NachDenkSeiten– Die kritische Website» NachDenkSeiten   /     Robert Habeck sitzt im Glashaus und wirft mit Hinkelsteinen: „Desinformation, schamlosen LĂŒgen, erfundene Beschuldigungen“

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Man kann dem Kanzlerkandidaten der GrĂŒnen so einiges vorwerfen, fehlende Chuzpe gehört nicht dazu. In einem von dem Moderatoren-Duo „Joko und Klaas“ inszenierten Format unter dem Titel „Politik und Anstand“ erklĂ€rte Robert Habeck zur besten Sendezeit auf dem Privatsender Pro7, dass er „nach den gemeinsamen Regeln unserer liberalen Demokratie“ spiele. Es gĂ€be aber „andere“, dieWeiterlesen

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Man kann dem Kanzlerkandidaten der GrĂŒnen so einiges vorwerfen, fehlende Chuzpe gehört nicht dazu. In einem von dem Moderatoren-Duo „Joko und Klaas“ inszenierten Format unter dem Titel „Politik und Anstand“ erklĂ€rte Robert Habeck zur besten Sendezeit auf dem Privatsender Pro7, dass er „nach den gemeinsamen Regeln unserer liberalen Demokratie“ spiele. Es gĂ€be aber „andere“, dieWeiterlesen

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Man kann dem Kanzlerkandidaten der GrĂŒnen so einiges vorwerfen, fehlende Chuzpe gehört nicht dazu. In einem von dem Moderatoren-Duo „Joko und Klaas“ inszenierten Format unter dem Titel „Politik und Anstand“ erklĂ€rte Robert Habeck zur besten S
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42:49
Publishing date
2024-12-17 09:00
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Contributors
  Redaktion NachDenkSeiten
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Shownotes

Man kann dem Kanzlerkandidaten der GrĂŒnen so einiges vorwerfen, fehlende Chuzpe gehört nicht dazu. In einem von dem Moderatoren-Duo „Joko und Klaas“ inszenierten Format unter dem Titel „Politik und Anstand“ erklĂ€rte Robert Habeck zur besten Sendezeit auf dem Privatsender Pro7, dass er „nach den gemeinsamen Regeln unserer liberalen Demokratie“ spiele. Es gĂ€be aber „andere“, die zu „Desinformation, schamlosen LĂŒgen, erfundenen Beschuldigungen“ greifen wĂŒrden, „um unsere Demokratie zu zerstören“. Die Anspielung auf zwei bestimmte Oppositionsparteien war dabei unmissverstĂ€ndlich. Doch wie sieht es eigentlich beim Kanzlerkandidaten der GrĂŒnen mit Desinformation, LĂŒgen und erfundenen Beschuldigungen aus? Von Florian Warweg.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfĂŒgbar.

Organisiert und inzensiert vom Moderatoren-Duo Joachim „Joko“ Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf („Joko und Klaas“), durften am 11. Dezember um 20:15 Uhr „die Kanzlerkandidaten von drei großen demokratischen Parteien“, so der Pro7-Sprech, „ihre Sicht auf den derzeitigen Bundestagswahlkampf“ sowie „fairen und demokratischen Wettbewerb“ kundtun – im Grunde genommen ein kostenloser Werbespot vor Millionenpublikum fĂŒr drei ausgesuchte Kandidaten. Die derzeit laut INSA-Umfrage mit 21 Prozent Zustimmung weit vor SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (16 Prozent) und GrĂŒnen-Kandidat Habeck (13 Prozent) liegende AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel war nicht geladen.

Unterlegt mit pseudo-dramatischer Musik und eingebettet in einen theatralischen Lichtdom Ă  la Riefenstahl fĂŒr Arme, durfte zunĂ€chst der Kandidat mit der geringsten WĂ€hlerzustimmung in Bezug auf seine Kanzlerkandidatur und Partei zum Pro7-Publikum sprechen. Und Habeck legte auch sogleich in gewohnt selbstverliebter Manier und mit Hang zu forcierten Vergleichen zwischen den Handballspielen seiner Kinder und dem politischen Miteinander los:

