Bernd und André fassen die aktuellen Entwicklungen zu CRIPSR Babys zusammen, reden kurz über Impf-Kommunikation und dann über den Wirkstoff des Monats: Hyaluronsäure. Außerdem einiges vom 36c3 und SCC und was das Wirkstoffradio 2020 so plant.
Frohes neues Jahr! Bernd und André sitzen diesmal nicht zusammen bei Bernd im Wohnzimmer, sondern nehmen von unterschiedlichen Orten aus auf.
CRIPR/Cas Symbolbild (public domain)Diesmal geht es um einige weitere Entwicklungen zu CRIPR/Cas, dem Thema aus der letzten Episode WSR028 Die „Gen-Schere“ CRISPR/Cas, darum wie Impfen als Thema besprochen wird, es gibt wieder einen Wirkstoff des Monats, nämlich Hyaluronsäure, eine kurze Betrachtung des Science Communication Centers (SCC) auf dem 36c3 und was Wirkstoffradio 2020 so vor hat und wie es sich finanziert.
(Im Podcast gibt es Kapitelmarken, die den Zwischenüberschriften hier im Text entsprechen, so dass es einfacher ist, bestimmte Teile erneut zu hören. Nicht jede Kapitelmarke hat eine Zwischenüberschrift, manchmal fassen wir mehrere Kapitel zusammen.)
Bernd und André bedanken sich bei Dr. Katrin Leinweber und Dr. Anna Müllner dafür, dass sie sich auf dem 36. Chaos Communication Congress (36c3) die Zeit genommen haben, etwas zum Thema CRISPR/Cas zu erzählen. Zu diesem Thema gab es direkt nach der Aufnahme von Episode WSR028 Die „Gen-Schere“ CRISPR/Cas neue Entwicklungen, genauer gesagt zu den CRISPR Babys.
André geht die Entwicklungen chronologisch durch. Im Frühjahr 2019 gab es Untersuchungen zum Gen CCR5-Gen und den durch dieses Gen codierten Rezeptor. Dieser Rezeptor sorgt für eine bedingte Immunität gegen das HI-Virus, hat aber auch noch andere Funktionen, beispielsweise spielt der CCR5-Rezeptor in Mäusen anscheinend eine Rolle, wenn es um die Regeneration nach einem Schlaganfall geht. Dies wurde in den folgenden beiden Studein dargelegt:
Ein Jahr nachdem die CRISPR Babys publik wurden, ist immer noch kein wissenschaftlicher Artikel darĂĽber erschienen. Das Medium MIT Technology Review, die damals zuerst von den CRISPR Babys berichteten haben anfangen Daten auszuwerten und durch Experten bewerten zu lassen. Anscheinend gab es eine Einreichung bei der Fachzeitschrift Nature, die den wissenschaftlichen Aufsatz wegen ethischer Bedenken und wegen fehlenden Antworten zu RĂĽckfragen abgewiesen hat.
Am 30.12.2019 wurde gemeldet, dass der Verantwortliche WIssenschaftler He und zwei Seiner Kolleg*innen zu Geld- und Haftstrafen verurteilt wurden.
Der Wissenschaftsjournalis Marcus Anhäuser macht großartige Arbeit mit seinem Projekt CRIPRhistory bei RiffReporter.
Bernd hat etwas zum Thema Impfen gefunden, genauer gesagt etwas, wie über das Impfen gesprochen wird. Dieses Thema wurde in der Episode WSR026 Cholesterin-Partikel, Statine, Impfen und wie darüber gesprochen wird bereits behandelt. Dort ging es um die Veranstaltung „Leibniz debattiert: Impfen“, bei der Bernd dabei gewesen ist. Eine der Teilnehmerinnen auf dem Podium hat nun bei Deutschlandfunk Nova in der Sendung „Hörsaal“ einen Beitrag zum gleichen Thema geliefert und Bernd ist nach dem hören der Sendung sehr begeistert gewesen. Zum Vergleich ist die Sendung vom Deutschlandfunk und das Video von „Leibniz debattiert: Impfen“ verlinkt:
Was Impfgegner und Gegner von Impfgegnern wissen sollten, Deutschlandfunk Nova, Hörsaal
Die Veranstaltung „Leibniz debattiert: Impfen“:
Bernd hat wieder einen Wirkstoff das Monats ausgesucht, dieses mal die Hyaluronsäure. Die Hyaluronsäure kommt in Cremes und Lotionen vor, aber auch noch in anderen Dingen, wie Augentropfen. Allerdings hat es auch medizinische Anwendungen, da es ein körpereigener Stoff ist und an vielen Orten im Körper vorkommt.
Hyaluronsäure kann sehr gut Wasser binden – sehr gut heißt in diesem Fall, dass 1g Hyaluronsäure bis zu 6 Liter Wasser binden kann. Sie besteht aus langkettigen Zuckerverbindungen. Diese langen Ketten werden aus Untereinheiten aus Glucuronsäure und Acetylglucosamin gebildet, deswegen bezeichnet man die Hyaluronsäure auch als Disaccharid, da die Kettenglieder aus zwei Zuckern zusammen gesetzt sind (siehe Bild unten).
