Science goes Podcast - Ideen und Tipps für Wissenschaftspodcasts   /     Entspannt zum Erfolg: "Geschichten aus der Geschichte"

Description

Weit über 300 Folgen von "Geschichten aus der Geschichte" haben Richard Hemmer und Daniel Meßner schon veröffentlicht, mit großem Erfolg. Die beiden Historiker sind nicht nur sehr natürliche Erzähler, sie haben auch ein hierzulande einzigartiges und gleichzeitig schlichtes Co-Hosting-Format entwickelt: Einer erzählt, einer hört zu. Natürlich hört nicht nur einer zu, sondern weit über 100.000 Hörer*innen bei jeder Folge. Was die beiden Hosts dafür tun, erfahrt ihr in dieser Episode

Subtitle
Vom Einfach-mal-Anfangen bis in die Podcast-Charts
Duration
2442
Publishing date
2023-11-02 11:00
Link
https://science-goes-podcast.podigee.io/4-entspannt-zum-erfolg-geschichten-aus-der-geschichte
Contributors
  Christiane Zwick
author  
Enclosures
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User Recommendation Date
Konstantin Ich bin vor Monaten auf euren Podcast gestoßen und höre ihn seit dem regelmäßig auf meinem langen Weg in die Arbeit oder wenn ich in die Abendschule fahre. Ihr seid großartig und unterhaltsam, die Geschichten sind alle sehr interessant. 2024-08-21

Shownotes

Vom Einfach-mal-Anfangen bis in die Podcast-Charts

Im Interview: Richard Hemmer und Daniel Meßner

Links zu dieser Folge:

Geschichten aus der Geschichte

Stuff You Missed in History Class

The Dollop

Transkript:

Entspannt zum Erfolg: Geschichten aus der Geschichte

Christiane Zwick:

Erfolg heißt für einen Podcast, dass er gehört wird und dass er viele Abonnentinnen hat. Das gilt auch für Podcasts zu wissenschaftlichen Themen, sofern sie im Netz verbreitet werden, Geschichten aus der Geschichte ist mit über 100 000 Hörer innen also ausgesprochen erfolgreich, deswegen möchte ich heute mit den beiden Hosts Daniel Messner und Richard Hemmer sprechen, über Erfolge im Podcast und treue Fans. H erzlich Willkommen, Daniel und Richard, Ich freue mich riesig, euch da zu haben.

Daniel Meßner und Richard Hemmer:

Danke für die Einladung.

Christiane Zwick:

Du bist jetzt aus dem Auto dazugeschaltet, Daniel. Was hat denn das für Gründe? Warum sitzt du denn da im Auto?

Daniel Meßner:

Na ja, also ich bin neulich erst umgezogen, vor n paar Wochen und der Raum in dem ich momentan arbeite, der ist noch sehr hallig und das Auto ist eigentlich der perfekte Aufnahmeort. Es ist n kleiner Raum, der eigentlich gar keinen Hall bietet, aber trotzdem nicht zu trocken ist. Das einzige die Schwierigkeit die man hat ist man muss einen ruhigen Parkplatz finden.

Christiane Zwick:

Wir fangen am Anfang an, in den ersten Oktobertagen 2015 habt ihr euren Podcast gelauncht, das habt ihr bestimmt nicht vergessen. Woran erinnert ihr euch am deutlichsten aus dieser Zeit? Richard Hemmer: Wir haben das ja gestartet bei mir am Küchentisch, also von Daniel kam die Idee, die Location kam dann von mir und das ganze technische Drumherum auch noch von Daniel, der tief drin war im Podcast. Aber was eindrücklichsten ist natürlich schon dieses sich das erste Mal gegenübersitzen und eine Geschichte zu erzählen - und eigentlich nicht genau wissen, wie zumindest wie das geht, ja, sondern einfach einmal machen.

Christiane Zwick:

Das war ziemlich mutig von euch. Wart ihr entsprechend aufgeregt?

Richard Hemmer:

Ja, also ich schau und der Daniel war ja quasi schon Experte was was Podcast sagen geht aber bei mir, ich glaub man hört es in den ersten Paar folgen auch noch. Wenn man aufgeregt ist und zu viel einatmet. Und dann gibt es so diese. Wo man. Einmal ausatmen muss, dass sich, dass man wieder normal reden kann. Also ich. Schon aufgeregt, ja.

Daniel Meßner:

Ich glaub die Aufregung hat ja auch damit zu tun, dass wir ja noch gar nicht wussten, was wir da wirklich machen. Also die Idee war ja nur, wir erzählen uns ne Geschichte, die 10 Minuten dauert und aber so wie wir die Geschichten erzählen und das alles stand ja noch nicht fest, das heißt, es war die Aufregung, für mich war so n bisschen, wie kriegen wir das alles hin und wird es dann auch so wie wir uns.

Christiane Zwick:

Das erhofft haben ihr habt zusammen Geschichte in Wien studiert, das war da schon eine Weile her und. Wer hat wen fürs Podcast Projekt geködert?

Daniel Meßner:

Na, das war ich, weil ich hatte schon Podcast Erfahrung. Ich hatte seit glaube ich 2 Jahren vorher gestartet mit einem Interview Podcast wo ich. Kulturwissenschaftlerinnen und Kulturwissenschaftler interviewt Hab zu ihren Forschungsthemen und dann dachte ich mir, es müsste aber doch irgendwie n Thema geben, was mir… Ja, was publikumswirksamer ist, wo man vielleicht auch n bisschen Geschichte stärker auch an ne breitere Öffentlichkeit heranführen kann. Und da kam die Idee auf, einfach mal ne Geschichte zu erzählen, die so 10 Minuten dauert und einfach so n interessanten geschichtlichen Aspekt vermittelt. Und da mir Richard immer Geschichten aus Mittelalter erzählt hat, die ich interessant fand und wo ich nichts drüber wusste, dachte ich mir, OK, frag ich ihn mal, ob er vielleicht Lust hat da mitzumachen.

Christiane Zwick:

Also wir ahnen schon, das ist kein ausgeklügeltes Konzept gewesen, keine Podcaststrategie, auch wenn du Richard jetzt Filmproduktion beraten hast und Daniel Du in der Öffentlichkeitsarbeit der Hamburger Uni warst. Ihr habt einfach gemacht. Wie viele Menschen habt ihr eigentlich am Anfang erreicht?