„Uns eint, (
) dass wir nach den gemeinsamen Regeln unserer liberalen Demokratie spielen. Regeln allerdings, die andere brechen wollen – dann, um unsere Demokratie zu zerstören. Sie greifen zu Desinformation, schamlosen LĂŒgen, erfundenen Beschuldigungen. (
) Sie wollen unsere Gesellschaft kirre machen – Angst, Misstrauen, Spaltung herbeifĂŒhren.“

Ausgerechnet @roberthabeck wirft in seinem neuen (zudem pathetisch inszenierten) #Wahlkampf-Spot anderen "Desinformation, schamlose LĂŒgen, erfundene Beschuldigungen“ vor. pic.twitter.com/Ks5wk9DGXU

Sehr gewagt, denn just @Die_Gruenen-Kanzlerkandidat, wurde bereits mehrfach der


— Florian Warweg (@FWarweg) December 13, 2024

Was ich denk’ und tu’, trau’ ich andern zu


Man fĂŒhlt sich bei den AusfĂŒhrungen des GrĂŒnen-Kanzlerkandidaten unversehens an jenes oben zitierte deutsche Sprichwort erinnert. Denn es gibt wohl keinen anderen aktuell tĂ€tigen Bundesminister, der in dieser Funktion nachweislich und in diesem Ausmaß „schamlos“ gelogen, „Desinformation“ und „erfundene Beschuldigungen“ verbreitet hat.

Folgend nun eine Auflistung seiner bekanntesten nachgewiesenen LĂŒgen:

Habecks LĂŒgen, Desinformation und erfundene Beschuldigungen

Beispiel I: „Denn jeder weiß, dass AfD und BSW aus Moskau und Peking bezahlt werden“

Bei der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der sĂ€chsischen GrĂŒnen am 30. August 2024 im Rundkino in Dresden ritt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Generalattacke gegen BSW und AfD und behauptete unter dem enthusiastischen Applaus der anwesenden GrĂŒnen-Kader und -Sympathisanten Folgendes (die NachDenkSeiten berichteten):

„Niemand in der Bundesregierung, wir machen nicht alles richtig, aber korrupt, gekauft ist niemand. Im Unterschied zu AfD und BSW. Denn jeder weiß, dass viele von denen aus Moskau und Peking bezahlt werden. Sich (
) fĂŒr seine Meinung bezahlen zu lassen, im Internet Stimmen zu kaufen, Trollarmeen aufzubauen, eine Meinung gekauft zu bekommen, das ist widerlich. Das gehört sich nicht. Und wir wissen, dass AfD und BSW genau so bezahlt werden.“

Das BSW ging gegen diese Aussage von Robert Habeck juristisch vor und gewann. Wenig ĂŒberraschend konnte der Bundeswirtschaftsminister und jetzige Kanzlerkandidat seine Behauptungen vor Gericht nicht belegen und unterzeichnete in Folge eine UnterlassungserklĂ€rung. In anderen Worten ausgedrĂŒckt: Derjenige, der bei Pro7 prominent platziert ĂŒber LĂŒgen und Desinformationen lamentierte, wurde juristisch bereits selbst der von ihm so beklagten „Desinformation, schamlosen LĂŒgen, erfundenen Beschuldigungen“ ĂŒberfĂŒhrt:

Beispiel II: Habeck zu den Bauernprotesten: „
 teils von Putin finanziert“

Die bekannte Obsession des GrĂŒnen-Spitzenpolitikers, hinter jeder Art von Kritik an ihm oder der Bundesregierung „Kreml-Kampagnen“ zu sehen, fĂŒhrt in fast logischer Konsequenz zu „erfundenen Beschuldigungen“. Ein eindringliches Beispiel dafĂŒr lieferte Habeck im Zuge der Bauernproteste Ende 2023, Anfang 2024. In einem Videostatement anlĂ€sslich der Großdemo der Bauern am 8. Januar in Berlin, das unter anderem ĂŒber den X-Account seines Ministeriums verbreitet wurde, beschuldigte er die Bauern, dass die die Proteste begleitenden Social-Media-Kampagnen „teils von Putin bezahlt“ seien. Im Wortlaut erklĂ€rte er:

„Der Bauernverband betont immer wieder, dass er gewaltfrei und friedlich demonstrieren will. Die Erfahrungen der letzten Demonstrationen beweisen allerdings, das dies nicht bei allen ankommt. Wenn an Traktoren Galgen hĂ€ngen, wenn Traktorkolonnen zu privaten HĂ€usern fahren, dann ist eine Grenze ĂŒberschritten.“

