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Wie reagiert man in Russland auf die zweite PrĂ€sidentschaft von Donald Trump? WĂ€hrend nach seinem ersten Amtsantritt 2016 in der russischen Duma noch Jubel erklang, gab es nach Trumps Vereidigung am Montag vorsichtiges Abtasten und skeptische Stimmen. Aus Moskau berichtet Ulrich Heyden. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfĂŒgbar. Der Amtsantritt vonWeiterlesen

Summary

Wie reagiert man in Russland auf die zweite PrĂ€sidentschaft von Donald Trump? WĂ€hrend nach seinem ersten Amtsantritt 2016 in der russischen Duma noch Jubel erklang, gab es nach Trumps Vereidigung am Montag vorsichtiges Abtasten und skeptische Stimmen. Aus Moskau berichtet Ulrich Heyden. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfĂŒgbar. Der Amtsantritt vonWeiterlesen

Subtitle
Wie reagiert man in Russland auf die zweite PrÀsidentschaft von Donald Trump? WÀhrend nach seinem ersten Amtsantritt 2016 in der russischen Duma noch Jubel erklang, gab es nach Trumps Vereidigung am Montag vorsichtiges Abtasten und skeptische Stimmen.
Duration
9:11
Publishing date
2025-01-21 14:43
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https://www.nachdenkseiten.de/?p=127626
Contributors
  Redaktion NachDenkSeiten
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https://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/250121-Russland-und-Trump-NDS.mp3
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Shownotes

Wie reagiert man in Russland auf die zweite PrÀsidentschaft von Donald Trump? WÀhrend nach seinem ersten Amtsantritt 2016 in der russischen Duma noch Jubel erklang, gab es nach Trumps Vereidigung am Montag vorsichtiges Abtasten und skeptische Stimmen. Aus Moskau berichtet Ulrich Heyden.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfĂŒgbar.

Der Amtsantritt von Donald Trump war fĂŒr die Welt wie ein Gewitter: Manche freuten sich, manche fĂŒrchteten sich, manche rĂ€tselten. Trump prĂ€sentierte sich vor seiner AmtseinfĂŒhrung zwar als eine Art Reformator und Friedensbringer. Nachdenklich stimmt jedoch, dass auf seiner GĂ€steliste Fans und Gesinnungsgenossen standen, die fĂŒr AnhĂ€nger von sozialer Gerechtigkeit Grusel auslösen, wie die national-liberale AfD-Politikerin Alice Weidel, die italienische MinisterprĂ€sidentin Giorgia Meloni und der Anarcho-Liberale Javier Milei, PrĂ€sident Argentiniens.

Gratulation von Putin

Kurz vor dem Amtsantritt gratulierte Wladimir Putin Donald Trump in einem Video-Auftritt. Der Wahlkampf sei fĂŒr Trump nicht leicht gewesen, erklĂ€rte der Kreml-Chef. Sogar auf Mitglieder der Trump-Familie sei „starker Druck“ ausgeĂŒbt worden. Außerdem habe es einen Anschlag auf Trump selbst gegeben.

Russland sei immer fĂŒr einen Dialog gewesen, insbesondere ĂŒber die Festigung der strategischen StabilitĂ€t und den Konflikt in der Ukraine, erklĂ€rte der russische PrĂ€sident. Und weiter:

„Wir erkennen beim wiedergewĂ€hlten PrĂ€sidenten der USA und den Mitgliedern seiner Mannschaft den Wunsch, direkte Kontakte mit Russland wiederherzustellen, die nicht durch unsere Schuld von der letzten Administration unterbrochen wurden.“

Man habe die ErklĂ€rung von Trump gehört, dass es nicht zu einem Dritten Weltkrieg kommen dĂŒrfe.

Putin erklĂ€rte, es gehe jetzt vor allem darum, „die GrĂŒnde“ fĂŒr den Ukraine-Konflikt zu beseitigen. Nicht „ein kurzer Waffenstillstand, bei dem die KrĂ€fte umgruppiert werden“, könne das Ziel sein, „sondern ein langer Frieden“.

Trump: „FĂŒr Putin lief es in der Ukraine nicht ganz erfolgreich“

Donald Trump erklĂ€rte zu einem möglichen Waffenstillstand in der Urkaine, „es gibt nur eine Strategie, und die hĂ€ngt von Putin ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er begeistert ist davon, wie alles gelaufen ist, weil es fĂŒr ihn auch nicht ganz erfolgreich war.“

Noch vor dem Amtsantritt von Trump leitete Putin eine Videokonferenz des russischen Sicherheitsrates. Auf dieser Konferenz erinnerte der russische Außenminister Sergej Lawrow daran, dass es trotz des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas keine â€žĂŒberzeugende StabilitĂ€t“ gibt. Beide Seiten wĂŒrden sich Verletzungen des Waffenstillstands vorwerfen.

Zudem gab Lawrow zu bedenken, dass Trump wĂ€hrend seiner ersten Amtszeit zum Nahen Osten eine Konzeption vertreten habe, „die sich grundlegend von den arabischen Friedensinitiativen unterscheidet“.

Der Nahe Osten bleibe eine „sehr unruhige Region“, erklĂ€rte Lawrow. Man dĂŒrfe auch Afghanistan nicht vergessen, wo die Amerikaner „eine bestimmte PrĂ€senz wieder herstellen wollen“. DafĂŒr wĂŒrden sie NachbarlĂ€nder benutzen, „um dorthin mit ihrer militĂ€rischen Infrastruktur zurĂŒckzukehren“. Das erinnere an die Politik der letzten US-Administration.