Richard Hemmer:

Ich glaub, Daniel du hast zu einer Jubiläumsfolge mich mal gefragt ob ich auch weiß, wie viele Leute uns in den ersten paar Wochen, Monaten gehört haben, wann wir das erste Mal die 1000er-Marke durchbrochen haben und ich bin davon ausgegangen, dass es relativ bald war. Aber du hast gesagt, das hat nur einige Zeit gedauert, oder?

Daniel Meßner:

Ich glaube, es war fast ein halbes Jahr. Ja, ja.

Richard Hemmer:

Also das Gute allerdings war, dass Daniel, dadurch, dass er eben schon so in diesem Podcastmilieu, vor allem eben in dieser Indie-Podcast-Szene in Deutschland, schon recht gut vernetzt war, dass wir zumindest von Anfang an schon ein Publikum gehabt haben, zwar überschaubares, aber trotzdem Leute, die uns zuhören, was für mich ja schon außergewöhnlich war. Ich war bei net davon ausgegangen bin, automatisch, dass unsere Leute auch wirklich zuhören bei dem was wir, was wir da machen. Aber wir haben so ein bisschen ein Basispublikum schon gehabt dadurch. Und das ist dann halt einfach stetig gewachsen.

Christiane Zwick:

Als Wissenschaftler, als Historiker habt ihr da ja durchaus auch einen Ruf zu verlieren. Ihr müsst auf eure Reputation achten und das ist ja was, was jetzt die Zuhörenden auch Interessierten, die sich vielleicht ans Mikrofon wagen. Wie ging es euch damit, was habt ihr euch für Gedanken zu diesem Punkt gemacht?

Richard Hemmer:

Also von meiner Warte aus kann ich sagen, ich hab ja nie tatsächlich in der Forschung gearbeitet als Historiker das. Heißt mein, mein Ruf war überschaubarer, beziehungsweise ich hab keinen tatsächlichen Ruf gehabt, den man verlieren kann als forschender Historiker. Ich hab zwar mein mein Studium abgeschlossen, aber danach ja auch immer in ganz anderen Bereichen gearbeitet. Deswegen für mich war das nie wirklich ein Thema. Natürlich sind wir aber schon trotzdem an diese, an die Vorbereitung von Anfang an so ran gegangen, dass wir das gemäß der wissenschaftlichen Standards machen wollen, die uns im Studium mitgegeben worden sind, was ja auch so ein bisschen. Das was er, was er Geschichtsstudium ausmacht. Viele Leute sind oft überrascht, wenn Daniel oder ihr gewisse Dinge aus der Geschichte nicht wissen, aber das ist ja auch nicht das, was man lernt im Geschichtsstudium, sondern man lernt das Rüstzeug kennen, das man braucht, um richtige Recherche, um richtige Quellenkritik und solche Dinge zu machen. Und da haben wir schon von Anfang an drauf geachtet, dass wir das gemäß der Standards, die uns im Studium mitgegeben wurden, auch tatsächlich durchführen.

Daniel Meßner:

Das war bei mir ähnlich. Also ich hatte zu dem Zeitpunkt zwar noch in der Forschung, also ich hab ne Promotion damals noch gemacht, aber im Grunde genommen war ich auch dann schon raus aus der Forschung, also der der wissenschaftliche Ruf, den der war da nicht mehr zu verlieren.

Christiane Zwick:

Wann gab es denn das erste Feedback?

Daniel Meßner:

Eigentlich recht bald. Was wir nämlich am Anfang ja gleich gemacht haben ist, wir haben auch die Community so mit eingebunden, also wir haben uns bis so die ersten 10 Folgen oder 15 Folgen anhört, da hatten wir auch immer Gäste. Weil, die haben dann was eingesprochen oder so. Weil eigentlich hab ich auch am von Anfang an gedacht: Der Podcast funktioniert so, dass man den, ja, so n bisschen einfach, mit anderen Leuten auch teilt. Also ich hab dann zum Beispiel immer Podcasterinnen und Podcaster gefragt, ob sie Quellen einsprechen, so als Zitate oder so. Es hat sich dann jetzt im Laufe der Zeit so n bisschen ausgeschlichen und wir haben das immer weniger gemacht, weil es irgendwie auch fürs Konzept jetzt nicht mehr so gut funktioniert hat, aber am Anfang war das eben find ich ne schöne schöne Art so in das Format reinzukommen.

Christiane Zwick:

Haben sich auch Kolleginnen und Kollegen vom Fach gemeldet, also sprich Historiker*innen?

Richard Hemmer:

Nach einer Zeit schon. Ja, also, und das hab ich auch recht interessant gefunden, weil ich das vorhin auch angesprochen hab. Man studiert Geschichte und weiß natürlich nicht alles aus der Geschichte und wir haben dann schon auch mit Forschenden, Historikerinnen und Historiker… also, die haben uns schon auch angeschrieben. Und da hab ich auch gemerkt, die freuen sich auch, dass sie tatsächlich was aus Themengebieten lernen, mit denen sie sonst überhaupt nichts zu tun haben. Natürlich haben wir dann auch irgendwann Feedback gekriegt von Leuten, die spezifisch zu einem Thema, das ihr Fachgebiet angeht, Feedback gegeben haben und zu meiner Überraschung, aber auch zu meiner Beruhigung eigentlich, war das großteils immer sehr wohlwollend.

Christiane Zwick:

Sehr gut, sehr gut. In der Begrüßung hab ich Erfolg mit Reichweite mit hohen Hörerinnenzahlen gleichgesetzt - man kann natürlich Erfolg auch anders definieren. Wie ist es bei euch, was ist für euch Erfolg mit dem Podcast?

Daniel Meßner:

Also ich würd sagen, da kommen ganz viele Faktoren zusammen. Also einerseits natürlich ist Reichweite ein gewisser Erfolg, aber was glaub ich für uns ne ganz wichtige Motivation war, von Anfang an ist, dass wir Feedback bekommen haben von den Hörenden. Es war nicht nur so der Kanal, wo wir hineinsprechen, sondern es kamen viele Kommentare, es kommen viele Hinweise. Wir stehen so jetzt auch mehr in Kontakt mit den Hörenden und je mehr Feedback dann man da bekommt, desto…Das war für uns, glaub ich, n wichtiger Faktor, um auch einfach motiviert zu bleiben und auch den Podcast so zu gestalten, wie wir ihn jetzt gestalten.

