radioWissen - Bayern 2   /     Endometriose - Wenn die Menstruation zur Qual wird

Description

Wenn sich Gebärmutterschleimhautzellen außerhalb des Uterus im Körper ansiedeln, dann kann das bei Menstruierenden zu höllischen Schmerzen führen. Nur wissen viele nicht, dass das bei ihnen der Fall ist. Endometriose - wenn die Menstruation zur Qual wird. Autorin: Caro Matzko

Subtitle
Duration
00:20:30
Publishing date
2023-12-13 03:10
Link
https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/endometriose-wenn-die-menstruation-zur-qual-wird/2087498
Contributors
  Caro Matzko
author  
Enclosures
https://media.neuland.br.de/file/2087498/c/feed/endometriose-wenn-die-menstruation-zur-qual-wird.mp3
audio/mpeg

Shownotes

Wenn sich Gebärmutterschleimhautzellen außerhalb des Uterus im Körper ansiedeln, dann kann das bei Menstruierenden zu höllischen Schmerzen führen. Nur wissen viele nicht, dass das bei ihnen der Fall ist. Endometriose - wenn die Menstruation zur Qual wird. Autorin: Caro Matzko

Credits
Autor/in dieser Folge: Caro Matzko
Regie: Kirsten Böttcher
Es sprachen: Thomas Birnstiel, Xenia Tiling
Technik: Susanne Herzig
Redaktion: Yvonne Maier

Im Interview:
Prof. Dr. med. Vanadin Seiffert-Klaus (Gynäkologische Endokrinologie und Kinderwunsch; Leiterin des Interdisziplinären Endometriose-Zentrums (IEZ); Leiterin des interdisziplinären Osteoporose-Zentrums (IOZ); Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München);
Prof. Dr. med. Brigitte Leeners (Klinikdirektorin Klinik und Leitung Klinische Forschung für Reproduktions-Endokrinologie am Universitätsspital Zürich);
Dr. Matthias Matzko (Chefarzt der Radiologie in der Helios-Amper-Klinik Dachau, Leiter des FUS-Centers fĂĽr fokussierten Ultraschall)

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Literaturtipps:

Megbel, Esther: „Jeden Monat eine Geburt“, in: Spektrum der Wissenschaft kompakt“ (10/23), S. 48 -55

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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

MUSIK 1: Resourceful criminals 

MUSIK 2: Light Reflex 

ZSP 2  Marietta Leist: Geburtenkontraktionen

„Es kommt Geburtenkontraktionen gleich. Da möchte ich mal jemand sehen, der da arbeiten kann. In Gesprächen musste ich mich hinsetzen, weil ich das nicht mehr gepackt habe.“ 

MUSIK HOCH

ZSP 1 Vanadin Seifert-Klauss: Was ist Endometriose KURZ

„Endometriose bezeichnet Endometriumzellen, also Zellen der Gebärmutterschleimhaut, die nicht an dem Ort wo sie normalerweise sind, wachsen.“

MUSIK 3: Glas

SPRECHER 

Marietta Leist ist heute 30 und hat seit ihrer Jugend sehr starke Blutungen.

ZSP    2b Marietta Leist: Beginn der Endometriose

„Meine Reise mit meiner Periode hat sehr früh begonnen. Ich glaub ich war elf und dann hat die Mami so kleine Mini-Obs und kleine Binden gekauft. Und dann hatte ich meine erste Periode. In der Schule hat sie bekommen. Mir war kotzübel und ich musste sofort auf die Toilette rennen, weil es war – ich red jetzt einfach frei raus – sintflutartig. Ich hatte so stark meine Tage gleich beim ersten Mal und relativ starke Schmerzen, dass ich mir gedacht habe: Um Gottes Willen! Das ist dann so weitergegangen. Wie ich dann 14, 15 war, ist es immer stärker geworden. So richtig angefangen, dass ich gemerkt habe: Da stimmt was nicht, war beim Geschlechtsverkehr. Von einem Tag auf den anderen hatten ich starke Schmerzen dabei, auch dass ich abbrechen musste. Und ich wusste nicht, was da los ist. Dann bin ich auch zu Gynäkologen verschiedenen, die haben aber nie das Wort Endometriose benutzt.“ 

SPRECHER  

Durch die enormen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr wird für sie Sex und auch die Benutzung von Tampons unmöglich, weil sie zu hart sind und das Einführen zu schmerzhaft. Und Marietta sieht, dass die Monatsblutung bei vielen Freundinnen nicht so eine Einschränkung ist und ahnt, dass da etwas nicht normal ist. Sie sucht Hilfe bei mehreren Gynäkologen - ihre Beschwerden werden aber nicht ernst genommen. 

