Shownotes
In dieser Episode des BJA-Podcasts sprechen Judith Andresen und Julia Dorandt über die Anwendung von Persönlichkeitsprofilen im Coaching. Judith, agile Coachin und Expertin in der agilen Organisationsentwicklung, betont die Bedeutung von Modellen und Profilen in der Coaching-Praxis. Gemeinsam erkunden sie, wie solche Profile nicht nur die individuelle Entwicklung fördern, sondern auch die Teamdynamik positiv beeinflussen können. Julia teilt ihre Erfahrungen mit verschiedenen Persönlichkeitsprofilen und erklärt, warum sie den Begriff „Profil“ dem Begriff „Test“ vorzieht. Sie ist der Meinung, dass Tests oft die Assoziation zu Bewertungen hervorrufen und dadurch ein negatives Gefühl erzeugen können. Die beiden diskutieren die Herausforderungen und Grenzen der Persönlichkeitsdiagnostik und wie diese oft eine pathologische oder medizinische Konnotation erzeugen kann, die sie als nicht hilfreich empfinden. Das Gespräch wechselt zur praktischen Anwendung solcher Profile im Coaching. Julia erklärt, dass sie diese auf vielfältige Weise nutzt, abhängig von den Bedürfnissen des Coachees und der Teamdynamik. Wenn die Kommunikation im Team gut funktioniert, kann es ausreichen, die Reflexion ohne formale Tests zu fördern. In schwierigen Situationen hingegen könne eine visuelle Darstellung der Persönlichkeitsmerkmale helfen, um das Gespräch zu erleichtern und neues Verständnis zu schaffen. Judith stimmt dem zu und hebt hervor, dass Persönlichkeitsprofile besonders dann nützlich sind, wenn uneindeutige innere Konflikte vorliegen. Die Podcasterinnen vertiefen sich in die Details, wie Persönlichkeitsprofile in Teams eingesetzt werden können. Julia beschreibt, wie anonymisierte Profile das Verständnis und die Kooperation innerhalb eines Teams fördern und gleichzeitig aufzeigen können, wo Schwächen liegen. Sie geben ein konkretes Beispiel, in dem ein Team zwar gut harmoniert, aber Schwierigkeiten hat, ihre Erfolge messbar zu machen. Die Analyse der Teamdynamik offenbart, dass viele Teammitglieder stark kooperativ sind, jedoch an Wettbewerbsorientierung mangeln. Judith ergänzt, dass die Erkenntnis dieser Profile den Teams helfen kann, ihre Strategien zu überdenken, um ihre Ziele besser zu erreichen. Ein zentraler Aspekt des Gesprächs ist die kritische Haltung gegenüber der Anwendung von Persönlichkeitsprofilen, insbesondere im Unternehmenskontext. Judith und Julia warnen davor, Profilanalysen ohne Begleitung durchführen zu lassen, da dies zu missverständlichen oder verletzenden Ergebnissen führen kann. Sie diskutieren, wie wichtig es ist, dass Coaches die Ergebnisse ihrer Profile nicht nur zur Selbstdiagnose an die Coachees weitergeben, sondern gemeinsam in einem unterstützenden Setting besprechen, um Blind Spots und unerkannte Stärken zu beleuchten. Beide Podcasterinnen betonen die Bedeutung von Empathie und einer sensiblen Vorgehensweise im Coaching. Sie sind sich einig, dass Persönlichkeitsprofile ein wertvolles Werkzeug im Coaching-Prozess darstellen können, solange sie verantwortungsbewusst und im Einklang mit den spezifischen Zielen des Coachees eingesetzt werden. Am Ende der Episode fordern sie Coaches dazu auf, eine fundierte Auswahl an Methoden zu treffen, die den individuellen Bedürfnissen der Coachees gerecht werden, anstatt sich auf diese Werkzeuge als Allheilmittel zu verlassen.