Richard Hemmer:

Über die Jahre haben wir hin und wieder Zuschriften gekriegt von Menschen, die sich inspiriert gefühlt haben, sich mehr mit Geschichte zu beschäftigen und ein oder zwei haben auch tatsächlich angefangen Geschichte zu studieren. Also jemand hat uns ein Werk zugeschickt, das wirklich seine gesammelten Arbeiten aus dem Geschichtsstudium, inklusive seiner Bachelorarbeit war das quasi. Während des Zeitraums, in dem wir unseren Podcast gemacht haben, hat er dann aufgrund unseres Podcasts angefangen, Geschichte zu studieren und das auch dann tatsächlich abgeschlossen. Und das ist natürlich schon großartig. Also das ist außergewöhnlich finde, ja.

Daniel Meßner:

Ich glaube, was man bei uns ganz gut merkt, ist, dass wir Leuten vermitteln, dass Geschichte mehr ist als das, was sie aus der Schule kennen, und dass Geschichte viel wichtiger, aufregender und interessanter sein kann, als irgendwelche Jahreszahlen zu lernen. Und ich glaub, dieses Interesse für Geschichte zu wecken, das ist schon was, was mir schon Spaß macht und wo ich, wo ich auch große Motivation drin hab.

Christiane Zwick:

Wie sieht es aus, ich habe gelesen, dass ihr euch mit dem Begriff Edutainment ganz wohl fühlt. Und was heißt das für euch?

Richard Hemmer:

Es ist tatsächlich das, was wir machen. Also. Was ich auch gerne raussteigen ist eben, dass wir keine keine Historiker sind, die in der Forschung tätig sind. Das heißt, alles, was wir hier machen, wir. Wir stehen hier quasi auf den Schultern von Riesen oder Riesinnen, die für uns die Arbeit geleistet haben. Diese Forschungsarbeit, der wir uns jetzt hier bemächtigen, um diese Geschichten erzählen zu können. Ich glaub, das ist so der Unterschied zwischen einem Werk, wo jemand wirklich selber die Forschung anstellt und dann darüber erzählt. Ich glaube, das ist dann so.

Dieser „tainment“-Teil des Ganzen und „Edu“ ist eben, dass wir tatsächlich auch richtige wissenschaftliche Lektüre verwenden, um unsere um unsere Geschichten zu machen und erzählen zu können. Edutaiment ist natürlich ein bisschen ein weiter Begriff, beziehungsweise nicht klar definiert, weil es so ein bisschen ein modisches Portemanteau ist. Aber. Ich glaub, grundsätzlich beschreibt es uns schon sehr gut in dem Zusammenhang.

Christiane Zwick:

Also das ist mit dem Dazulernen klappt, hab ich selbst überprüft. Ich hab die Folge 419 gehört, in der du Daniel das Ende der Reichspost beschreibst. Ja, du erklärst, wie die Fürstentümer 1806 neu geordnet wurden und das Wort Reichsdepot. Moment, noch mal. Reichsdeputationsausschuß hat den Weg in meinen Wortschatz gefunden, das hat bei mir so ergeben, dass quasi so einige Puzzlestücke an den richtigen Platz fielen. Das ist die Gelegenheit einmal in die Folge 419 von Geschichten aus der Geschichte reinzuhören:

Daniel Meßner:

Richard am 13. August Achtzehnhundertsieben macht sich Therese zu Mecklenburg von Regensburg aus auf den Weg nach Paris. Sie kommt dort am 18. August an und logiert im Hotel den Tranger in derrue.de la Concorde. Der Grund für Ihre Reise? Sie will sich mit Napoleon treffen und hofft auf eine Audienz beim Kaiser. Die sie auch bekommt. 12 Tage später.

Therese ist nämlich auf einer heiklen Mission unterwegs. Es ist so die Folgen der napoleonischen Kriege bedrohen die Geschäftsgrundlage für ihre Familie. OK. Dieses Adelshaus, in das sie eingeheiratet hat, zählt zu den wichtigsten des Kaiserreichs, des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation bis 1806. Jetzt droht der finanzielle und gesellschaftliche Absturz. Und weißt du, was 1806 passiert?

Richard Hemmer:

1806, na ja, wir sind noch immer. Den Napoleonischen Kriegen, ja. Aber was genau dort passiert? Ich weiß nicht.

Daniel Meßner:

Kaiser Franz der zweite liegt am 6. August Achtzehnhundertsechs die Reichskrone nieder und damit geht das Heilige Römische Reich zu Ende.

Christiane Zwick

Wie wählst du eigentlich deine Themen? Also ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jetzt dafür interessieren könnte. Hast aber geschafft.

Daniel Meßner:

Also das ist so glaub ich eine typische typische Folge, in der Hinsicht wie bei uns so die Erzählbögen funktionieren. Dass wir uns eine konkrete Geschichte raussuchen. In dem Fall ist es die Biografie von Therese zu Mecklenburg oder Mecklenburg, wie ich jetzt gelernt habe. Und anhand dieser Geschichte lässt sich aber der Kontext erzählen und der Kontext ist in dem Fall eben, dass das Reich, also das Heilige Römische Reich, endet. Und da versuche ich ja eben im Kontext so diesen größeren Bogen aufzuspannen, aber gleichzeitig immer so auch an ihrem Leben dranzubleiben.

Ich glaube, das ist ganz typisch für uns, dass wir versuchen, so Dinge zu erzählen, an die man ganz gut anknüpfen kann, wo man aber dann ein größeres Puzzlestück auch klären kann und auch zu zeigen, warum ist diese. Geschichte wichtig für den Verlauf und kann dadurch kann dadurch besser zeigen, so wie die Welt eben geworden ist, wie sie, wie sie heute ist. Und ich glaube, das ist ganz typisch für uns und auch, glaube ich, für auch für den Erfolg des Podcast, dass man eben beides hat. Man hat so den größeren Kontext, aber man hat eben auch so diese interessanten Geschichten.

