Der Europäische Aal ist akut bedroht. Die fischereiliche Nutzung ist einer der Gründe dafür. Während die Wissenschaft seit Jahren ein vollständiges Fangverbot sowie die Verbesserung der Gewässerqualität und der Durchgängigkeit für die Fische fordert, tut sich die Politik schwer damit. Woran liegt das? Und wäre der Aal damit überhaupt noch zu retten?
Der Bestand des Europäischen Aals ist in weiten Teilen der europäischen Meeres- und Binnengewässer verbreitet. Damit lebt er in so vielen verschiedenen Managementgebieten, wie keine andere kommerziell genutzte Fischart in Europa. Das Glasaal- bzw. Jungfischaufkommen ist inzwischen auf ein bis zehn Prozent der Menge von vor 50 Jahren gesunken. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) spricht sich seit Jahren für eine vollständige Schließung des Aalfanges im gesamten Verbreitungsgebiet aus, sowohl für die Berufs- als auch für die Freizeitfischerei. Die Politik entscheidet sich hingegen seit Jahren eher für die Fischer und gegen den Aal. Das liegt einerseits an der hohen wirtschaftlichen Bedeutung des Aalfangs für bestimmte Fischereien. Andererseits gilt der Aalfang in vielen Regionen als kulturelles Gut und seine Einschränkung als sozioökonomisch nicht vertretbar. Das macht es schwer, eine einheitliche Fischereipolitik zugunsten des Aals durchzusetzen.
Maja Kirchner, bei der EU-Kommission unter anderem für den Aal-Bestand in Europa verantwortlich, und Reinhold Hanel, der seit zwei Jahrzehnten an dieser Fischart forscht, betrachten in der Podcast-Folge aus Sicht der Politik und der Wissenschaft, wie es aktuell um den Aal in Europa bestellt ist. Sie erläutern Ursachen für den Bestandsrückgang und Strategien zum Wiederaufbau, diskutieren, warum es so schwer ist, eine gemeinsame europäische Linie zu finden und wo sich die Wissenschaft uneinig ist. Sie beantworten die Frage, ob ein generelles Fangverbot die Lösung für den Aal ist und welche Maßnahmen zur Rettung einer Tierart gerechtfertigt sind, wenn kulturelle und ökonomische Folgen so groß sind wie im Fall des Aales.
Unsere Gäste:
Die Juristin und Diplomatin Maja Kirchner ist stellvertretende Direktorin in der Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei der Europäischen Kommission. In ihren Bereich fällt die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände in den Gewässern der EU in Atlantik, Kattegat/Skagerrak, Ostsee sowie rund um Spitzbergen und in den internationalen Gewässern des Nord-Ost Atlantik. Zudem verhandelt sie mit Drittstaaten wie Norwegen über nachhaltige Fischerei in deren Gewässern.
Prof. Dr. Reinhold Hanel leitet seit 2009 das Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven und lehrt an den Universitäten Kiel, Bremen, Innsbruck und Mindelo. Der Meeres- und Fischereibiologe beschäftigt sich unter anderem seit fast 20 Jahren mit dem Lebenszyklus und dem Management des Europäischen Aals. Er berät die Bundesregierung, die EU, internationale Organisationen und NGOs zum Thema.
Weiterführende Informationen:
https://www.thuenen.de/podcast/folge-14-ist-der-aal-noch-zu-retten