und keine Ahnung davon kann man jetzt halten was man möchte. Man kann das jetzt sagen, brauche ich glaub es oder nicht werden bis heute Artikel Veröffentlichungen rausgebracht, die sich die sich diesem PhĂ€nomen von Konnersreuth sehr kritisch widmen, obwohl die.
Ralph
Schon viele Jahrzehnte gestorben ist.
Lukas
Ja, aber das zieht bis heute. Ich meine, deswegen gibt es ja auch jetzt ein neues Museum da.
Ralph
Na ja, was eine historische Persönlichkeit dieses Ortes ist.
Lukas
Und die halt auch darĂŒber hinaus. Weil du musst ĂŒberlegen, wirklich bei ihrem Tod, da waren sieben oder 8000 Leute sind zu ihrer Beerdigung gekommen, in den Sechzigern.
WeiĂt, dass das in Konnersreuth und ohne Bahnhof, ohne keine Ahnung, was. Das ist schon ziemlich krass. Und was auf jeden Fall Fakt ist, das kann man sagen. Sie selbst hat sich nie gegen den Nationalsozialismus geĂ€uĂert. Man kann aber aus Aussagen Ihrer Familie und aus Aussagen in Briefen schon herausziehen, dass sie diese Ideologie abgelehnt hat. Und sie hat auch selbst WiderstĂ€ndler immer ermutigt und immer versucht, die halt auch ja spirituell zu begleiten.
Lukas
Und Fakt ist auch und das finde ich sehr interessant Adolf Hitler hat höchstselbst angeordnet, dass man die Resl von Konnersreuth heute in Ruhe lĂ€sst und nicht verhaftet, weil er befĂŒrchtet hat, dass wĂŒrde man sie verhaften und wĂŒrde man sie vielleicht auch. Ja keine Ahnung, möglicherweise sogar ermorden, dass man sie dann zu eine MĂ€rtyrerin machen wĂŒrde. Das kann nur nur Nachteile fĂŒr einen haben.
Ralph
Dass das dann vielleicht noch mehr Widerstand hervorgerufen hÀtte. Ein Aufschrei unter den GlÀubigen, unter den AnhÀngern.
Lukas
Also Hitler muss selbst auf jeden Fall sehr viel Respekt vor diesem Einfluss und vor dieser Reichweite gehabt haben. Und die Geschichte von Fritz Gerlich und die Geschichte von Pater Ingbert Naab zeigen einfach sehr deutlich, wie das dann funktioniert hat. Und das ist in diesem Museum halt auch ein Teilaspekt. Es geht natĂŒrlich in den meisten FĂ€llen um die RĂ€tsel, um ihre Wunderheilungen.
Lukas
Keine Ahnung was, aber es geht eben auch um diese Geschichte im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Und das war der erste Teil meiner Geschichte. Aber ich habe ja noch einen sowjetischen Botschafter erwÀhnt, bzw einen deutschen Botschafter in der Sowjetunion, einen Adeligen.
Ralph
Und war das der Burgliebhaber?
Lukas
Genau. Und der Liebhaber? Dazu mĂŒssen wir jetzt von Konnersreuth mit dem Auto 20 Minuten wegfahren und zwar in die Ortschaft Falkenberg. Falkenberg Den Namen hast du. Habt ihr auch schon mal in der ersten Folge dieses Specials gehört. Denn in Falkenberg befindet sich noch ein Kommunbrauhaus fĂŒr die Herstellung von Zoigl. Naja und fĂŒr was Falkenberg bekannt ist, ist die Burg Falkenberg.
Lukas
Die Burg Falkenberg ist eine Burg aus dem Mittelalter, die echt sehr, sehr schön auf so einem groĂen Felsen steht. Also das sieht so richtig nach MĂ€rchenburg mystisch aus. Die Burg ist wohl im elften Jahrhundert begonnen worden, also dass der Bau begonnen worden. Im zwölften Jahrhundert ist sie dann erstmals urkundlich erwĂ€hnt. Sie hat dem Geschlecht, der von Falkenberg gehört ist irgendwie naheliegend.