Richard Hemmer:

Wir verwenden dafür auch gern den Begriff des Flickenteppichs oder wie man in Österreich sagt: Flickerlteppich. Also wirklich so ein großes Werk, wo immer kleine Dinge hinzugefügt werden und man sieht dann die Zusammenhänge und irgendwann, hoffentlich ergibt sich dann ein großes ganzes Bild, wo man diese Dinge schön einordnen kann. Also, man kann es mit einem Puzzle vergleichen, aber auch mit so einer Art Teppich, wo immer mehr dazukommt.

Christiane Zwick:

Genau deswegen habt ihr auch die Verweise in den verschiedenen Episoden. Da kann man einem Faden folgen, Ich würde es aber gern noch mal ein bisschen genauer haben. Daniel, wie kommst du eigentlich zu deiner Hauptfigur Therese zu Mecklenburg.

Daniel Meßner:

In dem Fall glaub ich war es eine Biographie, über die ich gestolpert bin und hab dann gesehen, dass sie eben eine Thurn und Taxis war. Und ich habe schon länger ein sehr dickes Buch auf dem Schreibtisch liegen gehabt, zur Geschichte der Post. Und ich dachte, eigentlich würde ich gern die Geschichte der Post erzählen, aber ehrlich gesagt, wenn ich jetzt die Geschichte der Post erzähl, dann dauert es 3 Stunden und ist eigentlich ziemlich langweilig, Das heißt, ich brauch einen Anknüpfungspunkt: Wie kann ich diese Geschichte erzählen? Und dann dachte ich mir, OK, dann erzähl ich das Ende der Post und dann hab ich diese Person an der ich das anhängen kann.

Die Idee, die Geschichte der Post zu machen, die gibt‘s schon länger. Und dann… ich schau halt immer durch, was gibt es für neue Bücher, was gibt es für die? Jetzt nicht nur die die neueste Literatur, sondern ich schau einfach immer so n bisschen, was sind so Themen, wo neue Bücher erschienen sind oder wo es schon Bücher gibt. Und was mittlerweile würde ich sagen, fast schon mehr als die Hälfte der Folgen ausmacht, sind Hinweise von Hörenden, die uns schreiben, Hey, guck dir doch mal dieses oder jenes Thema an, da gibt es dieses Buch oder jenes Buch, und daraus entsteht mittlerweile auch schon sehr, sehr viel.

Christiane Zwick:

Ich verstehe. In dieser Folge zum Ende der Reichsspost bist du Richard ja immer wieder angesprochen worden, ob du das weißt oder das. Und Du hast immer gesagt: „Nein“. Was ist eigentlich die Aufgabe des Zuhörenden in eurem Podcast.

Richard Hemmer:

Also ich glaube in erster Linie ist die Aufgabe des Zuhörenden einfach der Partner in diesem Ganzen zu sein, schon auch mit diesem gesamten Vorwissen, dass ich halt auch mitbringe mit dem Katalog, den wir jetzt schon haben. Aber gleichzeitig auch so ein bisschen die Rolle des Publikums einzunehmen, weil natürlich auch bei vielen Dingen nicht nur ich, nicht weiß, was es damit auf sich hat, sondern auch unser Publikum nicht weiß, was es auf sich hat.

Das ist ja auch so ein bisschen das Rezept eines dialogischen Podcasts. Dass man hier nicht einfach nur zwei Leute hat, die beide ständig ihr Wissen von sich geben wollen, sondern dass man hier auch so Art so Art Gespräch führen kann, das so ein bisschen simuliert, wie es ausschauen wird, wenn der Daniel das jetzt zum Beispiel jedem Einzelnen erzählen wird. Der, der zuhört und meine Rolle in dem Fall ist es einerseits auch zuzugeben, wenn ich Dinge nicht weiß, und es gibt viele Dinge, die einfach auch nicht weiß. Gleichzeitig aber auch. Die Person sein zu können, der Daniel das dann erklärt und stellvertretend, also quasi mir das erklärt für das Publikum.

Christiane Zwick:

Hat das n Effekt auf dich, Daniel? Wenn Richard dir online ins Auge schaut.

Daniel Meßner:

Er schaut noch gar nicht mal ins Auge, sondern wir nehmen tatsächlich nur den Ton auf. Also wir sehen uns bei den Aufnahmen noch gar nicht, aber es ist wichtig, und zwar von Anfang an ist es wichtig, weil ich die Folge oder ich glaube, wir machen das beide so, wir scripten diese Folge auch so, dass wir jeweils dem anderen diese Geschichte erzählen, also alles in meinem Text, den ich vorbereite, zielt darauf ab, Richard diese Geschichte zu erzählen, das ist aber, glaube ich, auch ganz wichtig.

In meinem Kopf und auch während ich erzähl, hab ich Richard vor mir, dem ich es erzähl und ich hab auch das Gefühl, wir sitzen am Küchentisch und erzählen uns die Geschichte. Und es ist auch glaub ich n wichtiger Unterschied zu wahrscheinlich einem Radioformat. In einem Radioformat würde man wahrscheinlich mehr an das Publikum denken, während man die Geschichte erzählt oder würde vielleicht auch das Publikum ansprechen oder einbinden und das mache ich, während ich das während ich vorbereite und während ich spreche, eigentlich gar nicht, sondern in dem Moment denke ich an Richard und will ihn unterhalten.

Christiane Zwick:

Das ist dann ja auch nahe und wahrscheinlich freundschaftlich. Und ja, gibt es dafür ein Vorbild?

Richard Hemmer:

Ich weiß nicht… Daniel hast du ein Vorbild gehabt, als du mir das gepitcht hast, die Idee?

Daniel Meßner:

Also tatsächlich nicht. Also ich hatte jetzt kein Vorbild im Kopf, aber es gibt natürlich schon einige, gerade amerikanische Formate, wo das so gemacht wird. Es gibt einige Geschichtspodcasts, wo eben zwei Leute sich eine Geschichte erzählen, in den meisten Fällen ist es aber schon so, glaube ich, dass die auch die Geschichte kennen, also bei keine Ahnung Stuff You Missed in History Class zum Beispiel sind es 2 Hosts, die eigentlich immer schon die Geschichte kennen, bei the Dollop, bis es auch so, dass die die Geschichte schon kennen. Also ich glaube, es ist schon in den allermeisten so, dass dass die dann gemeinsam die Geschichte erzählen und sich dann immer so abwechselnd beim.

