Bis 2045 soll Deutschland Treibhausgas-neutral sein, zumindest netto. Bleiben wir bei unserem Konsumverhalten und setzen gleichzeitig hohe Ansprüche an Naturschutz, Klimaschutz und Tierwohl vor unserer Haustür durch, führt das jedoch zu steigenden Lebensmittelpreisen und belastet die natürlichen Ressourcen wie Wälder in anderen Erdteilen. Wie können Land- und Forstwirtschaft zur Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft beitragen? Wo verstecken sich Leakage-Effekte und hilft eine CO2-Emissions-Steuer dagegen?
Eine aktuelle Studie des Thünen-Instituts für Waldwirtschaft hat gezeigt, dass etwa die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie zu deutlichen Verlagerungseffekten führen würde, weil die Nachfrage nach Holzprodukten in Deutschland und Europa nicht zurückgehen wird. Beispiel Holz für die Baubranche: Der Bedarf, der sich durch die aktuelle Holzbauförderung noch weiter erhöhen dürfte, würde dann nach Ansicht von Expertinnen und Experten verstärkt durch Importe aus Regionen gedeckt, in denen Wälder nicht nachhaltig bewirtschaftet werden.
Auch in anderen Produktionsbereichen gibt es derartige Leakage-Effekte, die häufig für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht offensichtlich sind, beispielsweise bei Nahrungsmitteln oder bei Biokraftstoffen. So hat die Förderung der Biokraftstoffe seitens der EU zu massiven Landnutzungsänderungen im globalen Süden geführt, um im großen Stil Palmöl gewinnen zu können. Die Politik ist also gefordert, bei Anreizen und Handelsvereinbarungen derartige Effekte mitzudenken.
Unsere Gäste Prof. Karen Pittel, Leiterin des Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen am Münchner ifo Institut, Prof. Matthias Dieter, Leiter des Thünen-Instituts für Waldwirtschaft, und Bernhard Osterburg, Leiter der Stabsstelle Klima und Boden des Thünen-Instituts, diskutieren in dieser Folge, ob die Erweiterung der CO2-Emissions-Steuer auf land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse und der CO2-Grenzausgleich probate Mittel zur Verhinderung von Leakage-Effekten sind. Sie sprechen darüber, wie die gemeinsame Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen etwa zur Nahrungsmittel- und Energieproduktion Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland wettbewerbsfähig halten kann und ob Initiativen wie der im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention entstandene Mechanismus REDD+ dazu beitragen, Wälder weltweit als Kohlenstoffspeicher zu erhalten.
Weitere Informationen: www.thuenen.de/podcast/9-auf-kosten-der-anderen