Lukas
Hat mal dem Kloster Waldsassen gehört. Das hatten wir in der vergangenen Folge schon mit dem Glas. Und schlieĂlich ist es im 30., im 30-jĂ€hrigen Krieg von den Schweden zu der Ruine geschossen worden. Also das mache ich jetzt wirklich sehr, sehr zusammenfassend, denn dann ist sie irgendwann mal renoviert worden und das hat mit einem Grafen zu tun, mit Friedrich Werner Graf von der Schulenburg.
Lukas
Hast du den Namen schon mal gehört?
Ralph
Nö.
Lukas
Okay, Friedrich war der Graf von der Schulenburg. Hat einen romantischen Altersruhesitz gesucht, wo er seine Memoiren schreiben kann. Und er hat 1929 diese Ruine zum Ersten Mal gesehen. Die wollte er sofort kaufen, wollte sagen Ja, das ist meine Mal, meine Burg, da möchte ich mal meinen Lebensabend verbringen. Das hat dann sehr lange gedauert. 1936 hat er die Burg dann schlieĂlich gekauft und hat den Wiederaufbau koordiniert.
Lukas
Das heiĂt, heute ist die Burg keine Ruine mehr. Heute ist die Burg komplett begehbar. Es ist auch im Museum drin. Seine Memoiren wird er in dieser Burg nie verfassen und er wird noch. Er wird auch nie lĂ€ngere Zeit auf dieser Burg leben, Denn Graf Friedrich Werner von der Schulenburg wird 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet und hat auch vorher eigentlich kaum Zeit und kaum Gelegenheit, nach Falkenberg zu kommen.
Lukas
Und das ist jetzt der zweite Teil der Geschichte.
Ralph
Ja, wo war er denn vorher?
Lukas
Gute Frage. Also Friedrich Werner Graf von der Schulenburg wird 1875 in Kemberg geboren. Das ist in Sachsen-Anhalt. Er kommt, wie der Name schon sagt, aus adeliger Familie. Und er ist vor allem Offizier und Diplomat. Also vor dem Ersten Weltkrieg arbeitet er schon als Gesandter und ist dann im Kurz Hauptmann im Krieg, bevor er dann wieder diplomatisch zum Beispiel als Verbindungsmann beim osmanischen Heer im Ersten Weltkrieg unterwegs ist und auch nach dem Ersten Weltkrieg und dem Beginn der Weimarer Republik.
Lukas
Da bleibt er den internationalen Beziehungen treu. Er arbeitet dann in Teheran, im Iran, in Tbilissi, als damals Deutsch Tiflis in Georgien und ist natĂŒrlich auch immer wieder in Deutschland zurĂŒck. Da fĂ€llt eben sein Auge auf die Burg Falkenberg. Und genau da, wo Graf von der Schulenburg zum Ersten Mal die Burg betreten hat, da stand ich mit Herbert Bauer.
Lukas
Herbert Bauer ist der ehemalige BĂŒrgermeister von Falkenberg und der Markt Falkenberg ist nĂ€mlich der heutige Besitzer dieser Burg. Wir hatten ein bisschen was zu der Geschichte dieser Burg erklĂ€rt.
Herbert Bauer
Komm da von dieser Seite, da wo das Tor steht und sieht praktisch diese Ruine das erste Mal. Es war dann fĂŒr ihn auch ein sportliches Unterfangen, denn er hat erst 1936 im Juni den Notarvertrag bekommen und gleichzeitig musste er 300.000 Reichsmark löhnen, um diese Ruine zu kaufen.
Ralph
TatsÀchlich habe ich das GlockenlÀuten ein bisschen rausgebracht. Es war ja mindestens 4 Uhr.
Lukas
Ich habâs extra drin gelassen, weil ich mir gedacht hat, es zeigt so ein bisschen das Ambiente vor Ort. Also du hast diese Burg auf den Felsen. Es war ein schöner Sommertag. AuĂen rum ist die Kirche. Falkenberg ist so richtig idyllisch um diese Burg herum, irgendwie angeordnet als Ortschaft. Und wir sind da auf diesem Hof. Dieses Torhaus hatte Herbert Bauer schon erwĂ€hnten.