Christiane Zwick:

Erzählen, was eben vom Skript gesprochen. Das ist natürlich super interessant für alle, die zuhören, wie ordnest du den Stoff, wie bringst du deine Dramaturgie rein.

Daniel Meßner:

Bin ich direkt angesprochen oder?

Christiane Zwick:

Ja, Daniel, Du bist angesprochen.

Daniel Meßner:

OK. Also im Grunde genommen ist es ist es einfach und schwierig. Also es ist einfach insofern, weil wir suchen uns mittlerweile einfach einen konkreten Einstiegspunkt, von dem wir anfangen zu erzählen, der wirklich so ein Ereignis beschreibt oder der irgendwie sowas interessantes beschreibt, was passiert ist. Und dann gehen wir noch mal einen Schritt zurück und sagen: So, wir machen jetzt erstmal den größeren Kontext auf.

Und wenn es dann zum Beispiel um ne Biografie geht, dann gehen wir so n bisschen chronologischer vor und versuchen dann aus dieser Chronologie immer mal wieder so auszubrechen und so den größeren Kontext aufzumachen. Und im Idealfall gibt es einen kleinen Spannungsbogen, der auf irgendwas zuläuft, auf dieses Ereignis, vielleicht sogar auf das Ereignis, das am Anfang beschrieben wird. So dass man noch mal so die Anknüpfung hat, nach ganz vorne und dann, ja läuft die Geschichte so aus bei einer Biografie, meistens ja dann mit dem Tod des oder der Protagonistin.

Christiane Zwick:

Wie sieht denn so ein Script aus, also wieviel steht da drauf? Ist das Durchgeschrieben oder sind da eher Stichworte drauf?

Richard Hemmer:

Also im im Laufe der Zeit hat sich das ziemlich geändert. Also die frühen Folgen, ich würd sagen so bis Folge 50 oder so, da war es bei mir zumindest Stichwörter und ich hab das dann eben während der Aufnahme entsprechend in ganze Sätze verpackt. Mittlerweile schreibe ich ganze Sätze auf, aber die sind dann auch nicht in Stein gemeißelt. Vor allem, weil der andere das Thema ja auch nicht kennt, und wir uns nicht so hundertprozentig drauf verlassen können, wie dann der Verlauf des Ganzen auch tatsächlich ist. Also müssen wir da ein bisschen flexibel sein.

Aber dadurch, dass wir uns kennen und dadurch, dass wir beide unser Werk kennen, wissen wir auch schon, wo wir irgendwie ansetzen können und auf was wir verweisen können und wo sich der andere höchstwahrscheinlich noch dran erinnert und solche Dinge. Wir versuchen es ja immer unter einer Stunde zu halten, die ganze Folge. Hat sich im Laufe der Zeit auch verlängert. Meistens waren es so 40 Minuten, mittlerweile sind wir eher schon 50 Minuten und mehr und meine Skripte sind mittlerweile so um die 4000 Wörter, so in die Richtung. Exzessivere Folgen haben dann auch schon über 5000 gehabt, aber das versuche ich zu vermeiden.

Christiane Zwick:

Also da hat sich was getan, da hat sich was entwickelt und ich hab ja auch in die 1. Folge reingehört. Technisch habt ihr auch einen weiten Sprung hingelegt. Über die Zeit habt ihr natürlich auch gelernt. Was sind so die Learnings, die ihr beschreiben könntet, die ihr wahrnehmt?

Richard Hemmer:

Also ich glaub, der größte Sprung, den wir rein was unsere Atomqualität angeht gemacht haben ist, dass sie irgendwann einmal entdeckt haben. Es gibt auch einen Equalizer. Und wir nicht einfach nur das rohe Resultat unseres Mikrofons direkt dann schneiden. Dann haben wir tatsächlich auch einmal unsere beiden Spuren von einem Experten einstellen lassen also, dass wir auch für unsere eigenen Stimmen die eigenen Equalizer Einstellung haben, weil wir unterschiedliche Stimmfarben haben. Wir haben da ein bisschen geschraubt an diesem Ding.

Lange Zeit waren unsere Folgen sehr, sehr basslastig. Da haben uns dann die Leute gesagt, die uns im Auto gehört haben, dass es einfach zu sehr dröhnt, wenn wir, wenn wir sprechen. Und da haben wir dann auch gelernt, gut, das kann man mit einer einfachen Equalizer-Einstellung einfach abdrehen und solche Dinge. So wie es vom Konzept her ist, es auch technisch, ist es bei uns ein bisschen Learning by doing gewesen. Also das Mikrofon, in das ich jetzt rede, ist, glaube ich, das dritte Mikro, das ich verwende. Oder das vierte sogar. Und da haben wir halt einfach, je länger es gegangen ist und je ambitionierter wir auch geworden sind, weil uns natürlich immer mehr Leute gehört haben, desto mehr haben wir uns dann auch damit beschäftigt und geschaut, dass wir das im Rahmen unserer Möglichkeiten optimieren können.

Christiane Zwick:

Ich habe mal nachgeschaut, wie das denn jetzt aussieht in den Spotify Charts und bei Apple Podcasts. Hier liegt an der Spitze bei den Geschichtspodcasts ich gratuliere. Was habt ihr für einen Kontakt zur Community? Also erstmal da gibt es die Postkarten. Und die schicken euch eure Fans aus aller Welt, von Orten, die ihr im Podcast behandelt habt. Wie ist euer Kontakt zur Community?

