radioWissen - Bayern 2   /     Ein großes Theater - Die Geschichte des Bolschoi in Moskau

Description

Es gibt nur wenige Orte in der russischen Hauptstadt, die so symbolisch aufgeladen, so imperial und so eng mit der Geschichte Russlands und dem Geist Moskaus verbunden sind, wie das Bolschoi-Theater. Das klassizistische GebĂ€ude wie das darin beherbergte Ensemble und seine Kunst blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurĂŒck. Von Julia Smilga.

Subtitle
Duration
00:23:06
Publishing date
2024-10-08 15:10
Link
https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/ein-grosses-theater-die-geschichte-des-bolschoi-in-moskau/2098416
Contributors
  Julia Smilga
author  
Enclosures
https://media.neuland.br.de/file/2098416/c/feed/ein-grosses-theater-die-geschichte-des-bolschoi-in-moskau.mp3
audio/mpeg

Shownotes

Es gibt nur wenige Orte in der russischen Hauptstadt, die so symbolisch aufgeladen, so imperial und so eng mit der Geschichte Russlands und dem Geist Moskaus verbunden sind, wie das Bolschoi-Theater. Das klassizistische GebĂ€ude wie das darin beherbergte Ensemble und seine Kunst blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurĂŒck. Von Julia Smilga.

Credits
Autorin dieser Folge: Julia Smilga
Regie: Christiane Klenz
Es sprachen: Andreas Neumann, Rahel Comtesse, Julia Fischer
Technik: Ursula Kirstein
Redaktion:Karin Becker

Im Interview:
Alexei Parin, Musikwissenschaftler, Opernkritiker
Ekaterina Belowa, Professorin fĂŒr Choreografie und Ballettstudien an der Staatlichen Akademie fĂŒr Choreographie in Moskau

Literaturtipps:
„Galina“ von Galina Wischnewskaja, Gustav LĂŒbbe Verlag ISBN: 3-7857-0433-X
„Ich, Maija“ von Maija Plissezkaja, Gustav LĂŒbbe Verlag  ISBN: 978-3785707746

Wir freuen uns ĂŒber Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

Radiowissen finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Radiowissen
JETZT ENTDECKEN

Das vollstÀndige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

 

MUSIK 1 (SC007960W02 Tschaikowsky: Schwanensee; Orchester des Bolschoi-Theaters, Alexander Vedernikov 1‘11)

 

OTon 01 Parin deutsch

FĂŒr mich persönlich ist Bolschoi Theater wirklich ein Symbol von Moskau, ein Symbol von russischer Kunst. Und natĂŒrlich Bolschoi-Theater steht so fantastisch in unserer Stadt bis jetzt, dass wir, wenn wir vorbeigehen und wenn wir das GebĂ€ude sehen. Wir verstehen sofort, das ist wirklich eines der grĂ¶ĂŸten TheatergebĂ€uden in der Welt. eigentlich la Scala ist ein bisschen grĂ¶ĂŸer. Bolschoi-Theater ist zweiter von GrĂ¶ĂŸe.

 

Sprecher:

Der Moskauer Musikwissenschaftler und Opernkritiker Alexei Parin kennt das Bolschoi Theater seit seiner frĂŒhesten Kindheit. Der 80 - jĂ€hrige erinnert sich gerne an seinen ersten Besuch vor 75 Jahren – die Oper „Ruslan und Ludmila“ von Michail Glinka hat den 5 - jĂ€hrigen fasziniert und ihm die Liebe zur Musik und zu diesem Theater fĂŒr immer „eingeimpft“, wie Parin sagt. Die GrĂ¶ĂŸe des Theaterraums lĂ€sst sich erst erahnen, wenn man ganz oben steht.

 

OTon 02 Parin deutsch

Wenn ich meine Enkelkinder ins Bolschoi-Theater zum ersten Mal bringe. Wir mĂŒssen unbedingt zum vierten Rang gehen, und dann dort stehen und sehen, dass Bolschoi-Theater so groß ist wie ein großes GebĂ€ude.