Lukas
Dann schauen wir nach links und es ist einfach diese Burg da aufragen, Das ist wirklich schön. Das ist jetzt keine immens groĂe Burg, aber es ist halt eine sehr schöne Burg.
Ralph
300.000 Reichsmark hat die Ruine gekostet, hat er gesagt. War das sehr, sehr viel Geld oder sehr wenig? Ich kann es gar nicht einschÀtzen.
Lukas
Ja, ist natĂŒrlich immer schwer das jetzt inflationsbereinigt oder irgendwie so was. Zu beschreiben. Ich glaube schon, dass es sehr viel Geld war. Vor allem dafĂŒr, dass es ja wirklich eine Ruine war. Der muss ja noch mal viel mehr investieren. Da gibt es dann noch eine kleine Kontroverse, aber dazu spĂ€ter mehr. Ich habe mal gelesen, dass seine Adelsfamilie keine wirkliche Burg mehr hatte und deswegen hat er halt gerne eine Burg gehabt hĂ€tte und deswegen hat er das investiert.
Ralph
Nachvollziehbar.
Lukas
Ja, also diese Burg kauft er also 1936, als es dann letztendlich geklappt hat, da ist er mittlerweile Botschafter in der Sowjetunion. Die Nazis haben ja 1933 die Macht ergriffen und von der Schulenburg ist 1934 der Partei beigetreten, der NSDAP. Jetzt weià ich nicht, ob das. Ich vermute, dass das damals als Berufsdiplomat halt irgendwie zwangslÀufig notwendig war, dass er der NSDAP beitritt.
Lukas
Ich glaube jedenfalls nicht, dass er ĂŒberzeugter Nationalsozialist war. Ich glaube auch, dass er damals trotzdem auch relativ karriereorientiert war und dass er halt deswegen gesagt hat ja okay, dann trete ich halt der Partei bei, wenn ich dafĂŒr in den Botschafter Posten bleiben kann und wenn ich dafĂŒr sogar diesen wichtigen Botschafterposten der Sowjetunion bekommen.
Ralph
Klingt ein bisschen so, weil er vorher auch schon sehr oft die LĂ€nder und Stellungen wechselt.
Lukas
Genau. Ja, er gilt auf jeden Fall als Russlandliebhaber. Er magister dieses Land, er schĂ€tzt die Leute sehr. Es schĂ€tzt die Kultur sehr und er setzt sich zeitlebens dafĂŒr ein, dass diese beiden totalitĂ€ren Diktaturen also mĂŒssen jetzt ĂŒberlegen. Er ist jetzt Botschafter in Moskau, der es die totalitĂ€re kommunistische Diktatur unter Stalin gibt. Und er setzt sich halt irgendwie Zeit nĂ€her dafĂŒr ein, dass diese beiden Diktaturen nicht anfangen, sich zu bekriegen.
Lukas
Vor allem halt auch nach dem Beginn des zweiten Weltkriegs mit dem Ăberfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Er gilt zum Beispiel auch als einer derjenigen, der damals den Nichtangriffspakt zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion formuliert hat. Also dieser Nichtangriffspakt, der quasi besagte Man greift sich eben nicht gegenseitig an! Von Ribbentrop war ja damals der Deutsche, der deutsche AuĂenminister, der ja dann auch die Verhandlungen mitgefĂŒhrt hat.
Lukas
Und es gibt ja diese, diese Geheimvereinbarung zwischen Stalin und Hitler, dass die sich gegenseitig Polen territorial aufteilen wollten, unter sich. Davon wusste von Schulenburg angeblich nichts. Und es hat ihn wohl maĂlos geĂ€rgert, weil er quasi als Botschafter angelogen wurde. Was, glaube ich, könnte ich mir vorstellen, in Schulenburgs Leben, glaube ich, einer dieser Momente war, wo fĂŒr ihn wahrscheinlich alles zusammengebrochen ist.
Lukas
Das ist im Jahr 1941, denn da muss er dem damaligen Regierungschef Wlatscheslaw Molotow eine ziemlich bittere Botschaft ĂŒberbringen. Und dazu noch mal Herbert Bauer.
