Der Klimawandel setzt den Wäldern zu: Seit 2018 sind allein in Deutschland auf fast 400.000 Hektar Waldbestände durch Trockenheit und Schädlingsbefall abgestorben. Keine Frage: Die Wälder müssen fit gemacht werden für die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Doch wie sieht der Wald der Zukunft aus? Wird es noch Buchen, Eichen, Kiefern und Fichten geben? Oder übernehmen heute noch als exotisch geltende Arten das Regiment?
Nur überlebensfähige Wälder können die Schutzfunktion für Wasser und Boden erfüllen, zur biologischen Vielfalt beitragen oder als wesentliche Senke für Kohlendioxid-Emissionen dienen. In den vergangenen Jahren haben sich jedoch vor allem die Fichtenforste in Deutschland als nicht stabil genug gegenüber den sich ändernden Klimabedingungen erwiesen. Auch der Zustand der Kiefern- und Buchenbestände bereitet Sorgen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat deshalb 900 Millionen Euro für Waldbesitzerinnen und -besitzer zur Verfügung gestellt, die ihren Wald umbauen und damit die Ökosystemleistungen des Waldes erhalten oder erhöhen. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung von mehr natürlichen Mischwäldern, die sich als widerstandsfähiger erwiesen haben.
Wie genau diese Umgestaltung vonstatten gehen soll, darüber sind Expertinnen und Experten unterschiedlicher Meinung. Während die einen fordern, die natürlichen Entwicklungsprozesse beim Waldumbau mitzunutzen, sagen die anderen, dass die natürliche Waldentwicklung mit dem schnell voranschreitenden Klimawandel nicht Schritt halten kann und der Wandel daher stärker gemanagt werden muss.
Ein Grund dafür ist der Holzbedarf: Deutschland benötigt derzeit um die 80 Millionen Kubikmeter Ernteholz pro Jahr etwa für Holzbau, Papierherstellung und als Energieträger – und dieser Bedarf sollte möglichst aus heimischen Wäldern gedeckt werden, um keine Leakage-Effekte zu erzeugen. Wird das in Zukunft noch möglich sein?
Hinzu kommt, dass die Wälder bis 2019 ungefähr sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen Deutschlands eingelagert hatten. Diese wichtige Senkenfunktion droht aktuell verloren zu gehen. Wie kann die Speicherfunktion der Wälder wieder erhöht werden?
Unsere Gäste Dr. Susanne Winter, Leiterin des Wald-Programmes beim WWF Deutschland, und Prof. Dr. Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme, entwerfen in dieser Podcast-Folge ein Bild vom Wald der Zukunft. Sie sprechen darüber, welche Vorteile die kleinteiligen Besitzverhältnisse in Deutschland für den Waldumbau haben und welche Chancen und Risiken invasive Arten mit sich bringen. Es geht um die Senkung des Frischholzbedarfs und eine Kaskadennutzung des Holzes, um Gemeinwohl-Standards für die Fördermittelvergabe und eine Beschleunigung des Transformationsprozesses, der vor allem außerhalb des Waldes stattfinden muss. Denn 30 Prozent des Frischholzes werden aktuell noch verbrannt – eine viel zu große Menge unter Klimabilanz-Aspekten.