Wie viele Frauen bekommt auch sie zu hören, sie habe nun mal ihre Tage und solle Schmerztabletten schlucken oder die Anti-Baby-Pille durchgehend nehmen, damit es gar nicht erst zur Monatsblutung komme. Doch Marietta fühlt sich mit der Dauereinnahme von Hormonen nicht wohl. Mit Anfang 20 hat sie Glück. Eine Freundin empfiehlt ihr einen Frauenarzt, der zufällig auch Spezialist für Endometriose ist. Eine Krankheit, von der Marietta noch nie gehört hat. 

ZSP   3    Marietta Leist: Diagnose

„Privatarzt, der hat mich abgetastet. Auch bei der Untersuchung habe ich weinen müssen. Der hat dann die Diagnose Endometriose in den Raum gestellt. Damals war die Krankheit noch null publik. Das Problem ist, wenn Endometriose im Körper verstreut ist, kann man die nicht sehen.“

MUSIK 4: Inner sanctum 

SPRECHERIN 

Und damit: schwer feststellen. 

Was passiert dabei? Bei Frauen mit Endometriose siedeln sich bestimmte Zellen, nämlich die der Gebärmutterschleimhautaußerhalb der Gebärmutter an. Die Gebärmutterschleimhaut trägt den medizinischen Namen Endometrium – daher der Name für diese Krankheit: Endometriose. Wenn diese Zellen sich im Körper ansiedeln, bilden sie so genannte Endometrioseherde – also Gebärmutterschleimhaut, wo sie gar nicht sein soll. 

ZSP 4 Vanadin Seifert-Klauss: Was ist Endometriose

Normalerweise sind sie nur in der Gebärmutterhöhle, die außerhalb der Schwangerschaft keine Höhle ist, sondern ein ganz schmaler Raum in dem sich die Schleimhaut aufbaut und während der Menstruation abblutet. 

SPRECHERIN

Sagt Vanadin Seifert-Klauss. Die Professorin ist Leiterin des Interdisziplinären Endometriose-Zentrums (IEZ) am Klinikum „Rechts der Isar“ in München. Wenn die Zellen außerhalb der Gebärmutter liegen, führt das zu mitunter starken Beschwerden, denn diese Zellen reagieren weiterhin wie ganz normale Zellen der Gebärmutterschleimhaut – auf den Hormon-Zyklus.

ZSP 4.1 Vanadin Seifert-Klauss: Was ist Endometriose

„Egal wo die Endometriosezellen sitzen, im Gebärmuttermuskel, kann außerhalb der Gebärmutter sein, meistens im kleinen Becken, geht aber auch am Zwerchfell, in der Lunge, sogar im Ohr, kann es sein, dass sie den Hormonen gehorchend zur Zeit der Periode bluten und dadurch Schmerzen verursachen.“ 

SPRECHER

Jährlich bekommen 40.000 Frauen in Deutschland den Befund Endometriose. Doch es gibt eine hohe Dunkelziffer, da die Diagnose streng genommen nur unter dem Mikroskop erfolgen kann. Das bedeutet: Zellen müssen entnommen und als Endometriumszellen identifiziert werden. Doch um sie entnehmen zu können, braucht es in der Regel eine Operation – die viele Patientinnen erst einmal scheuen. Die Schmerzen nehmen während der Regelblutung enorm zu, weil die Zellen der Endometrioseherde – ganz egal, wo sie sich angesiedelt haben - wie die Gebärmutterschleimhaut im Uterus auf das Auf- und Ab der Hormone während des Zyklus reagieren. 

MUSIK 5: Well built 

SPRECHERIN  

In der ersten Zyklushälfte stößt zunächst das follikelstimulierende Hormon FSH die Reifung der Eibläschen, auch Follikel genannt, im Eierstock an. Jeden Monat reift ein Follikel mit einer Eizelle im Inneren heran. Parallel dazu regen Östrogene über mehrere Tage hinweg den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut an. Ab einer gewissen Östrogenkonzentration wird das Kommando für das luteinisierende Hormon LH und den Eisprung ausgelöst. Dann löst sich die Eizelle aus dem Follikel und macht sich auf die Reise durch den Eileiter bis zur Gebärmutter. 