Herbert Bauer
Er liest im Molotow die sechs Seiten sogenannte KriegserklĂ€rung von Hitler vor. Und Molotow sagt sie mir, das bedeute Krieg. Sie mĂŒssen Moskau sofort verlassen, und sie dĂŒrfen nichts mitnehmen.
Ralph
Könnte ja dann bedeuten, dass er nach Falkenberg kommt oder nicht?
Lukas
Könnte es bedeuten. Genau, aber. Also vielleicht noch mal ganz kurz. Also er liest halt wirklich die KriegserklĂ€rung gegen die Sowjetunion vor. Und die Deutschen haben ja damals sehr, Ă€h, ich ja ebenfalls ein Dokument voller LĂŒgen und Anschuldigungen verfasst, was als Grundlage diese KriegserklĂ€rung gilt. Die ganzen Jahre vorher. Hatte gehofft, dass er das verhindern kann. Er war von vornherein ĂŒberzeugt.
Lukas
Also Schulenburg war von vornherein ĂŒberzeugt, dass Deutschland diesen Krieg gegen die Sowjetunion niemals gewinnen könnte. Und natĂŒrlich war auch er nicht naiv. Er hat auch bereits 41 und auch vorher schon gedacht, dass Deutschland irgendwie alles dafĂŒr tut, in der Rhetorik, in der Vorbereitung, um in den Osten einzumarschieren. Also es gibt ja auch diesen Begriff vom Lebensraum Ost, dass man Osteuropa und alles das nennt es halt germanisieren wollte.
Lukas
Und er hat sich noch 1941 dafĂŒr eingesetzt, eine Audienz bei Hitler persönlich zu bekommen, wenn ich mich richtig erinnere. Der musste da zehn Tage warten. Und Hitler hat noch 1941 gesagt, dass er eigentlich gar nicht vorhabe, die Russland anzugreifen, wie er es gesagt hat. Halt eine 3. LĂŒge. Er hat sogar im Vorfeld versucht, die Sowjetunion zu warnen. Aber noch mal ich habe mich jetzt da nicht stundenlang in die Archive reinsetzen können.
Lukas
Das sind so meine Recherchen und da muss man immer ein bisschen vorsichtig sein. Aber ich habe mehrfach gelesen, dass er versucht hat, die Sowjetunion zu warnen im Vorfeld, aber dass sie nicht ernst nehmen, dass die quasi sagen das kann nicht sein. Und nach Kriegsbeginn wird er, nachdem er das vorgelesen hat, dann wird er eben festgesetzt. Er schafft es aber ĂŒber verschlungene Pfade, also noch halboffiziell, weil es ist klar, dass wir natĂŒrlich jetzt nicht dann in der KriegserklĂ€rung das ganze Botschaftspersonal festnehmen.
Lukas
Jedenfalls wird er dann ĂŒber verschiedene LĂ€nder und Wochen kommt er nach Deutschland zurĂŒck. Man könnte jetzt meinen, dass er nach Falkenberg geht. Es ist auch so, dass er da immer wieder ist. Aber er wird ein diplomatisches Amt wiederbekommen in Berlin. Aber er wird politisch aufs Abstellgleis gefĂŒhrt. Der wird nĂ€mlich Leiter des Russlandkomitees. Also das hat ĂŒberhaupt keine, keinen politischen Einfluss genommen.
Lukas
Und wÀhrend all das passiert, also wÀhrend er in der Sowjetunion ist, muss ja irgendjemand den Aufbau koordinieren und die Bauarbeiten auch so ein bisschen begutachten. Es passierte die ganze Zeit.
Ralph
In der Burg Falkenberg.
Lukas
Genau. Und das soll die Herbert Bauer noch mal kurz erklÀren.
Herbert Bauer
Er hat nÀmlich hier seine LebensgefÀhrtin oder LebensabschnittsgefÀhrtin, die Alla Duberg, die hat den hier den Wiederaufbau der Burg organisiert und er war nicht in Moskau. Ist er nur ein, zwei Mal im Jahr anwesend gewesen.
Ralph
Wie war das jetzt noch mal? Ich dachte, der ist nach Deutschland zurĂŒckgekommen.
Lukas
Aber dann in Berlin.