„Es ist ein Wesenszeichen der liberalen Demokratie, dass sie auch ihren Gegnern Platz gibt. Aber unser Grundgesetz setzt Verfassungsfeinden Grenzen. (
) Social-Media-Kampagnen, die teils von Putin bezahlt werden, in denen man sich als Opfer inszeniert, um Gewalt gegen Personen und Dinge zu rechtfertigen 
“

"Diese Republik ist der beste Staat, den Deutschland je hatte. Wir mĂŒssen fĂŒr sie einstehen. Seien wir solidarisch, als Demokratinnen und Demokraten und in diesem Sinne patriotisch. In dieser Woche und in den nĂ€chsten, in dieser Zeit." – Bundesminister #Habeck im Video. pic.twitter.com/KPwc3Wjheu

— Bundesministerium fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz (@BMWK) January 8, 2024

Als der Autor dieser Zeilen am 10. Januar auf der Bundespressekonferenz nachfragte, auf welche konkreten Kampagnen sich der Minister bezog und welche Belege er fĂŒr seine Beschuldigungen vorlegen kann, dass diese tatsĂ€chlich von Putin finanziert worden sind, antwortete seine Sprecherin:

„Ich wĂŒrde hier gerne auf die Worte des Ministers verweisen und die auch fĂŒr sich so stehen lassen.“

Auch hier, Ă€hnlich wie im Fall seiner nachgewiesenen LĂŒgen ĂŒber die BSW-Finanzierung, konnte der aktuelle Kanzlerkandidat der GrĂŒnen seine Aussagen nicht belegen und wurde folglich ebenfalls der „Desinformation, schamlosen LĂŒgen, erfundenen Beschuldigungen“ ĂŒberfĂŒhrt.

Beispiel III: „Baltic Pipe – Die Lösung all unserer Probleme!“ oder: Wie Habeck die eigenen Parteitagsdelegierten anlog

Auch beim Bundesparteitag der GrĂŒnen vom 15. bis 17. November 2024 in Wiesbaden, welcher unter dem Motto „Aufbruch ins Wahljahr“ stand, verbreitete Habeck ausgerechnet in seiner ersten Rede als frisch gekĂŒrter Kanzlerkandidat nachweislich „Desinformation“ zum Thema deutsche Erdgasversorgung:

„Im SpĂ€tsommer 22 wurde in Polen eine Gasleitung angeschlossen. Baltic Pipe heißt die. Sie kommt aus Norwegen, geht durch DĂ€nemark durch quer durch die Ostsee. Es sind nur wenige Kilometer zwischen Polen und Deutschland, wo die Gaspipeline nach Polen kommt, und nach Deutschland kommt. [Im Publikum nickt Annalena Baerbock wissend] Es wĂ€re ein Klacks gewesen, eine Leitung zu bauen, die vielleicht 20, 30, 40 Kilometer ĂŒberbrĂŒckt, um die drohende Gasmangellage abzuwenden. Und als ich davon hörte, dachte ich, das ist die Lösung all unserer Probleme! Wir brauchen weniger LNG-Terminals. Ich ruf’ da mal an und frag’, ob die das nicht machen. Und was habe ich zu hören bekommen? Robert, Du bist zu spĂ€t. Wir haben Euch angefleht, dass Deutschland sich anschließt, dass Deutschland sich diversifiziert an diese Pipelines, dass ihr nicht abhĂ€ngig seid von Russland. Wir haben das vorgetragen noch und nöcher. Ihr wolltet es nicht. Die Große Koalition wollte es nicht. Nun ist die Pipeline zu klein auch noch fĂŒr Deutschland.