Richard Hemmer:

Also wir haben, wir haben relativ viele Kanäle, über die uns unsere Hörerinnen und Hörer kontaktieren können. Also das Übliche ist natürlich oder das Oldschooligste, wenn man so will, ist E-Mail, also wir haben eine eigene Feedback-Adresse, wir haben auch eigene E-Mail-Adressen für die Leute, die uns Hinweise schicken wollen, weil da soll es ja auch nicht an beide gehen, sondern nur an die Person, von der man will, dass es erzählt. Und dann haben wir, kann man natürlich auf unserer Website unter jeder Folge kommentieren. Wir sind auf den gängigen Social-Media-Plattformen unterwegs und geben dort den Leuten die Möglichkeit, sie uns schreiben können. Und das heißt, wir sind relativ offen, was so die Kommunikationskanäle angeht. Was natürlich gleichzeitig auch bedeutet, dass wir nicht immer auf alles reagieren können, was wir kriegen.

Wir lesen zwar alles, aber wir haben leider mittlerweile nicht mehr oder haben nicht die Ressourcen, weil es mittlerweile so viel geworden ist, auf alles zu antworten. Aber wenn wir was aufnehmen, ein Thema, das uns geschickt wird oder wenn wir Feedback aufnehmen, dafür haben wir auch dann eigene Feedbackfolgen ins Leben gerufen. Dann erwähnen wir dort natürlich schon die Leute, die uns geschrieben haben. Also für uns ist das wahnsinnig wichtig, auch weil das Teil unseres gesamten Konzepts ist, dass wir hier so erleben, dass wir so ein lebendes Werk sind. Wo wir auch dann sagen, da haben wir n Fehler gemacht oder da gibt es mehr oder da hätte man mehr in die Tiefe gehen können, und das dann auch entsprechend unseren Hörerinnen und Hörern mitteilen.

Daniel Meßner:

Und ich glaube, das ist auch ein wichtiger Punkt des Feedbacks, dass wir auch so, wenn uns jemand zum Beispiel ein Fehler oder so hinweist, dass wir die auch transparent machen, einfach, um auch zu zeigen, so hier sind nicht zwei allwissende Typen, die einfach Geschichte erzählen, sondern wir sind einfach auch Teil der Community, wir nehmen das auf was, was wir, was wir bekommen, als Feedback und. Und lassen das nicht einfach nur an uns ab.

Christiane Zwick:

Genau das hat mich interessiert. Also erlebt ihr eure Zuhörenden als einzelne gegenüber oder tatsächlich als so ne Gruppe von Menschen, ne Community.

Richard Hemmer:

Also ich glaube die die Community an sich. Das kriegen wir natürlich mit, über zum Beispiel unsere Position in in den jeweiligen Charts und so weiter also dass wir irgendwie die den Apple-Podcast-Kategorie Geschichte anführen, hat eben auch damit zu tun, dass uns einfach viele Leute hören. Das ist so dieser, dieser, die große Wirkung der Community, aber wir haben natürlich schon sehr viel auch mit Einzelpersonen zu tun und die das sind. Alle möglichen Leute also.

Das Interessante ist ja, dass es zu allem, was wir erzählen, auch immer jemanden gibt, der, der besser Bescheid weiß, drüber und über dieses Feedback. Also wenn wir dann von solchen Leuten Feedback kriegen, das ist natürlich wahnsinnig wertvoll für uns, weil wir uns eben, wie gesagt, nicht als die Experten für eh alles sehen, sondern wir erzählen hier Geschichte, die wir uns selber erarbeitet haben. Und da gibt es jemanden, der vielleicht seit 10 Jahren zu dem Thema forscht und die Person weiß natürlich viel besser über Dinge Bescheid als wir.

Daniel Meßner:

Und ein neuer Feedback-Kanal ist noch dazu gekommen. Und das ist jetzt, dass wir Liveshows machen und da haben wir noch mal auf ne ganz neue Art wirklich direkten Kontakt zu den Leuten und das ist auch noch mal was, was wir uns auch n Stück weit neu ist, dass Leute kommen, Fotos machen wollen mit uns und dass wir aber da auch wirklich noch mal so wirklich die einzelnen Leute sehen, mit ihnen reden können, das ist nochmal wirklich so eine neue Qualität. So an Feedback und Kontakt. Aber es ist tatsächlich heute früh passiert. Es war wirklich, wirklich witzig, ich stehe an der Ampel mit dem Fahrrad, hab glatt, hab gerade den Kleinen zur Kita erbracht und stehe in der an der Ampel, vor mir ein Rollerfahrer. Dreht sich um, macht so seinen Helm auf und sagt, Hey, bist du Daniel aus „Geschichten aus der Geschichte“? (Hervorragend). Ja, gib mir die Hand und dann zeigt er so, aber weißt du was, gestern hab ich deine Folge gehört zu Therese von Thurn und Taxis und die hat ja den Geliebten Lerchenfeld Köfering also so einen Grafen. Und er: Ja, weißt du wo ich gerade baue in einem Baufeld in Köfering, und das ist auch nach diesem Grafen benannt. Also das sind unglaublich coole Zufälle.

Christiane Zwick:

Sehr schön. Das ist natürlich auch, weil es eben jetzt deine Heimatstadt ist. Regensburg, gell? Ja, da, da treffen sich die Leute und das Thema. OK, also Ihr habt jetzt im Grunde beim Aufnehmen natürlich jeweils euer Gegenüber und die Community, diese riesen Community, das kann man ja auch nicht so wirklich fühlen, so 100 hundertfünfzigtausend Menschen. Folgen sie euch einfach und sagen, ihr könnt mir alles erzählen oder merkt ihr naja, die wählen schon nach Thema aus, so ähnlich wie ich ne also ich hab dann die Folge mit Samuel Peps sehr gerne gehört, weil ich dessen Tagebücher aus dem London des 17. Jahrhunderts sehr sehr gerne gelesen hab. Und auch die Entwicklung des Münzgelds hat mich total interessiert. Also ich war da themengesteuert. Was wisst ihr darüber? Wie suchen sich die Leute wirklich Themen aus? Wie viele sind einfach bei euch dran?