Ralph
Ah ja, okay, weil er jetzt gerade gesagt hat, der war in Russland, weil es noch wÀhrend dessen war, so ein bisschen davor noch.
Lukas
Genau. Ja, genau. Weil es hat dann ein paar Jahre gedauert, das alles herzurichten. Und dann war er entweder in Moskau und dann war in Berlin. Also jedenfalls, er war nicht oft da, er war auf jeden Fall da und es gibt auch Bilder von ihm da, aber er war halt nicht viel, als er nicht viel Zeit da verbracht.
Ralph
Was ich mich jetzt frage, weil. Aber wahrscheinlich kommst du noch dazu. Du hast ja eingangs erwÀhnt, dass er hingerichtet worden ist.
Lukas
Genau.
Ralph
Aber eigentlich klingt das alles ja jetzt so, als hÀtte der Deutschland ja bislang ordentlich vertreten. Das Deutsche Reich. So.
Lukas
Ja, da wird es ehrlich gesagt nicht so ganz einfach. Aus meinen Recherchen konnte ich rekonstruieren, dass auf jeden Fall. Also Schulenburg will auf jeden Fall keinen Krieg mit der Sowjetunion. Der will den Frieden im Osten. Und er wĂŒrde sich auch bereit erklĂ€ren, mit Stalin zu verhandeln. Aber mit dieser Art und Weise ist er natĂŒrlich gegen den Duktus der nationalsozialistischen Regierung, weil die wollen die Sowjetunion und ich drĂŒcke das jetzt mal sehr martialisch aus, die wollen die Sowjetunion plattmachen und das ist natĂŒrlich der Unterschied. Der Unterschied ist, dass er gegen deutsche Linie ist und du kannst dir in einer totalitĂ€ren Diktatur nicht deine eigenen politischen FriedensschlĂŒsse forcieren wollen.
Lukas
Also das ist natĂŒrlich schon mal ganz, ganz schwierig. Aber er hatte Kontakte zu Carl Friedrich Goerdeler, das ist auch ein WiderstandskĂ€mpfer, und der wĂ€re nach den PlĂ€nen der AttentĂ€ter vom 20. Juli, also eben dieser AttentĂ€ter um Graf von Stauffenberg als der neue Reichskanzler forciert worden und Graf von Schulenburg wĂ€re war, wurde kurzzeitig gehandelt als AuĂenminister des Neuen Deutschen Reichs des Neuen Deutschlands, wĂ€re dieses Attentat eben erfolgreich gewesen. Die Frage ist jetzt wie eng ist jetzt von Schulenburg mit diesem Attentat vom 20. Juli verbunden oder nicht? Also er wird im Zuge einer Mitwisserschaft an diesem Attentat letztlich 1944 festgenommen und dann wieder kurzfristig freigelassen, um dann wieder festgenommen zu werden. Am 10. November 1944 wurde er von den Nationalsozialisten ermordet.
Lukas
Man weiĂ es nicht oder ich konnte es mir nicht so ein Bild davon machen, wie eng jetzt der Kontakt zwischen Schulenburg und den Verschwörern vom 20. Juli, also den Kreis um Carl Friedrich Goerdeler und Graf von Stauffenberg, wirklich, wirklich war. Es gibt Berichte, dass sie regelmĂ€Ăig Kontakt miteinander haben. Es gibt auch Berichte, dass die sich gegenseitig inspiriert haben.
Lukas
Es gibt aber auch Berichte, weil zum Beispiel von Schulenburg noch bis zum Ende geleugnet hat, dass er damit was zu tun hatte. Und warum er das geleugnet hat, weià ich nicht. Also ja, jedenfalls. Er stirbt dann 1944, weil er gehÀngt wird in Berlin, Plötzensee.
Ralph
Was so Ich dachte, es wÀre nicht eindeutig beweisbar gewesen, dass er das wusste.
Lukas
Oder doch. Kann auch sein. Das Ding ist es halt. Man weiĂ es halt nicht. Also ich könnte das aus meinen Recherchen nicht so hundertprozentig rausfinden. Ja, seine LebensgefĂ€hrtin, die Alwine von Duberg oder auch Alla von Duberg, das ist ĂŒbrigens eine gebĂŒrtige Russin und die wurde bereits 1941 verhaftet. Und zwar, Also angeblich soll sie ein Alkoholproblem gehabt haben.