Im Eierstock bleibt der geplatzte Follikel zurück- um ihn herum bildet sich nun der so genannte Gelbkörper. Dort entstehen Östrogen und Progesteron, auch bekannt als Gelbkörperhormon. Progesteron unterstützt den weiteren Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Kommt es zu keiner Befruchtung der Eizelle durch ein Spermium geht der Gelbkörper zugrunde. Die Progesteron- und Östrogenspiegel im Blut sinken wieder, die Gefäße innerhalb eines Teils der Gebärmutterschleimhaut ziehen sich zusammen und das abgestorbene Gewebe wird mit etwas Blut abgestoßen. So kommt es zur Monatsblutung. 

MUSIK aus

SPRECHER

Auch die Zellen der Endometrioseherde wachsen mit jedem Zyklus und bluten, wenn es zur Periode kommt. Die Folgen sind immens: Es kann zu lokalen Entzündungen oder sogar Organschäden kommen. Einige Patientinnen werden nicht schwanger aufgrund von Verwachsungen rund um Eileiter und Gebärmutter und die meisten leiden unter großen und ganz unterschiedlichen Schmerzen. Je nachdem, wo sich die Zellen angesiedelt haben, können noch weitere Symptome dazukommen, darum wird die Endometriose auch als das Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet, erklärt Gynäkologin Vanadin Seifert-Klauss:

ZSP 5 Vanadin Seifert-Klauss: Hinweise

„Es gibt typische Symptome: Sehr starke Unterbauchschmerzen während der Periode, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Blut im Urin während der Periode, auf dem Stuhl, starke Schmerzen im Darm während der Periode. Viele bemerken Darmveränderungen, Durchfälle, Verstopfungen, Vorwölbung des Bauches, der „Endo-Belly“. Also es gibt verschiedene Anzeichen, wenn sie alle vier Wochen aus dem Ohr bluten oder Blut husten, dann ist das auch ein Hinweis.“

SPRECHERIN

Wie die Endometriumszellen an andere Orte des Körpers gelangen können, dafür gibt es mittlerweile einen Erklärungsansatz: Ein Grund könnte sein, dass Menstruationsblut teilweise durch die Eileiter in den Bauchraum abfließt. Das bezeichnen Medizinerinnen wie Vanadin Seifert-Klauss als retrograde Menstruation. 

ZSP 6  Vanadin Seifert-Klauss: Warum tauchen die Zellen woanders auf?

„Nicht alle Schleimhautzellen, die mit der Menstruation abgestoßen werden, werden nach unten durch die Scheide abgestoßen, sondern ein Teil davon geht durch die Eileiter in den Bauchraum. Wahrscheinlich ist das sogar häufiger als wir denken, aber es erklärt natürlich nicht, warum sich bei manchen Frauen diese Zellen zu Endometrioseherden entwickeln, dort wuchern und bei anderen Frauen nicht.“ 

SPRECHERIN

Die Größe des Herdes sagt übrigens nichts über die Intensität der Beschwerden aus. 

ZSP 7 Vanadin Seifert-Klauss: Endo im Bauchfell

„Wenn es zum Beispiel aufs Bauchfell blutet, das ist ein sehr starker Schmerzreiz, das kann bei Frauen auch mit kleinen Herden zu Ohnmachten führen und großes Leid verursachen.“

MUSIK 6: „Glas“ – siehe vorn – 18 Sek

SPRECHER

Auch Marietta Leist hat Endometriosezellen im Bauchfell, aber nicht nur dort. Um die vielen Herde zu lokalisieren und zu entfernen, wird ihr zu einer Operation geraten. 

ZSP   8 Marietta Leist: Operation

„Die Operation war schon recht aufwendig. Das Ganze wurde mit einer Laparoskopie gemacht: Ein großer Schnitt auf Gebärmutterhöhe, zwei kleine Schnitte für die Zangen auf Blasenhöhe und noch ein Schnitt unterhalb des Bauchnabels.… sehr viele Bereich betroffen, das Bauchfell, die Blase, an der Scheidenaußenwand und Gebärmutteraußenwand war recht viel. Das schaut aus wie ein weißes

Gewebenetz im Körper.“ 

SPRECHERIN

Die Operation ist nur ein Versuch, die Endometriose in den Griff zu bekommen. Die andere Behandlungsmöglichkeit ist ein Gestagen-Präparat wie die Antibabypille zu nehmen, da die Hormone der Pille den Zyklus stabilisieren und das Wachstum der Endometrioseherde hemmen und damit die Schmerzen weniger werden. Manche Patientinnen nehmen die Medikamente gegen die Endometriose auch durchgehend, damit es gar nicht erst zum Eisprung und zur Blutung kommt. Doch wer schwanger werden will, muss die Pille wieder absetzen - und darüber hinaus sind die Nebenwirkungen von Gestagen-haltigen Tabletten für viele Frauen nicht zu unterschätzen, sagt Dr. Matthias Matzko. Er ist Leiter der Radiologie und Spezialist für Gebärmuttermyome und Adenomyosen an der Helios Amper Klinik in Dachau. 