Richard Hemmer:

Also es ist tatsächlich ein richtiger Querschnitt. Also wenn man mal so eine Reichweite hat wie wir, ich glaub da geht es auch gar nicht anders. Also wir haben wirklich alles, wir haben die Leute, die uns irgendwann einmal entdeckt haben und dann angefangen haben, chronologisch uns wirklich durchzuhören, wir haben Leute. Ein Thema entdeckt haben, das sie interessiert hat und dann hin und her gesprungen sind, idealerweise für mich. Ist es so, dass Leute uns entdecken und sie hören Erfolge von einem Thema, das sie interessiert und die Art und Weise, wie wir das Ganze erzählen, bringt sie dann auch dazu, dass sie sich folgen anhören zu Themen, die sie eigentlich nicht interessiert hätten, und das ist immer für mich das größte Lob, wenn Leute sagen, ja, ich habe nicht gedacht, dass sie mit dafür oder hierfür interessieren könnte. Aber so wie ihr das dann erzählt habt, habe ich gemerkt, das ist tatsächlich sehr interessant.

Das ist auch so ein bisschen unser Anspruch, weil plakative Geschichtsthemen werden viel behandelt in unterschiedlichsten Podcasts, aber so die kleinen Geschichten oder die Dinge, die eben in dem Geschichtsbuch stehen, oder die Dinge, die jetzt nicht auf den ersten Blick wie das richtige Knallerthema wirken, wenn wir es dann schaffen, dass die Dinge für die Leute interessant sind, und sie sehen, dass das eben auch interessant ist, obwohl es jetzt nicht wirklich Mord und Totschlag oder irgendwie die berühmtesten Personen der Geschichte behandelt, das ist für mich eigentlich so der der große Gewinn an dem Ganzen.

Christiane Zwick:

Da habt ihr quasi auch ein Alleinstellungsmerkmal. Und ja, ihr steuert jetzt demnächst auf Folge 500 zu. Ihr habt die 400 geknackt und jetzt geht es Richtung 500. Wieviel Lust und wieviel Disziplin sind eigentlich dabei, wenn man jede Woche eine Geschichte aus der Geschichte erzählt?

Daniel Meßner:

Also Disziplinen, da würd ich sagen: schon immens viel. Wobei ich es wirklich erstaunlich find, dass wir das so jetzt durchgezogen haben. Also ich, ich denke mal, das hätte man uns beide beiden vorher so nicht erzählen können. Also wir hätten das sicher nicht geglaubt, dass wir das wöchentlich einfach so durchziehen, aber ich muss sagen, also ich sehe jetzt auch keinen Grund da jetzt aufzuhören oder Pausen zu machen, also ich habe immer noch genauso viel Spaß wie vor 8 Jahren.

Richard Hemmer:

Ja, also ich hab mich, ich hab mich früher immer als ein recht undisplinierten Menschen gesehen. Hin und wieder, wenn ich, wenn ich mit Leuten spreche und meine Frau ist dabei und die sagt dann ja, ich bin halt eigentlich ein eher undisziplinierter Mensch und sagt sie so, na, das stimmt nicht, ja, du bist wahnsinnig diszipliniert und es ist auch wirklich so, also die. Die letzten 8 Jahre war ich disziplinierter, als sie es jemals war in meinem Leben, weil man es halt auch sein muss. Also wenn man jede Woche an an Erfolge abliefern muss und wir haben einfach auch tatsächlich seit 8 Jahren nie einen Aufnahmetermin verpasst. Ja, also. Beide von uns. Wirklich immer zur Stelle gewesen, wenn es, wenn man Erfolge aufnehmen wollten oder aufnehmen haben müssen, wenn man den wöchentlichen Rhythmus beibehalten wollen. Und ja, das ist tatsächlich für mich sehr außergewöhnlich, ist tatsächlich Seite an mir die Sonne gekannt.

Christiane Zwick:

Habe ihr seid ja auf unglaublich relaxt. Also ihr kommt sehr sehr entspannt rüber und habt ihr euch das erarbeitet oder ist es einfach das schlimme so in euch? Das ist so wie ihr eben seid.

Richard Hemmer:

Na, ich glaube, wir sind beide einfach grundsätzlich sehr cool.

Daniel Meßner:

Ja, ich, aber ich glaub das ist auch glaub ich so n bisschen auch das Erfolgsgeheimnis, dass sie einfach auch authentisch rüberkommen und auch so ja so sind wie wir im Podcast sprechen. Also wir versuchen da nicht ne Rolle zu spielen oder uns zu verstellen, sondern wir sind einfach so als würde man ja wirklich Freunden mit Freunden am Küchentisch sitzen und das ist auch glaube ich das was den was den Podcast auch für viele auch interessant macht.

Richard Hemmer:

Also ich glaube, es hat auch damit zu tun, dass wir beide dasselbe wollen aus diesem Podcast. Also wir sind von Anfang an nicht reingegangen, damit das, wie gesagt, wir wollen damit riesig werden, wir wollen damit Geld verdienen, wir wollen davon leben, sondern wir haben das gemacht, weil uns das System interessiert, weil uns das die Möglichkeit interessiert hat, so Geschichten erzählen zu können, und Leute hören uns dann. Zu. Aber wir sind nie mit eben auch mit einem wahnsinnigen Sendungsbewusstsein oder sonstwie reingegangen. Und alles, was jetzt ist, das hat sich über die Jahre so entwickelt und wir sehen, was das angeht, auch wie soll ich sagen, ich würde jetzt nicht sagen träge. Aber wir, wir sehen Zeiten irgendwie an Grund irgendwas was funktioniert jetzt einfach über den Haufen zu werfen oder was Neues auszuprobieren, nur damit wir was Neues ausprobiert haben.

Sieht man ja auch an diesen unterschiedlichen Kategorien, die wir dann haben im Podcast. Also wieder Feedback, hinweisblock oder unsere Einleitung, das sind alles Dinge. Die tatsächlich historisch in diesem Podcast gewachsen sind und die wir dann einfach so so beibehalten haben. Und ich glaube, es ist so diese Mischung aus. Ursprünglich nicht wahnsinnig viel wollen. Relativ träge sein, aber gleichzeitig auch diszipliniert. Und ja, dann, man kann eigentlich wenig schief gehen.

Christiane Zwick: Ich glaube, ihr stapelt da so ein bisschen tief. Na, ihr habt ja jetzt gerade ein Buch geschrieben, Geschichte aus der Geschichten aus der Geschichte, genau wie der Podcast. Dann geht ihr auf Tournee. Da hat sich doch eine ganze Menge getan.