Lukas
Soll gar nicht klar gekommen sein mit der lÀndlichen Bevölkerung in Falkenberg und soll da deshalb teilweise sehr offen und sehr ehrlich ihre Meinung herausgeschrien haben. Halt im Rausch. Das habe ich in einem Video gesehen, was Nachfahren von Schulenburg dem ein bisschen seine Geschichte erklÀren, beschreiben. Ich werde auch dieses Video in den Shownotes verlinken, das sieht man noch mal gern.
Lukas
Also es ist ein wissenschaftlicher Vortrag zur Geschichte der Schulenburg. Da kann man sich dann noch mal ein bisschen, wenn man das interessant findet, noch mal angucken. Genau. Und sie wird in der Nervenheilanstalt ermordet. 1944. Also das heiĂt, auch seine LebensgefĂ€hrtin wird dann ermordet. Genau. Aber es gibt auch ein paar Kontroversen. Wo man noch keine Antwort gefunden hat. Und es ist natĂŒrlich auch immer so, dass bei der ganzen Geschichte natĂŒrlich auch die Menschen vor Ort in Falkenberg die Orte, die auch im Museum mitbeteiligt sind, natĂŒrlich immer sehr im Austausch mit Historikern zum Beispiel stehen und einfach was Wissen so ein GeschmĂ€ckle reingebracht hat.
Lukas
Soll dir Herbert Bauer noch mal erklÀren.
Herbert Bauer
Und Hitler hat ihm ja 1941 200.000 Reichsmark als Geschenk gegeben, um seine Schulden zu bezahlen.
Lukas
Also jetzt Welche.
Herbert Bauer
Schulden bei Burg? Die Burg schulden.
Lukas
Und wieso hat Hitler 200.000.
Herbert Bauer
Geschenkt? Das wissen wir ĂŒberhaupt nicht.
Lukas
Du musst ĂŒberlegen. Du hast ja vorhin mich nach diesen 300.000 Mark gefragt, ob das jetzt viel oder wenig Geld ist fĂŒr die Renovierung dieser Burg bzw fĂŒr den Kauf dieser Burg. Insgesamt hat sich das ĂŒber die Jahre auf 1,2 Millionen Reichsmark gelĂ€ppert und und. Von diesen 1,2 Millionen Reichsmark hat das wahrscheinlich noch ganz viele Schulden. Entstanden ist mir mal an das Schulenburg gut verdient.
Lukas
Hat aber wahrscheinlich auch nicht so gut, dass er das einfach so aus da aus der Portokasse zahlen kann. Und Hitler hat eben dazu 200.000 ⏠einfach dazu geschenkt. Also von, wenn ich jetzt nicht komplett bescheuert bin, 1/6. Ja ja, wenn man jetzt WiderstÀndler im Nachhinein so ein bisschen bewerten will oder sagen ja, war das jetzt heroisch, weil es nicht heroisch ist, ein Held ist er kein Held ist es.
Lukas
NatĂŒrlich gibt es da keine einfache Antwort drauf. Fakt ist Schulenburg war Humanist, Schulenburg war gebildet, Schulenburg war international, Schulenburg hat andere LĂ€nder, Menschen, Kulturen auf jedenfalls sehr wertgeschĂ€tzt. Das heiĂt, ich wĂŒrde jetzt mal sagen, er war kein ĂŒberzeugter, glĂŒhender Nationalsozialist, der diese rassische Ideologie verinnerlicht hat. Aber er war halt trotzdem Diplomat. Ich glaube, er war trotzdem sehr ehrgeizig, karriereorientiert.
Lukas
Und er war ja trotzdem auch Offizier. Und das ist halt fĂŒr mich deswegen einfach schwierig, jetzt so ein Bild von ihm zu bekommen. Ob man ihn jetzt da als Held des Widerstands hinstellen kann, der fĂŒr seine Ăberzeugung gestorben ist oder nicht.