ZSP 9 Dr. Matthias Matzko: Gestagenpräparate

„Meist bleibt nur der Weg einer dauerhaften Hormonbehandlung mit Gestagen-Präparaten, welche primär dazu führen, dass die Symptome der Patientin unterdrückt werden, und dabei kommt es zu langanhaltenden Nebenwirkungen, die durch die Einnahme hervorgerufen werden: Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, schlechte Laune wird häufig von den Patientinnen beschrieben.“

SPRECHER

Auch Marietta Leist hat mit den Nebenwirkungen der Antibabypille zu kämpfen, kann sie aber absetzen, nachdem ihre vielen Endometrioseherde entfernt worden sind. Doch die Operation ist ein Eingriff, der nicht zu unterschätzen ist: 

ZSP 10 Marietta: Nach der OP

„Nach der Operation habe ich lang gebraucht, bis ich wieder ganz fit war. Hat ein Jahr gedauert, bis die Narben verheilt waren und ich eine Besserung gemerkt habe. Ich habe jetzt weniger Schmerzen beim Sex. Das funktioniert gut. Meine Periode ist immer noch sehr stark.“ 

SPRECHER

.. und darum versucht Marietta auch heute noch für die ersten zwei Tage der Monatsblutung, die sie mit Hilfe einer App kalkuliert, sich nicht zu viel vorzunehmen. Denn die Schmerzen und Blutungen sind noch immer stark. Ein Grund für ihre anhaltenden Beschwerden könnte Mariettas Adenomyose sein - also die Endometriumszellen in der Gebärmutterwand. Die konnten bei der Operation nicht entfernt werden, da das Risiko einer Beschädigung des Uterus zu groß gewesen wäre. 

SPRECHERIN

Dies ist bei den meisten Patientinnen so - häufig können nur vergleichsweise kleine und klar einzugrenzenden Herde, in der Sprache der Medizin fokal genannt, aus der Uteruswand entfernt werden. 

MUSIK 7: Resourceful criminals 

SPRECHER 

Doch die meisten Adenomyosen, also Endometriumszellen in der Gebärmutterwand, werden – genau wie bei Marietta - erst nach acht oder mehr Jahren diagnostiziert. 

SPRECHERIN

Bis dahin haben die Zellen viel Zeit sich zu vermehren und die betroffenen Frauen leiden jahrelang unter Schmerzen, die sie als nadelstichartig oder metallisch beschreiben, die oft schon eine Woche vor der Regelblutung beginnen. Die Blutungen selbst sind deutlich verstärkt und oft unregelmäßig. Der Radiologe Matthias Matzko findet, dass viele Gynäkologen und Gynäkologinnen das MRT - die Magnetresonanztomographie - bei ihren Patientinnen zur Weichteildiagnosik einsetzen sollten. Mit einem MRT-Bild könnten sehr viele Adenomyosen schneller entdeckt werden- und sogar behandelt werden. Matthias Matzko konnte viele Adenomyosen mit gebündeltem Ultraschall entfernen.

ZSP 11a  Matthias Matzko, fokussierter Ultraschall

„Der fokussierte Ultraschall, der in der Frauenmedizin mittlerweile sehr häufig benutzt wird, um Gebärmuttermyome mit Hitze zu veröden, schafft es zum Teil auch die Adenomyosen erfolgreich zu behandeln. Oftmals ist hierzu eine Hormonvorbehandlung der Patientin über etwa sechs Monate mit einem Anti-Endometriose-Hormon nötig, um die starke Durchblutung der Schleimhautmassen in der Gewebewand der Gebärmutter herabzusetzen. 