Richard Hemmer:

Im Ja, muss man aber dazu sagen, das ist alles nett, quasi von heute auf morgen. Also wir haben lang gebraucht, um dieses Buch zu schreiben, ja, also es gibt viele andere, jetzt nicht unbedingt nur Podcasts, sondern auch andere, die irgendwie in der Öffentlichkeit stehen, die dann schnell einmal ein Buch machen oder ich schnell mal auf Tour gehen, und wir haben auch, wir sind letztes Jahr zum ersten Mal tatsächlich live auf einer Bühne gestanden und haben Geschichten erzählt, also. Wir wir machen viel, vieles. Wir sind für alles offen eigentlich, aber wir müssen es mit unserem Tempo machen können und dann funktioniert. Glaube ich.

Christiane Zwick:

Nochmal angeknüpft die Frage, was hat sich denn eigentlich alles durch den Podcast für euch ergeben?

Richard Hemmer:

Alles sehr.

Daniel Meßner:

Ja, also unser jetziges Leben würd ich sagen. Komplett. Also alles, was wir momentan machen, hat sich durch den Podcast ergeben, auch die ganze Reichweite, Aufmerksamkeit, die wir jetzt haben, die Möglichkeiten n Buch zu machen zum Beispiel, das ist alles durch den Podcast gekommen und dadurch, dass. Ja, Vollzeit machen beschäftigen wir uns ja im Grunde. Mit ja, im Grunde mit nix anderem. Also arbeitstechnisch.

Christiane Zwick:

Ja, das war aber nicht von Anfang an geplant, dass ihr irgendwann mal vom Podcast lebt, dass ihr irgendwann mal hauptberufliche Podcaster seid. Habt ihr es vielleicht doch geträumt?

Richard Hemmer:

Naja, also ich muss ehrlich sagen, ich hab ich hab nie erwartet, dass es möglich sein wird, muss man sich halt auch anschauen wann wir gestartet haben als wir im 2015 gestartet. Das ist zwar der Beginn dieser neuen Welle gewesen, auf der wir jetzt schwimmen und wahrscheinlich kann man es gar nicht mehr als Welle bezeichnen oder als quasi den den letzten Podcast Hype, weil jetzt Podcasts sind hier "to stay", denke ich. Aber zu jenem Zeitpunkt, vor allem im deutschsprachigen Raum. Die Vorstellung, dass man von Audio allein, beziehungsweise Podcasts, leben kann, das war utopisch. Ja, also ich hätte es nicht erwartet und es ist auch tatsächlich erst, als wir quasi mit der Nase drauf gestoßen wurden, dass wir so eine Reichweite haben, dass wir dann mit Werbung auch so viel Geld verdienen könnten, dass wir beide davon leben können, das war nach 5 Jahren, also da haben wir vorher auch nie Anstalten gemacht. Sind tatsächlich auch die die Vermarkter dann auf uns zukommen, dann haben wir uns gedacht, gut, probieren wir es halt.

Christiane Zwick:

Zum Schluss noch was für die Zuhörenden zum Mitnehmen. Hättet ihr für uns mal 3 Tipps. Für den Erfolg von Wissenschaftspodcasts. Was können Hosts und künftige Podcaster*innen tun?

Daniel Meßner:

Also ein Tipp oder der erste Tipp, der mir einfällt ist, wenn jemand n Podcast machen will ist. Wirklich im ersten Moment mal anfangen und nicht zu sehr überlegen. Also das ist glaub ich der große Unterschied zu einer Radiosendung. Da braucht man erst mal Konzept und da muss alles stehen, aber beim Podcast kann man einfach mal starten. Und es gibt keine Podcast da keine Podcasterin die ich kenne, die sagt, Oh meine 1. Folge ist richtig gut, da musst du noch mal reinhören, sondern niemand ist mit seiner 1. Folge zufrieden, deshalb kann man auch einfach mal anfangen und uns machen. Und man kann das Konzept tatsächlich einfach auch erstmal sich entwickeln lassen und wirklich gucken, wo man das Gefühl hat, das damit kann ich gar nicht gut leben und dadurch und daraus das Konzept entwickeln, das würde ich sagen, ist mein erster Tipp, nicht zu viel nachdenken, sondern einfach mal machen und gucken, wie es einem, wie es einem taugt.

Richard Hemmer:

Genau. Und ich glaub grad bei Wissenschaftspodcast und das wär der zweite Tipp ist man muss ja intrinsische Motivation haben das zu machen. Also ich glaub wenn man sich hinsetzt und sich denkt die startet sie am Podcast und ich möchte, dass der riesengroß wird und ich möchte damit Geld verdienen und so, dass sie auch davon leben kann und all diese Dinge. Das sollte man hintenanstellen, sondern man muss in erster Linie einmal einfach für das Thema brennen und das überträgt sich dann auch auf die auf die Zuhörerschaft. Es wird immer so von Authentizität und so weiter geredet, aber das ist tatsächlich auch vor allem im glaub ich bei Wissenschaftspodcast sehr wichtig, dass man merkt, dass die Menschen, die das tun, das deswegen tun, weil sie für das Thema brennen und weil sie auch ne anderen, andere Leute daran teilhaben lassen.

Daniel Meßner:

Und ein dritter Tipp, der mir einfällt, ist, sich wirklich zu überlegen. Also man muss konstant dabei sein. Also wenn man jetzt sagt, ja, ich würd gern mal eine Folge machen, da würd ich noch keinen Podcast starten, sondern man muss irgendwie wirklich überlegen, wie kann ich wirklich regelmäßig und zwar auf eine längere Frist, ein Publikum und Community aufbauen. Also nur so funktioniert es auch, dass man dann auch ne, ja eben ne Community aufbaut, indem man sagt, es kann auch monatlich sein. Es muss jetzt nicht wöchentlich sein, aber dass man wirklich sagt: So, ich mach das konstant für ne gewisse Zeit, nur dann, glaub ich, würd ich wirklich auch starten mit einem Podcast. Wenn man das nicht irgendwie einbringen kann oder auch thematisch nicht weiß, was man in der zweiten oder 3. Folge tun will, dann, glaube ich, würde ich noch ein bisschen warten.

Christiane Zwick:

Hier habt Ihr uns echt schön teilhaben lassen und ein bisschen was aus dem Nähkästchen erzählt. Vielen, vielen Dank dafür.