Ralph
Und gleichzeitig denke ich mir, er hat ja jetzt auch nicht groà im Widerstand gekÀmpft oder irgendwie FlugblÀtter verteilt oder was weià ich was. Sondern er hat halt einfach letzten Endes nicht gestanden oder seine Mitwisserschaft.
Lukas
Widerstand ist ja trotzdem sehr vielfĂ€ltig. Also ich glaube, die Tatsache, dass er versucht hat, wĂ€hrend der Zeit, als es als der Krieg schon am Laufen war mit der Sowjetunion. Die Tatsache, dass er sich da fĂŒr Frieden einsetzen wollte, sich als Verhandlungspartner angeboten hat, wenn auch unter Widerstandskreisen, ist schon krass, weil das ist ja offiziell Staats verrat, wenn du dich im Krieg befindest, Du kannst ja nicht.
Lukas
Also du musst ĂŒberlegen, Du lebst in der nationalen, in der totalitĂ€ren Diktatur und die sagen Hey, wir kĂ€mpfen gegen die Sowjetunion. Und er sagt Nein, wir brauchen den Frieden. Das ist eine totalitĂ€re Diktatur, nicht hinnehmbar. Das ist Verrat.
Ralph
Ah, okay, das habe ich so nicht verstanden. Ich habe nur verstanden gehabt, dass er halt vorher sich dafĂŒr eingesetzt hat, um Krieg zu verhindern. Ja, und auch gegen Krieg war prinzipiell. Und dann auch dieser Nichtangriffspakt und so, Ă€h. Aber dass er dann danach halt, weil er musste ja dann Moskau verlassen, als er dann diese KriegserklĂ€rung da ĂŒbermittelt hat.
Lukas
Ja, aber so funktionieren halt internationale Beziehungen. Du kannst jetzt nicht einfach, wenn Krieg ausbricht, er jeden Botschafter sofort lynchen. Das funktioniert halt so nicht. Es sind ja trotzdem noch so Regelwerke am Laufen. Aber Graf Schulenburg war aus meiner Sicht davon ĂŒberzeugt und es hatte er auch schon vor dem Krieg gesagt. Er hat gesagt, die Deutschen werden diesen Krieg nie gewinnen können, und das ist ja schon was, wo er sagt, dass er da von der offiziellen Linie des Nationalsozialismus abgewichen ist.
Lukas
Aber was fĂŒr mich halt nicht so ganz klar wurde, ist die Tatsache wie öffentlich hat er das gesagt und mit wem hat er das kommuniziert und wie wurde das rausgefunden? Und ich glaube, das ist noch so was. Ich glaube, da gibt es wirklich noch viel Potenzial, das zu untersuchen.
Ralph
Ich glaube, dass genau das eben ein Problem ist, weil es nicht klar fĂŒr mich rausgekommen ist.
Lukas
Ja, und das ist halt auch was, wo ich sag, da mĂŒsste man sich einfach viel lĂ€nger damit beschĂ€ftigen. Ja, genau. Ich habe noch mal einige Links zum Grafen von der Schulenburg eingefĂŒgt, was man so finden kann, damit ihr euch auch noch mal ein eigenes Bild davon machen könnt. Das Museum auf der Burg.
Lukas
Was sich um Schulenburg hauptsĂ€chlich dreht, das kann ich jedenfalls sehr empfehlen. Das ist auch sehr neu und es ist sehr, sehr schön gemacht. Bewegend, weil man geht da wirklich durch. Und es gibt da verschiedene lebensgroĂe Aufnahmen von ihnen in verschiedenen AnzĂŒgen. Dann kann man diese diplomatische Karriere gut nachvollziehen. Es gibt so ein Zeitstrahl, es ist wirklich da ist viel, viel Medienstationen, also dass viel, viel Energie reingeflossen und warum gibt es dieses Museum ĂŒberhaupt?