 

MUSIK 2 (66163810101 Michail Glinka: OuvertĂŒre „Ruslan und Ludmilla“, Walerjan Schirkow 0‘33)

 

Sprecher:

Das beeindruckende GebĂ€ude im klassizistischen Stil mit seinem Vorbau mit acht ionischen SĂ€ulen und einer Quadriga, also einem antiken Viergespann auf dem Dach, weckt Erinnerungen an lĂ€ngst vergangene, glanzvolle Zeiten. Der Hauptsaal mit Platz fĂŒr rund 2000 Zuschauer ist mit vergoldetem Stuck und rotem Samt ausgekleidet, die ihm speziellen Glanz und Feierlichkeit verleihen. Hier fanden die WelturauffĂŒhrungen zahlreicher berĂŒhmter Opern russischer Komponisten statt. Peter Tschaikowsky und Sergej Rachmaninow dirigierten hier selbst die Premieren ihrer Opern. Aber auch in der sowjetischen Geschichte spielte das Bolschoi Theater eine zentrale Rolle: hier fanden die Allrussischen Sowjetkongresse und die Sitzungen des Zentralen Exekutivkomitees in der jungen Sowjetrepublik in den 1920er Jahren statt. Auch die GrĂŒndung eines neuen Staates – der UdSSR – wurde am 30. Dezember 1922 von der BĂŒhne des Bolschoi-Theaters durch keinen geringeren als Wladimir Lenin verkĂŒndet.

 

 

Oton 03 Parin deutsch

Bolschoi-Theater: als GebĂ€ude, als Theater, das ist natĂŒrlich Symbol von Imperium – eigentlich alle Festsitzungen, alle JubilĂ€en wurden gefeiert im Bolschoi-Theater, Bolschoi-Theater in meiner Kindheit, in meiner Jugend das war natĂŒrlich der Platz, wo alle diese Sitzungen stattfanden. Und das bleibt in meiner Seele, bis jetzt, also wenn ich Bolschoi-Theater besuche. Ja, also, das ist so groß und prĂ€chtig und alles Mögliche, dass ich sofort in unsrem Imperium mich verstehe.

 

MUSIK 3 (R0096600W01 Gluck: „Orfeo ed Euridice“, MĂŒnchner Rundfunkorchester, Bruno Weil 1’15)

 

Sprecher:
Das Bolschoi Theater als Symbol des russischen Imperiums - ob es auch von der Zarin Katharina der Großen so gedacht war? Am 28. MĂ€rz 1776 gab Katharina die Große dem russischen FĂŒrsten Urussow das Privileg, VorfĂŒhrungen, BĂ€lle und Maskeraden zu veranstalten und eine Theatertruppe zusammenzustellen. So gilt der 28. MĂ€rz 1776 als Geburtstag des Bolschoi Theaters in Moskau. Der Saal lag noch an anderer Stelle der Stadt als das heutige Bolschoi, mit seinen drei Logenetagen und einer Rotunde fĂŒr besondere Besucher wurde er schnell zum kulturellen Zentrum Moskaus. Hier fĂŒhrten Leibeigene italienische komische Opern und Ballette auf. Auch einige erste russische Opern wurden hier gezeigt. Es gab auch eine Tanztruppe – sie bestand zunĂ€chst aus Moskauer Waisenkindern, die zuvor einer Tanzschule durchliefen. Diese Schule wurde nach dem Beispiel der bereits existierenden Sankt Petersburger Ballettschule des französischen TĂ€nzers und Choreografen Jean-Baptiste LandĂ© errichtet, erzĂ€hlt Ekaterina Belowa. Sie ist Professorin fĂŒr Choreografie und Ballettstudien an der Staatlichen Akademie fĂŒr Choreographie in Moskau.

Â