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Disaccharid-Wiederholungseinheit der Hyaluronsäure, links Glucuronsäure. rechts Acetylglucosamin (gemeinfrei)Im Glaskörper des Auges kommt Hyaluronsäure genauso vor wie in der Gelenkschmiere in unseren Gelenken oder in der Bandscheibe. Lediglich die Konzentrationen ändern sich bei den verschiedenen Bereichen in denen die Hyaluronsäure vorkommt.
Bei Arthrose-Erkrankungen wird auch teilweise Hyaluronsäure direkt in das Gelenk verabreicht – diese Therapie hat aber durchaus Nachteile. Hyaluronsäure kommt auch in Augentropfen vor und ist Bestandteil von Gelpflastern, zu denen beispielsweise Blasenpflaster zählen. Auch bei Sodbrennen wird die Haluronsäure angewendet.
Physiologisch kommt die Hyluronsäure auch vor, wenn Gewebe anschwillt, so dass zum Beispiel weiße Blutkörperchen sich zwischen Zellen bewegen können.
Bei Studien in Nacktmullen wurde vermutet, dass langkettige Hyaluronsäuren dazu beitragen können, dass Krebs nicht auftritt. Nacktmulle sind eine sehr besondere Tierart, die der Forschung noch viele Rätsel aufgeben. Nicht nur sind sie eusozial, also organisiert wie ein Bienenvolk, sie zeichnen sich auch durch ein sehr langes Leben aus (bis zu 30 Jahre, andere Tiere dieser Größe werden im Schnitt 2 Jahre alt) und dadurch das sie nie Krebs bekommen. Aber ob hier wirklich die Hyaluronsäure eine Schlüsselrolle spielt ist unklar.
Bernd und André waren auf dem 36. Chaos Communication Congress (36c3) in Leipzig. Sie haben dabei viele Menschen getroffen. André würde aber sehr gerne noch ausdrücklich jemanden ganz explizit grüßen, nämlich Philip Schunke vom Gesundheit. Macht. Politik. Podcast.
Bernd hat auf dem 36c3 ein Assembly organisiert. Ein Assembly sind kleine Bereiche auf dem Congress, in dem sich Menschen mit den gleichen Interessen oder die am gleichen Projekt arbeiten, zusammenfinden und austauschen können. Dieses Jahr gab es zum ersten Mal ein Science Communication Center (SCC) und da es sehr gut angekommen ist, soll dies wohl wiederholt werden. Wer Interesse hat, bei zukünftigen Planungen miteinbezogen zu werden, kann gerne ein eMail an scc@wirkstoffradio.de schicken. Bernd erwähnt Lambert Heller, mit dem er zusammen eine selbstorganisierte Session angeboten hat. Es soll auch auf den Vortrag von Manuel hingewiesen werden, der hier verlinkt und eingebettet ist.

Außerdem geht der Dank von Bernd und André an Simon Waldherr, der mit seinem „Tschunk-Bot“ das SCC bereichert hat und an Iris vom ScienceKompass Podcast, die sich um Material und Deko gekümmert hat.
Am 10.03.2020 findet das Open Science Barcamp in Berlin statt. Die Anmeldung ist kostenlos. Das ist quasi der Auftakt zur Open Science Conference, die jedes Jahr in Berlin statt findet.
Bernd und André bedanken sich ganz herzlich beim Leibniz-Insitut für molekulare Pharmakologie (FMP), bei dem Bernd arbeitet und ihn Zeit für das Wirkstoffradio einräumen. Außerdem danken sie dem Leibniz-Forschungsverbund Wirkstoffe und Biotechnologie, der bereits 2019 und auch wieder 2020, eine finanzielle Unterstützung bereit stellt, damit das Wirkstoffradio von Bernd und André weiterhin betrieben werden kann.
Das Wirkstoffradio bemüht sich darum, bei passenden Forschungsanträgen einen Teil der Wissenschaftskommunikation zu machen, in Zusammenarbeit mit dem beantragenden Wissenschaftler*innen und den jeweiligen Stellen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Zum Abschluss: Vom 20. bis 22. April 2020 wird es die Wirkstofftage in Hamburg geben, und diese wissenschaftliche Konferenz wird vom Wirkstoffradio begleitet. André wird dort einige neue Formate moderieren und mitgestalten, aber vor allem wird das Wirkstoffradio alle Wissenschaftler*innen, die mit einem Poster vertreten sind, interviewen (wenn sie denn wollen) und diese Interviews auch hier veröffentlichen und Details zu den Forschungsprojekten erklären.
Wir freuen uns immer ĂĽber Feedback: per Mail unter info@wirkstoffradio.de, in den Kommentaren unter den einzelnen Episoden, ĂĽber Twitter @wirkstoffradio oder auch als Bewertung bei iTunes oder panoptikum.io.
Wirkstoffradio-Feedback-Telefon +49 (0)30 746 910 64