Lukas
Das liegt darin, dass der Markt Falkenberg unter der Initiative von Herbert Bauer, der uns ja die Routine gegeben hat, im Jahr 2009 die Burg fĂŒr 650.000 ⏠von den Erben von den Schulenburg gekauft hat und noch mal 10 Millionen ⏠reingesteckt hat, um das zu restaurieren. Und seitdem ist die Burg da gibt es Veranstaltungen, da gibt es eben das Museum, da gibt es TagungsrĂ€umen, Hotel usw und was ich besonders cool finde, wenn du da hoch willst, Du kannst entweder mit dem FuĂvolk hoch oder die haben sich den kompletten Felsen.
Lukas
Es ist ein keine Ahnung wie hoch dieser Felsen ist. Ich wĂŒrde jetzt mal schĂ€tzen 30 40 Meter. Also das ist wirklich ein sehr hoher Felsen, wo diese Burg drauf steht, haben die einen Aufzugsschacht reingebohrt. Das heiĂt du kannst dann mit einem Aufzug von unten rein und kannst dann durch diesen Felsen hoch in die Burg fallen. Das ist auf jeden Fall ein Erlebnis.
Lukas
Also kann ich als Museum so auf jeden Fall empfehlen.
Ralph
Ja, sehr schön. Und eine Frage habe ich noch dazu.
Lukas
Gerne.
00:40:19:09 â 00:40:23:17
Ralph
Schulenburg und Konnersreuther Kreis. Da gibt es aber keine Beziehung, oder?
Lukas
Nee, weil die Leute beim Konnersreuther, die waren ja alle schon tot, ermordet oder kaltgestellt, als Schulenburg ja angefangen hat. Da sprechen wir von den frĂŒhen dreiĂiger Jahren. Also Fritz Gerlich wurde 34 ermordet, Ingbert Na bis 35 gestorben. Und Schulenburg wĂ€re dann letztlich ja erst und ich Ja, ich glaube einfach, dass das der Widerstand von Schulenburg und Gerlich, den kannst du nicht vergleichen, weil das ist eine andere Motivation, das ist eine andere Zeit.
Lukas
Ist es ein anderer Beweggrund? Genau das sind einfach zwei unterschiedliche Art und Weisen, Widerstand zu leisten oder halt aktiv passiv Widerstand zu leisten, je nachdem, wie man das halt definiert.
Ralph
Okay.
Lukas
Ja, das war meine Folge zum Thema Widerstand. Und dazu habe ich das Therese Neumann Museum in Konnersreuth und das Museum auf der Burg Falkenberg besucht.
Ralph
Sehr. Ja, einiges gelernt. Ich weiĂ auch gar nicht, ob ich in den Museen mal war. Also in Konnersreuth war ich noch nicht im Museum. Hast du auch gesagt, es relativ neu und Falkenberg wie neu ist das?
Lukas
Ich glaube 2021.
Ralph
Ja, nee, dann war ich da auch auf keinen Fall drin. Aber die Burg Falkenberg, klar, die sagt mir was. Und ich glaube, ich war da frĂŒher auch mal.
Lukas
Wir haben ja jetzt noch eine Folge in unserem 12. September. Special ĂŒbrig. Worum wird es denn in der nĂ€chsten Folge gehen?
Ralph
In der nÀchsten Folge wird es um das Leben an der Grenze gehen. Das ist ja Grenzregion und im Laufe der Geschichte der Jahrhunderte, auch der vergangenen zehnte hat sich da ja einiges getan. Auch jetzt. Du hast die Sowjetunion angesprochen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich einiges geÀndert und das hatte dann auch enorme Auswirkungen auf die Menschen vor Ort.
Ralph
Und ich habe unter anderem mit jemandem gesprochen, dessen Leben sich wirklich radikal dadurch verÀndert hat.
Lukas
Ich bin sehr gespannt. Also es bleibt historisch auf jeden Fall super spannend. Das war die dritte Folge des September Specials von Bitte nicht anfassen, Museum mal anders. Gemeinsam mit dem Zwölfer, dem Museumsbund in der nördlichen Oberpfalz, der Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Folge wurde auch unterstĂŒtzt von der Landesstelle fĂŒr nichtstaatliche Museen in Bayern.
Ralph
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Lukas
Bis dahin.
Ralph
Bis dahin ciao.
Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 4: Geteiltes Land, geteiltes Leid â Tragödien einer Grenzregion erschien zuerst auf Escucha.