Was ich sagen will: Wie viele Unternehmen hĂ€tten gĂŒnstige Gaspreise bekommen, hĂ€tten wir diese Pipeline gehabt? Wie viele Verbraucherinnen und Verbraucher hĂ€tten keine schlaflosen NĂ€chte gehabt, hĂ€tten wir diese Pipeline gehabt? [lĂ€chelnder Applaus von Annalena Baerbock] Diese Pipeline ist nicht gebaut worden, weil Union und SPD sie nicht bauen wollten! Das ist die Ursache der Wirtschaftskrise der letzten Jahre! Die Große Koalition hat uns wissentlich und willentlich in diese AbhĂ€ngigkeit getrieben!“

Schon das einleitende Statement von Habeck, dass die Baltic Pipe angeblich „aus Norwegen“ kĂ€me, ist falsch, wie ein einfacher Blick auf die Karte zeigt:

Wie eindeutig zu erkennen ist und auch in allen Quellen zu dem Thema dargelegt wird, beginnt die Baltic Pipe mitnichten, wie vom GrĂŒnen-Kanzlerkandidaten behauptet, in Norwegen, sondern in DĂ€nemark. Dort wurde die Baltic Pipe lediglich als Abzweigung der bereits bestehenden Pipeline Europipe II, die Deutschland bereits auf direktem (!) Weg seit 1999 mit norwegischem Erdgas versorgt, angeschlossen. Europipe II ist dabei nur ein Teil eines grĂ¶ĂŸeren Transportsystems, bestehend aus Europipe I und Norpipe, welches Deutschland seit Mitte der 1990er-Jahre mit Erdgas vom norwegischen Kontinentalschelf versorgt.

Dieses Pipelinesystem endet in Niedersachsen in einem riesigen Cluster aus Übergabestationen bei Dornum und Emden, die mit fast 2.200 Gigawattstunden zusammen eine KapazitĂ€t haben, die noch ĂŒber die von Nord Stream I und II und die des ĂŒber ukrainisches Gebiet verlaufenden Transgas-Pipelinesystems hinausgeht. Allein aus dieser Tatsache ergibt sich die ganze AbsurditĂ€t von Habecks darauffolgender Aussage, dass es angeblich ein Klacks gewesen wĂ€re, eine Abzweigung an die Baltic Pipe zu bauen, die „20, 30, 40 Kilometer ĂŒberbrĂŒckt“, um die drohende Gasmangellage abzuwenden und dass dies die Lösung „all unserer Probleme“ in Bezug auf die Gasmangellage gewesen wĂ€re.

Denn wie auch bereits Jens Berger in einem ersten Beitrag zu den Äußerungen von Habeck ausgefĂŒhrt hatte, zweigt Baltic Pipe lediglich einen kleinen Teil dieser KapazitĂ€t mitten in der Nordsee von der Europipe II ab. Das heißt, Erdgas, das normalerweise ĂŒber Europipe II direkt von Norwegen nach Deutschland transportiert worden wĂ€re, wird nun via der Baltic Pipe ĂŒber dĂ€nisches Staatsgebiet nach Polen transportiert. Seine Behauptung, „viele Unternehmen“ und „Verbraucherinnen und Verbraucher“ hĂ€tten dadurch „gĂŒnstige Gaspreise bekommen“, fĂŒhrt sich damit ebenso ad absurdum. Oder, um im Diktum von Habeck zu bleiben: Die Darlegung beruht auf „Desinformation“ und „schamlosen LĂŒgen“.

Doch es wird noch wilder, denn im weiteren Verlauf versteigt sich der Kanzlerkandidat auch noch zu folgender Behauptung:

„Diese Pipeline ist nicht gebaut worden, weil Union und SPD sie nicht bauen wollten! Das ist die Ursache der Wirtschaftskrise der letzten Jahre! Die Große Koalition hat uns wissentlich und willentlich in diese AbhĂ€ngigkeit getrieben!“

Das Problem einer solchen Habeck’schen Darstellung? Noch 2021 sprachen sich die GrĂŒnen selbst ganz offiziell gegen den Bau der Baltic Pipe aus. Beispielhaft sei auf die Äußerung von Julia Verlinden verwiesen, die im Februar 2021 gegenĂŒber RND in ihrer damaligen Funktion als Sprecherin fĂŒr Energiepolitik der GrĂŒnen-Bundestagsfraktion erklĂ€rte:

„Der Bau von Pipelines, Terminals und Kraftwerken, die ausschließlich auf fossiles Erdgas setzen, verzögert den Umstieg auf erneuerbare Energien und birgt zudem enorme finanzielle Risiken. ZusĂ€tzliche Infrastruktur fĂŒr Erdgas steht dem Klimaschutz also klar im Wege. Das gilt auch fĂŒr das Projekt Baltic Pipe.“