Was die Ukraine betrifft, gĂ€be Trump zu verstehen, dass er „einige Aspekte der russischen Position, zum Beispiel, dass die Ukraine nicht Mitglied der Nato werden kann, versteht“.

Die zurĂŒckhaltende, diplomatische Sprache von Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow unterscheidet sich im Ton deutlich von der Sprache, die in russischen Medien gesprochen wird.

Russische Journalistin: „In Amerika hat man verstanden, dass Russland gesiegt hat“

Beispielhaft möchte ich aus einem Kommentar zitieren, den Jelena Karajewa, eine Journalistin der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti, geschrieben hat. Die Überschrift des Beitrags lautet: „Die amerikanische Tragödie: In Washington hat man verstanden, dass Russland gesiegt hat“. Der Text beginnt folgendermaßen:

„In wenigen Stunden gibt es ein schreckliches Ende. FĂŒr diejenigen, die versuchten, uns zu drĂŒcken, zu begrenzen und plattzumachen. Die beschĂ€mende PrĂ€sidentschaft Bidens wird auf der MĂŒlldeponie landen, und die MĂŒllmĂ€nner der Geschichte werden sich mit ihm beschĂ€ftigen. Biden ist uns egal, wie alle amerikanischen Spiele in der großen Politik, im ‚tiefen Staat‘, in ‚der glitzernden Stadt auf dem HĂŒgel‘. Wir sind aus dem geopolitischen Kindergarten und seinen Metaphern schon lange herausgewachsen.

Das Einzige, was uns — wenn auch nicht viel — beschĂ€ftigt, ist die Frage, wie schnell die Wahlversprechen des neuen Herren im Weißen Haus, ‚den Krieg in der Ukraine in 24 Stunden zu beenden‘, wie ein Kinderschloss aus Sand zerfallen sind.

Die Amerikaner sprechen ĂŒber unsere Konfrontation mit ihnen und unsere Spezialoperation mit diesen Worten. Sie haben in ihrer kurzen Geschichte noch nicht das Schießpulver einer Aggression von außen und eine Okkupation gerochen und aufgrund von Infantilismus spielt man mit schweren AusdrĂŒcken.

Wenn ich ganz ehrlich bin, Hand aufs Herz: Weniger Desinteressierte, die Konfrontation zu beenden, als Washington und das von ihm beaufsichtigte Kiew, sind jetzt Ă€ußerst schwierig zu finden. FĂŒr den Fall, dass die USA Vereinbarungen treffen, mit denen wir ĂŒbereinstimmen, und das gewaltige ‚SĂ€gen‘ an drei Budgets – dem amerikanischen, dem europĂ€ischen und natĂŒrlich dem Kiewer – gestoppt wird. Aber wo Finanzen sind, da gibt es Interessenten. Und wo es Interessenten gibt, da gibt es Lobbyisten. Kurz gesagt, es wird problematisch sein, mit dieser Krake voller Blut fertig zu werden, trotz all der Vorrechte, die Trump erhalten wird.

In den westlichen Medium verbreitet sich die Idee vom ‚Deal — jetzt und sofort‘. Alles ist gut und alle haben verstanden, wer in hypothetischen Diskussionen eine starke Position hat und wer eine schwache Position hat.“

Die Financial Times habe in diesen Tagen berichtet,

„dass Russland wahrscheinlich fordert, seine Aktiva freizugeben, deshalb sucht die politische Elite in Europa, dem zu widerstehen. Es gibt genug Unordnung. Orban droht, gegen die VerlĂ€ngerung der Sanktionen zu stimmen und sich mit Trump zu verstĂ€ndigen, um auf Putin zu drĂŒcken. Man winkt Putin mit einer Karotte im Wert von 300 Milliarden Euro.

Das ist der ganze Chic und die Schönheit der europĂ€ischen Diplomatie in LebensgrĂ¶ĂŸe und ohne FeigenblĂ€tter. Die Eurodiplomaten wollen, dass Russland mit ihnen feilscht. Diese BrĂŒsseler sind nicht bereit zuzuhören. Aber die Werte zu zersĂ€gen, wird nicht gelingen. Sie sind mit den Gehirnen von geizigen Ladenbesitzern geboren.“

Im weiteren Verlauf ihres Textes stellt die Autorin den US-Amerikaner Thomas Graham vor, Professor der Yale-UniversitÀt und ehemaliger Mitarbeiter der US-Botschaft in Moskau und jetzt Berater von Trump.

Graham habe vor der russischen „Spezialoperation“ in der Ukraine noch gesagt, „Putins Ziel besteht darin, den russischen Einfluss auszuweiten und sein nahes Ausland, wie bei einem Imperium, in einen russischen Puffer zu verwandeln“. Doch nun habe sich die Position des Beraters grundlegend geĂ€ndert:

„Graham sagt – und vielleicht zum ersten Mal seit Beginn der akuten Phase unserer Konfrontation mit den USA -, dass es an Amerika ist, die Bedingungen Russlands zu erfĂŒllen. Die erste Bedingung ist, dass der Kreml der gleiche Baumeister und Garant fĂŒr das internationale Sicherheitssystem ist, mit dem gleichen Gewicht und dem gleichen Recht auf Besorgnis, wie das Weiße Haus. (
) FĂŒr jeden Punkt wird Washington einen Kompromiss finden mĂŒssen, mit dem Moskau klarkommt.”

Die russische Journalistin schließt mit den frohlockenden Worten, „die Macht Amerikas und des ganzen Westens ist eine Macht auf tönernen FĂŒĂŸen“.

Titelbild: Andy.LIU / shutterstock.com