In dieser speziellen Spezialfolge haben wir eine Spezialistin als Gästin im digitalen Raum: Lena Völkening ist Sprachwissenschaftlerin an der Uni Oldenburg und hat sich für uns durch den linguistischen Forschungsdschungel geschlagen und wir durften ihr auf Schritt und Tritt folgen.
Sie zeigt trickreich auf, was Gendern in unseren Köpfen macht und stößt uns dabei beinahe spielerisch auf unsere eigenen internalisierten Stereotype. Es stellt sich dabei heraus, dass Gendern nicht gleich Gendern ist, sondern sich der gewünschte Effekt in unseren Köpfen nur bei manchen Formen einstellt. Lena erklärt uns auch, warum Gendern eigentlich auch gar nicht gendergerecht ist, aber wieso es sich trotzdem lohnen kann.
Eine faktenbasierte Streiftour durch die kognitive Genderlinguistik und die (vorläufige) Antwort auf die Frage: Was sagt die Sprachwissenschaft eigentlich zum Gendern? Direkt von Sprachwissenschaftler*innen zu euch.
Ein Podcast von Anton und Jakob. -
https://www.instagram.com/sprachpfade Â
Mit Lena Völkening. Danke für deine wunderbare Vorbereitung und das tolle Gespräch!
Lenas Buch ist unten in der Literatur angegeben.
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Von Lena erwähnte Experimente:
Elke Heise (2000): Sind Frauen mitgemeint? Eine empirische Untersuchung zum Verständnis des generischen Maskulinums und seiner Alternativen, in: Sprache und Kognition 19 (1-2), 3–13.Â
--> Versuchspersonen sollten Geschichten schreiben und den Protagonist*innen Namen geben.
Lisa Irmen (2007): “What’s in a (Role) Name? Formal and Conceptual Aspects of Comprehending Personal Nouns, in: Journal of Psycholinguistic Research 36 (6), 431–456.Â
--> Eye Tracking-Studie mit Satzpaaren.
Andreas Klein (2022): „Wohin mit Epikoina? – Ăśberlegungen zur Grammatik und Pragmatik geschlechtsindefiniter Personenbezeichnungen“, in: Gabriele Diewald & Damaris NĂĽbling (Hgg.), Genus – Sexus – Gender, Berlin & Boston, 135–189.Â
--> Mehr männliche Vornamen für Menschen als für Personen.
Karin Kusterle (2011): Die Macht von Sprachformen. Der Zusammenhang von Sprache, Denken und Genderwahrnehmung, Frankfurt.Â
--> Versuchspersonen sollten sich Vornamen für Hilfskräfte, Studierende, Jugendliche usw. ausdenken.
Heiko Motschenbacher (2010): „Female-as-Norm (FAN). A typology of females and feminines”, in: Markus Bieswanger, Heiko Motschenbacher & Susanne MĂĽhleisen (Hgg.), Language in its socio-cultural context, Bern, 35–67.Â
--> Als wie „weiblich“ und „männlich“ bewerten Versuchspersonen Neutralformen wie Sträfling, Flüchtling und Bedienung?
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Weitere erwähnte Literatur:
Fabian Bross (2023): „Von biertrinkenden Studierenden, schlafenden Lachenden und gendersensibler Sprache. Zur Interpretation der Gleichzeitigkeit nominalisierter Partizipien“, in: Sprachreport 39 (3), 40-44.
Helga Kotthoff & Damaris NĂĽbling (2024): Genderlinguistik. Eine EinfĂĽhrung in Sprache, Gespräch und Geschlecht. 2., ĂĽberarbeitete und erweiterte Auflage. Unter Mitarbeit von Claudia Schmidt. TĂĽbingen.Â
George Lakoff & Elisabeth Wehling (2008): Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre heimliche Macht, 3. Auflage, Heidelberg.
Luise Pusch (1988): „Die Kätzin, die Rättin und die Feminismaus“, in: Women in German Yearbook 4, 15-16.
Lena Völkening (2022): Gendern. Warum wir die Flexibilität des Sprachsystems nutzen sollten, Münster.
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Titelgrafik und Musik von Elias KĂĽndigerÂ
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