SPRECHERIN

Wenn das Endometriosegewebe nur noch schwach durchblutet ist, kann es sehr gut vom fokussierten Ultraschall erhitzt werden. Der Körper trägt das abgestorbene Gewebe dann selbständig ab. Die Behandlung mit fokussiertem Ultraschall eignet sich also für Endometrioseherde, die klar lokalisierbar sind. Ist die gesamte Gebärmutterwand mit Endometriosegewebe durchwuchert, ist die Patientin für die Therapie leider nicht geeignet.  

ZSP 11b Matthias Matzko, 

Das heißt man muss im Grunde genommen jeden einzelnen Fall, den man behandeln möchte vorher mit einer MRT-Untersuchung genau verifizieren, man muss mit der Patientin sprechen über die Ziele, die man erreichen möchte bei der Behandlung. Geht es um Kinderwunsch, Schmerzherabsetzung und mit der Patientin gemeinsam die Ziele festlegen und Therapiestrategie erstellen.“

MUSIK 8: Glas 

SPRECHER

Marietta Leist hat wie viele Patientinnen erst vor kurzem von der Möglichkeit einer Behandlung mit fokussiertem Ultraschall erfahren. Sie wünscht sich mehr und bessere Aufklärung rund um Endometriose. Und nicht nur das.

ZSP 12 Marietta Leist – Schlusston mehr Forschung

„Ich hoffe einfach wahnsinnig, dass mehr geforscht wird und dass mehr drüber geredet wird. Einfach mehr über das Thema reden und mehr über Periode reden und über Hormone. Jede Frau hat das. Und das ist so abartig, wenn sich Frauen immer noch nicht trauen, darüber zu reden oder sagen, dass ist ein Tabuthema. Überhaupt nicht meiner Meinung nach. Ich steh auf der Arbeit und ich rede vor Männern, es ist mir wurscht wer das ist. Ich sage: Leute ich bin heut nicht auf der Höhe, ich habe gestern meine Tage bekommen. Habt Nachsicht mit mir. Manche schauen mich ganz erschrocken an, manche lachen, manche finden es cool. Es ist mir mittlerweile scheißegal. Ich hoffe, dass es eventuell bald eine bessere Lösung gibt als nur die Pille durchzunehmen oder zu operieren.“ 

MUSIK 9: Verführung 

SPRECHER

Und die könnte es vielleicht tatsächlich bald geben. Am Universitätsspital Zürich forscht Professorin Brigitte Leeners daran. Die Klinikdirektorin sucht gemeinsam mit ihrem Team seit einigen Jahren nach einem Medikament, mit dem man Endometriose heilen könnte. 

ZSP 13  Leeners Forschung zu Antikörper Medikament

„Aktuell arbeiten wir an einer heilenden Therapie gegen Endometriose, die auf einem immunologischen Ansatz beruht. Das heißt, wir haben eine Vielzahl von Endometriose Gewebeproben untersucht und haben so ein Antikörper entwickeln können und entwickeln das im Moment so weiter, dass man diesen Antikörper in näherer Zukunft in den Körper einbringen kann und dass der gezielt an diese Endometrioseherde im Körper bindet und damit dem Körper das Signal gibt diese abzubauen. Bisher hat man Endometriose nur entweder Operationen zur Verfügung oder hormonelle Therapien, die im besten Fall die Herde stabil halten. Aber man gar keine heilende Therapie. Und dieser Ansatz, an dem wir arbeiten, würde uns zum ersten Mal ein Medikament an die Hand geben mit dem wir die Herde schrumpfen lassen können. 

MUSIK 10: Verführung 

dann 

Wechsel in MUSIK 11: Resourceful Criminals 

SPRECHERIN

Wichtig dabei: Der Antikörper erkennt die Charaktereigenschaften von Endometriosezellen und bindet sich an sie. Die Endometriumszellen innerhalb der Gebärmutter werden von ihm nicht angegangen. 

Ein solches heilendes Medikament würde für tausende von Endometriosepatientinnen eine große Hilfe sein, da die heutigen Behandlungsmethoden oft nur Symptome unterdrücken können– und häufig mit relevanten Nebenwirkungen verbunden sind. Die Gynäkologin Brigitte Leeners sieht jedoch, dass frauenmedizinische Themen in der Forschung noch immer nicht gleichberechtigt finanziert werden.

ZSP 14 Leeners: Wunsch nach mehr Geld fĂĽr Frauenthemenforschung

„Wenn man guckt, wohin Forschungsgelder gehen, dann würde ich mir sehr wünschen, dass bei der Vergabe von Fördermittel die frauenspezifischen Themen da deutlich mehr Beachtung finden würden.“ 

Musik hoch und aus.

ENDE