Auch die EinschĂ€tzungen von Fachexperten widersprechen der Darlegung von Habeck. So gab Timm Kehler, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Branchennetzwerks Zukunft Gas e. V., dem 130 Gas-Unternehmen angehören, bereits 2021 folgende EinschĂ€tzung zu Nord Stream und Baltic Pipe ab:

„Allerdings ist die Baltic Pipe nur ein Abzweig von einer bestehenden Importpipeline. FĂŒr Europa entstehen damit keine neuen KapazitĂ€ten. Im Gegensatz zum Nord-Stream-2-Projekt, das sehr gut ins europĂ€ische Gassystem integriert ist, ist Baltic Pipe eher ein nationales, polnisches Projekt. Wir wĂŒrden daher eine bessere Integration des polnischen Marktes in den europĂ€ischen Binnenmarkt begrĂŒĂŸen. Dies umso mehr, da Baltic Pipe auch mit europĂ€ischen Steuergeldern finanziert wird.“

Auch der bekannte deutsche Erdgasexperte Dr. Wolfgang Peters kam zu einer ganz anderen Bewertung von Baltic Pipe:

„Das Projekt ist wirtschaftlich unsinnig. Zu immensen Kosten wird eine Teilmenge des bereits nach Deutschland fließenden Gasstromes physisch umgeleitet, obwohl man fĂŒr ein paar Cent den Transport landseitig von Dornum nach Polen ĂŒber Frankfurt an der Oder bewerkstelligen könnte. Wenn etwas Europa spaltet, wie es ja so oft von Nord Stream 2 behauptet wird, dann ist es dieses polnische Verhalten.“

TatsĂ€chlich hatte die EU-Kommission 2021 aus genau diesem Grund ein Verfahren gegen Polen wegen BeeintrĂ€chtigung des grenzĂŒberschreitenden EU-Gashandels eingeleitet.

Doch all dies verschweigt Habeck den Parteitagsdelegierten und der Öffentlichkeit. Stattdessen erzĂ€hlt er auf dem Parteitag seinen so pseudowissend und zustimmend nickenden Parteitagsdelegierten allen Ernstes, dass ein Abzweig von einem Abzweig einer sowieso schon Deutschland auf direktem Wege versorgenden Pipeline zusĂ€tzliche KapazitĂ€ten erbracht und damit die Gasmangellage in Deutschland behoben hĂ€tte. Dies, und das kommt erschwerend hinzu, obwohl alle bekannten Experten dieser EinschĂ€tzung, auch innerhalb des BMWK, schon vor Jahren vehement widersprochen haben.

Beispiel IV: Habecks LĂŒgen auf der Bundespressekonferenz

Am 21. Februar 2024 stellte Robert Habeck den Jahreswirtschaftsbericht fĂŒr 2024 in der Bundespressekonferenz vor. Von den NachDenkSeiten in diesem Zusammenhang auf die Skandale rund um seine Personalpolitik angesprochen, wie etwa den Einsatz des Inlandsgeheimdienstes auf Mitarbeiter mit ihm nicht genehmen Fachmeinungen, verlor er völlig die Contenance, log nachweislich und verletzte dabei massiv die NeutralitĂ€tspflicht, der er als Minister und Vizekanzler unterliegt.

Auf die Frage des Autors dieser Zeilen nach dem von ihm und seinen StaatssekretĂ€ren angeforderten und protokollarisch belegten Einsatz des deutschen Inlandsgeheimdienstes gegen Mitarbeiter mit unliebsamen Fachmeinungen („meilenweit von der politischen Linie des Ministers entfernt“) reagierte er, indem er zunĂ€chst erklĂ€rte, die Frage sei „voller falscher Unterstellungen, die ich hiermit zurĂŒckweise“. Dann behauptete er im weiteren Verlauf, dass natĂŒrlich in sicherheitsrelevanten Bereichen des Wirtschaftsministeriums „Mitarbeiter immer eine SicherheitsprĂŒfung durchlaufen“. Dies sei ein normaler Standard, so arbeite das Ministerium „seit vielen Jahren“. Doch diese Darstellung des Ministers und Vizekanzlers ist in dieser Form nachweislich falsch:

Am 22. September 2022 machte das Handelsblatt mit dem Titel auf: „Vertrauensmangel im Wirtschaftsministerium: „Habeck steht jetzt unter Druck““.

Die Zeitung mit Fokus auf Wirtschaftspolitik zitiert aus internen Protokollen des Wirtschaftsministeriums (BMWK), aus denen hervorgeht, dass Robert Habeck zusammen mit seinem damaligen StaatssekretĂ€r (und engen Vertrauten) Patrick Graichen den deutschen Inlandsgeheimdienst auf zwei „hochkompetente und loyale“ Ministerialbeamte angesetzt hatte, obwohl es â€žĂŒberhaupt keinen konkreten Spionageverdacht gegen die beiden in Rede stehenden Ministeriumsmitarbeiter gegeben“ habe. Ihr Vergehen? Sie hatten eine Fachposition zur zukĂŒnftigen deutschen Energieversorgung eingenommen, „die meilenweit von der politischen Linie des Ministers“ abgewichen sei.

Der Einsatz des Verfassungsschutzes sorgte laut Handelsblatt unter Verweis auf die Protokolle fĂŒr massive Verunsicherung in der mittleren und oberen Leitungsebene des Hauses. So wird in dem BMWK-Protokoll ein Ministerialbeamter mit folgender Aussage zitiert:

„Wenn ich meine Fachmeinung kundtue, dann besteht die Möglichkeit, dass ich in den Verdacht gerate, ‚Russenversteher‘ zu werden.“

Ein weiterer Teilnehmer verweist in der Krisensitzung auf den bereits spĂŒrbaren Schaden in der Außenwahrnehmung:

„Wir bekommen auch von außen viele Anrufe – zum Beispiel Anfragen vom Bundesfinanzministerium – hier gibt es Zweifel, ob man noch mit uns zusammenarbeiten kann.“

Es reiche mittlerweile offenbar eine fundierte abweichende EinschĂ€tzung der Lage aus, damit die Hausspitze den Verfassungsschutz einschalte, zitiert das Blatt eine weitere, in diesem Zusammenhang geĂ€ußerte Sorge im Ministerium.

Das BMWK unter Habeck dementierte nicht einen einzigen Satz aus diesem Handelsblatt-Artikel.

Das Nachrichtenportal Telepolis berichtete in dem Zusammenhang zudem mit Verweis auf altgediente Ministerialbeamte, dass kein Vorgang bekannt sei, dass zuvor „ein Wirtschaftsminister je die „Dienste“ auf seine eigenen Leute ansetzte“.

Halten wir fest: Im Gegensatz zur Darstellung von Habeck auf der Bundespressekonferenz handelte es sich mitnichten um eine Routinekontrolle von Mitarbeitern. TatsĂ€chlich wurde proaktiv, auf seine Initiative hin und laut langgedienten Beamten erstmalig in der Geschichte des Ministeriums der Inlandsgeheimdienst in dieser Form gegen eigene Mitarbeiter eingesetzt. Das heißt, der jetzige Kanzlerkandidat der GrĂŒnen hat auf der BPK in seiner Rolle als Minister wider besseres Wissen die Darstellung des Handelsblattes, und auf nichts anderem beruhte meine damalige Frage, als „Unterstellung“ bezeichnet und den Vorgang selbst als angeblichen „Standard“, der seit Jahren so ĂŒblich sei, bezeichnet. Diese Form der wissentlichen Falschdarstellung fĂ€llt erneut in den Bereich „Desinformation, schamlose LĂŒgen, erfundene Beschuldigungen“.

Angesichts der dargelegten Anzahl an Falschdarstellungen gegenĂŒber der bundesdeutschen Öffentlichkeit und selbst gegenĂŒber seinen eigenen Parteimitgliedern muss ernsthaft die Frage gestellt werden, wie jemand mit so einem ambivalenten VerhĂ€ltnis zur Wahrheit Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat werden konnte; und auch, wieso ein Großteil der deutschen Leitmedien dieses Ausmaß an „Desinformation, schamlose LĂŒgen, erfundenen Beschuldigungen“ nicht anprangert, sondern ganz im Gegenteil Habeck sogar noch medial hofiert.

Titelbild: Screenshot von „Robert Habeck, Friedrich Merz und Olaf Scholz ĂŒber #PolitikundAnstand“

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Habeck findet es „schwer zu ertragen“, dass NachDenkSeiten ihn mit kritischen Fragen belĂ€stigen und lĂŒgt nachweislich auf BPK